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Foto©UteKW |
Wie dieses Wesen beschaffen ist,
werden wir an geeigneter Stelle
darlegen,
-insbesondere, dass es in der
Kenntnis
jener Vereinigung besteht,
die der Geist mit der
Gesamtheit der Natur eingeht.
Benedict
Spinoza – Die Ethik
„Zwischen uns und die Natur“, sagte
Bergson, „legt sich ein dichter Schleier gewebt aus den
Notwendigkeiten unseres praktischen Lebens“.
Wenn wir Natur in ihrem metaphysischen
Grunde schauen, offenbart sie sich uns als eine höhere Wirklichkeit.
In unserer oberflächlichen Erkenntnis der Naturerscheinungen,
erkennen wir nicht die Wirklichkeit der Natur sondern nur einen
deformierten Begriff von ihr. Wir erkennen nicht mehr die „schaffende
Kraft“ die in ihr wirkt (Schelling). Auch nicht die Intelligenz die
als Natur wirkt (Kant). Das Begreifen des Ganzen, der Natur in ihren
Zusammenhängen, die für den Menschen Bedingung seiner Existenz
sind, ist für Schelling nur im Wesensbegriff des Naturganzen
denkbar.
In diesem „Naturschauen“ enthüllt
sich dem der sich mit der Natur auf metaphysischer Basis
auseinandersetzt, die wahre Realität und vermittelt eine
Intensivierung des Lebensgefühls.
Metaphysik ist die
erkenntnistheorethische Betrachtung der inneren Natur, das Gegenteil
zur heutigen sinnfälligen und grobstofflichen „Außenseite“, die
es ja in der Wirklichkeit überhaupt nicht gibt. Metaphysisches
Denken ist das Erfassen des Wesenskern der Dinge, das - über das
mechanische hinaus-gehende. Unter der Herrschaft dieses
ausschließlich mechanischen Denkens verliert man den Blick dafür,
dass sich unser Dasein in jedem Augenblick aus unserem Geist heraus
und somit aus den Tiefen der Natur heraus erneuert. Schließlich ist
der Geist mehr als die Summe unseres Denkens, er ist die Idee, das
Eidos, das objektive Weltprinzip wie es Plato nannte. Dies hat
besonders Hegel betont in dem er versuchte Geist und Natur zu
verbinden. Am Schluss des ersten Bandes seiner „Enzyklopädie“
von 1830 über die „Wissenschaft der Logik“ schreibt er über
diese Verbindung das ihm bewusst ist, dass Wirklichkeit sich im
Denken konstituiert, so das wir entweder in gedankenloser
Unmittelbarkeit eins mit der Natur sein können oder dass wir dazu
verurteilt sind, wollen wir uns der Natur gedanklich annähern, uns
über sie Gedanken zu machen.
Die Einheit mit der Natur ist also für
den denkenden Menschen nichts anderes als uns in der Idee, dem Eidos
wiederzufinden. Zu recht betonte Hegel immer wieder dass dem Menschen
die Natur als Ganzes zu sehen nicht möglich ist. Dass Große Ganze
ist nicht ganz schaubar doch es lässt sich er-ahnen. So kritisiert
er auch die Unzulänglichkeit der physikalischen Erkenntnis und
stellt ihr die Erfahrung der Natur entgegen, die von der kosmischen
Einheit und Ganzheit ahnt. So begreift er die Natur als einen Spiegel
des Geistes, der sich in der Natur selbst wiederfindet und in ihr
einen Teil seiner selbst entdeckt. Hier besteht die Verwandtschaft
zur platonischen Ontologie. Nach Hegel also erkennt der Geist in der
Natur seine Freiheit und auf dem gleichen Weg gelangt die Natur
ebenfalls zu ihrer Befreiung.
Dem großen Teil der Menschen ist es
versagt geistig in die Natur einzudringen. Nachdem der menschliche
Geist in der Evolution entstanden war, muss vom Menschen eine neue
Evolution ausgegangen sein. In dieser begann er damit die Herrschaft
über die Natur auszuüben und wie er den Planeten mit seinem
Giftschleim überzogen hat wird uns heute Alptraumhaft bewusst. Der
Gnadenstoß den man gegen die Natur führt wurde schließlich von den
Positivisten durchgeführt. Diese angebliche „Erkenntnistheorie“,
Positivismus genannt, besteht im wesentlichen in der Aussage, dass
man in der Wissenschaft und der Philosophie sich nur auf Tatsachen
stützen dürfte. Allgemeine metaphysische Begriffe und die Frage
nach dem Sein lehnt der Positivismus strikt ab.
Bernhard Bavink, ein Gegener des
Positivismus hat einmal gesagt: „Aller Positivismus sollte
richtiger Negativismus heißen, denn er lebt ausschließlich von der
Negation“ (1).
Der Positivismus
will uns also das „Hohelied des Intellekts“ lehren, aber kein
Mensch kann ein Leben führen das auf den reinen Intellekt reduziert
ist:
„Der reine Intellekt, von der
Wesenheit des Menschen getrennt, bedeutet dessen Tod. Der Intellekt,
der sich überschätzt indem er an sich selbst zu große
Anforderungen stellt, der sich in anmaßendes Sich-Selbst-Genug-Sein
flüchtet, veredelt den Menschen nicht; vielmehr demütigt und
entpersönlicht er ihn“.
Durch diesen
seelenlosen Intellekt den der Mensch als reines Denkvermögen
gebraucht und nicht als ganzheitliches Organon, hat er die
Naturvorgänge auf der Erde zum großen Teil zerstört.
Der Intellekt der
ja nur ein Werkzeug des Geistes ist, hat sich von seiner Quelle
abgeschnitten und lebt seither ein robotisches Dasein.
Selbst
Bertrand Russel der Begründer des „logischen Atomismus“, hat
dieses Gefühl so stark empfunden, dass er schrieb: „...ich
muss, bevor ich sterbe, irgendeinen Weg finden, das Wesentliche zu
sagen, das in mir steckt und das ich bislang noch niemals gesagt
habe- etwas, dass weder Liebe noch Hass noch Mitleid noch Verachtung
ist, sondern der Atem des Lebens selbst, wild und von weither
kommend, der in das menschliche Leben die Unermesslichkeit und die
schrecklich leidenschaftslose Gewalt des Nichtmenschlichen bringt“
(3).
Wohl
jeder der sich etwas intensiver mit der Geschichte der Philosophie
beschäftigt hat kennt das berühmte Fresko von Raffael: Die Schule
von Athen. In diesem Gemälde zeigt Platon mit dem Finger zum Himmel,
Aristoteles deutet in die Welt. Der Gegensatz tritt deutlich hervor.
Platon, hat die Welt von „dem Einem“, vom Geist her zu denken
versucht. Aristoteles geht den Weg andersherum: er hält sich an die
empirische Realität, an die Sinneswahrnehmung, um von dort zur Idee
aufzusteigen. Beide gehen zwar
verschiedene Wege doch das Ziel ist dass gleiche: Die Einheit
des Ganzen durch den
einen Geist.
Friedrich
Cramer schrieb einmal: „Wie und Warum ist Denken
entstanden? Warum hat der Kosmos eine Gestalt und eine Physik, die
auf uns Menschen passt? Wir werden solche Fragen nicht mit Hilfe der
Physik beantworten können, aber die Physik hat uns geholfen, sie
klar zu formulieren“(4).
Letzendlich
kann diese Fragen nur die Philosophie beantworten.
hukwa
Literaturhinweise:
1.Bernhard Bavink: Ergebnisse und
Probleme der Naturwissenschaft. Zürich1949. S.88f.
G.Tucci: Geheimnis des Mandala.
Brief an Constance Malleson,1918,
zitiert in: My Philosophical Development. S.218.
Friedrich Cramer: Anthropisches
und entropisches Prinzip...in „Am Fluss des Heraklit“.