Wenn
sich die Nacht über den Wald legt, zieht der Baum- oder Edelmarder
auf Raub aus. Gegenüber seiner Zwillingsart, dem Steinmarder
bevorzugt der Baummarder große, geschlossene Wälder mit
Altbaumbestand. Solche ausgedehnte Waldungen bieten ihm genügend
Schlupfwinkel. Bei Tage sieht man ihn höchst selten, er ist
dämmerungsaktiv.
Am
liebsten sind ihm Mischwälder mit altem Baumbestand und dichtem
Unterholz, wo sich Mäuse und Kleinvögel in reicher Zahl vorfinden.
An Ästen, Baumstümpfen, Steinen und Erdhügeln setzt der Marder mit
einem stark übelriechenden Sekret, dass er aus zwei Analdrüsen
hervor drückt, sogenannte Duftmarken ab, mit denen er sein Revier
abgrenzt und seinen Wechsel markiert.
Der
Baummarder hat ein kastanien- bis dunkelbraunes Fell und einen
gelblichen Kehlfleck. Beim Steinmarder ist dieser Kehlfleck eher
weiß. Außerdem ist der Baummarder größer als der Steinmarder.
Seinen
Unterschlupf sucht er sich in hohlen Bäumen, in verlassenen Krähen-,
Greifvogel- und Taubennestern, in den Kobeln der Eichhörnchen, in
Holzstößen und in größeren Vogelnistkästen. Für seine Jagdzüge
durch die Wälder ist er bestens ausgerüstet. Der Baummarder ist ein
wendige Kletterer und in dieser Hinsicht den meisten anderen
europäischen Säugetieren überlegen. Er springt mit bis zu vier
Meter weiten Sätzen durch die Baumkronen, läuft die Stämme hinauf
und kopfüber wieder herab, fast so als ob er sich auf dem Boden
bewegen würde. Er besitzt eine sehr gelenkige Wirbelsäule und keine
Schlüsselbeine. Daher kann er sich durch enge Löcher winden und
praktisch aus jeder Stellung plötzlich abspringen. Dies kommt ihm
natürlich bei der Jagd bestens zu statten. Da er absolut furchtlos
ist, wird er allen Waldsäugern, bis hin zum Jungreh gefährlich!
Natürlich auch den Vögeln, sie und Eichhörnchen zählen zur
Lieblingsbeute. Doch auch Bilche, wie Siebenschläfer und Haselmaus
müssen sich vor dem Baummarder in acht nehmen, genau wie Mäuse. Bei
größeren Säugern, wie Hase und Kaninchen verbeist er sich im
Genick und versucht dem Beutetier mit den Hinterbeinen kräftige
Stöße zu versetzen, um ihm die Halswirbel zu brechen. Auch die
Vögel verschont er nicht, die er mit seinen Pranken sogar aus den
Nistkästen zu ziehen versucht. Meistens frisst unser Edelmarder
zuerst den Kopf seines Beutetieres, weil ihm das lecithinreiche
Gehirn besonders zu schmecken scheint. Aber auch Insekten verschmäht
er nicht und im Sommer und Herbst labt er sich ausreichend an Obst,
Beeren, Bucheckern und Haselnüssen, Auch Hummel- und Wespennester
stehen auf seinem Speiseplan.
Baummarder
halten keinen Winterschlaf, durch ihr dickes Fell sind sie bestens
geschützt. Außerhalb der Paarungszeit leben die sie als
Einzelgänger. In den Monaten Juni bis August, vor allem im Juli,
werden sie besonders lebhaft und unruhig. Die Paarungszeit zieht sie
ganz in ihren Bann. Die Mardermännchen hetzen dann die Weibchen
stundenlang durch den Wald. Durch eine Verzögerung der
Keimentwicklung wird nach der Paarung die Tragzeit der weiblichen
Baummarder hinausgezögert und die Jungen kommen erst im April zur
Welt. Die Jungtiere bleiben bis zum nächsten Frühling bei der
Mutter. Ab dem zweiten Lebensjahr sind sie dann geschlechtsreif.
Baummarder haben außer dem Fuchs, kaum noch natürliche Feinde. Sie
können bis zu 16 Jahre alt werden. Aber meist sterben sie vorher
durch Bejagung, an einer Krankheit oder werden im Straßenverkehr
getötet.