Samstag, 23. Mai 2020

Seinsvergessenheit und Nihilismus

Foto©UteKW

Am Ende wird es offenbar,
was Wachslicht und was Talglicht war“.
A. Schopenhauer

Lasciate ogni speranza voi chèntrate“. Dante

Im Einklang mit dem Zeitgeist der Konsumgesellschaft zu stehen, bedeutet, den obigen Satz von Dante zu bejahen, der lautet: „Die ihr hier eintretet, lasset alle Hoffnung fahren“.
Die Konsumsucht die in unserer Gesellschaft vorherrscht sprengt lange schon alle moralische und ethische Grenzen. Sie bedroht und vernichtet jeden aufkeimenden Seinsgedanken schon im Anfangsstadium. Die Religionswissenschaftlerin Joanna Macy schrieb vor einigen Jahren: „Viele Menschen erleben die Welt als ein Schlachtfeld auf dem Gut und Böse gegeneinander angetreten sind und die Kräfte des Lichts mit den Kräften der Finsternis ringen“.
Es scheint als ob das Sein der Menschen in einem schwarzen Loch verschwindet, verschluckt von den Gespenstern des Nihilismus. Denn wo das Sein vergessen wird beginnt die Herrschaft des Unmenschen.
Das Sein ist symbiotisch – es verbindet die Einzelnen mit dem kosmischen Band, mit der Weltfamilie, mit allen natürlichen Erscheinungen des Planeten und des Kosmos.
Der Materialismus ging aus der Entwicklung des Rationalismus hervor und führte schließlich zur Wissenschaftsgläubigkeit des 19.Jahrhunderts. Damals ist es soweit gekommen das dass philosophische Denken einen Rückfall erlitt der in den „finsteren Cartessianismus“ führte. Ihm folgte der Triumph des Positivismus unter dem die Natur und der freie Geist noch noch heute leiden.
Der einzige zeitgenössische Hegelbiograph und Schüler von Georg Friedrich Wilhelm Hegel, Karl Rosenkranz, schrieb in seinem Vorwort zu „Hegels Leben“, 1844: „Scheint es nicht, als seien wir Heutigen nur die Totengräber und Denkmalsetzer für die Philosophen, welche die zweite Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts gebar, um in der ersten des jetzigen zu sterben? Kant fing 1804 dies Sterben der deutschen Philosopühen an. Ihm folgten Fichte, Jacobi,Solger, Reinhold, Krause, Schleiermacher, W.v.Humboldt, Fr. Schlegel, Hebart, Baader, Wagner, Windischmann, Fries und so viele andere... Sehen wir Nachwuchs für jene Ernte des Todes? Sind wir fähig, in die zweite Hälfte unseres Jahrhunderts ebenfalls eine heilige Denkerschar hinüberzusenden? Leben unter unseren Jünglingen die , welchen platonischer Enthusiasmus und aristotelische Arbeitsseligkeit das Gemüt zu unsterblicher Anstrengung für die Spekulation begeistert...?
Die Philosophen die nun antraten Marx, Feuerbach, Strauß u.a. versuchten nun jeder auf seine materialistisch-denkerische Art dem dahinsiechenden Idealismus den letzten Todesstoß zu versetzen. Wir brauchen ihnen nur jene Namen gegenüberzustellen die zu Beginn des 19. Jahrhunderts leuchteten Goethe, Schiller, Fichte, Schelling, Hegel um den Weg der in den Materialismus führte nachzuvolllziehen, um zu erfassen was Wachslicht und was Talglicht ist.



Literaturhinweise:

A. Schopenhauer: Gesammelte Werke.

Dante: Göttliche Komödie.

Joanna Macy: Die Welt als Geliebte.

Karl Rosenkranz: Hegels Leben.

hukwa