Montag, 17. Oktober 2011

Wenn es still wird in den Wäldern

Neblung nannten ihn die Altvorderen. Nie scheint das Jahr so dunkel empfunden zu werden wie im Nebelmond, jenem Monat den wir heute November nennen. Aus der christlichen Tradition heraus gesehen ist es der Monat des Heiligen Martin von Tours. In vielen pfälzischen Dörfern finden nun die traditionellen Martinsumzüge statt. Das Fest des Heiligen Martins wurde nicht zufällig auf den 11. November gelegt. An diesem Tag feierten die Römer das „Fest des neuen Weines“. Dieses Fest wurde auch in der Pfalz von den Römern gefeiert und als das Christentum hier zunehmend Fuß fasste, weihte man den neuen Wein eben dem Heiligen Martin.

Für die Kelten, die vor den Römern die Pfalz besiedelten, begannen Anfang November die Feierlichkeiten zu Samhain. Leichte Spuren findet man heute noch in der amerikanischen Version von Halloween, das sich inzwischen auch in Deutschland bestens vermarkten lässt. Für die alten Kelten öffneten sich zu Samhain die Türen zur „Anderswelt“. Die Kirche hat dies geschickt zu nutzen gewusst und die Allerheiligen und Allerseelen Tradition eingeführt.

Der November ist der Monat der uns in den Winter einführt. Wer jetzt den Pfälzerwald zu einer Wanderung aufsucht, den erwartet die Stille dunkler Wälder und Menschen die Ruhe, Kontemplation und eine meditative Landschaft suchen, um sich von Trubel und Hektik ausruhen zu können und solches in den Wintermonaten hier finden! Wer jetzt bewusst in den Pfälzerwald kommt, um hier Ruhe und Erholung zu suchen, scheint ein Gespür für Harmonie zu besitzen. Während eines Spazierganges oder einer größeren Wanderung durch die Trippstadter Wälder scheint es uns, als würden sich die Dinge des Lebens langsamer bewegen. Ja, es scheint uns als würden sie sich auf einem anderen Niveau bewegen welches wir als Befreiung von Hektik und ökonomischen Zwängen erfahren.

In den Wäldern können wir eine Freiheit erfahren, die es uns erlaubt mit dem Wesentlichen des Lebens in Kommunikation zu treten. Es ist die Stille des Winterwaldes die uns eine bisher nicht gekannte schweigende Aufmerksamkeit schenkt. Viel intensiver spüren wir nun die Beziehungen zum Wechsel der Jahreszeiten. Fern dem unbarmherzig ewig geräuschvoll laufenden Motor der Großstadt, finden wir im winterlichen Wald nun eine ganz andere psychologische Dimension der Kontemplation und Ruhe vor. In einer Zeit der entfesselten Mächte, der ökonomischen Unsicherheiten, wird uns der Wald zu einem Reservat der an Beständigkeit erinnert.

Ein alter griechischer Philosoph sagte einmal: „Eine Kultur blüht, wenn Menschen Bäume pflanzen, in deren Schatten sie niemals sitzen werden.“ Nun, im Pfälzerwald gibt es viele solcher Bäume, die vor langer Zeit von einer Generation gepflanzt wurden, die das Wort Hektik noch nicht kannten! Und wenn wir diese Bäume aufsuchen halten sie ein Geschenk für uns bereit: Stille!

hukwa