Unsere seit langer Zeit zerrissene
Verbindung zur Natur sollte uns auch nachdenklich stimmen über
unsere eigene gefährdete Existenz. Die Erkrankung der Weltseele,
hängt unerbittlich mit dem verwelken unserer eigenen Seele zusammen.
Der Blick auf die Bäume, auf unsere Brüder aus dem Pflanzenreich,
ist er nicht ein Brennspiegel, in dem wir unsere eigene gefährdete
Körperlichkeit und Psyche erkennen?
Was bringt uns ein Spaziergang durch
den Wald? Unser wacher Blick (wenn wir ihn noch besitzen) fällt auf
wundersame in sich versunkene Wesen, die diese Erde schon bevölkerten
bevor der Mensch kam.
Bäume in einem tiefen Märchenschlaf
verfangen. In einem Zustand der Ruhe, der Meditation umgeben von
Stille.
Kommt es uns nicht vor wie im Märchen?
Als warte die von Efeu umrankte Eiche
auf eine Begrüßung? Gehen wir behutsam auf sie zu, lernen wir von
ihnen Ein – sichten und Aus – sichten, denn – wenn sie einmal
nicht mehr sind, dann sind wir auch nicht mehr.
Mir scheint, als warten diese Baumwesen
auf eine unaussprechliche Art von Erlösung.
Sehen wir tief in ihr Geäst,
vielleicht in der Frühe wenn die Morgensonne aufgeht. Oder in den
Nächten wenn sich die Nachtsterne wie tränende Diamanten in ihren
Wipfeln widerspiegeln.
Selbst wenn sie daliegen als Totholz,
wie aufgerissene Leiber, deren Scham von Farn - und Heidekraut
bedeckt ist.
Wucherungen und Pilze bilden einen
seltsamen Kontrast.
Vor allem die Alten unter ihnen ziehen
uns magisch an, ihre Zeit läuft langsam ab, torsohaft und
majestätisch schauen sie auf uns herab. Dazwischen eine mächtige,
bemooste Baumleiche, mächtig und stark liegt sie da, durch eine
Kettensäge wurzellos gemacht, blutet sie immer noch als möchte der
Leib nicht aufgeben zu leben. Doch irgendwann wächst auf dem
gefallenen Baum ein neuer Sprössling!
Es ist als rufe er mit einem letzten
Lied ein altes Dichterwort: „Viele Menschen sind wie Blätter im
Sturm – die wenigsten sind Stamm“.
hukwa
Foto/Copyrights Ute Knieriemen-Wagner |