Ich bin fest von einer Paläontologie
der menschlichen Seele überzeugt. Irgendwie ist alles in uns
„geschichtet“. Schon Nietzsche sagte: „Im Schlaf und Traum
machen wir das Pensum früheren Menschentums noch einmal durch“.
Weiter sagte er: „Der Traum bringt die ferne Zustände der
menschlichen Kultur wieder zurück und gibt ein Mittel an die Hand,
sie besser zu verstehen“.
Über meine Träume und meine Ahnungen
bin ich mir sicher dass ich schon oft in diese „fernen Zustände
der menschlichen Kultur“ gereist bin. Mein Leben lang habe ich mich
für jene Momente immer besonders offen gehalten in denen die große
Vergangenheit der Menschheit in mir aufdämmert.
Der Paläontologe Edgar Dacque glaubte
durch Zergliedern von Mythen und Sagen einen „paradiesischen“
Restbestand in der menschlichen Seele aufgedeckt zu haben; er schrieb
dem Urmenschen den Besitz „paradiesischer Kräfte“ zu, eine
Natursichtigkeit, die näher ans Wesen der Natur heranreiche als der
heutige Menschenverstand. Als letzter Rest jenes inneren Schauen gilt
ihm der Tieftraum und das Hellgesicht. Träume, die aus der Sphäre
des Unbewussten im Menschenwesen stammen, erschließen uns den Schatz
seelischer Inhalte, welche die Menschenseele im Laufe der
Stammesgeschichte gesammelt hat. Aus diesem Gattungsgedächtnis
sollen sich die großen Mythen ins Bewusstsein gedrängt haben. Sie
erzählen in einer Symbolsprache, die wir heute nicht mehr verstehen,
wie Mensch und Natur einst zueinander standen. Auch nach C.G.Jung ist
die Einzelseele keineswegs eine Tabula rasa, auf die sich nur die
rein persönlichen Erfahrungen des Einzellebens einzeichneten. Sie
soll vielmehr beladen sein mit den Erfahrungen der ganzen
Stammesentwicklung vormenschlicher und menschlicher Art, mit den
Instinkten, Trieben und Ideen (Archetypen) auch dieser Geschichte.
Das „kollektive Unbewusste“ ist für diese Psychologie der
Entstehungsgrund der menschlichen Mythen. In den Träumen des
Tiefschlafs soll die mythische Tiefenschicht aus ihrer Verborgenheit
heraustreten und von sich Kunde geben.
Das ich mich an verschiedene frühere
Leben erinnern kann, ist für mich keine Annahme von irgendetwas
sondern einfach die Gewissheit meiner Traum- und Selbsterfahrung.
hukwa