In
seinem Buch Nanna oder über das Seelenleben der Pflanzen
(1848) fragt der Naturphilosoph
und Physiker Gustav Theodor Fechner: „Warum soll es zu
den Seelen, die da laufen, schreien und fressen, nicht auch Seelen
geben, die still blühen, duften, im Schlürfen des Thaues ihren
Durst, im Knospentriebe ihren Drang, im Wenden gegen das Licht noch
eine höhere Sehnsucht befriedigen? Ich wüßte doch nicht, was an
sich das Laufen und Schreien vor dem Blühen und Duften für ein
Vorrecht voraus hätte. Träger einer Seelenthätigkeit und
Empfindung zu sein; nicht wiefern die zierlich gebaute und
geschmückte Gestalt der reinlichen Pflanze minder würdig sein
sollte, eine Seele zu hegen, als die unförmliche Gestalt eines
schmutzigen Wurmes? Sieht den ein Regenwurm uns seelenvoller an, als
ein Vergißmeinnicht?“
Fechner
schreibt weiter: „Warum sollten wir glauben, daß eine
Pflanze sich ihres Hungers und Durstes weniger bewußt ist als ein
Tier? Dieses sucht Nahrung mit seinem ganzen Körper, die Pflanze nur
mit einem Teil, nicht von Nase, Augen oder Ohren geführt
, sondern mit anderen Sinnen“?
Fechner
verkündete auch, dass einer der Hauptzwecke des menschlichen Körpers
letztendlich vielleicht nur der sei, der Entfaltung des pflanzlichen
Lebens zu dienen, indem der Kohlendioxid ausstößt und sich nach dem
Tode als Nahrung anbietet.
Diese
Ansichten sind zweifelsohne eine Umwertung der Werte: warum nahm man
so ohne weiteres an, dass die Pflanze für den Menschen geschaffen
worden war und nicht umgekehrt?
Als das
aus sich heraus und für sich Bestehende ist Natur auch ohne den
Menschen vorstellbar, der allerdings nicht ohne sie zu existieren
vermag und ihr als Naturwesen zugehört, sich aber gegen die Natur
stellt. Der Mensch als Teil der Natur hat sich von dieser ihn
umgebenden Natur abgewendet und sein Dasein der Technik angegliedert.
Die
ontologische Differenz zwischen beiden Sphären wird deutlich wenn
man sich Gedanken über die „Naturvergessenheit“ der Menschen
macht. Naturvergessenheit bedeutet letztendlich das Menschen glauben
auf die Naturbasis ihrer eigenen Existenz verzichten zu können und
eine Art von technisch-robotischen Dasein leben zu können. Indem er
die Technik über die Natur stellt entfernt sich der Mensch nicht nur
von seiner Naturbasis, er entfernt sich vom kosmischen Sein.
Wenn man
die Frage stellt was ist mehr Wert, ein Gänseblümchen oder ein
Auto, wird man zweifelsohne für verrückt erklärt, dennoch ist die
Frage angebracht. Eine Pflanze ist etwas das man oberflächlich
behandelt, man tritt auf sie drauf oder beseitigt sie mit
Unkrautvernichter. Ein Auto wird gepflegt und man liebt es förmlich.
Das Auto trägt zur Belastung unserer Umwelt bei, die Pflanze sorgt
für das nötige ökologische Gleichgewicht auf unserem Planeten. Was
hat also Mehr-wert?
Die
Pflanzen kommen entwicklungsgeschichtlich aus dem Meer und haben in
Millionen von Jahren den ganzen Planeten erobert. Sie haben sogar die
Zusammensetzung der Erdatmosphäre so verändert, dass wir Menschen
hier leben können. Und das alles soll weniger Wert sein als ein paar
Tonnen Blech?
Abstammungsgeschichtlich
stammen wir sowohl aus dem Pflanzen- als auch aus dem Tierreich, was
bedeutet wir sind Pflanzen, wir sind Tiere, beide Elemente sind im
Menschen tätig. Dies belegt unser Mitsein für die Natur die wir
schon lange vergessen haben. Doch wir können sie nicht hinter uns
lassen, die Natur aber uns.
Hukwa