Mittwoch, 31. Oktober 2012

Samhain

Für die keltische Gemeinschaft war das Samhain Fest das zentrale Ereignis des Jahres, das größte und wichtigste Fest. es fand am 1. November statt. Etymologisch bedeutet Samhain "Ende des Sommers", also Winteranfang. Es ist somit der erste Tag des neuen Jahres im keltischen Kalender.Genauer ausgedrückt: die erste Nacht da die Kelten nicht die Tage, sondern die Nächte zählen. man darf sich nicht darüber verwundern dass, der Beginn des neuen Jahres mit dem Winteranfang zusammenfällt, aber die Kelten glaubten unter anderem auch an einen Gott der Finsternis aus dessen Ursprung der Mensch und das ganze Seiende hervorging. Wir wissen nicht viel über das Ritual des Samhainfestes. Aber wir wissen aus irischen Überlieferungen dass am Vorabend des festes alle Feuer ausgelöscht wurden. Damit drückte man aus das dass "alte Jahr" gestorben war und seine Wiedergeburt, also das neue Jahr, begann dann wenn die Druiden am nächsten Morgen das Feuer wieder anzündeten. In der Nacht zu Samhain verbindet sich die Welt der Götter mit der Welt der Menschen, es öffnet sich also die Tür zur keltischen "Anderswelt". Das bedeutet das in dieser Nacht der normale Zeitbegriff eingestellt ist und ein vollkommen anderer Zeitbegriff existierte.
hukwa

Herbstmeditationen

Zu den unvergesslichen Augenblicken im Leben, zählen für mich die stillen Abende im Herbst. Die erdigen Gerüche die der Wald an solchen Abenden ausströmt, ein Hexenkreis von Pilzen und der Flug der Kraniche gen Süden. Dies alles macht die Stimmung des Herbstes aus. In dieser zeit sollte der Mensch sich auch selbst beobachten, den mit jedem Herbst nähert er sich auch seinem Lebensherbst. In den Wäldern fallen die Blätter und die Hagebutten leuchten in ihrem kräftigen rot mit dem Fliegenpilz um die Wette. Das Rotkehlchen in der Weißdornhecke träumt in der Oktobersonne ein letztes mal vom Sommer. Auf den Überlandsleitungen sammeln sich die letzten Zugvögel um ihre Reise in den nächsten Tagen anzutreten, sie folgen den Kranichen. Jetzt ist die Zeit der Kastanien und des neuen Wein gekommen. Am Abend lese ich wieder öfters Lyrik, aber vor allem ist jetzt die Zeit da um in sich zu gehen. Um diese Zeit schöpferisch zu nutzen muss man einen meditativen Lebenswandel führen, denn, der ganze Herbst ist eine Meditation.
hukwa

Samstag, 27. Oktober 2012

Mensch und Baum – eine uralte Beziehung



Zu jeder Jahreszeit haben Bäume ihre besondere Ausstrahlungskraft. Jetzt im Winter, da sie ohne Blätter sind, wirken sie besonders ausdrucksstark. Ja, es scheint so, als würden sie uns gerade in der kalten Jahreszeit ihr Wesen besonders ausgeprägt mitteilen. Geäder und Struktur ihrer Rinde, ihre knorrigen Äste, ihr Echsenstamm und die mächtigen Kronen können wir jetzt besonders genau studieren.


Von Anfang an scheint das Leben des Menschen mit Bäumen verbunden zu sein! Die Konturen von Bäumen sind nicht nur in der realen Landschaft, sondern auch in der Landschaft unserer Seele so deutlich eingezeichnet, dass wir ein verwandtschaftliches Gefühl für sie bekommen. Die Dichter wissen um dieses Gefühl schon seit Jahrtausenden: um das Gefühl einer Harmonie zwischen Mensch und Baum. Jaques Brosse schrieb in seiner „Mythologie der Bäume“ zu recht: „von Anfang an war das Schicksal der Menschen durch ein so enges und starkes Band mit dem der Bäume verknüpft, dass man sich fragen muss, wie es einer Menschheit ergehen wird, die dieses Band brutal zerrissen hat. Wir täten gut daran, wenn wir überleben wollen, das wiederherzustellen, was wir zerstört haben: eine Weltordnung, in der Mensch und Natur eine harmonische Einheit bilden.“

Der Baum ist ein Urbild, ein Urphänomen. Ja, er ist ein Archetyp. Seit es Literaten und Kunst gibt, teilen uns die Dichter und Künstler ihre Beziehungen zu den Bäumen mit. Homer berichtet uns im 24. Buch der „Odysee“ die Begegnung des endlich heimgekehrten Helden mit seinem greisen Vater Laertes im Baumgarten. Und Dante schildert uns in seinem 13. Gesang der Hölle, von einem Wald, der in Bäume verwandelte Selbstmörder beherberge. In Ovids „Metamorphosen“ begegnen wir einer der schönsten Baumgeschichten des Altertums, der Erzählung von „Philemon und Baucis“. In der Bibel finden wir den Baum der Erkenntnis und im Neuen Testament lesen wir vom verdorrten Feigenbaum, bei Matthäus, Markus und Lukas. Wir begegnen dem Baum in den Kulten der Germanen, Kelten, Griechen, Slawen und vielen anderen Urvölkern. Buddha fand seine Erleuchtung unter dem Feigenbaum.
Mensch und Baum, das ist eine uralte Beziehung und wenn wir diese heute etwas vertrocknete Beziehung wieder auffrischen wollen, sollten wir nicht nur den Blätterwald der Literaten durchforsten, sonder wir sollten uns aufmachen und das „Volk der Bäume“, wie ein Dichter sie einmal genannt hat, in ihrem eigenen Reich aufsuchen: in den Wäldern!!
Im Trippstadter Wald haben wir diese Möglichkeit und dazu noch eine große Auswahl an wunderschönen Bäumen! Wer mit geöffneten Augen durch die Natur wandert, kann hier noch stattliche Baumwesen finden. Und wer sein Herz für diese ehrwürdigen Gestalten öffnet, kann mit ihnen kommunizieren!


Die Erle ein alter Märchenbaum

Die Schwarzerle wächst als Baum oder Strauch an Gewässern und feuchten Stellen, wo sie mit Birken, Weiden und anderen Bäumen und Sträuchern oft weite Bruchwälder bildet. Man erkennt die Erle leicht an den rundlichen, abgestutzten Blättern und an den Knospen, die wie bei keinem anderen heimischen Baum gestielt sind. Die Erle stäubt etwa zu gleicher Zeit wie die Haselnuss. Die kleinen Stempelkätzchen, die im Gegenteil zu denen der Haselnuss frei überwintern, entwickeln sich zu zapfenartigen Fruchtständen. Ihre später verholzten Schuppen spreizen im Winter und Vorfrühling von der Achse ab, so dass die Früchte leicht ein Spiel des Windes werden. An jungen Wurzeln finden sich orangefarbene Knollen, die ähnlich wie die Knöllchen der Schmetterlingsblütler, der Pflanze stickstoffhaltige Verbindungen zuführen. Das rotbraune Holz ist gegen den Einfluss von Wasser sehr widerstandsfähig; es eignet sich daher gut zu Gruben- und Wasserbauten, wird aber auch oft von Tischler und Drechsler verwendet. Ihre besonderen Eigenschaften, vor allem die der Schwarzerle, sichern ihr eine vielseitige Verwendung. Die Fähigkeit zur Bindung von Luftstickstoff durch Symbiose mit Strahlenpilzen gibt ihr die Eignung zur Rohbodenkulivierung. Wegen ihres dichten, tiefgreifenden Wurzelwerks benutzt man sie gern zur Uferbefestigung und wegen ihres tiefen Schattens zur Unterdrückung des Krautwuchses in Gräben. Von der Schwarzerle unterscheidet sich die Weiß – oder Grauerle durch ihre ungestielten, sitzenden, weiblichen Kätzchen. Die nahe verwandte Grünerle (Alnus viridis) ist ein bis 4 m hoher Strauch mit ungestielten, spitzen Knospen. Er kommt in alpinen Gebieten vor. Eine weitere Verwandte ist die italienische oder herzblättrige Erle. Alle Erlenarten sind sehr geschätzte Pioniergehölze, da eine Erlenbestockung auf Rohböden sehr zur Anreicherung wertvoller Stickstoffverbindungen und somit zur Bodenverbesserung beitragen.

Goethe hat mit seinem Erlkönig, der Erle ein ewiges Denkmal in der Literatur gepflanzt. Er hatte das Thema seines Gedichts einem lyrischen dänischen Lied, „die Tochter des Elfenkönigs“, entnommen, das in einem von J.G. Herder zusammengestellten Volksliederbuch – dort hat es den Titel „die Tochter des Königs der Erlen“ – enthalten ist. Die dritte, revidierte Ausgabe der Sammlung, erschien 1807 unter dem Titel „Stimmen der Völker in Liedern“. Im dänischen Original geht es um den König der Elfen. Oluf begegnet bei einem nächtlichen Spaziergang Elfen. Elfen, die wie sie es gewohnt sind, auf den nächtlichen Wiesen tanzen. Die Tochter des Königs lädt Oluf zum Tanz ein aber er lehnt ab. Da gibt ihm das Mädchen einen Schlag aufs Herz, setzt ihn leblos und bleich in den Sattel und schickt ihn heim. Am nächsten Morgen sollte Olufs Hochzeit stattfinden, aber seine Braut findet ihn tot hinter einem scharlachroten Vorhang. Goethe hat dieses Thema sehr frei abgewandelt. In seiner Ballade reitet der Vater durch „Nacht und Wind“ und hält seinen jungen Sohn in den Armen. Er hat den Erlkönig gesehen und erschauert. Sein Vater ist bemüht ihn zu beruhigen, aber das Kind fährt fort, ihm zu wiederholen, was der Erlkönig ihm zuflüstert. Grauen erfasst das Kind, dass sich von allen Seiten bedroht fühlt und am Ende einen Schmerzensschrei ausstößt, weil es berührt wurde. Dem Vater, der nichts gesehen oder gehört hat, graut nun auch und er reitet so schnell er kann. Als er endlich sein Haus erreicht, ist das Kind in seinen Armen tot. Die sehr packende und dramatische Ballade Goethes verursacht, wegen des geheimnisvollen Schreckens den sie heraufbeschwört und eben genau dieser „Panik“ auf die man in Mythos und Sage immer wieder trifft, auch heute noch Herzklopfen.


Zu diesem Thema sagt Michael Tournier, der Autor eines fesselnden Werkes mit dem Titel „Roi des Aulnes“ (1970) in einem späteren Buch: Dieses Gedicht von Goethe, dessen Berühmtheit durch ein Lied von Schubert noch gesteigert wurde, war für den französischen Studenten der deutschen Sprache und Literatur das Gedicht schlechthin, ein Symbol für Deutschland. Das seltsame ist, dass dem Gedicht ein Übersetzungsfehler Herders zugrunde liegt, der die dänische Folklore in Deutschland bekannt machte. Eller, die Elfen wurden unter seiner Feder, zu Erlen , weil die Erle in dem Dialekt, den man in Mohrungen, der Geburtsstadt Herders in Ostpreußen , sprach, Eller genannt wurde. Es ist nämlich nicht sehr wahrscheinlich, das Goethe sich für den Stoff eines banalen Elfenkönigs interessiert hätte. Aber seine Phantasie entzündete sich an einer so genauen und urtümlichen Darstellung der Erle, den sie ist der schwarze und Unheilbringende Baum der stehenden Gewässer, so wie die Weide der lichte und freundliche Baum der fließende Wasser ist. Die Erle im Sumpf beschwört das Bild der nebelverhangenden Ebenen und des trügerischen Bodens des Nordens herauf, das Bild eben des Erlkönigs, eines über diesen düsteren Gefilden schwebenden Luftgeistes, der Menschen und vor allem Kinder verschlingt.


Es überrascht nicht, dass Goethe als Botaniker, der auch für die Volkstraditionen, denen die frühe Romantik wieder zu Ehren verhalf, sehr empfänglich war, sofort sah, wie viel er aus Herders Interpretationen machen konnte. Dreißig Jahre nach Goethes Ballade machten die Elfen, nach langem Schweigen wieder von sich reden, denn sie waren im Verein mit den Zwergen, Undinen und Feen die Hauptdarsteller in den Märchen, die nun von bedeutenden Schriftstellern gesammelt und publiziert wurden. Seit 1813 von E. T. A. Hoffmann und in den Jahren 1812 bis 1822 von den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm. Susanne Fischer schreibt in ihrem Buch „Blätter von Bäumen“: „Im Erlenbaum lebt die Arle, Irle oder Else, wie die Erlenfrauen alle genannt wurden. In ihrem Namen hört man förmlich das Murmeln des Wassers. Gefährlich sind sie für einen verirrten Wanderer, den sie in die Tiefe ziehen können“ In der Wolfdietrichsage, die im 13. Jahrhundert verfasst wurde, wird von solch einer Erlenfrau erzählt. Die raue Else erscheint nachts am Lagerfeuer. Schuppig wie ein Baum ist ihre Haut und wirr wie die Flechten in den Bäumen ihr Haar. Den erschreckten Wolfdietrich fordert sie auf „sie zu minnen“. Entsetzt lehnt er ab. Am liebsten wäre er geflohen. Die raue Erlenfrau erkennt, dass ihr Bitten umsonst ist, und so verzaubert sie ihn erst einmal.Jetzt legt sie einen Schlafzauber über ihn, so dass er schlaftrunken zu Boden sinkt. Sie schneidet ihm zwei Haarlocken vom Kopf und zwei Fingernägel, die sie als Pfand behält. Dadurch ist er ihr verfallen. Ein halbes Jahr läuft er wild und ohne Besinnung durch den Wald, schläft in Höhlen und ernährt sich von Kräutern. Ein Engel endlich, bittet die Zauberin, den Bann rückgängig zu machen. Das Märchen endet damit, dass die raue Else sich in eine schöne Frau verwandelt. Die alten Iren glaubten, dass der erste Mann einer Erle, die erste Frau einer Eberesche entsprang. Also eine Parallele zum Edda-Mythos, von der Erschaffung der Menschen aus askr ( Esche ) und embla ( Ulme ).

In der Umgebung Trippstadts findet man die Schwarzerle und Grauerle an Bachläufen und sumpfigen Stellen. Wer zur richtigen Zeit vorbeikommt kann vielleicht auch einmal eine der Elfen sehen, die so eng mit diesem Baum verbunden sind.
hukwa 

Dienstag, 23. Oktober 2012

Der Baum Freyas


Die Linde
Die Winterlinde ( Tilia cordata Miller )
Die Sommerlinde ( Tilia platyphyllos Scop. )

Die Linde kann ein Alter von etwa 1000 Jahren erreichen und eine Höhe von über 30m. Mit Hainbuchen und Eichen gemischt bildete sie einst im Osten Deutschlands ausgedehnte Wälder. In den lockeren Bewaldungen der Berghänge und in den bunt gemischten Auwäldern, die größere Flüsse begleiten, ist sie recht verbreitet. Die Linde ist einer unserer Lieblingsbäume und wird gerne an Strassen, auf freien Plätzen oder vor Wohnhäusern angepflanzt. Zahlreiche Sagen und Lieder knüpfen sich an sie; unseren Vorfahren war sie ein heiliger Baum und unter der ehrwürdigen Dorflinde berieten einst die ältesten der Gemeinde. Die Sommerlinde entfaltet ihr Laub bereits Anfang Mai und hat große Blätter, in den Winkeln der Blattadern weißliche Härchen, die Winterlinde hat an gleicher Stelle bräunliche Härchen. Sie schlägt erst Mitte Mai aus. Der Stamm ist im Alter mit einer dunklen, rissigen, Borke bekleidet und verzweigt sich schon in geringer Höhe. Voll entwickelte Lindenblätter sehen herzförmig aus und haben ungleich große Hälften – sie sind also unsymetrisch- und laufen in eine lange Spitze aus. Der Blattrand ist scharf gesägt.In den Knospen sind keine Blütenanlagen vorhanden.Die Blüten müssen sich an den jungen Trieben also erst bilden. Daher blüht die Linde auch verhältnismäßig spät im Jahr. Bei der Sommerlinde sind die Blütenstände gewöhnlich aus 2 oder 3, bei der Winterlinde dagegen aus 5 bis 7 gestielten Blüten
zusammengesetzt. Der untere Teil des Hauptblütenstiels ist mit einem bleichen, pergamentartigen Deckblatt verwachsen. Jede Blüte besteht aus 5 kleinen gelblichen Kelch- und 5 Blumenblättern, zahlreichen Staubblättern und einem Stempel.
Da die Blüten reich an Nektar sind und einen herrlichen Duft aussenden, ist die blühende Linde oft von Tausenden von Insekten umschwärmt. Im Herbst löst sich der Fruchtstand mit dem Flügelartigen Deckblatt vom Zweig und fällt in langsam drehender Bewegung zur Erde herab. Hierbei wird er leicht vom Wind erfasst und weit verweht. Das Deckblatt ist also ein Mittel zur Verbreitung der Pflanze. Die Nussartigen Früchte enthalten gewöhnlich nur einen Samen. Sie öffnen sich bei der Reife nicht. Beide Lindenarten bastardieren oft miteinander so das in manchen
Gegenden reine Arten seltener anzutreffen sind. Einer dieser Kreuzungen ist die Holländische Linde ( Tilia x europae ). Diese Form übertrifft ihre Eltern meist an Wuchshöhe ( bis 40m ) und Schönheit der Kronenentwicklung. Die meisten Merkmale stehen ziemlich in der Mitte der Elternarten.Am zuverlässigsten sind vielleicht die weißlich-bräunlichen Haarbüscheln auf der Blattunterseite in den Achseln der Blattnerven und die leicht eiförmigen, bis 8mm großen, undeutlich kantigen und behaarten Kapselfrüchten. Die Krimm-Linde ( Tilia xeuchlora ) ist ein Bastard unbekannter Herkunft, der durch seine sehr großen, bis 15cm langen, am Grund stark schief-herzförmigen, oberseits glänzend dunkelgrünen Blätter gekennzeichnet ist.
Es ist ein meist kleinerer Baum bis 15m Höhe, immer mit überhängenden Zweigen, auch weitere Äste meist stark hängend. Häufig in Alleen und Parks gepflanzt. Eine  weitere Lindenart die bei uns in Parks zu finden ist, ist die aus Südosteuropa und Asien stammende Silberlinde ( Tilia tomentosa ). Diese Art hat sich in den vergangenen Jahren als wesentlich beständiger gegen die Luftverschmutzung mit Staub und Abgasen von Verkehr, Industrie und haushalten erwiesen. Eine als Hängenden-Silber-Linde ( Tilia petiolaris ) bezeichnete form ist möglicherweise keine selbstständige Art, sondern eine seit langem angepflanzte Varietät, der Silber-Linde, eventuell auch ein Bastard mit einer vorderasiatischen Art.

Dr. Heinrich Marzell schreibt in seinem volkskundlichen Baumbuch: Wenn einmal in allen deutschen Landen, die Lindenbäume zusammengestellt werden sollten, an die sich Sagen, Legenden , oder irgendwelche geschichtlichen Erinnerungen knüpfen, so bekäme man eine recht stattliche Zahl zusammen. Vielleicht würde hier sogar die Linde , der eiche den Rang ablaufen, die man doch sonst gemeinhin als den volkstümlichsten Baum der Deutschen betrachtet. Wohl das größte Lindendenkmal pflanzte Ovid in seinem Philemon und Baucis in dem er Baucis von den Göttern in eine Linde verwandeln ließ. Philemon wurde zur Eiche. In Griechenland galt die Linde als der heilende Baum schlechthin; ihre Blüten galten als eines der ältesten bekannten Heilmittel. Außerdem nutzte man den Lindenbast zur Herstellung von Papier; in Streifen zerrissen diente der Bast zur Weissagung.
Die Linde ist der klassische Baum unserer Dörfer und Städte. Unter einer Linde soll der Zwergenkönig Laurin, die Schwester Dietrichs von Bern geraubt haben und unter ihr besiegte Siegfried den Drachen. Die Germanen, verehrten Freya, die Göttin der Liebe und des Glücks in der Linde. Walther von der Vogelweide bereitete sein berühmtes Liebeslager aus Heidenkraut und Rosen unter einer Linde. In seiner Geschichte, „ die drei Linden „ hat Hermann Hesse über ein Lindenurteil geschrieben. Sehr häufig ist auch in der frommen christlichen Legenden von der Linde die Rede. Die Kirche hat aus den alten Freya-Linden, die Maria-Linden gemacht. Die Linde galt im Mittelalter als ein Baum der Hexen abwehrt. Damit die Hexen in der Walpurgisnacht keinen Zutritt zu den Ställen haben sollten, band man dem Vieh Lindenbast um die Hörner. Über die Linde in der Pfalz schreibt Julius Wilde 1936 : „ Schulz bezeichnet nach den Angaben Kochs die Großblätterige Linde nur auf dem Remigiusberg bei Kusel als wirklich einheimisch, während er für die kleinblättrige Art die Wälder bei Stromberg, Wolfstein, Kaiserslautern und den Hagenauer Forst als wirklich ursprünglich ansieht. Er vermerkt jedoch weiter, das beide Arten, viel in Wäldern und an Spazierwegen angepflanzt werden. Heute hat sich die Linde wieder mehr aus den Wäldern zurückgezogen, den nach Angaben von Forstdirektor Keiper ( 1936 ) sind in unserer Pfalz von 57 Forstämtern, 15 völlig Lindenleer, während sie in 18 vereinzelt, in 16 mehrfach und nur in 8 verhältnismäßig häufig vorkommen. Es sind dies: im südlichen Pfälzerwald, Fischbach und Schönau, im mittleren, Waldleiningen und Johanniskreuz und am Donnersberg , Kirchheimbolanden und Winnweiler.
Heute finden wir die Linde auch an vielen Autorastplätzen, die jedoch Autofahrer in der Regel meiden, da sie den Honigtau auf dem Lack ihres Lieblingskindes fürchten.

In vielen Orten Deutschlands ranken sich Sagen und Legenden um den Lindenbaum. In der Pfalz kennt man das „Lindenmütterchen“, das einst im Schlosshof der Burg Lindelbrunn einen Lindenzweig mit den Worten in die Erde stieß: „Wachse und falle mit diesem edlen Haus auch die Erzählungen vom „Lindenschmied“ und „Lindelbrunn“. Auf dem „Lindenplatz“ bei der Hartenburg  stehen einige alte Linden worüber eine pfälzische Sage erzählt: Die Linden waren den Herren der Hartenburg der liebste Baum. Wurde dem Hause der Leininger ein Sohn geboren, wurde auf dem Vorplatz des Schlosses auch eine Linde gepflanzt. Wie wichtig die Linde den Leiningern war, zeigt ihr Wappen: ein Lindenbaum mit silbernen Blüten im Helmzier ihres Wappens.

Der einzige Baum der im Nibelungenlied erwähnt wird ist die Linde weil unter ihr Siegfried den Lindwurm tötete. Als er im Blut des Drachens badete fiel ein Lindenblatt zwischen seine Schulter und schuf damit jene verwundbare Stelle in die später Hagen  seinen Speer bohrte, dies geschah am von einer Linde beschatteten Brunnen.  Von der „Korbianslinde“ bei Freising erzählt die Sage: „Solange die Linde besteht wird Freising  gedeihen“. In der schweiz in der Nähe von Habsburg steht eine Linde unter der schon der heilige Gallus (550-645 n. Chr.) gepredigt und geweissagt hat von ihr heißt es „wenn einst der Schatten dieser Linde die Habsburg erreicht, wird die Welt untergehen.“
Wir begegnen der Linde auch oft als Schicksals und Familienbaum. Nach einer schwedischen Sage sollen die Familiennamen Linnaeus, Lindelius und Tiliander nach einer mächtigen Linde mit drei starken Hauptästen, ihren Namen genommen haben. Als die Familie Lindelius ausstarb, vertrocknete einer dieser Hauptäste.  Nach dem Tode der Tochter des berühmten Botanikers Linne, hörte der zweite Ast auf Blätter zu treiben, und als der letzte der Familie Tiliander starb vertocknete auch der dritte Ast. Mannhardt berichtet in seiner „Wald- und Feldkunde“, dass der abgestorbene Stamm dieser Linde noch lange Zeit stand und vom Volk verehrt wurde.
Alfred Klos berichtet in seinem Artikel: Volkskundlicher Beitrag zu Freyas heiligem Baum: „Eine Legende bringt die Linde in enge Verbindung mit dem Ursprung eines bekannten Wallfahrtsortes in Ostpreußen (heute polnisch). In der Stadt Rastenburg war einst ein Angeklagter zum Tode verurteilt worden. Da erschien ihm die heilige Jungfrau, tröstete ihn und gab ihm ein Stück Holz und ein Messer, mit dem Auftrag etwas zu schnitzen. Er schnitzte daraus ein Marienbild mit dem Christuskind auf den Armen. Als die Gerichtsherrn das Bild sahen und von der Erscheinung der Jungfrau hörten, erachteten sie dies als ein Wink von oben und gaben dem verurteilten die Freiheit. Dieser trug das Bild zu einer alleinstehenden Linde und hängte es an ihr auf. Seitdem verlor der Baum seine Blätter nicht mehr und blieb immer grün. Wegen dieses Wunders holten die Rastenburger das Bild von seinem Platze und brachten es in ihre Kirche. Da es aber am nächsten Morgen wieder an der Linde hing, baute man unter ihr eine Kapelle. So soll der im Osten so bekannte Wallfahrtsort „Heiligelinde“ entstanden sein.“
Die Linde war der Freya geweiht und war somit gegen Blitz gefeit. In manchen ländlichen Gegenden ist es heute noch üblich nach einem gewitterregen unter eine Linde zu eilen und sich von dem herabfallenden Tropfen etwas benetzen zu lasen; denn dieses „Lindenwasser“ schützt nach einem Volksglauben gegen viele Krankheiten und Unglück.
Natürlich musste der Linde auch ein Baumgeist innew(ohnen der die Menschen vor Zauberei und Bösen schützte. In Niederösterreich steckt man am Johanni Tag vor Sonnenaufgang Lindenzweige über die Haustüre um somit Einbrecher fernzuhalten. Damit die Hexen in der Johannisnacht nicht die Viehställe aufsuchen, bindet man den Kühen Lindenbast um ihre Hörner. Ein Lindenast an die Türe angebracht hält Hexen fern. Wer auf zauberische Weise Ungeziefer auf seinen Getreideacker bekam, konnte diese durch streuen von Lindenkohlenasche wieder vertreiben, lässt und Kloss wissen und fährt fort…Früher gab es kaum eine Kirche bei uns, vor deren Eingang keine Linden standen; denn wenn Hochzeitspaare (nach altem Glauben) unter Linden in die Kirche gehen können, dann gab das eine glückliche Ehe. Erst im Jahre 1962 wurden die letzten 220jährigen Linden vor dem Kircheneingang in Miesau niedergelegt. Noch vor siebzig Jahren war es in Miesau Brauch, dem geliebten Mädchen in der Walpurgisnacht einen schönen Lindenzweig vor die Haustür zu stellen.
In vielen Flurnamen taucht die Linde auf. Im Stiftswald bei Kaiserslautern gibt es „Lindenköpfe“, bei Kriegsfeld einen „Lindenbühl“. In Gehrsweiler, Dellfeld und Fleckenfeld sind „Lindenberge“ bekannt. In Jakobsweiler gibt es einen „Lindenbusch“, in Nussbach ein „Lindenthal“ und in Schopp einen „Linnedeich“. In Blieskastel finden wir einen „Lindenfels“. Einen Lindenhof gibt es in Kaiserslautern, Rockenhausen und bei Steinweiler. „Lindenschachen“ werden um 1600 im Reichswald und Jägersburg und 1547 bei Ottweiler und Einsiedlerhof benannt. Eppenbrunn und Ludwigswinkel haben einen „Lindelkopf“. (Th. Zink: pfälzische Flurnamen). 
hukwa

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Abendgang durch Herbstwälder - eine Meditation

Der schlanke Leib der Birke
der Fliegenpilz dazu
der in ihren Wurzeln ruht
der letzte Flug der Libelle
das Taubenschwänzschen bei den wilden Astern ruht
durch herbstliche Wälder entschwebt
der Reiher im gleitenden Flug
am Wegrand die Hagebutte glüht
am Weiher im Schilf und beim Bache
singt die Rohrammer nicht mehr ihr Lied
am Abend steigt früh schon der Mond
beleuchtet die Heerstrassen der Zugvögel
Sonnenuntergang in rot 
den Weg aus dem Wald lauf ich leicht
beobachte einen Fuchs der durch die
Dämmerung schleicht
im Herbst wird vieles leicht
weil so manches Übel weicht.
hukwa

Herbstabende ziehen durchs Land

Jetzt naht des Herbstes Abend
schon müde streicht der Westwind
über das feuchte Gras
und über die Bäume dahin
mit ihm fahren die Geräusche der Strasse
aus dem Dorf hinaus
lang werden nun die Schatten
dehnen sich über bunte Wälder
Herbstvögel
fliegen in Keilschriftmuster
über das Land dahin
sie flattern lautlos vorüber
Herbstabend kehrt wieder.
hukwa

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Melchisedek, Demeter, Buddha und der Wein und das Brot

Ich glaube in den Religionen besteht eine gemeinsame Verbindung wie man sie in der Mythologie auch kennt. Ich bin der Gegner jedes dogmatischen Denkens daher denke ich auch über religiöse Fragen sehr frei und undogmatisch. Simone Weil hat einmal geschrieben:...Nichts verbietet die Annahme einer Verbindung zwischen Melchisedek und den antiken Mysterien. Es besteht eine Verwandtschaft zwischen dem Brot und Demeter zwischen dem Wein und Dionysos. Jedenfalls wissen wir nicht, ob es schon vor Jesus Inkarnationen des Logos gegeben hat, und ob nicht Osiris in Ägypten, Krishna in Indien dazu zählten. Damit das Christentum sich wahrhaft inkarniere, damit der christliche Geist das ganze Leben durchtränke, bedarf es zuvor der Anerkennung dessen, das geschichtlich gesehen, unsere weltliche Kultur, ihren Anfang in einem religiösen Geist genommen hat, welcher der Zeitrechnung nach zwar vorchristlich, in seinem Wesen jedoch christlich war. Die Weisheit Gottes muss uns als die einzige Quelle allen Lichtes hienieden gelten, selbst der so schwachen Lichter, welche die Dinge dieser Welt erhellen.
hukwa

Dienstag, 16. Oktober 2012

Über erweitertes Bewusstsein

Es gibt Menschen die eignen sich eine größere Beweglichkeit des Bewusstseins an als andere. Das Resultat von solchen Bewusstseinserfahrungen ist dann dass Menschen mit einem erweiterten Bewusstsein oder gar mit einem Satori Bewusstsein in ganz andere Sphären vordringen können als Menschen mit einem eingeschränkten Bewusstsein.
hukwa

Die alte Eiche und das Tao

Heute Morgen war ich schon früh im Wald und habe unter einer mächtigen Eiche im Tao te king gelesen. Es ist eines der wirklich großen Weisheitsbücher und liest man es in der Natur dann kann man das Tao regelrecht spüren. Das Tao ist der ewige Ursprung des Seins, eine substantielle Kraft, die allem zugrunde liegt. Das Tao ist der Urgrund der Welt weil aus ihm alles hervorgegangen ist. Die Kosmoslogischen Spekulationen von Lao tse setzen vor den Anfang der Weltentstehung einen Zustand des Nichtseins. Aus diesem unverkennbaren Transzendenten geht das Sein hervor.
Für Lao tse gehen alle soziale und politische Übel daraus hervor dass der Mensch sich von der Unschuld kindlicher Einfalt und von der Natur entfernt hat. Im Taoismus gibt es kein Denken wie "machet euch die Erde untertan" sondern es gibt nur ein "mit der Natur", das so genannte Wu wei was "Nichthandeln bedeutet.
In der Natur, im raunen der Bäume kann man das Tao spüren, man muss sich nur aufmachen und es suchen.
hukwa

Montag, 15. Oktober 2012

An den Mond

Der Wälder tiefer Schlaf
durchleuchtete Baumkronen
vom weißen Mond
Gestirn des Unbewussten
dringst du in die Stätten
meiner eigenen Tiefen
Mond
ewiger Beweger
der mich in Zauber bannt
tief in mir das Wort fand
Uralte Dämmerung
wie Ebbe und Flut
schenkst du der Seele ihre Glut.
hukwa

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Wahrnehmung der Natur

Die Psychologie des Zen lehrt uns eine andere Wahrnehmung der Welt. Suzuki schrieb einmal: "Zen ist ein vertrockneter Grashalm im Wind", da gebe ich ihm recht. Es ist die realistische Wahrnehmung der Welt und der Natur aus der Sicht des spirituellen Geistes. Es sind Momente, eigentlich Minuten des Lebens, da wir ganz bewusst aufnehmen. Es sind die Phänomene des wandelbaren Wassers in einem klaren Gebirgsbach, die flüchtigen Wolken, besondere Farbnuancen am Abend- und Morgenhimmel, die Wirkungen des Lichts im Herbst. All das lehrt uns Zen. Natürlich muss man kein Anhänger von Zen sein um solches wahrzunehmen. Man muss nur mit offen Augen durch die Natur gehen und mit seinem Geist sehen können. Thoreau drückte es so aus: Man soll nicht in den Wäldern mit seinem Körper ankommen, ohne mit dem Geist angekommen zu sein".
hukwa

Montag, 8. Oktober 2012

Pilzmythologie Teil 1



Wenn die Pilze aus dem Waldboden "schießen", ist zumeist Spätsommer oder Herbst. Viele Pilze gedeihen auch das ganze Jahr über, manche sogar im Winter unter Schnee und Eisdecke. Für Pilzsammler scheint es so als ob Pilze dann am besten gedeihen, wenn die Waldbäume zu ruhen beginnen. Eng ist die Verbindung zwischen Baum und Pilz und die Botaniker nennen solche Beziehungen Symbiose. Die Schwammflocke der Pilze verwächst mit dem Wurzelgeflecht eines Baumes. In dieser Beziehung bietet der Baum dem Pilz die benötigten Nährstoffe. Die beiden betreiben sozusagen eine Versorgungsgemeinschaft. Die mit dem bloßen Auge nicht erkennbaren Pilzfäden lassen ein regelrechtes Geflecht um die Saugwurzeln der Bäume entstehen. Beim Steinpilz messen diese Wurzelfäden ungefähr 100 Kilometer. Der Pilz vermag die meist mineralischen Stoffe pflanzlichen und tierischen Ursprungs leichter aufzuschließen und tritt sie als Mineralsalze, Stickstoff und Phosphor an die Baumwurzeln ab. Der Baum wiederum gibt seinem Partner vor allem Kohlehydrate ab. Diese kann er dann am besten entbehren, wenn das Sprossenwachstum beendet ist. So wird auch klar, warum zum Ende einer Vegetationsperiode der Bäume, die Saison der Pilze beginnt.

Ein Knollenblätterpilz geht nur mit Eichen und Buchen eine "Ehe" ein. Der Fliegenpilz liebt die Birke unter ihnen finden wir ihn am häufigsten, er mag aber auch Fichten und Tannen. Der zimtfarbige Milchpilz hält es nur mit den Eichen. Solch symbiotisch lebende Pilze können genau so alt wie ein lebender Baum werden! Ein biblisches Alter also wenn man bedenkt wie alt vor allem Eichen werden können. Der Pilz ist somit ein unverzichtbares Bindeglied im ökologischen Kreislauf und weil dem so ist, geben sie uns einen guten Zustandsbericht von dem Milieu in dem sie leben.

Jeder weiß Heute, dass durch zunehmende Luftbelastung und Übersäuerung unsere Wälder in einem schlechten Zustand sind. Somit auch viele Pilze, namentlich die Sorten, die in Symbiose mit Bäumen leben, einige davon sind stark im Zurückgehen, was ein eindeutiges Zeichen dafür ist, dass unser Wald an Vitalität eingebüßt hat. Der Pilz ist daher ein ausgezeichneter Gradmesser für die Gesundheit seines Umfeldes.

In den 50zigern Jahren gab es in Mitteleuropa ein drastisches Ulmensterben, Auslöser dafür war eine Pilzkrankheit. Wenn der Pilz der Wirtspflanze, auf der er wächst, keinen Vorteil bietet, spricht man von einem Parasiten–Verhalten: Der Pilz stiehlt sich dann Nahrung von seinem Wirt. Dieser kann darunter letztendlich so leiden, dass er abstirbt.
Der Honigpilz, Birkenpilz und Kiefernmörder sind hierfür bekannte Vorbilder, ebenso der bekannte Hallimasch, bei ihm ist das Verhältnis zu seinem Wirtsbaum, das zwischen Räuber und Ausgeraubten.


Doch nicht nur Bäume, auch unsere heimischen Orchideen und verschiedene Flechtarten und Moose sind auf Pilze angewiesen. Als Einzelkämpfer könnten sie überhaupt nicht überleben, nur in der Partnerschaft mit Pilzen haben sie eine Zukunft.

Auch viele Insekten die in Bäumen leben sind auf Pilze angewiesen, so die Larven der Riesenholzwespe. Doch vor allem die Borkenkäfer. In ihrer regelrechten "Vernichtungswut" bedienen sie sich der Arbeit von Pilzen, die der Mutterkäfer in seinem Magen mitbringt und in den Gängen auslegt. Die Pilze treiben Fäden in das Holz und beginnen es zu zersetzen. Die weißen Larven der Käfer leben von den nährstoffreichen Enden der Pilze. Die Larven sind also bestens versorgt, zumal der Mutterkäfer die Exkremente der Jungen aus den Gängen räumt und sogar den Eingang bewacht. Während die Gänge vom Pilz anfänglich noch weiß verfärbt sind, erhalten sie durch die zersetzende Arbeit der Pilze auf Dauer eine schwarze Farbe. Am Schluss fressen die fertigen Käfer  die Pilzkultur restlos auf.
Pilze sind von einem geheimnisvollen Schleier umwoben und noch lange nicht, hat die Wissenschaft ihr wundersames Leben ergründet.

Literaturhinweise:
C.L. Duddington : Baupläne der Pflanzen; suhrkamp TB.
Duddington : Pflanzen als Architekten; suhrkamp TB


Mythologisches und Kulturgeschichtliches von Pilzen


In der Kulturgeschichte der Menschen nehmen Pilze einen eigenen Platz ein, in allen Kulturkreisen haben sie eine eigene Stellung. Nie waren sie den Menschen nur Dinge neben anderen Dingen, ihre seltsamen Erscheinungen nur Formen neben anderen Formen. Wohl schon früh ahnten die Menschen, dass in Pilzen seltsame Kräfte wohnen. Sie galten als Träger geheimer Kräfte, waren dem Menschen Gleichnis ewigen Wachstums, steter Erneuerung, und oft nicht ganz geheuer. Wesen der Finsternis oder auch Kinder der Nacht wurden sie gerne genannt.

Weil Pilze so ganz anders sind, als andere Lebewesen um uns herum, haben wir sie lange Zeit ins Reich der Hexen, Teufel und Geister verbannt. Ihre volkskundlichen Namen geben uns zum Teil noch eine Ahnung davon: Teufelspilz, Hexenpilz, Satanspilz, Eselsohr, Fliegenpilz usw. Wenn es im Frühherbst nicht zu kalt ist und es dazu noch einige Tage geregnet hat, "schießen" die Pilze aus dem Boden. Ihr erstaunlich schneller Wuchs bewirkte, dass die Menschen sie von Alters her als rätselhafte Verbindung zwischen der gewohnten Welt und der Welt der Geheimnisse ansahen. Eine Welt, die von wunderbaren und seltsamen Wesen bewohnt war. Pilze umhüllt die Aura des Mysteriösen. Sie sehen so ganz anders aus als die anderen Organismen, die wir in der Natur vorfinden. Sie haben meist eigenartige Formen und auffallende Farben. Dadurch brachte man sie eben eher mit der Welt der Gnomen und Zwergen in Verbindung als mit der uns umgebenden und angenommenen Wirklichkeit. So ist es auch kein Wunder, dass die Pilze seit ältesten Zeiten in Verdacht stehen, Werkzeuge von Hexen und Zauberern zu sein. Meint der Wissenschaftler Pilze, so spricht er stets von Myzelien, denn das, was der Mensch normalerweise zu Gesicht bekommt und als "Pilz" bezeichnet, ist nicht der eigentliche Pilz, sondern nur deren Fruchtkörper. Das Wort "mykes" stammt aus dem Griechischen, wo es sowohl Pilz als auch pilzförmig bedeutete. Auch die Stadt Mykene leitet ihren Namen von diesem Wort ab. Man nimmt zwei verschiedene Erklärungen dafür an: Die eine Geschichte erzählt, das Perseus die Stadt an dem Platz gegründet habe, an dem er den Knauf seines Sichelschwertes verloren habe. Die andere sagt, er habe die Stadt an einem Ort gegründet, wo er einen Pilz gefunden habe, der seinen Durst gestillt habe(!). Von Mykes kommt auch das Wort Mykologie, also der wissenschaftliche Name für Pilzkunde.

In der antiken Welt hielt man Pilze manchmal auch für ein Gärungsprodukt der Erde nach Regenfällen. Nikandros von Kolophon nannte sie im dritten Jahrhundert vor Christus in seinen naturwissenschaftlichen Lehrgedichten "das teuflische Enzym der Erde". Im sechsten nachchristlichen Jahrhundert taucht die Bezeichnung "mussiriones" in "De Observatione Liborum" (Beobachtungen bei Lebensmitteln) auf, die Anthimas, der Leibarzt des Ostgotenkönigs Theoderich d. G. verfasst hat. Die lateinische Bezeichnung für Moose ist muscus. Und Moos ist weich und schwammig wie Pilze. Das Altfranzösische Wort für Pilz lautete "mocheron", das auch als "mousseron" oder "moisseron" Verwendung fand und weich bedeutete. Die Angelsachsen benutzten das Wort "muscheron", das wohl aus dem altenglischen "mues" (Feld) und "rhum" (etwas das sich aufbläht) abgeleitet ist und sich bis ins 15. Jahrhundert hielt. Im englischen heißt der Pilz heute "mushroom". Es ist seltsam, dass Pilze weder in der Bibel noch in den Apokryphen erwähnt sind, eine Ausnahme bildet der Taumel Lolch. Unseren Vorfahren galten Pilze und Schwämme zweifelsohne als etwas geheimnisvolles. Sie konnten sie weder dem Reich der Pflanzen noch dem der Tiere zuordnen. Schließlich hatten Pilze die Gewohnheit, plötzlich an irgendeiner Stelle aufzutauchen um dann wieder spurlos zu verschwinden. Man ging davon aus, es handele sich um die Zusammenarbeit jenseitiger Kräfte mit Mutter Erde.

Besonders Hexenringe waren für die Menschen sehr faszinierend. Man dachte, diese Spuren düsterer Aktivitäten habe etwas mit Hexen und Elfen zu tun. Manche glaubten, dass die Pilze in dem seltsamen Kreis die Spuren eines nächtlichen Tanzes beim Hexensabbat waren. Andere wieder dachten, der Ring bezeichne den Platz, wo der Blitz in die Erde gefahren sei. Dabei habe er elektrische Energien entwickelt, die sich sternförmig ausbreiteten. Oder: Er würde von Schlangen gebildet, die im Kreis kröchen oder von Hexen, die grasende Füllen bestiegen und mit ihnen immer im Kreis herumritten. Er wurde dem Aberglauben nach auch durch unterirdische Dämpfe gebildet, die Geheimnisvollerweise als ringförmiger Rauch auf die Erde kamen. Oder der Teufel stellte zu dieser Nacht an diesem Platz Butter in einem Fass her. Zu einer Zeit in der man noch an die Existenz von Elfen, Geistern und Hexen glaubte, entstanden die Bezeichnungen "Hexenring" und "Elfenhof". Im fahlen Licht des Mondes tanzten Feen und Elfen auf einer kreisrunden Tanzfläche und ruhten sich auf kleinen Pilzen aus. In seinem Sturm deutet Shakespeare dies an:

"...  halbe Zwerge die ihr
Bei Mondschein grüne saure Ringlein macht,
Wovon das Schaf nicht frisst; die ihr zur Kurzweil
die nächtgen Pilze macht; die ihr am Klang
der Abendglock euch freut;..."

In Deutschland glaubte man dass diese Ringe vor allem in der Walpurgisnacht wuchsen, wenn sich die Hexen zum Tanz versammelten. In Holland hielt man sie für ein Werk des Teufels. Und eine Kuh, die an einem derartigen Ort graste, gab bestimmt keine gute Milch. In Frankreich hält man Hexenringe für die Heimat großer Kröten mit hervorquellenden Augen. Interessante Verbindungen zwischen
Kröten und Pilzen tauchen immer wieder in der Mythologie auf.



Der Oxforder Literaturprofessor und Kenner der antiken Mysterien, Robert Ranke Graves berichtet uns in seiner Griechischen Mythologie: "Die hundertköpfige Schlange, die über dem Juwelengarten der Hesperiden wacht, und die hundertkrallige Kröte, die ein kostbares Juwel auf dem Kopf trägt (von dem Shakespeares Duke Senior spricht), gehörten beide zu den alten Krötenpilz-mysterien".

Es kann entweder Glück oder Unglück bringen, wenn man einen Hexenring betritt. Der Tau des ersten Maitages, der einen schönen Teint machen soll, wurde innerhalb von Hexenringen nicht benutzt, da die jungen Mädchen glaubten, Feen und Elfen seien eifersüchtig auf ihre Schönheit und würden versuchen, sie durch diesen Tau zu verderben. Es war nicht einmal erlaubt, einen Fuß in den Ring zu setzen, da man sich selbst dem Zauber der bösen Geister ausliefern würde. Lang schon hat die Wissenschaft das Rätsel um die Hexenringe gelöst und wir wissen heute dass ein solcher Kreis aus einer Gruppe Pilze von einem Schwammgewebe besteht, die zusammen einen Kreis bilden. Dies wird verursacht dadurch, dass der Schwamm im Laufe der Jahre alle Nährstoffe im Boden aufgebraucht hat. Um weiterhin wachsen zu können, muss das Pilzgeflecht sich in Ringen zur Aussenkante hin ausbreiten. Die Pilze, die dann entstehen, kommen am Rande des Gebietes vor. Wenn sich unterirdisch keine Ausläufer befinden, kann so ein Ring vollkommen symmetrisch geformt sein. Hexenringe verschiedener Pilzarten können gut neben einander bestehen. Sie überwuchern einander nicht, wenn zwei verschiedene Schwämme im Erdreich zusammentreffen, wachsen beide nicht mehr weiter. In Schlesien glaubte man, dass der Teufel, als er einmal sehr übel gelaunt war, eine alte Frau gepackt, sie in Stücke gerissen und diese überall in der Gegend verstreut habe. Wo immer eines dieser Stücke den Boden berührte, soll eine Morchel gewachsen sein, die der alten Frau mit ihrer verrunzelten Haut ähnlich sah. Und in einigen Teilen Deutschlands glaubten die Jäger, dass die phallusähnlichen Pilze an den Brunftplätzen der Hirsche wüchsen. Ihre eigenartige "Eier", ihre Gestalt und ihr widerlicher Geruch machten es nur natürlich, dass man sie mit Hexen und bösen Geistern in Verbindung brachte. Die Stinkmorchel wurde aber auch regelmäßig als Zutat zu Liebestränken oder als Aphrodisiakum benutzt. Hierzu erklärte sie auch Wolfram von Eschenbach in seinem "Parzival". Im Mittelalter verwendete man Stinkmorcheln auch zur Zubereitung eines Öls, das Gichtschmerzen und Rheumatismus heilen sollte. Die Stinkmorchel produziert unsichtbare Strahlen, die einen Pappkarton durch-dringen und eine Photoplatte darin beleuchten können. Anscheinend gibt es tatsächlich so etwas wie Leuchtpilze. "Ich schreibe Dir im Schein von fünf Pilzen", schreibt während des zweiten Weltkrieges ein Soldat aus den Dschungeln Neu-Guineas. In den Tropen existieren einige Arten von "Leuchtpilzen". Doch auch auf dem europäischen Festland und in Amerika durchleuchten einige Pilze die Waldeinsamkeit. Trichterlinge, Geweihförmige Holzkeule und Hallimasch lassen das Holz, an dem sie wachsen, leuchten, vermutlich auf die gleiche Art, auf die auch Glühwürmchen und Feuerfliegen ihr Licht verströmen. Um Zusammen-stöße im Dunkel der Nacht zu vermeiden, steckten sich während des ersten Weltkrieges die Soldaten im Schützengraben leuchtende Holzstücke an ihre Helme. In Arnheim fanden während des zweiten Weltkrieges Soldaten, die sich gerade eingruben, leuchtendes Holz vor.

In Holzlagern leuchteten manche Stöße so stark, dass man sie mit einer Zeltplane abdecken musste. Und die alten Köhler steckten "Leuchtholz" in die Erde, um so leichter den Weg während der Nacht zu ihren Meilern zu finden.

Sonntag, 7. Oktober 2012

Pilze in der Volkskunde: Die Stinkmorchel

Früher glaubten die Jäger in vielen Teilen unseres Landes, dass die phallusähnlichen Pilze an den Brunftplätzen der Hirsche wuchsen. Ihre eigenartigen "Eier", ihre Gestalt und ihr widerlicher Geruch machten es nur natürlich, dass man sie mit Hexen und bösen Geistern in Verbindung brachte. Die Stinkmorchel wurde als Zutat zu Liebestränken oder als Aphrodisisakum benutzt. Und bis vor einiger Zeit verfütterte man in einigen Ländern diesen Giftpilz ans Vieh, weil man glaubte so vermehre sich die Fruchtbarkeit des Hausvieh. Im Mittelalter verwendete man Stinkmorscheln auch zur Zubereitung eines Öls, das Gichtschmerzen lindern sollte. Es wurde auch zur Behandlung von Rheumatismus und sogar Epilepsie eingesetzt.
hukwa

Hexenringe

Hexenringe wurden in früheren Tagen als Sporen düsterer Aktivitäten bezeichnet. Man glaubte, dass die Pilze in dem Hexenring die Sporen eines nächtlichen Tanzes beim Hexensabbat waren. Das war eine Begegnung zwischen Hexen und dem Teufel. Die Hexen rieben sich mit Hexensalbe ein, die zu Wahnvorstellungen und wunderlichen Träumen führt. Es ranken sich viele Märchen und Legenden um Hexenringe.
Ein Hexenring besteht aus einer Gruppe Pilze von einem Schwammgewebe, die zusammen einen Kreis bildet. Dies wird verursacht dadurch, dass der Schwamm im Laufe der Jahre alle Nährstoffe im Boden aufgebraucht hat. Um weiterhin wachsen zu können, muss das Pilzgeflecht sich Ringe zur Außenkante hin ausbreiten. Die Pilze, die dann entstehen, kommen am Rande des Gebietes vor. Wenn sich unterirdisch keine Ausläufer befinden, kann so ein Ring vollkommen symmetrisch geformt sein. Hexenringe verschiedenartiger Pilzsorten können gut nebeneinander bestehen. Sie überwuchern einander nicht, wenn zwei verschiedene Schwämme im Erdreich zusammentreffen, wachsen beide nicht weiter.
hukwa

Samstag, 6. Oktober 2012

Symbiose

Foto Ute Knieriemen-Wager

Meditation und Mandala Teil 1


Meditation
Christian Morgenstern hielt in seinen Tagebüchern folgende Notiz fest:
"Ich bin wie eine Brieftaube, die man vom Urquell der Dinge in ein fernes, fremdes Land
getragen und dort freigelassen hat. Sie trachtet das ganze Leben nach der einstigen Heimat,
ruhlos durchmisst sie das Land nach allen Seiten. Und oft fällt sie zu Boden in ihrer großen Müdigkeit, und man kommt hebt sie auf und pflegt sie und will sie ans Haus gewöhnen. Aber sobald sie die Flügel nur wieder fühlt, fliegt sie von neuem fort, auf die einzige Fahrt, die ihrer Sehnsucht genügt, die unvermeidliche Suche nach dem Ort ihres Ursprungs. "
Vielleicht suchen Menschen aus einem ähnlichen Grund heraus, die Technik der Meditation auf. Ich meine die spirituelle Meditation, die man richtig angewendet als ein gesamtpersonales Ereignis bezeichnen kann. Diese Art der Meditation kann zu einer Pilger-
reise in den eigenen vier Wänden werden. Meditation ist auch immer Erfahrung. Das Wort Erfahrung hat seine Wurzel in einem anderen Wort, in "ervan", dies bedeutet "reisend erkunden" und wenn wir uns in Meditation befinden, tun wir ja auch beides: wir reisen und erkunden unser Inneres, unseren Geist, unsere Seele. Um etwas zu Er-fahren brauchen wir also kein Fahrzeug mit dem wir uns fortbewegen, das wirklich Tiefe lässt sich nur geistig erfahren.
So ist gerade die spirituelle Meditation keine Sonntags- oder Feierabendbeschäftigung sonder der ALL-TAG ist unser Übungsfeld, obwohl sich natürlich die wahren Erkenntnisse im Stillen ereignen, denn das Schweigen ist eine der höchsten Wirklichkeiten echt erlebter Existenz.
Während der praktischen Meditation spüren wir sehr schnell, das unter der Schale unserer Alltagsinteressen ganz andere Bedürfnisse verborgen liegen, als wir sie bisher von unserem Oberflächenbewusstsein her kennen. Meditation darf auf keinen Fall zur Flucht aus der Alltagsrealität werden, betrachten wir sie mehr als eine Insel, als einen Zufluchtsort vor allem als unsere geistige Heimat. Allem vordergründigen Anschein zum Trotz, ereignet sich in der stille der Meditation eine große nähe zur Welt, wir kommen den Dingen des Daseins sehr nahe. Es kann uns Vorkommen als würden wir uns während der Meditation, tief in uns selbst hineingraben, wir dringen vor zu jener, vielleicht vergessenen Existenz, die vom Alltagsbetrieb verschüttet wurde.
Durch regelmäßige Meditation entwickeln wir eine innere Dynamik, die zwar im Verborgenen wirkt aber die uns hilft die Fallstricke des Lebens sicherer zu meistern. Die Übung von Meditation wird uns immer zu einer Ganzheit führen, ja zu einem Ahnen der Ewigkeit. Wenn dieses Ahnen bedingt durch meditative Übungen in uns aufdämmert, beginnt in uns ein loslassen von den Erinnerungen der Vergangenheit und den Beunruhigungen der
Zukunft. Wir entsteigen uns selbst, retten uns hinüber ins schweigende Reich der Meditation.
Wir haben die Mitte unserer Existenz erreicht und betrachten von hier aus, die Mitte der Welt.
Meditation macht aus uns einfachere Menschen, wir heben uns über alles Komplizierte hinweg und erreichen Schlichtheit.



Das Mandala 
Das Sanskrit – Wort „Mandala“ bedeutet soviel wie Kreis und Mittelpunkt. In der herkömmlichen Überlieferung verkörpert das Kreismuster das Jenseitige, Außenstehende; das Viereckige stellt die Erde oder die Zeitlich begrenzte Welt der Menschen dar. Die vollendete Entwicklung der Mandalas wurde von den tibetischen Mönchen erreicht. Ihre Thangkas sind geschätzte Kunstwerke und Instrumente der Meditation.
Innerhalb eines Vierecks in der Mitte des Mandalas befindet sich die Heimstätte der Gottheit. Hier ist der Palast des inneren Seins. Er ist von einem oder mehreren Kreisen umgeben, die bestimmte Phasen der Initiation oder Stufen des Bewusstseins kennzeichnen. Das Muster deutet eine Bahn zwischen den verschiedenen Dimensionen des Makrokosmos und des Mikrokosmos an, d.h. zwischen dem Menschen und dem Universum. Das Mandala ist das Tor zum Jenseits, die Übergangsstelle, an der sich die Welten gegenseitig durchdringen können.
Das Prinzip der Mitte ist allen Mandalas gemein. Der Kreis, symbolisiert den Anfang der Zeit, des Raumes, der Schöpfung selbst. In der Mitte liegt der Ursprung aller Dinge, der Kern des Schöpfergeistes, die Heimstätte der Ewigkeit. Von dieser Mitte aus werden alle Dinge sichtbar, zu dieser Mitte kehren wir eines Tages wieder zurück.
Wir alle befinden uns immer in der Mitte unseres eigenen Mandalas. In ewiger Gegenwart durchdringt unser Bewusstsein unser körperliches seelisches und geistiges Dasein.
Jedes Mandala und seine einzelnen Bestandteile enthalten verschiedene innere Bedeutungen. Die Mandalas gerader Zahlen entstehen aus einer Mitte, die aus vier Rechtecken gebildet wird. Diese Gruppe von Rechtecken stellt den Rhythmus der vierfachen Zeitalter, Jahreszeiten und Elemente dar.
So ist auch das Mandala des Shiva, des Gottes der Verwandlung, beschaffen, dessen endloser Tanz, den fortwährenden Fluss der Natur und des Kosmos widerspiegelt. Diese Art Mandala hat kein Viereck in der Mitte, denn der Mittelpunkt der Zeit ist die ewige Gegenwart. Sie gehört zu den Mandalas der Gruppe der Vatsu Purusha, die als Modelle zum Bau der alten Hindutempel dienten. Sie ist das Symbol des unbedingten oder absoluten Wesens (Purusha), insofern dieses Wesen sich der Verwandlung in das Dasein (Vastu) fähig zeigt.  

In seinem Buch „der Weg nach Shambhala“ schreibt Edwin Bernbaum über das tibetische Mandala: „Wenn sich der Yogi mit seiner persönlichen Schutzgottheit identifiziert, setzt er seine Umwelt mit dem Mandala dieser Gottheit gleich. Seine unmittelbare Umgebung wird zu seinem Palast, die Menschen, denen er begegnet, werden zu Gottheiten und der Horizont zum äußeren Feuerring. Diese Visualisierung bringt eine geistige Grundstimmung Hervor, die der Yogi auch in seinem alltäglichen Leben zu erhalten versucht. Alles, was ihn umgibt, kann sein göttliches inneres Wesen offenbaren. Durch das Mandala sieht er die Welt als Nirvana, hört in allen Klängen Mantras und betrachtet alle Wesen als Buddhas. Er sieht mehr und mehr, das die anderen Menschen verschiedene Aspekte seiner Selbst reflektieren, wie die Gottheiten des Mandalas die verschiedenen Aspekte der zentralen persönlichen Schutzgottheiten manifestieren. Durch sie kann er die ihm verborgenen Seiten seines Geistes unterscheiden lernen, die er zum Leben erwecken muss. Jeder kann ihm auf seine ganz bestimmte Art und Weise eine wertvolle Lehre erteilen. Mit der zunehmenden Vertiefung dieser Bewusstheit hört er auf, sich als isolierte Wesenheit zu betrachten, die im strengen Antagonismus zur übrigen Existenz steht. Durch vollkommen harmonischen Aufbau des Mandala, in dem nichts fehlt und nichts überflüssig ist, wird er sich der verborgenen Bande bewusst, die alle im Universum miteinander verbinden und vereinen.“  


Für Menschen die in sich kein harmonisches Mandala aufbauen können besteht die Gefahr das sich in ihrem Innern ein Labyrinth breit macht. Das Labyrinth ist ein wirksames Bild für eine aus den Fugen geratene Welt, aber auch für ein gespaltenes Leben. Es ruft die Mythe vom Labyrinth herauf, durch König Minos von Kreta erbaut, um ein abstruses Monstrum den Blicken zu entziehen, den Minotaurus, den Mann mit dem Stierkopf, den die eigene Gattin des Minos zur Welt gebracht, nachdem die Götter sie mit Liebe zum heiligen Stier geschlagen. Das Labyrinth, das Absurditäten verhüllt.
Das Labyrinth ist das Symbol der Bewusstseinsspaltung wohingegen das Mandala ein Symbol der Ganzheit ist.
Der Weg zur Ganzheit besteht aus schicksalsmäßigen Um- und Irrwegen. C.G. Jung nannte dies eine „sehr lange Strasse“, und sprach von einem „Pfad, dessen labyrinthische Verschlungenheit des Schreckens nicht entbehrt“. Auf diesem Weg erreichen uns jene Erfahrungen, die man „als schwer zugänglich“ bezeichnet, aber diese Erfahrungen müssen gemacht werden um eben die eigene Ganzheit zu erreichen. Es ist der Weg des eigenen Lebens und Jung hat diesen Lebensweg der zur „eigenen Mitte“ führt als Individuationsprozess bezeichnet: die Suche nach dem noch nicht manifestierten  „ganzen Menschen, der zugleich der größere und zukünftigere ist“.
Was das Mandala für den Osten ist, dass ist das Labyrinth für den Westen, hier zeigt sich schon die Spaltung und der Gegensatz von Orient und Okzident.
In seinen Analysen der mediterranen Labyrinthmythologie weist Michael Ayrton auf die Ähnlichkeit zwischen den vielen Windungen der labyrinthischen Pfade und dem Aussehen der Eingeweide von Tieren oder Menschen hin. Es gibt die Vermutung der Ursprung des Labyrinthmusters liege vielleicht in den Windungen der Eingeweide von Tieren oder Menschen, aus denen in der Antike, wie z.B. in Babylon, bei den alten Griechen und Etruskern geweissagt wurde.

Freitag, 5. Oktober 2012

Von Dompfaffen und Fliegenpilzen

Jetzt im Herbst ist unser Garten überfüllt mit den schwarzen Beeren des Holunders. Täglich kommt nun ein Dompfaff Pärchen in den Garten um von den Früchten zu essen. Dompfaffe besuchen unseren Garten nur zweimal im Jahr, zur Zeit der Holunderreife und wenn Schnee fällt. Dieser Vogel hat mich schon als Kind fasziniert. Diese Faszination hat bis heute nicht ihren Reiz für mich verloren. Wie der Fliegenpilz ist auch der Dompfaff mir ein großartiges Symbol der lebenden und wissenden Natur. In jedem Menschen lebt eine Sehnsucht zur Rückkehr zur Natur, selbst wenn die meisten Menschen es nicht wissen. Fliegenpilz und Dompfaff sorgen mit dafür das dieses Gefühl in mir nicht verdorren kann.
hukwa

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Über eigene innere Erkenntnis

Metaphysisches Denken ist auch eine mystische Erfahrung und zwar in dem Sinne, dass sie sich weigert über eine rationale Logik erklärt werden zu können. Metaphysik geht davon aus dass in unserem bewusstsein etwas vorhanden ist was sich über rationales Denken nicht erfassen lässt. Dies kann zur Annahme führen metaphysisches Denken sei Glaube. Dem ist jedoch keinesfalls so, jeder echte metaphysische Zustand ist nichts anderes als innere Erkenntnis.
hukwa

Herbstmensch

Herbstlicht
erleuchtet die braune Finger des Adlerfarn
letzter Libellentanz
zum Häherschrei
Waldfleisch
es hängen die Holunderbeeren überm
Judasohr
schon schwirren Rufe
verzweifelter Krähen
die schwarze Feder im Wind
spricht Weissagung 
aus unnennbaren Zeiten
erzählt Wildgans Keilschrift
Zeisiggespräche
kein Ruf
kein Warten
Herbstmensch
durchstreift die Wälder.
hukwa

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Die Aufgabe des Philosophen

Der Philosoph soll ein Suchender sein und kein Intellektueller der krampfhaft probiert weise Sprüche zu klopfen. Die Aufgabe des Philosophen ist es während seines Lebens um das Problem aller Philosophie zu ringen nämlich das große Rätsel des Menschseins zu erforschen: was bin ich? wo fange ich an? wo ende ich? worin gründe ich? wo sind die Grenzen meines ichs? Der Mensch hat sich nicht, er hat nur das wenige was er von sich weiß und das ist nicht viel. Daher muss der Philosoph auch die Dämonen seines Unbewussten aufsuchen. Wirkliche Philosophie ist immer metaphysisch.
hukwa

Dienstag, 2. Oktober 2012

Was wir Suchen oder das Bedürfnis nach Luxus

Etwas ist verborgen. Geh, entdecke es.
Geh und schau nach, was hinter dem Gebirge ist.
Etwas ist hinter den Ketten des Gebirges verlorengegangen.
Es ist verlorengegangen und wartet dort auf Dich. Geh!

Rudyard Kipling

Nietzsche warf die Frage auf was hinter dem Bedürfnis nach Luxus und Materialismus steht, seine Antwort lautete: "Das Bedürfnis nach Luxus scheint immer auf eine tiefe innere Geistlosigkeit hinzuführen; wie als ob jemand sich mit Kulissen umstellt, weil er nichts Volles, Wirkliches ist, sondern nur etwas, das ein Ding vorstellen soll, vor ihm und vor anderen. Ich meine, wer Geist habe, könne viel Schmerzen und Entbehrungen aushalten und dabei noch glücklich sein, ja er müsse sich im Verhältnis zu einem, der Ehren und Luxus und Kameradschaft nötig hat, schämen, weil er bei der Verteilung der Güter zu gut weggekommen ist.
Fr. Nietzsche: Die Unschuld des Werdens.

hukwa

Montag, 1. Oktober 2012

Eine Weisheit die wir nur in den Wäldern finden

Kehr ein in die dunklen Wälder
dort wirst du finden
was du schon so lange suchst
Ein Schweigen hinterließ der
Sturm der tobte
Du hast das Ungesagte ausgesprochen
während der Dauer eines Wimpernschlages
kann man sehr viel sagen
Sprich zu der einsamen Herde die durch die
Nacht irrt
Verirre dich nicht
Der Vollmond heute Nacht
widerspiegelt sich auf grünschwarzer See
Schweigen der Nacht
darinnen verborgen das Geheimnis
das diese banale Welt nie erreichen darf
Erkenne dich nicht
wenn du denn Weg der Erkenntnis eingeschlagen hast
diese Welt ist Maya.
hukwa

Eine Weisheit die wir in den Wäldern finden

Das was uns der Wald heute vor allem schenken kann ist Selbstfindung. Wenn ein Mensch nach vielen Jahren des Kampfes seine Selbsttäuschungen und Einbildungen überwindet und beständig zum tieferen Geist erwacht, entdeckt er die frische der Wahrnehmung eines Kindes wieder, bereichert und vertieft durch die Weisheit der Erfahrung. Wir sind immer dem ewigen Wandel unterworfen, Leben ist Wandel, die meisten Menschen nehmen ihn nur nicht wahr obwohl sie ihm unterworfen sind. Der Wandel im Leben des Einzelnen können wir auch als eine Reise sehen. Leben wir unser Leben als eine reise, dann wird uns ganz schnell klar das es vor allem um eins geht: um Bewusstheit! Durch diese Bewusstheit werden wir in uns die verborgenen Aspekte entdecken die uns zu unserem eigenen Selbst führen. Ganz im Sinne von Heraklit:

Zusamen gehören Ganzes und Nichtganzes,
Übereinstimmendes und Verschiedenes.
Einklang und Dissonanzen, und aus allem wird
Eines und aus Einem Alles.
Heraklit

Dies ist eine Weisheit die wir in den Wäldern finden können.
hukwa