Montag, 24. August 2020

Das Hegelsche Licht und der Weltinnenraum


Hegel ist das Schicksal der Philosophie,

an ihm hat sich zu messen,

was Philosophie sein kann“. Silvia Markun

In „Subjekt-Objekt“ schreibt Ernst Bloch über Hegel: „Mit Hegel und seinem platonischen Erbe muss sich also auseinandersetzen, wer heute dialektisch philosophiert... Hegels Werk glaubt zwar am Ende zu sein, doch das war ideologischer Schein. Die Welt geht weiter, in Mühe und Hoffnung weiter, mit ihr auch das Hegelsche Licht“.

Hegel hat uns eine Philosophie der realen Möglichkeit hinterlassen. Vor etwa zwanzig Jahren sagte ein Philosoph zu mir, um Hegel zu verstehen müsste man Hegelianer sein. Nun, ich bin nie einer geworden dennoch will ich das Risiko einer freien, kurzgefassten Interpretation über Hegels Philosophie auf mich nehmen.

Nach der „Philosophie der Weltgeschichte“ ist die Weltgeschichte zu begreifen als die Entwicklung und Selbstverwirklichung des „Weltgeistes“, der absoluten Vernunft und somit als der „Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit“. Die Philosophie ist denkende Betrachtung der Geschichte, und in dem ich die Geschichte betrachte und mich selbst als Teil der Geschichte sehe beginnt in mir eine Entwicklung die zur „Selbsterscheinung des absoluten Geistes“ führt. Der Geist entwickelt sich vom gemeinen Bewusstsein zum philosophischen Bewusstsein. Diese real-philosophische Erfahrung die erfahrbar ist wurde für mich das, was man als „Hegelsches Licht“ bezeichnet.

Hegel erklärt uns, dass der Geist aus der Sphäre des Objektiven zum Subjektiven zurückkehren kann, dies nennt er den „absoluten Geist“. Der absolute Geist erfasst das Wissen der absoluten Idee, somit der Wahrheit allen Seins. Dies ist die Aufwärtsbewegung in der Natur als auch im Geist, ein Gedanke den wir auch bei Spinoza finden, über den Hegel sagt: „Wenn man anfängt zu philosophieren, muss die Seele sich baden in Spinozas Äther der einen Substanz, in der Alles, was man für wahr gehalten hat, untergegangen ist“.

Dieser Gedankenzug Hegels erscheint mir sehr platonisch. Und in der Hegelschen Philosophie erscheinen immer wieder Grundgedanken die zur platonischen Anamnesis führen, derzufolge jede Entwicklung von Neuem nur eine Wiederentdeckung und Wiedererinnerung vom Ewigen ist. Im Hegelschen Terminus „Er-innerung“ wird schließlich die Welt zum „Weltinnenraum“.

Es ist schon fast ein hermetischer Kreis sprachlicher Offenbarungen, der aus diesem Weltinnenraum der Hegelschen Philosophie erklingt. Es ist die Sprache des Einen und Auserwählten, der zweifelsohne die wichtigste Philosophie seiner Zeit niedergeschrieben hat. Und es verwundert deswegen nicht, wenn viele seiner Anhänger bis heute in seiner Philosophie eine Art „Hegelsches Evangelium“ sehen. Was nun den Wurzeln dieser Philosophie entsprießt, soll auf eine Zeit hindeuten, in der es nicht mehr verschiedene Philosophien geben soll, sondern nur noch eine einzige Philosophie – die Hegelsche!

Doch solche Einheitsentwürfe werden immer wieder gesprengt durch andere Philosophen. Selbst ein philosophischer Geist wie Karl Marx, der in der Massenwirkung alle übertraf, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass man die Philosophie nicht in ein religiöses Gefängnis sperren kann. Philosophie ist ein Wesenszug des Menschen und sie ist nie zu Ende sondern immer im Werden. Hegel ist der erste Philosoph der es fertiggebracht hat die gesamte Philosophiegeschichte aufzuarbeiten, sich anzueignen und weiter zu geben. Dies ist bis heute die großartigste Leistung der Philosophiegeschichte. Doch das „Hegelsche Licht“ kann auch blenden und es kann dann passieren, dass der „Geblendete“ nichts mehr erkennt außer – Hegel.

Immer aber strebt der menschliche Geist danach sich zu vereinen mit der allumfassenden Substanz des Daseins und diese Aufwärtsbewegung des menschlichen Geistes hat Hegel auf großartige Weise erkannt.

Lit.Hinweise:

Silvia Markun: Ernst Bloch.

Hans Saner: Karl Jaspers

Ernst Bloch: Subjekt-Objekt

Hegel: Einleitung in die Geschichte der Philosophie.

Ernst Bloch: Revision des Marxismus.

David Gross: Bewusstseinsveränderung durch revolutionäre Phantasie.

Marco de Angelis: Die Philosophie von G.W.F. Hegel



 hukwa