Mittwoch, 20. Oktober 2010

Gespräche mit Bäumen

Am liebsten rede ich mit Bäumen. Sie sind geduldige Hörer. Vor allem sind sie Weise."Mit Bäumen kann man reden wie mit Menschen", schrieb ein Dichter einmal. Ich stimme dem zu. Seit meiner Kindheit rede ich mit Bäumen. Überall bin ich von ihnen umgeben. Wo Bäume sind ist auch Harmonie. Im Wald, im Park, im Garten, in meinem Arbeitszimmer wohnt ein Bonsai Baum und eine Stechpalme. Mensch-Baum das ist eine uralte heilige Verbindung. Wenn ich mit Bäumen spreche fühle ich wie ein Priester der zu seiner Gemeinde spricht. Ein heidnischer Priester natürlich. Wenn ich am Morgen erwache und werde nicht von Bäumen begrüßt, fehlt mir etwas. Wenn ich am Abend vor der Nachtruhe noch einmal aus dem Fenster sehe, erblicke ich eine große uralte Blutbuche, ich gehe nie schlafen ohne ihr gute Nacht zu wünschen.
hukwa

Dienstag, 19. Oktober 2010

Gedanken beim Holunderstrauch

In meinem Garten wächst viel Holunder. Ich lasse ihn wachsen und gebe ihm die Chance sich zu vermehren. Volkssagen und Märchen ranken sich um seinen Namen. Für unsere Vorfahren war der Holunder der "Baum der Holla", er war also der "Frau Holle" geweiht, die die Freya darstellt. Seine große Verehrung im Volke kann man schon daher ersehen, das sich sein Name im Laufe von tausend Jahren kaum verändert hat, den Holunder geht auf die althochdeutsche Form "holun-tar" zurück. Auf der Seite von heimat pfalz de findet sich bei den Pfälzerrezepten eine Vita des Holunders die ich vor Jahren niedergeschrieben habe. Immer wenn ich im Wald auf einen alten Holunder treffe, verweile ich ein wenig bei diesem Strauch. Seine Aura ist die Weisheit.
hukwa

Montag, 18. Oktober 2010

Birke am Morgen

In meinem Garten steht eine schöne schlanke Birke. Wenn ich früh am Morgen aus dem Fenster zu ihr herabsehe denke ich oft an Oskar Loerke und sein Birkengedicht: Es decken Auge, Ringe, Stricke/ Wie Götzendienst indianerhaft/ Mit Grau und schwarz den Birkenschaft/ als ob er einer Seele gliche/ In der ein alter Weihekult/ noch nicht verdarbt sei vor dem neuen/... Birken haben für mich eine Aura ewiger Jugend. Selbst wenn ich einer alten Birke begegne spüre ich das Jugendliche das ihr anhaftet. Die Birke erinnert mich im Winter noch an das Frühjahr. Sie ist ein Frühlingssymbol, die Erinnerung an das Frühjahr ist in ihrem ganzen Wachstum anwesend. Ihre Schlankheit und Geschmeidigkeit hebt sie unter ihren Baumgenossen besonders hervor.
hukwa

Sonntag, 17. Oktober 2010

Waldgedanken bei Johanniskreuz

Das blutrote Kleid des Dompfaffs
im bunten Herbstlaub
dazu
der ruhige Flug des Bussards
unterm klaren blauen Himmel
die Haselmaus
die unter der Erde ruht
Das letzte Aufbäumen
der Herbstzeitlosen
Der Fliegenpilz
der unter der weißen Birke glüht
Geruch von Laub und Stinkmorschel
kommt mit dem Wetwind her geweht
Einsame Hirschkuh im Hochwald
wo ich alleine gehe
auf herbstlichen einsamen Wegen.
hukwa

Mittwoch, 13. Oktober 2010

(S)INNE (er)HALTEN

(S) INNE (er) HALTEN

Es gibt verschiedene Weisen die Natur zu sehen und zu erfassen, sie hat für alle nur möglichen Fragen eine Antwort bereit. Wenn wir uns in ihr bewegen müssen wir nur immer wieder einmal innehalten – dann werden wir von der Natur auch Sinn erhalten.

Während einer Wanderung durch den Trippstadter Wald wird die umgebende Mitwelt uns dies bestätigen. Menschen von heute begegnet die Natur anders als sie z.B. unseren Urgroßeltern begegnete. Sahen diese in den unendlichen Räumen des Kosmos das Himmels- und Sternenzelt, Sonne und Mond noch als Licht und Lampe eines friedvoll in sich ruhenden Erdentages und die alte Mutter Erde als fruchtbaren Boden allen Lebens, so können viele Menschen von heute diese Anschauungen oft nicht mehr nachempfinden. Und dennoch, wenn wir den Wald betreten, scheint es uns da nicht, dass mit einem Mal manches Schwere von uns fällt, dass wir Stress und Hektik plötzlich hinter und lassen können? Der Wald wird uns zu einem letzten Reservat eines romantischen Gefühles. Wälder öffnen nicht nur unsere Sinne, sie schenken unserem Leben auch Sinn, wir müssen nur Ausschau halten nach den „Kindern des Waldes“, den Pflanzen, Vögeln, Bäumen und Tieren. Was kann uns bei einem Waldspaziergang doch alles begegnen? Der plötzliche Ruf des Schwarzspechtes, das leise Klagen eines einsamen Vogels, im Gebüsch taucht plötzlich ein Reh auf, im Wind ächzen die Bäume.

Wir müssen nur immer wieder inne halten können, dann können wir auch teilnehmen an den Wundern der uns umgebenden Natur, an ihrer Fülle, an ihrem Reichtum.

Der deutsche Naturphilosoph und Ethnobotaniker Gustav Schenk schrieb einmal: „Die blaue Blume der Romantik wuchs nirgendwo – aber sie lebte, wenn auch nur als Sinnbild grenzenlosen Geistes. Sie war ein Ziel das von vorneherein nicht erreicht werden konnte. Sie war Geist und Fülle einer leidenschaftlichen Sehnsucht und nicht würdiger und weiser konnte eine an das unendliche verlorene Seele irdische Gestalt annehmen als in einer Pflanze. Sie hatte vor aller Wirklichkeit eines voraus: Ebenso wie sie nie gefunden wurde, konnte sie niemals verloren gehen – und kein Stachel des Schmerzes blieb zurück.“

Dies ist es, was wir von der großen Lehrmeisterin Natur lernen können, wenn wir bereit sind manchmal innezuhalten. Jenes Gefühl einer Wiederverzauberung mit der uns umgebenden Natur, eben: Im Leben einen Sinn erhalten.

Es soll Menschen geben die über das „Schweigen“ im Wald erschrecken, doch ist diese Stille des Waldes nicht gerade seine Antwort an uns?

Der chilenische Dichter Pablo Neruda drückte das so aus:

Ich, der ich in einem Baum aufgewachsen,

hätte mancherlei zu erzählen,

doch da ich viel erfuhr von der Stille,

habe ich mancherlei zu verschweigen.

Dies ist eine der Philosophien des Waldes, seine Antwort an uns. Wir können dies jederzeit feststellen, dann, wenn wir ihn aufsuchen und bereit sind für einen Moment innezuhalten.

Montag, 11. Oktober 2010

Spaziergang entlang des Philosophenweges

Ein Spaziergang entlang des Trippstadter Philosophenweges

Wer im Spätherbst oder im Winter sich zu einem Spaziergang entlang des Trippstadter Philosophenweges aufmacht, wird von der romantischen Herbheit dieses Landstriches gewiss begeistert sein.

Hier, wo dunkel bewaldete Hügel den Horizont verstellen und zugleich eine Weite ahnen lassen, versinkt der Wanderer schnell in tiefe Gedanken.Selten, dass man auf diesem Weg jemandem begegnet. Was hier vorherrscht ist Stille.

„Nur wer in die Stille geht, kann sich selbst und der Welt wirklich begegnen“ schrieb einst ein großer Philosoph. Wir dürfen natürlich nicht mit dem Körper in den Wald gehen, „ohne mit dem Geist angekommen zu sein“.

Ist es nicht gerade die raue, karge Jahreszeit, der Spätherbst und der Winter, die oft für den Wanderer die ergiebigsten sind? Sie fordern seinen Geist und seine Phantasie heraus. Dass rauhes Wetter das Denken fördert ist in der Philosophie allgemein bekannt. Wenn Regen und Schnee die äußere Sicht einschränken, wendet der Blick sich nach innen. Und wenn auf den Feldern die Ernte eingebracht ist, fährt auch der ernsthafte Wanderer seine Ernte ein.

Wer denkt der Wald wirke im Winter eintönig, der täuscht sich gewaltig. Gerade jetzt kann man die Phänomene der wandelbaren Natur besonders gut erkennen und viel Neues entdecken: Die wunderbaren Farbnuancen der flüchtigen Wolken am Abendhimmel, die Wirkung des Lichts das im Winter besonders sanft in die Baumkronen fällt. Das weiche und zarte Gezwitscher der Meisen, die Spuren von Vögeln und Wild im Schnee.

Wer genau hinschaut, wer sie beobachtet die Wunderwelt am Wegesrand, dem offenbart sich in der kalten Jahreszeit die Natur als eine „Sprache“ in der sich eine höhere Wirklichkeit offenbart. „Die Natur ist ein so riesiges und allumfassendes Wesen, dass wir ihr Antlitz nicht einmal ansatzweise erkennen können“, schrieb Henry David Thoreau. Nun, er musste es wissen, schließlich ist er der berühmteste Spaziergänger der Literaturgeschichte. „Um ein Wanderer zu sein, braucht man eine Berufung direkt vom Himmel. Man muss in die Familie der Spaziergänger hineingeboren werden. Ambulator nascitur, non fit – Spaziergänger kann man nicht werden – man ist es durch Geburt“, war seine Meinung.

Gerade hier, bei einem gemütlichen Spaziergang entlang des Philosophenweges kann in uns der Gedanke aufkeimen, dass die äußere Natur auch ein Weg sein kann die eigene wahre innere Natur wieder zu entdecken.

In der waldreichen Umgebung von Trippstadt finden Wanderer und Spaziergänger immer wieder jene kleinen Wunder der Natur die Fauna und Flora hier zu bieten haben. Schließlich ist die Natur weit mehr als nur eine Welt materieller Erscheinungen, für den berühmten amerikanischen Philosophen Ralph Waldo Emerson war sie: „die sprachliche Offenbarung des immateriellen Seinsgrundes der Allseele“.

Hier im winterlichen Pfälzerwald kann es passieren, dass der Wanderer sich plötzlich eingebunden fühlt in den Kreislauf der Natur, dass er mit einem Male jenes „Licht der Natur“ von dem der deutsche Philosoph Schilling so begeistert schrieb, in sich aufgehen spürt.

Der Spaziergänger wird auf jeden Fall viel mitnehmen von den winterlich-einsamen und romantischen Waldwegen des Pfälzerwaldes.

Sonntag, 10. Oktober 2010

Brunnen der Erinnerung

Jetzt in der Herbstzeit bin ich sehr in meine schriftstellerischen Arbeiten vertieft. Ich schreibe auch viel aus der Erinnerung heraus. Wenn man seine Erinnerungen immer wieder einmal vor seinem geistigen Auge aufleuchten lässt, entdeckt man oft Dinge denen man früher keine Bedeutung beigemessen hat die dennoch sehr bedeutungsvoll sind. Kleine Begebenheiten bekommen plötzlich einen tieferen Sinn. Anscheinend Bedeutungsloses fügt sich ein in die Zusammenhänge gelebter Ereignisse. Der Versuch in die persönliche Geschichte einzudringen, erweist sich als Bemühen das eigene Lebenslabyrinth zu enträtseln.
hukwa

Dienstag, 5. Oktober 2010

Wiederverzauberung der Natur

Warum hat der Mensch die Verbindung zur Natur verloren? Weil er sie entzaubert hat. Er hat die Nabelschnurr die ihn mit der Natur verband auf brutale Weise getrennt. Wir täten gut daran diese Verbindung wiederherzustellen um zu retten was noch zu retten ist, um Neues wieder wachsen zu lassen. Dieses Band neu zu schmieden käme einer wiederverzauberung mit der Natur gleich. Dies wäre eine Erhellung der menschlichen Existenz. Solange materieller Fortschritt und Wohlstand nur negatives nach sich zieht ist dies mit Vorsicht zu genießen. Der Mensch muss wieder auf die Suche nach dem Mysterium der Natur gehen. Eine Wiederbeseelung aller Lebensbereiche würde uns vom Seelenfressenden Materialismus befreien.
hukwa

Sonntag, 3. Oktober 2010

Fensterblick oder Gespräch mit der Erdmutter

Es ist kurz nach 5.Uhr morgen. Während ich meinen Kaffee zubereite schaue ich aus dem Fenster. Im Westen steht noch der Mond. Das Dorf schläft noch. Stille. O herzbeglückende Stille! Ich erkenne die Dächer und Giebel verschiedener Häuser. Verschwommen, von der Dunkelheit noch gefangen, die Umrisse der mächtigen Blutbuche vor der katholischen Kirche. Eine riesige, starke, kraftstrotzende Buche. Ihr dicker Stamm zielt kerzengerade in die Höhe. Und diese mächtige Krone! Gefüllt mit Abertausender roter Blätter. Im Vergleich mit der Kirche wirkt diese wie eine Zwergin, der Baum wie ein Riese, es scheint als habe die Schöpferin diesen Baum persönlich gepflanzt. Als möchte die große Göttin ausdrücken "schaut dies ist mein Haus das ich für euch gepflanzt habe". Wie kleinlich erscheint neben diesem mächtigen Baum das alte Gemäuer der Kirche. Während ich aus dem Fenster blicke und den Baum beobachte ist es als würde dieser zu mir sprechen: Hört die Zeit ist nah, da der Mensch, mit seinem ganzen Sein und besonders dem emotionalen Teil, jener Identität zwischen seinem subjektiven Selbst und der objektiven Natur fühlt. War dies nicht dass was Schelling und Fichte so eindringlich empfohlen haben? Wir sollten täglich einige Zeit mit der Natur in verbindende Unterhaltung treten.
Wenn ich jetzt da der Morgen heraufdämmert nach Westen blicke, sehe ich einen bewaldeten Bergrücken. Davor ein tiefes Waldtal. Feuchter, weißer Nebel steigt aus dem Tal empor und schenkt der Landschaft einen bizarren Ausdruck. Bald taucht der erste Schwarm schwarzer Krähen, geheimnißvoll aus den Nebeln auf. Ich ziehe tief die Morgenfrische in mich hinein, stimme ein in das Gespräch der Krähen, spanne meinen Körper und fühle die innere, nie verloren gegangene Beziehung zur Erde in mir. Zu Licht, zu Luft, zu Bäumen, Pflanzen, Käfern und Würmern, zur alten Erdmutter selbst. Ich höre ihre Lieder und die ganze Landschaft ist ihr Gemälde. Ich fühle mich den Waldnebeln näher verwandt als den Menschen, fühle ganz die alte Erdmutter in mir.
hukwa