Sonntag, 11. Januar 2015

Eine Februarnacht im Pfälzerwald

Hornung, nannten ihn die Altvorderen. Sein Herz ist die Narrenzeit. Liegt oft auch noch Eis und Schnee, so spürt der aufmerksame Beobachter doch, das nun die Tage langsam und leise heller werden. Selbst wenn noch bittere Kälte im Februar vorherrscht, spürt man, das Frühjahr ist nicht mehr fern.
In den sternenklaren Nächten erscheint uns der Himmel wie ein großes kosmisches Gemälde und man bekommt das Gefühl nicht los das unsere Augen immer tiefer in die Weiten des Universums vordringen. Mitten im Meridian flackert nun das Sternbild des Orions. Über ihm erstrahlt das Sternenpaar Kastor und Pollux. Die Götter haben sie zu glühenden, nie versinkenden Diamanten gemacht. Der Löwe, mit dem königlichen Stern Regulus im Herzen ist bereit, durch den Feuerreif der perlmutternen Milchstrasse zu springen. Der gesamte südliche Himmel bis hoch in den Zenit leuchtet hell durch die Sternbilder des Wintersechsecks. Das geheimnisvollste Sternbild des Winterhimmels ist der mythische Jäger Orion mit seinem Gürtel und Schwertgehänge.
Der Jäger Orion rühmte sich in der altgriechischen Sage, alle Tiere besiegen zu können. Deswegen entbrannte zwischen ihm und dem Skorpion ein heftiger Kampf. Die Götter versetzten Orion und Skorpion an zwei gegenüberliegende Stellen des Himmelsgewölbes, so das sie nie gleichzeitig über dem Horizont stehen. Die Sage berichtet weiter, das Odysseus bei seiner Fahrt in die Unterwelt dem großen Jäger Orion begegnet sei. Er führte ihn mit dem Vorzeitriesen Otos und Ephialtes auf. Sie seien nach Orion die schönsten Riesen gewesen. Orion wurde also noch vor ihnen eingestuft! Orion galt auch als der große Wanderer und mit seiner unendlichen Kraft als ein Wohltäter der Menschen. Er hatte drei Väter: Zeus, Poseidon und Hermes. Etwas weiter südöstlich funkelt Sirius der heilige Stern der alten Ägypter. Auch in den eiskalten Februarnächten weiß uns die Natur vieles zu erzählen und spricht sie nicht über die Pflanzen und Tierwelt zu uns, dann tut sie sich uns über die Sternenwelt mitteilen.
Warum sitze ich hier draußen in der kalten Winternacht und betrachte den funkelnden Sternenhimmel? Vielleicht gehöre ich zu jenen Menschen, deren Seele noch eingespannt ist in den Rhythmus des kosmischen Geschehens. In das Stirb und Werde von Mutter Natur. Vor mir plätschert der alte Candidusbrunnen, ein Käuzchen lockt, knacken im Unterholz verrät wild, oder sind es Waldelfen die mich hier umschleichen? Der nächtliche Wald öffnet nicht nur das Gedankenmeer, er ist auch eine Pforte ins reich der Phantasie. Im Osten erscheint nun der Morgenstern, mehr ahnend als sehend bewege ich mich durch den noch dunklen Wald. In den Städten rauscht nun schon der Motor der Welt. Die ersten Vögel machen sich mit leisem Winterpiepsen bemerkbar. In einem großen Schlehenbusch streiten sich die Tannenmeisen. Dann der Laut eines zu früh heimgekehrten Finken. Am Ufer bei den Weihern nahe des Aschbacherhofes springen die ersten Weidekätzchen auf, die Knospen der Kornellkirsche sind schon saftig und dick. Ich schlage mich ins Dickicht hinein, erklimme einen Waldhügel und stehe vorm Felsenbrunnen im Aschbacherwald, mystisch blinkt der Vollmond durch den Mischwald und mir scheint als rausche das Wasser des Brunnens schon lauter als im Januar. Ich bleibe für einige Zeit versunken an diesem orte stehen, meine Gedanken fließen mit dem Wasser. Bald werden die ersten Zugvögel hier eintreffen. Wohl spüren sie es jetzt schon im tiefen Süden, das sich der Lenz dem Pfälzerwald nähert. unruhig wird wohl ihr Blick sein, sie prüfen ihr Gefieder ob es Reisefertig ist, sammeln sich in Scharen, bereit zur Heimreise ins herz des Pfälzerwaldes, hinein zu fliegen in diesen grünen Kranz der Wälder. Ich laufe weiter zum letzten Brunnen auf meiner nächtlichen Wanderung, der mich aus der Waldnacht hinein in einen klaren Morgen führt. Der Morgen dämmert als ich am Osterheldbrunnen ankomme. Die Erde ist hier aufgewühlt von den Wildschweinen die jede Nacht hier vorbeischauen. Nach nahem Frühling duftet sie die Pfälzer Erde. Die Buchen und Eichen die hier stehen, zeigen schon dicke Knospen und man spürt die Natur erwacht nach einem harten Winter zu neuem Leben.

hukwa