Mittwoch, 14. November 2012

Loogaxt und Haingeraide


Die Loogaxt war das wichtigste Symbol der Haingeraiden, ihre genaue Herkunft verliert sich im Dunkel der Geschichte, wie auch die Entstehung der Haingeraiden. Als Haingeraide bezeichnet man das Waldgebiet von Wanzenau im Oberelsaß bis Bad Dürkheim in der Vorderpfalz. Das Gebiet war in 16. Waldbezirke unterteilt und wurde von Waldgenossenschaften betreut und bewirtschaftet, in welchen einfache Bauern zusammengeschlossen waren. Die Entstehung dieser Waldgenossenschaften ist bis heute nicht geklärt. Eine Theorie besagt dass die Bauern um 500 den Franken im Kampf gegen die Alemannen beigestanden hätten und sich dadurch das Nutzungsrecht der Geraiden erworben hätten. Unter dem Merowingerkönig Dagobert I (622-639) wurden die Geraiden neu geordnet und dabei die Grenzen an den natürlichen Flüssen und Bächen, sowie an Steinen und Bäumen ausgerichtet.
Der Name lässt einige Deutungen zu. Hain steht dabei für Wald und Geraide leitet sich möglicherweise aus dem alemanischen reuten was soviel wie roden bedeutet ab. Aber auch das oberdeutsche raiten = rechnen, kann zu den Namensgebern dazugerechnet werden.
Bevor man damit begann Grenzsteine zu setzen, waren es im allgemeinen Lochbäume die neben Bächen und Flüssen Grenzen anzeigten. In diese Bäume wurden mit der sogenannten Loogaxt die Grenzen eingehauen. Eine der ältesten Loogäxte fand man auf der Heidelsburg bei Waldfischbach. Solche Loogäxte galten als sakrales Werkzeug, was man schon aus ihrer Aufbewahrung schließen kann.
In der Oberhaingeraiden war der Sitz Godramstein, die Loogaxt wurde in Siebeldingen aufbewahrt. In der 1. Mittelhaingeraide , lag die Axt in Burrweiler, Sitz waren Böchingen und Walsheim. In der 2. Mittelhaingeraide saß der Schultheiß in edesheim, die Axt war in Rhodt. Bei der 3. Mittelhaingeraide lag die Axt in Venningen, der Sitz war Edenkoben und in der 4. Mittelhaingeraide saß der Schultheiß in Maikammer und die Axt wurde in Deidesfeld verwahrt.  (Auflistung nach Otto Roller).
Es ist zweifelsfrei sehr bemerkenswert, dass jeweils ein Ort Hauptort und Sitz des Haingeraidenschultheißen war, dass aber die Loog- oder Lochaxt an einem anderen Ort aufbewahrt wurde, wie auch das Weistum und das Siegel an weiteren Orten verteilt waren. Damit sollte logischerweise dem Amtsmissbrauch eine Riegel vorgeschoben werden. Aber auch die außerordentliche, fast sakrale Bedeutung der Loogaxt wird hier sichtbar. Als in späteren Zeiten anstatt der Lochbäume, Grenzsteine die Markierung der Grenzen übernahmen blieb die Loogaxt dennoch als Symbol erhalten. 
hukwa