Hornung, nannten ihn die Altvorderen.
Sein Herz ist die Narrenzeit. Liegt oft auch noch Eis und Schnee, so
spürt der aufmerksame Beobachter doch, das nun die Tage langsam und
leise heller werden. Selbst wenn noch bittere Kälte im Februar
vorherrscht, spürt man, das Frühjahr ist nicht mehr fern.
In den sternenklaren Nächten erscheint
uns der Himmel wie ein großes kosmisches Gemälde und man bekommt
das Gefühl nicht los das unsere Augen immer tiefer in die Weiten des
Universums vordringen. Mitten im Meridian flackert nun das Sternbild
des Orions. Über ihm erstrahlt das Sternenpaar Kastor und Pollux.
Die Götter haben sie zu glühenden, nie versinkenden Diamanten
gemacht. Der Löwe, mit dem königlichen Stern Regulus im Herzen ist
bereit, durch den Feuerreif der perlmutternen Milchstrasse zu
springen. Der gesamte südliche Himmel bis hoch in den Zenit leuchtet
hell durch die Sternbilder des Wintersechsecks. Das geheimnisvollste
Sternbild des Winterhimmels ist der mythische Jäger Orion mit seinem
Gürtel und Schwertgehänge.
Der Jäger Orion rühmte sich in der
altgriechischen Sage, alle Tiere besiegen zu können. Deswegen
entbrannte zwischen ihm und dem Skorpion ein heftiger Kampf. Die
Götter versetzten Orion und Skorpion an zwei gegenüberliegende
Stellen des Himmelsgewölbes, so das sie nie gleichzeitig über dem
Horizont stehen. Die Sage berichtet weiter, das Odysseus bei seiner
Fahrt in die Unterwelt dem großen Jäger Orion begegnet sei. Er
führte ihn mit dem Vorzeitriesen Otos und Ephialtes auf. Sie seien
nach Orion die schönsten Riesen gewesen. Orion wurde also noch vor
ihnen eingestuft! Orion galt auch als der große Wanderer und mit
seiner unendlichen Kraft als ein Wohltäter der Menschen. Er hatte
drei Väter: Zeus, Poseidon und Hermes. Etwas weiter südöstlich
funkelt Sirius der heilige Stern der alten Ägypter. Auch in den
eiskalten Februarnächten weiß uns die Natur vieles zu erzählen und
spricht sie nicht über die Pflanzen und Tierwelt zu uns, dann tut
sie sich uns über die Sternenwelt mitteilen.
Warum sitze ich hier draußen in der
kalten Winternacht und betrachte den funkelnden Sternenhimmel?
Vielleicht gehöre ich zu jenen Menschen, deren Seele noch
eingespannt ist in den Rhythmus des kosmischen Geschehens. In das
Stirb und Werde von Mutter Natur. Vor mir plätschert der alte
Candidusbrunnen, ein Käuzchen lockt, knacken im Unterholz verrät
wild, oder sind es Waldelfen die mich hier umschleichen? Der
nächtliche Wald öffnet nicht nur das Gedankenmeer, er ist auch eine
Pforte ins reich der Phantasie. Im Osten erscheint nun der
Morgenstern, mehr ahnend als sehend bewege ich mich durch den noch
dunklen Wald. In den Städten rauscht nun schon der Motor der Welt.
Die ersten Vögel machen sich mit leisem Winterpiepsen bemerkbar. In
einem großen Schlehenbusch streiten sich die Tannenmeisen. Dann der
Laut eines zu früh heimgekehrten Finken. Am Ufer bei den Weihern
nahe des Aschbacherhofes springen die ersten Weidekätzchen auf, die
Knospen der Kornellkirsche sind schon saftig und dick. Ich schlage
mich ins Dickicht hinein, erklimme einen Waldhügel und stehe vorm
Felsenbrunnen im Aschbacherwald, mystisch blinkt der Vollmond durch
den Mischwald und mir scheint als rausche das Wasser des Brunnens
schon lauter als im Januar. Ich bleibe für einige Zeit versunken an
diesem orte stehen, meine Gedanken fließen mit dem Wasser. Bald
werden die ersten Zugvögel hier eintreffen. Wohl spüren sie es
jetzt schon im tiefen Süden, das sich der Lenz dem Pfälzerwald
nähert. unruhig wird wohl ihr Blick sein, sie prüfen ihr Gefieder
ob es Reisefertig ist, sammeln sich in Scharen, bereit zur Heimreise
ins herz des Pfälzerwaldes, hinein zu fliegen in diesen grünen
Kranz der Wälder. Ich laufe weiter zum letzten Brunnen auf meiner
nächtlichen Wanderung, der mich aus der Waldnacht hinein in einen
klaren Morgen führt. Der Morgen dämmert als ich am Osterheldbrunnen
ankomme. Die Erde ist hier aufgewühlt von den Wildschweinen die jede
Nacht hier vorbeischauen. Nach nahem Frühling duftet sie die Pfälzer
Erde. Die Buchen und Eichen die hier stehen, zeigen schon dicke
Knospen und man spürt die Natur erwacht nach einem harten Winter zu
neuem Leben.
hukwa