Freitag, 29. Mai 2009

Die Eiche in der deutschen und pfälzischen Volkskunde

Jahresring
So still und streng verzückt
so jugendlich dennoch verknöchert
die prallen Knospen recken nach den
Sternennächten
kurz vor der Dämmerung erscheinen die Krähen
in deinen laublosen Ästen
o alter Heidengott
o Priester unter Baumgenossen
tust du für sie die Heidenmesse sprechen
blank glänzt der Schnee auf deinen starken Ästen
im Frühlingsregen ergrünen deine ersten Blätter
wenn andere Bäume schon
in vollen Grün dastehen
erwachst du erst
aus deinem grüblerischen Dämmern
der Kuckucksruf erklingt aus deinen Wipfeln
geballte Kraft der festen Blättermassen
stehst du gelassen in der Mittagshitze
einsaugend brütende Sommerglut
ertönt aus deinen Kronen der Tauben Gurren
im Herbst erstarren deine grünen Blätter
des Eichelhähers buntes Gefieder
erblinkt aus deinem Geäste
Fruchthüllen sprengen goldfarben
deine Eicheln auf schwarzen Waldboden
du stiller Wandler im Jahreslauf
Eiche
ein Jahresring hat sich für dich geschlossen.
Hans Wagner


Neben einer Menge von Flurnamen wie Dreieich, sechs –und sieben Eichen,
( benannt nach volkstümlichen Zahlen) den alten Bezeichnungen Locheich
und Markeich finden sich viele Zusammensetzungen mit Berg, Bach, Born u.s.w. ein
Feld bei Höheichweiler heißt Eichenfeld, ein mit Eichen bestandener Waldsaum bei
Dannenfels Eichenrain, ein Schlagname im Gommersreimer Wald eickig, mhd. Eichach, ein Berg bei Dellfeld Lohberg und ein solcher bei Bisterschied Aächelberg
Für Eichengebüsch findet sich der Name Eichenreiß bei Mutterstadt, eine Waldab –
teilung Eichelgaarde u.v.m. Von ganz besonderen Interesse ist das in Alt und Mittel-
hochdeutscher Zeit für Eichenwald im Westrich gebräuchlich gewesene Wort Käs, Kes oder Kais. Volkskunde und Sprache in der Westpfalz deuten auf Besiedelung meist von der Mosel und der Saar her, besonders in fränkischer Zeit. Dort war aber das noch Heute in der Eifel lebendige Koos für junge Eiche lebendig. Wir finden in der Pfalz auch die Namen Käs : im Stiftswald bei Kaiserslautern ( 1600 kees und Käskopf ) Käsbach und Käsbüchlein, Keesbuschlein ( 1600 ) und Käßschen ( 1547ein Wald bei Hornbach ) Käsaß bei Hambach und das Dorf Käshofen.
Vor und während der Römerzeit und im Mittelalter muß die Eiche in der Pfalz eine
häufige Erscheinung gewesen sein und entweder allein oder in Gemeinschaft mit der Buche Wälder von riesigen Ausdehnungen gebildet haben. Beweise hierfür sind
eine Menge alter Funde, ihre religiöse Bewertung ( Heiligkeit alter Bäume, heilige
Haine) Religionsgeschichtliche Ereignisse, Zeugnisse älterer und jüngerer Schrift-
steller, Mythen, Sagen, Legenden und Aberglauben, Erlasse von Fürsten und Bischöfen, Waldforschungen nachmittelalterlicher und neuzeitlicher Forstleute.

Die Eiche verlangt zum Gedeihen volles Sonnenlicht, stellt aber an den Boden keine
besonders hohe Ansprüche. Sie wächst daher stets in lockeren Beständen und bildet
sowohl auf feuchtem Untergrund wie auch in trockenen Berglagen Wälder. Sie kann
ein Alter von Tausend und mehr Jahren erreichen und eine Höhe von 40 Metern. Der Stamm alter Bäume ist gleich den stärkeren, knorrigen Ästen von einer schwarz-grauen, rissigen Borke bedeckt. Da nur die äußersten Ende der kleinen Zweige Blätter tragen, ist das innere der Krone wenig belaubt. Infolgedessen dringt auch genügend Licht bis zum Boden herab, so dass sich zahlreiche Kräuter und Sträucher in Eichenwäldern ansiedeln können. Auf den tief eingebuchten Blättern bemerkt man häufig Galläpfel. Wie die Haselnuss ist die Eiche getrennt geschlechtlich und einhäusig. Ihre Blüten sind der Bestäubung durch den Wind angepasst. Wie dort bilden die Staubblüten, die aber eine einfache Blütenhülle aufweisen, herabhängende Kätzchen. Die Stempelblüten dagegen sitzen am ende kürzerer oder längerer Stiele. Sie bestehen nur aus einem Stempel, der eine dreilappige Narbe aufweist und deren Fruchtknoten von vielen kleinen Blättern umgeben ist. Aus dieser Hülle entwickelt sich der Fruchtbecher. Dieser umgibt den
unteren Teil der Schließfrucht, der Eichel. Früher bildeten die Eicheln ein gutes Mastfutter für Schweine. Die Dorfhirten trieben in alten Zeiten, die Schweine,in extra dafür angepflanzte Eichenwälder und die Forstwirtschaft sammelte die Eicheln als Winterfutter für das Rehwild. Da dass schwere harte Holz der Eiche vielGerbstoffe enthält, fault es selbst unter Wasser viele Jahrhunderte lang nicht. Es wird daher zu Hafen und Brückenbauten, zum Herstellen von Schiffen, Fässern und dgl. verwendet. Außerdem ist es für Möbel und Bauzwecke sowie als Brennholz von höchstem Wert. Die Eichenrinde wird wegen des Gehalts an Gerbstoff als Gerberlohe benutzt. Da jüngere Stämme die beste Lohe liefern, zog man die Eiche hier und da in Strauchform; es entstehen dann die sogenannten Eichenwälder,die alle zwölf bis zwanzig Jahren abgeholzt wurden oder noch werden !
Die Eiche kommt bei uns in zwei Arten vor: die Stiel- oder Sommereiche ( Quercus pedunculata) ist an den langgestielten Früchten und den kurzgestielten Blättern leicht zu erkennen. Ihre Borke ist dick und tiefrissig. Der Baum wirkt daher knorrig.
Sie gedeiht besonders gut in den Auwäldern der Flussniederungen. Etwas später als sie entfaltet die andere Art, die Stein- oder Wintereiche (Quercus sessiliflora) ihr Laub. Dieser Baum der kurze Frucht und lange Baumstiele hat, bewohnt vorwiegend das Hügel und Bergland. Seine Borke ist glatter als die der Stieleiche. In unseren Parkanlagen finden sich auch andere aus dem Ausland stammende Eichenarten. Je nach Feuchtigkeit des Bodens siedeln sich zwischen den Eichen: Hainbuche, Birke, Ahorn, und andere Bäume an. Im Unterholz sind gewöhnlich Hasselnuss, Weisdorn und Holunder vertreten. Oft klettert an den Eichenstämmen der immergrüne Efeu empor. Im Frühjahr ist der Boden größtenteils mit den gleichen Pflanzen besiedelt, die der Buchenwald aufweißt, im Unterschied zu diesem gedeihen aber in ihm infolge der günstigen Lichtverhältnisse auch noch im Sommer viele schönblühende Gewächse. Wegen der zahlreichen Pflanzenarten ist der Eichenwald reich an Tieren. Sehr groß ist allein schon die Zahl der Kostgänger der Eiche, Larven von Gallwespen, die auf Blättern Wucherungen(Gallen) sehr verschiedener Art und Form erzeugen. Maikäfer fressen die Blätter. Ihnen schließen sich die Raupen mancher Schmetterlinge an, denen der Kuckuck eifrig nachstellt. Die Früchte der Eiche dienen Wildschweinen, Siebenschläfer, Eichhörnchen und Eichelhähern zur Nahrungsaufnahme. Mit diesen Tieren stellen sich ihre Feinde Fuchs, Marder und Habicht ein. In alten Bäumen zimmern Spechte ihre Bruthöhlen, die später von kleinen Eulenarten, Dohlen, Staren, Meisen und anderen Vögeln bewohnt werden. Zahlreiche Insekten, die die blühenden Stauden des Eichenwaldes besuchen und die Singvögel, die im Unterholz oder auf dem Boden nisten, gehören mit in die Gemeinschaft des Eichenwaldes.
Die Verehrung der Eiche wurde von allen Zweigen der arischen Völkerfamilie in Europa geteilt. Griechen und Römer verbanden mit dem Baume, den Gedanken, an ihren höchsten Gott, Zeus oder Jupiter. Eins der berühmtesten Heiligtümer in Griechenland war das von Dodona, wo Zeus in der Orakelverkündeten Eiche verehrt wurde. Die Vermählung des Zeus und der Hera, des Eichengottes und der Eichengöttin, wurde unter großem Kult vollzogen. Im alten Italien war die Eiche dem Jupiter heilig.In der Religion der Germanen hat die Eichenverehrung eine hervorragende Stellung eingenommen. Sie war dem Donnergott besonders heilig. Bei den Kelten Galliens hielten die Druiden, nichts heiliger als die Eiche und die Mistel die auf ihr wuchs. Sie hielten in Eichenhainen ihren Gottesdienst ab und nie fehlte dabei Eichenlaub. Der bloße Namen der Druiden bedeutete nichts anderes als Eichenmänner. Bei den Slaven und Letten brannten ewige Eichenholzfeuer, zur Verehrung ihrer Götter und wenn sie einmal ausgingen, bezahlten die Diener des feuers mit ihrem Leben. Frevel mit Eichenbäumen und an Eichen wurden bei den arischen Völkern mit dem Tode bestraft. In sämtlichen Zweigen der arischen Sprachfamilie wurde die Eiche aufs höchste verehrt, galt als Hauptgottheit des Pantheon. In alten Mythen lesen wir oft von einer Eichennymphe, die niemand anders ist als die heilige Diana v. Nemi selbst. Eine „ Donareiche „ war offenbar die Eiche, die der hl. Bonifatius, der Apostel Deutschlands im Jahr 725 bei Geismar in Hessen fällte. Als „ arbor Jovis „ Baum des Jupiters, wird sie in den lateinischen Briefen des Bonifatius bezeichnet, wobei offenbar „ Jupiter „ die Übersetzung des
Namen „ Donar „ ist. Willibald erzählt in seiner Lebensbeschreibung des hl. Bonifatius dass „ viele Hessen den katholischen Glauben angenommen hatten und durch die Gnade des siebenfältigen Geistes gestärkt waren, die Handauflegung empfingen. Einige aber opferten heimlich Bäumen und Quellen; andere taten dies ganz offen. Auch trieben etliche, offen oder heimlich, Seherei und Wahrsagen, allerlei Zauberwerk ; oder sie schauten auf Zeichen und Vogelflug, und pflegten mancherlei Opferbrauch. Andere hinwieder waren schon gesunderen Sinnes und hatten allem heidnischen Götzendienst abgesagt. Die rieten und halfen ihm , das er
es unternahm, eine ungeheure Eiche in dem Ort Gaesmere zu fällen, die von alters her bei den Heiden Jupiters ( d. h. Donars-Eiche ) hieß. Die Diener Gottes Umstanden ihn dabei, aber es kam auch eine große Menge Heiden herbei. Die verfluchten ihn untereinander als einen Feind der Götter. Er hatte aber erst wenige Hiebe getan, da wurde die gewaltige Masse der Eiche von einem göttlichen Wehen erschüttert, ihre Krone brach, sie stürzte zusammen und zerbarst wie durch eine höhere Gewalt in vier gleich große Stücke, ohne das die umstehenden Brüder etwas
getan hätten. Als die Heiden dies sahen, die vorher geflucht hatten, da wurde ihr Sinn umgewandelt, sie glaubten und priesen Gott. Der heilige Bischof aber kam mit den Brüdern überein, das sie aus dem Holz des Baumes, ein Bethaus bauen und es dem hl. Petrus weihen wollten. Als er mit dem Beistand des Himmels dies vollendete zog er weiter nach Thüringen. „
Nachdem die Eiche im heidnischen Kulte eine so große Rolle spielte, ist es nicht verwunderlich, wenn die christlichen Sendboten sich bemühten, den Baum, als etwas böses unheimliches darzustellen. Ein Rest dieser Bemühungen, die Eiche zu einem bösen Baum zu stempeln, mag der nicht seltene Volksglauben gewesen sein, dass es in der Umgebung gewisser alter Eichen, nicht recht geheuer gewesen sein soll.
In vielen Fällen aber verfolgten die christlichen Sendboten eine andere Taktik, die vielleicht besser zum Ziele führte, als wenn sie den heidnischen Baum als einen Baum des Teufels hinstellten. An die Stelle des Heidengottes setzten sie die hl. Maria oder andere christliche Heilige. Beim Dorfe Geisfeld in Oberfranken stand die Wendelinuseiche, der hl. Wendelin, der Patron der Landwirtschaft, soll hier gepredigt haben. Besonders aber war es die heilige Jungfrau, der man schöne alte Eichen weihte. Maria-Eich bei Planegg ( südwestlich von München ) ist ein allen Münchnern wohlbekannter Wahlfahrtsort in der Höhlung eines Eichenstammes ist
ein tönernes Marienbild aufgestellt. Gewöhnlich heißt es dann, das ein Hirte oder ein Bauer einst das Bild der Gottesmutter in dem Eichenstamme gefunden habe, das man um oder neben die Eiche eine Kapelle baute, die später zum Wallfahrtsort wurde. Von einer solchen „ Maria in der Eiche „ erzählt eine oberelsässiche Sage :
„ Zwei Knaben sahen in einem Wald zwischen Wittenheim und Rülisheim einen alten Eichbaum in Flammen stehen. Der brannte bis auf den unteren Teil des Stammes ab, aus dem sich ein Marienbild erhob. Man erklärte die Stätte für Heilig und erbaute eine Kapelle. Besonders nehmen Frauen dorthin ihre Zuflucht, um eine glückliche Entbindung zu erflehen. „
Immer wieder spricht man von der Eiche als Baum des Donnergottes. Die engen Beziehungen, die der Baum zum Blitz, dem himmlischen Feuer hat finden in vielen Volksbräuchen und im mannigfachen Volksglauben ihren Ausdruck. Im Feuerkult der meisten indogermanischen Völker nimmt die Eiche wie schon erwähnt eine hervorragende Stellung ein. Im Rheinland und in Westfalen verbrannte man früher an Weihnachten einen Eichenklotz, den Christ- oder Weihnachtsblock. Seine Reste sollen vor dem Donner schützen, die Asche streute man auf die Felder, das sie reiche Frucht tragen sollten. Dieser Weihnachtsklotz entspricht wohl dem Julklotz der skandinavischen Ländern. Das Julfeuer wurde dadurch entfacht, das auf einem in die Erde gesteckten Eichenpfahl ein Rad gedreht wurde, bis sich das Holz entzündete. Das Julfest ist das alte nordgermanische Winterfest. Bei den Südlaven fällte der Hausvater unter bestimmten Zeremonien am 24. Dezember vor Sonnenaufgang den „ badnjak „ meist einen Eichenstamm. Dieser „ badnjak „ wird dann langsam auf dem Herd verbrannt. Er gilt als ein Symbol der Fruchtbarkeit des kommenden Jahres. Die Reste dieses „ badnjak „ bringt man dann, ganz ähnlich wie früher im rheinischen die des Weihnachtsblockes , auf die Felder und in die Gärten, damit diese vor Unheil verschont und Fruchtbar werden möchten. In anderen Gegenden z.b. im badischen, wird am Karsamstag im Osterfeuer ein Eichenpfahl bis an die Spitze leicht angebrannt, dieser Pfahl wird zuhause sorgfältig aufbewahrt, bei drohendem Gewitter ins Feuer gelegt,damit der Blitz nicht einschlägt, schreibt Meyer im „ Badischen Volksleben im 19. Jahrhundert“. Wilde berichtet in seinem Buch: „ Die Pflanzennamen im Sprachschatz der Pfälzer „ : In der Rheinpfalz findet am Karsamstag die „ Osterbrenn „ statt: Dürre Eichenholzschnitte werden im geweihten Feuer am Karsamstag angebrannt und dann rasch nach Hause getragen. Mit dem rauchenden Scheite geht man durch Stuben, Stall, und Scheune, damit im Sommer der Blitz nicht einschlage. Dann werden sie auf den Speicher gelegt bis zum nächsten Jahre, indem die gleichen Scheite abermals ins heilige Feuer gelegt werden. Manche Leute stecken die Scheite bei einem Gewitter auch ins Herdfeuer, bis sie rauchen und gehen damit durchs Zimmer. In all diesen Feuerbräuchen erscheint also die Eiche als der Baum des Feuerkultes. Der alte Glaube das die Eiche den Blitz anziehe, steckt schon in dem alten Volksspruch : Vor den Eichen sollst du Weichen, doch die Buchen sollst du suchen, kannst du Linden grad nicht finden.“Die Buche war dem Gott Thor geweiht, bei Gewitter sollten seine Hammerschläge diesen Baum verschonen. Ein vom Blitz gespaltenes Stück Holz ist gerade von der Eiche nicht schwer zu beschaffen, jedenfalls leichter als von anderen Bäumen. Daher wird es auch vielfach im Aberglauben genannt. Aus Schleswig wird berichtet, das die Rinde einer vom Blitz getroffenen Eiche, im Garten aufgehängt, bewirkt das kein Bienenschwarm über den Zaun fliegt. Aber damit sind die wunderbaren Eigenschaften des vom Blitz getroffenen Eichenholzes noch nicht erschöpft. Im Ennstal berichtete man früher, verleihe das vom Blitz getroffene Eichenholz dem Wilderer einen sicheren Schuss. In den Abruzzen geben die Blätter einer vom Blitz getroffenen Eiche einen unfehlbaren Talisman, für den in den Krieg ziehenden Soldaten ab. Er kann dann von keiner Kugel verwundet werden. ( Gubernatis: Mythologie des plantes ; 1882 ) . Das hohe Ansehen das die Eiche in früheren Zeiten genoss, zeigt sich auch darin, das sie nach dem Volksglauben Allerlei bösen Zauber abwehren soll. Im Kreis Neiße schreibt Marzell, steckt man in der Johannisnacht kleine Zweige von Eichen an die Fenster und Türen, um die Hexen abzuhalten. Das gleiche geschieht auch mit Kränzen von Eichenlaub, in die Blumen eingeflochten sind. Die Kränze müssen im eigenen Haus geflochten sein, dürfen über keine Schwelle getragen werden, sondern müssen zum Fenster hinausgehängt werden. Wenn die Milch der Kuh blutig ist, dann hat nach bäuerlichen Aberglauben, ein böses Weib, eine Hexe, die Schuld. Dagegen hilft wenn man die Kuh durch einen „ Eichendopp „ ( d.h. ein Stück Eichenholz, in dem eine natürliche Öffnung, ein Astloch ist ) melkt. Das Melken durch ein Astloch symbolisiert ein Abstreifen des Zaubers. Die Ägyptischen Geheimnisse des Albert Magnus, eine in früheren Zeiten im Volke nicht selten zu findende Sammlung allerlei Abergläubischen Zaubers,bringen ein Mittel gegen die „ Milchdiebe „ : „ Wenn eine Kuh kälbert, so soll man ihnen Eichenlaub in Futter und Trinken geben, das in jungen Schlägen zu finden ist,so wird man dir das selbige Jahr keine Milch stehlen. „
hukwa

Donnerstag, 28. Mai 2009

Ragnaröck

ich sitze auf dem felsen
und sehe den berg hinunter
im tal unter mir steht leichter nebel
die glitschigen bemoosten felsen
die borken der fichtenstämme
der kleine bach
die waldwiese dahinter
erscheinen mir heute wie eine botschaft
eines abschiedes
der ameisenkönigin
ich spüre das klagende lied der erde
zwischen weißen spinnweben
zitternden verdorrten baumruinen
ahne ich eine tiefe stille
sehe einen ort voll grüner auen
zwischen felswänden und wassern
in denen es von fischen wimmelt
doch kehre ich zurück
in diese zeit
nach ragnaröck
lausche dem klagenden lied von mutter erde
vor mir taucht ein gleißendes licht auf
aus hitze staub und kaskaden von detonationen
wie sie täglich in irgendeinem teil der erde evoziert werden
ich denke mutter du bist alt geworden
kämpfe weiter
alternder planet
dann laufe ich wieder durch den wald
mit einem gefühl der abtrennung von den gewohnheiten
laufe hinein in einen neuen tag
überschreite die grenzlinie der gegenwart
der wald ist dunkel und still
erde
ich lerne auf deinen wegen ein neues gehen.
hukwa

Mittwoch, 27. Mai 2009

heimat des eisvogels...




In diesem Waldgebiet beobachte ich oft den Eisvogel...


hukwa

Vogelleben in Trippstadt/ Vogel des Jahres

Vogelleben in Trippstadt

Vögel kann man überall beobachten, eine ganze Reihe jedenfalls, dies mag auch der Hauptgrund sein weshalb die Ornithologie (Vogelkunde) so viele Freunde gewonnen hat
Die Ornithologie war schon immer die Wissenschaft der Amateure und die wenigsten Vogelkundler sind berufsbezogene Zoologen sondern Menschen die fasziniert das Leben der Vögel beobachten. Der erste große Ornithologe war der Stauferkaiser Friedrich der zweite. Bekannt als ein Meister der Beizjagd, worüber er ja ein sehr berühmtes Werk verfasst hat, besaß er sehr umfangreiche Kenntnisse über Vögel und ihre Lebensweise. So wies er als erster nach, dass der Kuckuck ein Brutschmarotzer ist und Straußeneier nicht von der Sonne ausgebrütet werden, wie man damals annahm.

Trippstadt mit seinen umgebenden Wäldern, mit Wiesen und Feldern, mit seinen natürlichen Feuchtgebieten, bietet die ideale Voraussetzung für das Beobachten von Vögeln in ihrem natürlichen Lebensraum. Je größer die Artenvielfalt in einem Ökosystem ist, desto stabiler ist es und mit schrumpfender Fläche der natürlichen Lebensräume wird die Zahl der Arten unwiderruflich sinken. Da Trippstadt wegen seiner natürlichen Umgebung jährlich sehr viele Touristen anzieht, ist man darauf bedacht diese natürliche und vielfältige Landschaft zu erhalten, was somit auch unserer heimischen Vogelwelt zu gute kommt. Man kann also sagen aus Gründen der Nützlichkeit versucht man hier möglichst viele Zipfel der Lebensvielfalt zu bewahren.

Mit ein wenig Glück kann der aufmerksame Beobachter, den farbenfrohen Flug des Eisvogels im Karlstal beobachten. Die Wasseramsel bekommt er bestimmt hier zu sehen, wenn er nur ein wenig Geduld mitbringt. Beide Vogelarten benötigen für ihr Überleben, saubere klare Bäche, die ihnen in der Umgebung von Trippstadt geboten werden. Bach – und Schafstelze haben hier vorübergehend ihr Sommerdomizil aufgeschlagen. Aber auch die Gebirgsstelze wurde hier schon gesichtet. Diese Vogelarten bevorzugen als Nistgelegenheit natürliche Bäche mit steinigen Ufern, womit sie hier wahrlich verwöhnt werden.
An den Waldrändern trifft man auf ein reges Vogelleben, auf Pflanzenfressende Vögel wie die Hohltaube, lauert hier auch immer wieder der Habicht. Die Weidenmeise ein scheuer Vogel finden wir in den Erlenbrüchen, von denen sich einige im Neuhöfertal befinden. Hier können wir auch die Mönchsgrasmücke und einige Pieperarten beobachten, die lichte Buschlandschaften in der Nähe von Waldrändern als Lebensraum bevorzugen. Im Winter fallen hier Schwärme des Erlenzeisigs in die Baumkronen der Erlen ein, um hier nach ihrer Hauptnahrung zu suchen, den Samen in den Erlenzapfen. Wer frühes Aufstehen nicht scheut und sich vor Sonnenaufgang in den Trippstadter Schlosspark begibt wird im Mai mit einem jubilierenden Vogelkonzert verwöhnt. Nebenbei kann er hier intensiv einige Arten beobachten, unter anderem den Kleiber, verschiedene Meisenarten, den Baumläufer und den Zilpzalp. Diese Grasmückenart hat ihren Namen, nach dem gleichlautenden und auffälligen Ruf erhalten. Er nistet hier gerne in den Efeuwucherungen unmittelbar über dem Boden. Dieser Park bietet einer Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten Lebensraum. Erwähnenswert sind hier die an Altbäume gebundenen Vogelarten. Besonders hervorzuheben sind die Spechtarten die hier immer wieder mal vorbeischauen, auch der Waldkauz, hat hier einen Stammplatz, man sieht in zwar selten, doch überhören kann man ihn nicht. Ein geduldiger Beobachter wird den Grauschnäpper entdecken, der von einer hohen Sitzwarte immer wieder auffliegt, um nach vorüberfliegenden Insekten zu schnappen. Meist kehrt er zum alten Sitzplatz zurück.
Nicht weit vom Schlosspark entfernt am Kaltenborn, eine natürliche feuchte Wiesenlandschaft, ist die Heimat des Zaunkönigs. Er baut sein Nest gern in Ufernähe. Sein im Verhältnis zu seiner Körpergröße laut schallender Gesang kann man hier sehr oft hören. Wer in den Wald unterwegs ist, sollte unbedingt auf einen Baum achten: den Schlehdorn, er ist sozusagen "die Vorhut und der Zaunwächter des Waldes". Die Schlehe leistet beachtliches im Kreislauf der Natur: An einer einzigen Schlehe leben bis zu 100 verschiede Insekten. Allein sieben Tagschmetterlingsarten benötigen den Strauch als Futterpflanze für ihre Raupen. Von den 40 in Hecken lebenden Vogelarten fressen achtzig Prozent die Schlehenfrüchte. Damit ist die Vogeldichte mit zehn Arten je 100 Meter zehnmal so groß wie im Waldinnern. Der Eichelhäher gehört auch zu den Gästen des Schlehbaumes. Er frisst jedoch nur das Fruchtfleisch, bringt aber den Stein automatisch an einen neuen Standort und sorgt somit für zukünftige Lebensvielfalt.
Jetzt im Mai schlägt der Kuckuck laut seine Frühlingsbotschaft durch den Pfälzerwald, auch er schlägt regelmäßig sein Sommerquartier im Trippstadter Wald auf, um diese Jahreszeit ist er äußerst hektisch unterwegs, versucht er doch der heimischen Sängerwelt seine Eier unterzujubeln.
Der kundige Vogelbeobachter wird, in Trippstadt und seiner Umgebung, zweifelsohne das finden was er sucht.

Der fliegende Edelstein vom Karlstal
Der Eisvogel ist Vogel des Jahres 2009

Unser sehr selten gewordener Eisvogel leidet als Standvogel nicht nur unter den kalten Wintern, mehr noch leidet er unter der Unvernunft der Menschen. Viele Brutplätze gehen durch unnötiges Aufräumen und Korrigieren von steilen Bach- und Flusswänden verloren. Mit ein wenig mehr Naturliebe könnte man den Eisvogel und somit seine gesamte Art vor dem Ausbluten retten.
Er bevorzugt klares Wasser und eine natürliche Umgebung. Der Angehörige einer tropischen Vogelfamilie (Halcyones) ist der einzig bei uns vorkommende Vertreter dieser Gattung. Er ist unverkennbar wegen seiner metallisch glänzenden bunten Gefiederfärbung: oberseits blaugrün, unterseits rostrot. An den Wangen besitzt er auffallende, rotbraune, weiße und blaugrüne Zeichnungen. Sein Kopf ist groß und mit einem langen, dolchförmigen Schnabel besetzt, mit dem er Insekten und kleine, manchmal auch bis zu 10cm lange Fische, stoßtauchend aus dem Wasser holt. Diesen Tauchvorgang können wir kaum wahrnehmen, so schnell spielt sich alles ab. Dank Filmaufnahmen wissen wir heute was sich in dieser kurzen Zeit abspielt: Zunächst legt der Eisvogel sein Gefieder eng an, um die Luft daraus herauszudrücken. Danach steigt er kurz in die Höhe. Seine Beute schwimmt in über 30cm Tiefe, so dass der Eisvogel eine entsprechen hohe Sturzhöhe benötigt. Nun legt er die Flügel an und schießt hinunter. Kaum ist er im Wasser, schließt sich die Nickhaut über seinen Augen. Jetzt regelt der Eisvogel nur noch die Tauchtiefe. Hat er seine Beute erreicht, öffnet er die Flügel, streckt die Füße nach vorn und bremst dadurch ab. Den Fisch hat er schon im dolchförmigen Schnabel. Verlässt er das Wasser bemerkt man, dass sein Gefieder kaum nass geworden ist, sein Taucheranzug ist die Luft, wie ein schützender Mantel umgibt sie ihn beim Ein- und Austauchen.
Der Eisvogel nistet in einer langen Brutröhre, die fast ein Meter lang ist. Gewässerverschmutzung und Landwirtschaftlicher Düngeeintrag, der in das Wasser gelangt sind die gefährlichsten Feinde des Eisvogels. Sein wenigstens zeitweiliges Vorkommen im Karlstal, zeigt das hier das Wasser noch in Ordnung ist.
hukwa

Dienstag, 26. Mai 2009

Auf den geist eines alten gartens - gedicht

Mir ist als tanzt ein junger faun
trunken in den rosenbüschen
in einer nische bei dem teich
flüstert das schilf
der alte apfelbaum
weiß viel zu erzählen
einsam sonnt sich die weide
gebannt vom geist des alten gartens
wer hierher kommt
und etwas gibt
nimmt noch mehr mit
lautlos schwimmt das wildentenpaar
in dem grünen gartenteich
die sonne die ins wasser sticht
wirft diamanten zurück
ehrenpreis und eppisch
verwandeln den alten garten
zu gaias teppich.
hukwa

Montag, 25. Mai 2009

Abend im Wald

die heuschrecken summen
dämmerung um mich herum
der letzte schlag der amsel
hundegebell in der ferne
im unterholz raschelt es
ein wiesel auf raubzug
zwei fledermäuse schwirren um einen hohlen baum
der duft von labkraut und frisch gemähtem heu
vermischt sich mit dem harzigen aroma von kiefernharz
ich bin zu hause
irgendwo da draußen
in diesem großen wald
ruht friedlich mein geist.
hukwa

Sonntag, 24. Mai 2009

Erdtanz

oft sitze ich mitten im wald
zwischen birken farn und grünbemoosten felsen
sanft zwitschert der zaunkönig
in der dämmerung
schleicht der fuchs umher
es herrscht stille
nebel und feuchtigkeit
harzgeruch und spinnweben
sind hier meine gefährten
in dieser einsamkeit
aber es ist die welt
wenige kilometer von hier
lärmen die geräusche der konsumgesellschaft
das herz des turpokapitalismus pocht nicht weit von hier
nähert sich von jahr zu jahr
um auch diese idylle aufzufressen
noch hat die erde hier ihre geheimnißvolle bedeutung
sich bewahren können
noch seid ihr nicht hier angekommen
hoffentlicht bleibt ihr noch lange weg
denn dieser platz braucht euch nicht.
hukwa

Samstag, 23. Mai 2009

Die Kiefer...der Baum Merlins...

Die Kiefer der Baum Merlins Gemeine Kiefer ( Pinius silvestris )

Kein Baum bildet im mittleren und nördlichen Europa so ausgedehnte Wälder wie
die Kiefer, auch Föhre, Forche oder Fohrle im Volksmund genannt. Diese Wälder
heißen in fast ganz Norddeutschland auch „ Heiden „. Obgleich die Kiefer auf allen
Bodenarten gedeihen kann, überwiegt sie auf Sandböden, die den meisten anderen
Waldbäumen nicht zusagen. Nehmen wir eine junge Kiefer aus dem Boden, so sehen wir, dass sie ein gr0ßes und stark verzweigtes Wurzelgeflecht hat. Sie hält sich also wie mit tausend Armen in dem lockeren Grunde fest und steht um so sicherer, als sie eine Pfahlwurzel tief in die Erde senkt. Mit dem mächtigen Wurzelwerk durchzieht sie ferner eine sehr große Erdmasse, so das sie selbst unfruchtbarem Sandboden genügend Wasser und Nahrung entnehmen kann. Zahlreiche Wurzeln breiten sich bereits dicht unter der Erdoberfläche aus und vermögen so auch Tau und kleine Mengen von regen aufzusaugen, die von der verwesenden Nadelschicht des Waldbodens festgehalten werden. Die „ Waldstreu „
zu entfernen ist daher für den Baum von Nachteil. Die feinsten Enden der Kiefern-
wurzel sind von Pilzfäden umsponnen. Aus vielfachen Versuchen ergibt sich, das
sich die Kiefer, nur in solcher Erde kräftig entwickeln kann, die zahlreiche Pilzkeime enthält. Wahrscheinlich nehmen die Pilzfäden gewisse Nahrungsstoffe aus dem Boden, wozu die Kiefer allein nicht imstande ist. Der Stamm und die Zweige sind bei jungen Bäumen mit einer rötlichen Rinde, später aber mit einer dicken, graubraunen, rissigen Borke bedeckt. Aus Wunden fließt klebriges Harz hervor, das sich in allen Teilen der Kiefer findet. Es verschließt die Wundstellen,
verwehrt also Pilzkeimen, die Krankheit oder Fäulnis erregen, in die Pflanze einzudringen. Außerdem bildet es einen gewissen Schutz gegen Tierfraß. Der Stamm wächst in jedem Frühjahr um ein Stück, so das eine kerzengerade, bis fast
50m hohe Säule entstehen kann. Gleichzeitig bilden sich nahe am Ende des Stammes alljährlich mehrere quirlförmige gestellte Zweige. Daher zählt der jüngere
Baum so viele Jahre als er „ Stockwerke „ aufweisen kann. Auch die Zweige wachsen fortgesetzt weiter, wobei sie sich regelmäßig verästeln, so das die junge Kiefer die Gestalt einer Pyramide bekommt. Später sterben die unteren Zweige des Baums aus
Lichtmangel ab, während die oberen sich im lauf der Jahre immer stärker ausbreiten. Ältere Bäume eines Kiefernwaldes besitzen deshalb eine schirmförmige Krone.Im Frühjahr erscheinen junge Zweige, die Maitriebe, die aus braunen Knospen hervorgehen. Sie stehen zunächst aufrecht und werden von rostfarbenen ,
ausgefransten Blättchen, den Tragblättern, umhüllt. Diese sind untereinander ver-
klebt und schützen die zarten, saftreichen Triebe. Später fallen sie ab, und die jungen Zweige neigen sich, mit Ausnahme des Gipfeltriebes zur Seite, nehmen also
ihre bleibende Stellung ein. In der Achsel eines jeden Tagblattes entsteht frühzeitig ein kleiner Höcker, der ein Nadelpaar entwickelt. Da aus den Achseln von Blättern
stets Seitensprossen hervorkommen, sind auch die Höcker kleine Sprossen: Der Maitrieb ist also ein Langtrieb mit zahlreichen Höckerartigen Kurztrieben. Die beiden Nadelförmigen Laubblätter sind Anfangs weich und von silberweißen Blättchen schützend umhüllt, die später auf Reste verschwinden. Infolge der Nadelform haben die Blätter eine verhältnismäßige kleine Oberfläche. Sie sind zudem von einer so dicken Oberhaut bedeckt, das sie hart und trocken erscheinen. In der Oberhaut befinden sich nur wenige Spaltöffnungen. So kommt es das die Kiefernadel wie die Blätter einer Trockenpflanze nur wenig Wasser verdunstet. Im Gegensatz zu den Laubbäumen, kann die Kiefer den größten Teil ihrer Blätter sogar während des trockenen Winters behalten: sie ist Immergrün.
Die einzelne Nadel lebt 2 – 3 Jahre. Die meisten Nadeln sitzen an den enden der biegsamen Zweige ; daher kommt es in schneereichen Wintern selten zu einem
„ Schneebruch „ . Die Samenblüten stehen als rötliche Zapfen an der Spitze der
Maitriebe und sind anfänglich wie diese von braunen Schuppen umhüllt. Die Kiefer
wird vom Wind bestäubt. Die Bestäubung führt nicht gleich zur Befruchtung. Erst im nächsten Frühjahr treiben die Pollenkörner aus. der kiefernwald nimmt in
Deutschland einen beträchlichen Raum ein. Man unterscheidet reine Kiefernwälder
von Mischwäldern aus Kiefern, anderen Nadelgehölzen und Laubwäldern. Das Tier-
leben im Kiefernwald ist um so reicher, je stärker die Strauch- und die Bodenpflanzenschicht entwickelt ist. Die Straucharmen, trockenen Kiefernwälder der Ebenen erscheinen oft wie ausgestorben, weil das Unterholz fehlt und viele Vögel weder Nahrung noch Unterschlupf finden. Eine große Anzahl von Kleingetier,
Würmern, Spinnen und Käfern belebt den Kiefernwald. Manche sind schlimme
Schädlinge z.b. die Raupen des Kiefernspanner, Nonne, Kieferneule, die oft ganze Wälder vernichten, vor allem aber die Borkenkäfer denen die vom Waldsterben betroffenen Wälder zum Opfer fallen. Dem Kleingetier folgen seine Feinde, der Kuckuck und die Spechte, aber auch die Meisen und Goldhähnchen, deren Lock-
rufe wir aus den Baumkronen vernehmen. Sehr häufig treffen wir hohe aus Kiefernnadeln, gebaute Ameisenhaufen an, sie werden vor allem vom Grünspecht
durchwühlt, der die Bewohner als Leckerbissen schätzt. Mit Hilfe der Kiefer lässt sich selbst einem Sandboden, auf dem fast keine andere Nutzpflanze mehr gedeiht,
noch ein Ertrag abringen. Sie liefert ein sehr wichtiges Bau und Werkholz, sowie den rohstoff zu Packpapier und Pappen. Aus dem Harz gewinnt man Terpentinöl, das besonders vom Maler aber auch in der Heilkunde verwendet wird. Auch Geigenharz und Fasspech, gewinnt man daraus. Das Harz der Kiefer gilt als altes
Heilmittel. Neben fichte und Tanne gehört die Kiefer zu den Bäumen die in der Heilkunde seit Jahrhunderten als Lungenmittel eingesetzt werden. Man benutzt die
Kiefer als Inhalation, als auch in Form von Bädern und Tee.
hukwa

Im Garten der Gaia




Waldkind

ich will dich anfassen eiche
ich will in deinem reiche
kind sein mit jeder eichel
gib mir von deinen säften
sättige mich mit deinen kräften
bruder eichenbaum
du mond da oben scheine mir
schick in mich deine strahlen
du mutter erde taufe mich
das wieder kind ich werde
ich bin doch aufgewachsen
mit baum mit blatt mit rinde
der vögel lieder kenne ich von früher kindheit her
des waldes ruhe fand ich
soviele kräuter trank ich
in deinem grünen hain
auch manche hexe traf ich
am grünen waldesrand
ich habe oft gelagert in deinem grünen moose
und mit der welt gehadert
doch du mein wald machst mich groß
in deiner grünen kühle
deiner schöpferischen stille
wurde ich zum rebellen
mit deinem krank gemachten willen
sie können dich nicht töten
ein same wird überleben
wenn sie selbst sich vernichtet haben
du wirst dich wieder erheben
zu neuer grüner größe erbeben
noch versucht man dich zu erschlagen
sie wissen es noch nicht
sie haben sich lang schon ergeben.
hukwa

Freitag, 15. Mai 2009

Die Bittere Schleifenblume

Die Rote Liste Rheinland – Pfalz führt Iberis amara, bekannt als Bittere Schleifenblume, als eine vom Aussterben bedrohte Wildblumenart. In der näheren Umgebung von Trippstadt ist diese alte Heilpflanze an mindestens drei Standorten noch heimisch. Die Bittere Schleifenblume gehört zu den alten Heilpflanzen, die in gängigen Büchern über Heilkunde selten auftaucht. Gerade deswegen ist es interessant, die Geschichte dieser selten gewordenen Pflanze, aus einem historisch-botanischen Umriss vorzustellen, spannt sie doch einen Bogen von der Antike bis in unsere Tage. Bereits den alten griechischen und römischen Autoritäten der Medizin war diese Pflanze, gut bekannt, da mehrere Arten der Gattung Iberis im Mittelmeergebiet verbreitet sind.
Plinius d. Ä. (23-79n.Z.) beschreibt sie in seiner Naturgeschichte (Historia Naturalis). Im Werk des Dioskurides Pedanios aus Anazarbos, das auf 60 und 78 n.Z. datiert wird, findet man die Pflanze ebenfalls.
Im Mittelalter finden wir Iberis amara, bei verschiedenen Autoren, allen voran dem im Pfälzerwald beheimateten Arzt, Theologen und Botaniker Hieronymus Bock (1498-1554),
dieser „Heilkundige des Pfälzerwaldes“, gab im Jahre 1546 ein Kräuterbuch heraus, das zu den besten seiner Zeit zählt, da es neben der medizinischen Verwendung auch Angabe über Fundorte aus seiner Heimat, eben dem Pfälzerwald enthält. Der bedeutenste humanistische Mediziner des 16. Jahrhunderts, Leonhart Fuchs (1501-1566) beschreibt in seinem Werk
„De Historia Stirpium“ (deutsche Ausgabe New Kreuterbuch) von 1542/43 die Pflanze.
Dieses Buch enthält sehr naturalistische Abbildungen, nach denen man noch heute Pflanzen
Bestimmen kann. Weiterhin finden wir Beschreibungen der Pflanze in den bekannten mittelalterlichen Werken von Malthiolus (1501-1577), Dodonaeus (1517-1585), Lonicerus
(1528-1554) und Tabernaemontanus (1522-1590).
Ausgehend von den Büchern dieser Autoren wurden im 17.Jahrhundert berühmte Schaugärten angelegt, wo auch die Bittere Schleifenblume kultiviert wurde.
Im 18.Jaqhrhundert wird die Tradition der Sammelwerke fortgesetzt. Der Urvater der botanischen Taxinomie Carl von Linne, beschreibt die Pflanze ausführlich.
Bei allen Autoren wird die Pflanze zur Anwendung bei Magen-Darm Erkrankungen beschrieben. Die kultivierte Form von Iberis amara ist bis heute ein Klassiker unter den pflanzlichen Heilmitteln. Ihre Wirksamkeit ist in klinischen Studien eindeutig belegt.
So konnte nach 500 Jahren die empirischen Beobachtungen der alten Kräuterbuchautoren und vielen Kräuterkundigen und ihrer antiken Vorläufer durch die moderne Medizin bestätigt werden.
hukwa

Donnerstag, 14. Mai 2009

Fernsehbeitrag über die LandArt Weidenbühne...

Heute Abend zwischen 18:45 und 19:45 bringt der Südwest Rundfunk SWR einen kurzen Bericht über mich meine Weidenbühne und meine Malerie...hukwa

Dienstag, 12. Mai 2009

Ein Bewohner alter Burgruinen...

Ein Bewohner alter Burgruinen – das kleine Immergrün.

Im Monat Mai ladet die Umgebung von Trippstadt geradezu ein, hier ausgiebige Spaziergänge zu unternehmen. Mag der eine oder andere hier auch von einer kleinen Welt sprechen, im Mikrokosmos unserer heimischen Flora und Fauna, entfaltet sich das Gesamtbild des Kosmos – des Geordneten, wie die alten Griechen diesen bezeichneten.
Trippstadt verfügt noch über eine intakte Natur und bietet dem Schmetterlingsforscher, dem Vogelkundler, dem Botaniker, den Pilzliebhabern alle Möglichkeiten ihrem Hobby mit Leidenschaft nachzugehen.
Das Zwiegespräch mit Baum, Strauch und Pflanze, das Beobachten der kleinsten Spinne in ihrem wundervollen Netz, seine Zeit mit seltenen Libellen oder der Wasseramsel zu verbringen, den diesjährigen Vogel des Jahres – den Eisvogel – zu beobachten in Trippstadt besteht diese Möglichkeit. Der Wanderer tritt ein in das Dasein der Natur und diese trägt Sorge dafür das keine Langeweile aufkommt.
Wer in der Umgebung alter Burgruinen wandert und seine Umgebung aufmerksam beobachtet, dem fällt alsbald ein wunderschönes, fast unscheinbares Blümchen auf – das kleine Immergrün (Vinca minor). Da es mit seinen blauvioletten Blüten bereits Anfang März blüht (die Blüte geht bis Anfang Juni) nennt man es auch kleines Wintergrün. In Trippstadt ist diese zur Familie der Hundsgiftgewächsen zählende Pflanze örtlich gut verbreitet. Größere Bestände finden sich vor allem bei der Amseldelle und in der Umgebung der Burgruine Willenstein. Das Immergrün ist ein sogenannter "Burggartenflüchtling". Kreuzfahrer haben diese Pflanze von ihren Feldzügen aus dem Mittelmeerraum mitgebracht. Einige andere Pflanzen wie das "Goldlack", die "Vexiernelke", die "Gelbe Viole", aber auch der "dunkelblaue Ysop", der in früheren Zeiten eine sehr begehrte Heil- und Gewürzpflanze war gehört zu den Gartenflüchtern mittelalterlicher Gewürz und Heilpflanzen. So können wir davon ausgehen dass das kleine Immergrün schon früh zu den wichtigsten Heilpflanzen zählte.

Der botanische Namen Vinca kommt von vincere = besiegen, was wohl ein Hinweis auf die schon in frühen Zeiten bekannte und geschätzte Heilkraft sein dürfte. In den mittelalterlichen Kräuterbüchern wird Vinca minor beschrieben als ein Mittel gegen Kopfschmerzen, Schwindel und Gedächtnisstörungen. Die leichtgiftige Pflanze enthält als Hauptwirkstoff das Alkaloid Vincamin. Die Phytotherapie wendet dieses Alkaloid zur Verbesserung der Hirndurchblutung an.
Die Stängel der Pflanze kriechen flach über dem Boden dahin, die kahlen länglich – lanzettlichen Blätter sind lederartig und immergrün, auf der Oberseite glänzend. Die Blüten stehen einzeln auf langen, zarten Stielen und haben eine blau – violette veilchenähnliche Farbe. Im Mittelalter galt die Pflanze als Symbol des ewigen Lebens. Vielerorts wurden Tote mit einem Immergrünkranz begraben. Wohl ist es das ausdauernde grün, seine Beständigkeit, warum man das immergrün mit em ewigen Kreislauf von Leben, Tod und Auferstehung in Verbindung brachte.
hukwa

Donnerstag, 7. Mai 2009

Der Fliegenpilz...


Therapie und Selbsterfahrung
Hexendroge-Zauberpflanze-Glückssymbol
Mythologie und Mykologie
Eine Gradwanderung zwischen Ethnobotanik und Ethnopsychotherapie
Versuch einer Ganzheitlichen Betrachtung über Amanita muscaria (A.M.)
Ein Referat von Hans Wagner



Therapie ist Erlebnis und Selbsterfahrung. Je intensiver jemand davon betroffen ist, desto
mehr kann er dem interessierten Zuhörer einen Eindruck vermitteln. Trotzdem kann dieser das, was er hört, nicht nacherleben. Er kann nur den erleben, der etwas erlebt hat. In diesem Bericht begeben wir uns auf eine ( manchmal ) äußerst gefährliche Gradwanderung
vor allem dann wenn ich über jene Selbsterfahrungen berichte, die ich mit Amanita muscaria erlebt habe. Ich warne hier jeden davor sich auf solche Selbstversuche einzulassen, obwohl mir natürlich bekannt ist, das in gewissen Kreisen, die Einnahme von
Fliegenpilzen eine Modeerscheinung geworden ist. Allerdings handelt es sich hier um das
Konsumieren, eines bei vielen Völkern, als heilig verehrten Pilz und letztendlich, vielleicht
auch gerade deswegen, ist die Endstation vieler dieser Drogenfreaks die Nervenheilanstalt.
Trotzdem bin ich der Meinung: Was vorhin, gestern, damals und anderswo passiert ist, kann man nicht nacherleben, wenn man davon hört. Entweder ist man dabei und erlebt
direkt und selbst – oder man lässt sich informieren. Informiert werden ist aber etwas ganz anderes als erleben. In diesem Artikel möchte ich versuchen den Fliegenpilz in seiner ganzheitlichen Geschichte also : Mythologie, Hexendroge, Glückssymbol, Ethnomedizin, Heilmittel als auch meine persönlichen Erfahrungen, mit Amanita muscaria darzustellen.
Ich muss hier natürlich um eine etwas objektivere Darstellung der Geschichte des Fliegenpilzes auch auf andere Autoren zurückgreifen. Diese Informationen anderer Autoren
gebe ich am Ende dieses Artikels in einem Literaturnachweiß bekannt.
Zur Einführung :
FLIEGENPILZ
Amanita muscaria ( Fr.) Hook.
Wichtigste Kennzeichen:
Der Fliegenpilz gehört sicherlich überall in Europa zu den bekanntesten Vertretern der Pilze. Ja ich möchte behaupten, er ist der bekannteste. Man erkennt ihn schon von weitem an seinem schönen roten oder orangegelben Hut, der mit weißen Flocken bedeckt ist. Im Jugendzustand erscheint er zunächst als kleine weißliche Kugel, bald aber breitet sich der Hut aus, die weiße Velumschicht löst sich, in jene dicken flocken auf, die meistens auf der Oberfläche haften bleiben. Der Rand trägt eine zarte Reifung. Die Lammellen bleiben stets weiß, stehen dicht gedrängt und sind nicht am Stiel angewachsen. Der Stiel bleibt weiß und trägt einen sehr langen, lappigen, herabhängenden Ring. Wie alle Pilze der Amanita Gruppe wächst der Fliegenpilz aus einer Gesamthülle, von dieser erkennt man aber nur noch einen Warzengürtel an der Stielknolle. Das Fleisch ist Geruch – und geschmacklos und unter der Huthaut gelblich getont. Verwechslungsmöglichkeit mit dem Königs-Fliegenpilz Amanita regalis, der allerdings vorwiegend im Bayerischen Wald beheimatet ist. Der Fliegenpilz bildet seinen Fruchtkörper von Juli bis Oktober.

Er ist der traditionelle Zauberpilz sibirischer Schamanen. Man findet ihn in fast allen Teilen der Erde. Schon immer eine begehrte Zauberpflanze, von Schamanen, Zauberern und Heilern verehrt, vom gewöhnlichen Menschen als Giftpilz gefürchtet. Getrocknete Fliegenpilzhüte oder in den Presssaft des Weidenröschens eingelegte Stücke werden von den tungusischen Schamanen eingenommen, um in Trance zu verfallen. Die Pilze werden oft als Zwerge personifiziert, die im Besitz der Droge als Allmächtig gelten. Wer kennt nicht das Kinderlied, " ein Männlein steht im Walde ", das eindeutig auf den Fliegenpilz anspielt. Bei den taoistischen Alchymisten dienten Fliegenpilzextrakte als Zutaten zu diversen Unsterblichkeitselixieren. Im Hindukusch hat sich ein altes Ritual erhalten, bei dem Fliegenpilzstücke, mit Bergspringkraut und übersäuerter Ziegenkäselake gekocht werden.
Diesem Sud werden gelegentlich die samentragenden Blütenkelche des Bilsenkrautes beigemengt. Der Fliegenpilz heißt dort Tschaschbaskon das bedeutet " Augenöffner. Der Fliegenpilz wird oft mit den klassischen Zauberpflanzen Haoma und Soma in Verbindjung gebracht. Viele Ethnologen glauben, das rätselhafte Soma, das arische Einwanderer nach Indien mitbrachten, nichts anderes als Amanita muscaria war. Die Hymnen, welche die Priester zu Ehren, des verheerlichten Soma sangen, der die Menschen den Göttern gleichsetzt, sind im Rig – Veda enthalten :
" Der Trank hat mich fortgerissen wie ein stürmischer Wind...
das Denken hat sich mir dargeboten, wie eine Kuh ihrem kleinen Liebling...
Die eine Hälfte des Ich lässt die beiden Welten hinter sich...
Ich habe an Größe diesen Himmel und diese Erde übertroffen...
Ich merke das ich Soma getrunken habe"...
In der vedischen Religion gab es keinen Tempel und pompöse Schauzeremonien. Die Religion manifestierte sich im Menschen als mystische Erfahrung. Dazu wurde der Somatrank eingenommen. Er bewirkte eine ekstatische Verschmelzung mit der Ewigkeit und den Göttern. Er schenkte Visionen von der wirklichen Welt, machte Unsterblich, Unbesiegbar, verhalf zu glückseligen Liebesregungen. Wahrscheinlich war Soma ein Oberbegriff und bezeichnete eine Reihe von Psychoaktiven Pflanzen. Doch dürfte es als sicher gelten das der Fliegenpilz, in Soma enthalten war. Die Hexensalben des Mittelalters sind mit aller Wahrscheinlichkeit ein billiger Verschnitt des vergessenen Trankes des Altertums – SOMA. Die Ägypter nannten ihn Rabenbrot, eine Bezeichnung, die sich auch in Ost – und Mitteleuropa bis heute erhalten hat. Auch die Anhänger des Dionysos verzehrten bei ihren Mysterien den Pilz, der enorme Körperkraft, erotische Potenz, wahrhafte Visionen
und prophetische Gaben verlieh. Bei den Germanen war der Pilz Wotan – Odin zugeordnet.
Der Sage nach entstanden Fliegenpilze dort, wo der Schaum aus dem Maul von Odins Pferd auf die Erde tropft. Der Name Rabenbrot deutet in seiner germanischen Wurzel auf die beiden Raben Odins hin. Der deutsche Name Fliegenpilz leitet sich wahrscheinlich von der Fliege als Zaubertier oder der Kraft des Pilzes, den Menschen " fliegen " zu lassen her.
Jacques Brosse schrieb über den Fliegenpilz : " Aber das Geheimnis der Rolle, der Rolle der
Birke in den Schamanistischen Riten, beruht eher auf ihrer symbiotischen Verbindjung mit dem Fliegenpilz, den die Schamanen essen, um den Trancezustand herbeizuführen. Der Fliegenpilz bildet Lebensgemeinschaften mit den Wurzeln bestimmter Bäume, aber am liebsten ist ihm die Birke; an ihrem fuß hat man die meiste Aussicht, ihn zu finden. Am zweithäufigsten wächst er bei der Fichte, die bei den sibirischen Völkern oft als Weltenbaum gilt. Isst man vom Fliegenpilz, so wird man zuerst für eine Weile schläfrig, aber später wird man aufgeregt und angeregt, die großen körperlichen Leistungen zu vollbringen, die so berühmt sind." Die ersten Wirkungen treten ungefähr eine Stunde nach Einnahme auf. Das Gesicht hellt sich auf, der Körper wird von einem leichten Beben durchlaufen, dann gerät er in einen Zustand lärmender Aufgeregtheit, manchmal mit aphrodisischen Nebenwirkungen. Der vom Pilz Berauschte tanzt und lacht dann wiederum zeigen sich jähe Wutanfälle mit Heulen und Schimpfen. Er hat akustische und viduelle Halluzinationen; die Form der Gegenstände ändert sich, ihre Umrisse sind verdoppelt. Dann wird er blaß und völlig bewegungslos, als sei er in tiefsten Erstaunen befngen. Nach ein paar Stunden kommt er zu sich und weiß nichts von dem Anfall, denn er erlebt hat. So berichtet J. M. Pelt in seinem Buch, Drogues et Plantes Maqigues, in Wesreuropa wurde der Fliegenpilz meist für schädlich gehalten.
Bereits im 16. Jahrhundert berichtete der Botaniker Jean Bauhin, er heiße in Deutschland der Pilz der Verrückten. Der Volksglaube bringt ihn oft mit der Kröte, dem Tier der Hexen in Zusammenhang. Er steht wie sie mit düsteren Mächten in Zusammenhang und andererseits mit dem Mond und dem Regen. Im englischen ist einer der populären Namen
des Pilzes Toadstool, d.h. Krötenstuhl. Alle diese scheinbar unzusammenhängende Einzelheiten deuten auf einen GEMEINSAMEN Fluchtpunkt hin: den schamanistischen Gebrauch des Fliegenpilzes. Alle modernen Untersuchungen stimmen darüber überein, das
Amanita muscaria, im Gegensatz zu Amanita phalloides, dem ABSOLUT tödlichen Knollenblätterpilz, nicht giftig ist, das heißt, nicht tödlich giftig wie sein Verwandter. Auch die populäre Etymologie, wonach man den Namen Fliegenpilz von einer Verwendung als Fliegengift ableiten müsse ist falsch. Wenn man nämlich experimentell prüft, was mit einer Fliege geschieht, die von Milch getrunken hat, in der Fliegenpilze eingeweicht wurden, beobachtet man, das sie nur Scheintod wird. Sie fällt zwar nach kurzen Flugversuchen betäubt nieder, erhebt sich aber nach einiger Zeit gesund wieder. Der Ausdruck bezieht sich also eher auf das fliegen als auf die Fliege.
Für die Orolschen , ein tungusisches Volk, reinkarnierten sich die Seelen der Toden im Mond und kamen so wieder auf die Erde zurück. Über einen in Sibirien sehr verbreiteten Volksglauben berichtet der finnische Historiker Uno Halmberg-Hava in Siberian Mythologie:
Der Geist der Birke ist eine Frau reifen Alters, die manchmal zwischen ihren Wurzeln erscheint, manchmal aus dem Stamm hervortritt, wenn man sie in guter Absicht beschwört. Sie zeigt sich bis zur Mitte mit gelöstem Haar und streckt die Arme aus; ihre Augen blicken den Gläubigen ernst an und sie präsentiert ihm ihre nackte Brust. Wenn er ihre Milch getrunken hat, fühlt der Mensch seine Kräfte verzehntfacht. Wie R. Gordon Wasson, der Kenner der psychedelischen Pilze, bemerkt, handelt es sich fast sicher um den Geist des Fliegenpilzes: Sind diese Brüste etwas anderes als der Busen, Udhan, des Rig-Veda, der milchspendende Hut des Fliegenpilzes. In einer Variante derselben Erzählung gibt der Baum, einen himmlichen, gelben Saft ab. Handelt es sich nicht um das gelbrote Paraamana des Rig-Veda ? Wasson der lange Zeit die Wirkungen der verschiedenen psychedelischen Pilze, in der ganzen Welt erforscht hat, ist heute überzeugt, die bisher so geheimnisvolle Pflanze gefunden zu haben, aus der man den Somatrank gewann. Wie schon Anfangs bemerkt, von den Ariern als Gottheit verehrt und in hundertundzwanzig Gesängen des Rig-Veda gefeiert, ist der Soma der König der Pflanzen, der König und Lenker, der Wasser – aber auch ihre Urquelle –manchmal auch der König der Götter und der Sterblichen, oder alles dessen, was die Sonne sieht, der König der Welt. Sein saft ist der Regen, der die Pflanzen wachsen lässt, und deren Saft selbst, das Lebenselixier, das Vorbild und die Essenz, jeder lebensspendenden Flüssigkeit, das nährende Prinzip der Speisen und Getränke, als auch die Milch der Kuh und der Samen des Hengstes in seiner männlichen Kraft. Diese Erwähnung des Pferdes ist hervorzuheben. Das Agnistoma, die Opferung des Soma, der vor der Darbietung rituell ausgepresst wurde, sollte die Götter erfrischen, besonders Indra, den Gott des Blitzes und der Krieger, der ihn bis zum Missbrauch liebte, aber er war auch eine magische Zeremonie von großer Wichtigkeit: Der Soma, perlend und fließend, lässt den Himmel weinen. Der Soma wurde also in Verbindjung mit Blitz und Regen, zusammen mit Agni gefeiert, wie der Name dieses Rituals besagt. Mit Agni, dem vom Himmel herabgestiegenen Gott des Feuers, bildete der Soma eine Polaritätsbeziehung, ein Paar. Im übrigen wurde der Soma mit dem Mond als dem Aufentshaltsort der Toden identifiziert. Anders gesagt, der Gott Soma besaß viele auch für den Weltenbaum und besonders für den Baum des Schamanen, die Birke, charakteristische Züge. Die Beschreibung die in den alten Sanskrittexten über die Pflanze gegeben wird passt besonders gut zum Fliegenpilz. Im Rig-Veda wird er mit einer weiblichen Brust verglichen, die mit Tropfen ihrer göttlichen Milch besprengt ist, was an die weißen Schuppenreste der Haut erinnert, die den Hut zieren. Nun konzentriert sich, das Muscarin, die Substanz, die für die Verwirrungen verantwortlich ist, die sich nach dem Verzehr des Pilzes zeigen, vor allem in der haut des Hutes. Die Hymnen vergleichen die rote glänzende Haut der Pflanze mit der Haut des roten Stieres, auf die der Soma in der ersten Phase des Opferrituals gelegt wurde. Die Hymnen sagen ferner, der Soma leuchtete Tagsüber und sei
in der Nacht von silbernen Weiß. Am Tag zeigt der Fliegenpilz das märchenhafte Schauspiel seiner Farben, und in der Nacht verblassen letztere und nur, die Fragmente der weißen Hülle, sind im Mondlicht sichtbar, wie übrigens auch die Rinde, der Birke. Schließlich hat der Fliegenpilz eine ganz besondere, in der Pflanzenwelt vielleicht einzigartige Eigenschaft, die auf merkwürdige Weise diese Identifikation bestätigen könnte. Das aktive psychedelische Prinzip, das Muscarin, geht sehr rasch in den Urin über, dessen, der es zu sich nimmt. Die Völker des nordöstlichen Sibiriens kennen diese Besonderheit so gut, dass sie sich, vielleicht dem Beispiel der Rentiere folgend, die Urin und Fliegenpilz mögen, angewöhnt hatten, den Urin der Fliegenpilzesser zu trinken und die Wirkung hielt bis in die vierte oder gar fünfte Generation der Trinker an. Nun wird aber im Rig – Veda mehrmals gesagt, das die Götter vor allem Indra, reichlich Soma urinieren. Möglicherweise ist es also der Somahaltige Urin der Götter, von dem man glaubte, das die vedischen ihn tranken. In seinem Buch " Die weiße Göttin " schreibt Robert von Ranke-Graves : Das wichtigste mänadische Rauschmittel war wohl Amanita muscaria, der weißgefleckte Fliegenpilz, der allein die nötige Zauberkraft verleiht. Hier werden wir an Phoroneus, den Frühlingsdionysos
und Erfinder des Feuers erinnert. Er erbaute die Stadt Argos, deren Emblem laut Apollodor eine Kröte war; und Mykene, die Hauptfestung von Argolis, trug nach Pausanias diesen Namen, weil Perseus, der sich zum Dinonysus-Kult bekehrt hatte, auf ihrem grund einen Fliegenpilz gefunden hatte. Dionysos hatte zwei Feste – im Frühling das Anthesterion, das
Blumensprießen – und das herbstliche Mysterion, das vermutlich soviel heißt wie Sprießen der Fliegenpilze; Mykosterion war als Ambrosia, Speise der Götter bekannt. War Phroneus auch der Endecker eines dem Fliegenpilz innewohnenden göttlichen Feuers und mithin sowohl Phryneas ( Krötenwesen ) als auch Fearinus, d. h. Frühlingswesen. Amanita muscaria, wenngleich kein Baum, wächst doch unter einem Baum; nördlich von Theakien und in den keltischen Ländern bis zum Polarkreis stets unter einer Birke. Südlich von Griechenland und Palästina, aber bis zum Äquator, unter einer Tanne oder Fichte. Im Norden ist Amanita scharlachrot, im Süden eher fuchsrot...

Der Fliegenpilz als Heilmittel

War bisher vorwiegend von der Mythologie des Fliegenpilz geschrieben worden, möchte ich nun auch auf die Wirkung des Pilz als Heilmittel kommen. Dennoch muss ich darauf aufmerksam machen das auch hier der soziokulturelle Kontext von ausserordentlicher Bedeutung ist. Der Bedeutungswandel des Fliegenpilz als heilige Pflanze hin zu einem Symbol des Terrors, das wir der Kirche zu verdanken haben, der sich im Lauf der Zivilisation vollzogen hat, muss heruntergebrochen werden auf die veränderte Beziehung zwischen Mensch und Natur. Insofern kann der Fliegenpilz ohne Zweifel auch verstanden werden als Erinnerung der Natur an die ständige, sehr langsame, nichts desto trotz dramatische Veränderung der Beziehung der Menschheit zu sich selbst.
Die Vielfalt von Pflanzen als Nahrungsmittel bedeutet eine Vielfalt von pflanzlichen (vegetabilen) Stoffen und damit einen ursprünglichen Reichtum an körper- und geiststeuernden Substanzen unterschiedlicher Intensität. diese auch Pflanzenhalluzinogene
genannten Substanzen können den Geist und den Körper auf besondere Weise beeinflussen, verändern und auch heilen.
Da die Wirkung solcher Pflanzen bisweilen Furcht, anderseits aber auch Faszination auslöst, ist es verständlich, das sie im religiösen Bereich vieler Kulturen, wie wir bereits gelesen haben, aber auch Heute noch eine bedeutende Rolle spielen.
Ihre pharmakologischen Substanzen sind zwar ihre Hauptbestandteile, sie sind aber nur zum Teil für die sehr differenzierte Wirkung auf Psyche und Physis des Konsumenten verantwortlich. Denn ausschlaggebend für diese oft visionären Erfahrungen können auch andere, im pharmakologischen Sinne weniger messbare Faktoren sein. Von besonderer Bedeutung für Ethnopharmakologen sind hier natürlich kulturspezifische Glaubens- und
Symbolsysteme, dazu kommen persönliche Erfahrungen und Kenntnisse, ferner bewusst
eingesetzte, das Erlebnis unterstützende Methoden, wie Diäten, Fasten oder Schwitzbäder
sowie die Motivation der Einnahme und die Stimmung des Konsumenten. Strukturierend
können auch Musik, Tanz, Gesang und der Einsatz von Räucherwerk während der Erfahrung wirken. ( Dobkin De Rios 1984; Weil 1974; Rosenbohm 1995).
Besonders Schamanen zeichnen sich durch einen kundigen und dadurch oft privilegierten
Umgang mit solchen heiligen Pflanzen aus. In ihrer durch diese Substanzen induzierten Ekstase treten sie in Kontakt mit der Welt der Götter, Geister und anderer übernatürlicher Wesen und Übersetzen ihre Erlebnisse für ihren Stamm oder ihre Gruppe in die als glaubhaft akzeptierte, traditionelle Symbolik, in den kulturspezifischen " Code ".

Der Fliegenpilz – Symbol einer verlorengegangenen Beziehung zur Natur ?

So schreibt Alexandra Rosenbohm zu dieser Thematik: Der Fliegenpilz ( Amanita muscaria )
ist in Nord- und Mitteleuropa fast überall bekannt. Er fällt nicht nur optisch durch sein prägnantes Äußeres auf, sondern bezieht einen großen Teil seiner Prominenz wohl auch über seine Zuschreibung als Giftpilz par excellene . Und als Giftpilz ist der Fliegenpilz, zumindest in unserer Kultur, zum Symbol geworden für die Gefährlichkeit der Natur, für ihre unheimlichen Abgründe und unsere Unfähigkeit, sie angemessen wahrnehmen zu können. Trotz seiner so sicher vermuteten Giftigkeit finden sich aber in unserer industrialisierten Welt Fliegenpilze und Fliegenpilz-Darstellungen zuhauf : In Kinderbüchern, als Spielgerät auf dem Spielplatz, als Süßigkeit aus Marzipan, als Spardose oder Strickliesel, in der Werbung als auch im Comic, schließlich als Mordwaffe in Krimis oder auch als glücksbringendes Amulett. Wie erklärt sich aber diese gleichzeitige Besetzung des Pilzes sowohl als totbringender Giftpilz wie auch seine Beliebtheit als glücksbringendes Symbol ? Diese seltsame Diskrepanz legt nahe, das der Pilz einmal – in früheren Zeiten – eine bedeutendere rolle als Heute gespielt haben muss.
Eine alte deutsche Bezeichnung für den Fliegenpilz ist wie schon erwähnt wurde " Krötenstuhl " . Man stelle sich vor das eine Kröte auf dem Pilz saß und ihre giftigen Sekrete
in den Pilz schwitzte. Die Bedeutung der Kröte als Hexentier ist bekannt. Das Grimm`sche
Wörterbuch legt uns dazu nahe, das der Begriff Kröte auch synonym mit "Hexe", "Fee", oder "Zauberer" verwendet wurde, außerdem heißt es dort, das der Hexentanz auch
" Krottentanz " genannt wurde. Nicht erst Shakespeare lehrte uns, das Kröten neben anderen Nachtschattengewächsen ein Bestandteil der Hexentränke und Hexensalben waren – getrocknete Fliegenpilze haben manchmal eine verblüffende Ähnlichkeit mit Kröten – aber dies ist natürlich kein Indiz für den Gebrauch von Fliegenpilzen in diesen Zusammenhängen. Doch ist es nicht töricht, angesichts des häufigen Vorkommens des Pilz in Nord –und Mitteleuropa zu glauben, die kräuterkundigen weisen Frauen hätten neben der Fülle an anderen geistbewegenden Substanzen den Fliegenpilz nicht gekannt ? Und könnte es nicht sein, das der Gebrauch solcher Pflanzen aus bekannten Gründen verborgen werden musste und deshalb als Kröte markiert wurde ?
Zuverlässige Informationen darüber, auf welche Weise der Fliegenpilz als geistbewegende Substanz gedient haben könnte, liefern uns ja die bereits genannten älteren Quellen. Vor allem bei den sibirischen Schamanen, ist der Fliegenpilz heute noch in Gebrauch. Wir wissen, das gerade im Bereich des Schamanismus ein völlig anderes Krankheitsursachen und Heilungswirkungskonzept existiert. Denn was Krankheit ist, was sie bedeutet, wo Heilung beginnt, und was als Heilmittel wirken kann, ist vor allem kulturell determiniert. Ist der Fliegenpilz in Sibirien für Heilungszwecke in schamanischen Ritualen eingesetzt worden
und zwar wird hier die Medizin nicht vom patienten sondern in der Regel vom Schamanen eingenommen, so wird der Pilz in unserer Kultur u.a. in der Homöopathie angewendet.
Wie heilend der Fliegenpilz auch ohne vorgeschriebene Rituale manchmal wirken kann, dafür gibt es Fallbeispiele : W. Bauer ( 1992 ) berichtet von einem jungen Mann,
" Finanzschüler in M. ", der sich 1955 mit vier Fliegenpilzen umzubringen versuchte, weil ihm sein Mädchen einen Korb gegeben hatte, und der doch hoffte, sie zurückzugewinnen, erfüllte der Pilz ( auf seine Weise ) alle seine Wünsche. Nachdem er die frischen Pilze mit Mühe heruntergewürgt hat , sich alsbald " wie auf Eiern fühlt " und ihm die Knie weich werden, schleppt er sich aus dem wald, damit man ihn findet wenn er liegen bliebe. In einer Gaststätte trinkt er eine Brause. Ihm wird dabei so übel das er sich erbrechen muss.
Er wankt zu seiner Schule, meldet sich beim Pförtner, fällt dort wie tot um und verliert das Bewusstsein. Nach zwölfstündigen Tiefschlaf erwacht er im Krankenhaus. etwa acht Stunden später treten Halluzinationen auf. Er hört – neben anderen Personen – im Nebenzimmer deutlich die Stimme seiner Freundin. Die Treulose, die am ganzen Unglück schuld ist weint um ihn ! Also war sein Suizidversuch nicht vergebens ! Die Ärzte lassen sie aber, so meint der Patient, wegen seines Zustandes nicht zu ihm. ( " Wunschbetonte Verkennung " heißt es in dieser stelle im Krankenhausbericht .) Ihm selbst kommt später
( nach gutem Zureden der Ärzte ) die Sache " nicht mit rechten Dingen zugehend vor ".
Anfänglich ist er aber von der Realität seiner Wahrnehmung fest überzeugt. Bei der folgenden Visite macht er wieder einen " geordneten Eindruck ", laut Krankheitsbericht. Am vierten Tag nach der Intoxikation ist er "psychisch frei und unauffällig". Um Eindrückliche Erfahrungen reicher, kann er das Krankenhaus verlassen.
In einem anderen Fall ( um 1920 ) glaubt ein älterer Mann, sein Testament machen zu müssen, weil ihm – nach einer akuten Fliegenpilzvergiftung – sein Zustand zu Befürchtungen Anlaß gibt. Er vermag sich aber nicht zu konzentrieren, um seinem Sohn seinen letzten willen kundzutun. Stunden später erlebt er eine Blocksbergszene : Er hört
Flötentöne, nach denen die Hexen tanzen. Abendwolken, die er durch das Fenster sieht, werden zu Gewitterwolken, " zwischen denen sich Walküren tümmeln ". Er erklärt den Umstehenden, dass es ihm auf keinen Fall, Leid getan habe, das er das alles gesehen habe, und auch dann wenn er mit, " allem zahlen müsse ". ( Zu diesem zeitpunkt glaubt der Patient noch er müsse seinen ausflug nach Walhalla mit dem Leben zahlen ). Das Protokoll konstatiert ein " gelassenes Behagen " mit dem der Kranke " das fesselnde Schauspiel " weiterhin betrachtet. Später erzählt er, das er früher viel und gern alte Heldensagen gelesen habe. Zum Schluß erscheint ihm der Allvater und zeigt ihm das Weltall. Er selbst muss das Weltrad treten. Schließlich glaubt er, er sei Gott und müsse den neuen Menschen erschaffen. Er durchlebt dann, nicht ohne Zagen und Bangen, wie er sagt, " die verschiedenen Zeitalter ", in denen er viele Abenteuer zu bestehen hat und nur knapp dem tot durch Erschießen oder Vergiften entgeht.

Nach diesen Fallbeispielen unbewusster Einnahme des Fliegenpilzes in unserer Welt ist
es interessant, den mehr oder weniger kontrollierten Umgang mit dem Pilz im traditionellen
Zusammenhang dagegenzusetzen, so wie ich ihn in verschiedenen Quellen dargestellt habe.
Wird fortgesetzt!
hukwa

Montag, 4. Mai 2009

Roter Fingerhut im Land art Garten


Der rote Fingerhut

Der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea) bildet in unseren Mittelgebirgen besonders auf Waldlichtungen mit kalkarmen Boden ausgedehnte Bestände. Seine großen, purpurroten Blüten, die zu auffallenden, Trauben gehäuft sind, stellen hängende Glocken dar. Diese Blütenform erinnert an einen Fingerhut (lat. digitus = Finger). Die Flecken in der Blüte sollen Staubbeutel vortäuschen und die Attraktivität der Blüten für Insekten stark erhöhen. Allerdings nur größere Insekten wie Hummeln überwinden die bärtige Sperre auf dem Blütengrund, die kleinere unzuverlässige Blütengäste zurückhält.
Die giftige Pflanze aus der Familie der Rachenblütler ist mit mehreren Arten in Mitteleuropa und Westasien heimisch. Zu Heilzwecken verwendet man vorwiegend den Roten Fingerhut als auch seinen verwandten, den wolligen Fingerhut (Digitalis lanata).

Im ersten Jahr entwickelt sich am Boden nur eine große Blattrosette, im darauffolgenden Jahr wächst der behaarte Stängel 60 – 120 cm empor. Er trägt runzlige, an der Unterseite grau-filzige, lanzettförmige Blätter. Von Juni bis September erscheinen dann die charaktertypischen Blüten. In Ziergärten gedeiht eine weniger giftige Sorte als Zierpflanze.

Den größten Heilwert hat der wildwachsende Fingerhut, dieser ist dafür bekannt dass sein Wirkungswert an den verschiedenen Standorten recht erheblich voneinander abweichen kann. Als besonders gut und reich an Inhaltsstoffen gilt der "Harzer Digitalis". Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Pflanze von dem englischen Arzt William Withering in die Therapie eingeführt. Auf seinen grundlegenden Arbeiten baut sich auch heute noch die gesamte Lehre von der Digitalis auf. Man hatte den Fingerhut schon lange vorher in der Volksheilkunde angewandt, allerdings für ganz andere Erkrankungen, als jene für die er heute angewendet wird.

Leonhart Fuchs ein bekannter deutscher Arzt und Botaniker, gab der Pflanze im Jahre 1542 den wissenschaftlichen Namen, eben wegen der Ähnlichkeit mit einem Fingerhut. Als einer der ersten Ärzte beschreibt er die Pflanze als Arzneikraut. Es sollte allerdings Whitering überlassen bleiben den Fingerhut ab 1775 in die Medizin einzuführen. Als erster hat er ihn bei Herz- und Kreislauferkrankungen angewandt. Er beschrieb die Heilpflanze in einer Monografie äußerst exakt.

Der Fingerhut ist tödlich giftig und darf auf keinen Fall selbst zubereitet werden. Bei der Anfertigung eines jeden Digitalis-Blätterrezeptes ist der Apotheker verpflichtet, eine neue Ampulle zu öffnen und den nicht verbrauchten Rest fortzuwerfen. Der Arzt ist somit immer sicher voll wirksamen Digitalis zu erhalten.
Hukwa

Waldpfad zum Land art Garten


Sonntag, 3. Mai 2009

Wasserrose

Sie ist erblüht,
die wir lange erwartet,
Aufgebrochen die Knospe,
die seit Wochen im dunklen Wasser
Schwebte.

So ist ihr Schicksal
Dem unsern verwandt.
Drum ist brüderlich unser Gespräch,
Und die Musik klingt noch im Herzen,
Nachdem sie lange erstorben.
Otto Heuschele


Diese Verse gingen heute durch meine Sinne als ich in meinem Landart garten diese erste Teichrose endeckte. Trägt sie doch ihre reine Botschaft aus der Welt der unberührten Natur in die Welt eines zerstörerischen rationalen Zeitalters, woh wissend, von den meisten leider überhört, wie notwendig uns diese Botschaft ist.
Hukwa

Teichrose


Im Schloßpark zu Trippstadt Gedicht

der wind geht leise wie mein atem
nebliges abendlicht
liegt über sommerlichem park
blutrotes leuchten zwischen busch und bäumen
glutrot verworrenes schäumen
schwebt leuchtend in der abendwende
die eberesche glüht
wie augen erscheinen die fenster im schloß
erzählen von triumph von siegen vom gelingen
dennoch
sind sie nur zeugen von
vergehen und zerrinnen
ich schwebe auf lichten aetherschwingen
ein glockenklang durchbricht die stille
aus tausend ebereschenfrüchten
spür ich
das gott mich anschaut
o wesen das in jeder pflanze lebt
o kraft die in uns menschen webt
das nun im abendrot versunken
einen blick in die ewigkeit gewährt
genährt von einer einsamen stunde.
hukwa

Samstag, 2. Mai 2009

Die Natur liebt die Abwesenheit von Fehlern - Gedicht

zwischen dem geflecht alter fichtenwurzeln und
moosen
dem knalligen grün des farn
blüht der fingerhut
der monschein der durch die bäume fällt
verzaubert die nacht
dazwischen der lockruf des waldkauz
die schatten der fledermäuse
erinnern mich an eine zeile aus einem gedicht
DIE NATUR LIEBT DIE ABWESENHEIT VON FEHLERN
ich atme tief die gerüche von
fingerhut nachtkerze und feuchtem moos ein
ein nachtfalter verfängt sich in meinem haar
mir ist als ginge seine elastizität und energie in mich über
ich reflektiere das licht der sterne in mir
erahne
alles ist aus dem gleichen stoff entstanden
ich sehne mich danach so makellos zu sein
wie die blüte des fingerhut
meine ekstase erreicht in dieser waldnacht
den härtegrad eines diamanten
DIE NATUR LIEBT DIE ABWESENHEIT VON FEHLERN
ich weiß nun
die wirkliche philosophie der freiheit
ist eine politik der seele.
hukwa