Freitag, 11. Januar 2013

Das wilde Denken und das Ur- Ganze


Die Mythologie besitzt ihre eigene Geschichtsschreibung. So wie sich die historische Geschichte auf Relikte, Denkmäler und historische Zeugnisse aus der Vergangenheit berufen kann, so beruft sich der Mythos auf die mythischen Erzählungen, die Sage und vorgeschichtliche Überlieferungen. Es wundert uns manchmal wie einfach der Mythos zu verstehen sein kann, das hängt einfach damit zusammen dass der Mythos, in unserem Unbewussten aufgezeichnet ist. Die Geschichte des Mythos ist in uns regelrecht „Ge – schichtet“. Es ist eine Art geistiges archaisches Erbgut das in uns sein eigenes geheimnisvolles Leben führt und durch irgendwelche Ereignisse die von außen an uns herantreten, plötzlich wieder zu neuem Leben erwacht.  Denn: „Der Mythos ist der geheime Zufluss, durch den die unerschöpflichen Energien des Kosmos, in die Erscheinungen der menschlichen Kultur einströmen“, so Joseph Campbell. 
Wenn der Mythos sich bei uns meldet und das tut er immer wieder einmal, da sollten wir ihn keinesfalls verdrängen. Wir sollten ihn aufnehmen, in uns integrieren und zuhören was er uns zu sagen hat. Denn der Mythos will uns Geschichten erzählen. Er verlangt unser Ganzes, unser „wildes Denken“.
Das „Ganze“ zu erkennen bedeutet die Erfahrung zu machen das wir nicht nur einen Intellekt haben um die Wirklichkeit zu erfassen, sondern das in uns und außerhalb von uns noch weitere Bewusstseinsebenen existieren und wir sollten bereit sein uns mit ihnen auseinander zu setzen. Denn Mythos und Denken haben viele Gemeinsamkeiten, wir wollen es nur nicht wahrhaben. Mit einer bemerkenswerten Klarheit hat Claude Levy – Strauss diesen Standpunkt beschrieben: „…trotz der von der jüdisch – christlichen Tradition  zu ihrer Bemäntelung verspritzten Tinte scheint keine Situation tragischer, verletzender für Herz und Geist als die einer Menschheit, die mit anderen, auf ein und derselben Erde lebenden Gattungen koexistiert, in deren Genuss sie sich teilen, und mit denen sie nicht kommunizieren kann. Man begreift, dass die Mythen es ablehnen, diesen Makel der Schöpfung für angestammt zu halten; dass sie in seinem Auftreten vielmehr das Ur- Ereignis der Entstehung eines „Wesens“ des Menschen und seiner Hinfälligkeit erblicken“.


hukwa