Ein volkskundlicher Beitrag zu unseren
Fels- und Steindenkmälern
Die kleinen Steindenkmale- Grenzsteine,
Sühnekreuze und Menhire die mit ihren charakteristischen
Erscheinungsformen oft versteckt in der Landschaft stehen sind eine
historische Bereicherung unserer heimischen Region. Sie haben von
jeher die Phantasie der Bevölkerung angeregt und wurden so zum
Anlass einer reichen Sagen - und Legendenbildung. Der Grund das wir
sie in der Landschaft vorfinden beruht auf historischen Fakten, die
Sagen - und Legenden die sich um sie gebildet haben entstammen in der
Regel dem Volksmund.
Entgegen der Sagen die sich um
Flurnamen ranken und die meist Ortsgebunden sind haben wir es bei den
„Steinsagen“ oft mit Wandersagen zu tun, wenn man sich mit ihnen
beschäftigt muss man dies zum Teil grenzüberschreitend tun.
Eine generelle Aussage über die
Entstehung dieser Sagen – und Legenden kann natürlich nicht
gemacht werden, zu viele Faktoren können Anlass gewesen sein für
ihre Entstehung. Meist spielen Aberglaube, Religion und
Naturerscheinungen eine Rolle, bei den Menhiren die einst wohl dem
„Totenkult“ zu zurechnen waren sind es meist religiöse
Überlieferungen, die sich um sie ranken.
So gibt es zwei ganz bestimmte Arten
von sagen die sich um diese alte „Kultsteine“ gebildet haben.
Einmal, dass sich die Steine zu einer bestimmten Tageszeit oder beim
Läuten der Kirchenglocken um ihre Achse drehen. Zum anderen Mal sie
der Teufel oder ein Riese von einem Berg aus nach einer Kirche bzw.
nach einem Widersacher geschleudert hätten. Jedes mal sei aber das
Ziel verfehlt worden und die Steine würden nun im freien Gelände
stecken.
Auch die Steinkreuze die sich in
unserer Landschaft finden haben meist eine „Sagenhafte“
Vergangenheit. Sie bilden unter den Kleindenkmalen eine eigentümliche
Gruppe und unterscheiden sich vor allem durch ihre derbe oft
grob-gehauene Kreuzform die sich so natürlich der Landschaft
anpasst. Wie andere Kleindenkmale auch, fristeten die Steinkreuze oft
Jahrhunderte lang ein selbstgenügsames Dasein, nur einbezogen in die
örtlichen Flurnamen, Erzähl-und Brauchtumswelt.
Steindenkmale haben meist einen
ähnlichen Sagengehalt. Meistens wurde, wird erzählt die die
steinerne Kreuze stünden zur Erinnerung an eine tödliche
Auseinandersetzung.
Aber auch Felsen und mächtige
Steinblöcke sind in die Sagenwelt eingegangen. In Jahrtausenden hat
die Natur recht groteske und abenteuerliche Felsformationen in
unserer Region hervorgebracht. Überall im Pfälzerwald finden wir
diese recht anmutige Gesteinsformationen. Im Umkreis von Frankenstein
finden wir die Teufelsleiter am Westausgang des Dorfes, der Mausfels
über der Burg Frankenstein, der Maiblumen- und der Woogfelsen und
den Rabenfelsen, der wahrscheinlich eine uralte Kultstätte einst
war. Bestehen sie aus harten Platten, unter denen die weichen Teile
ausgewittert sind, so bilden sich pilzförmige Formen wie das
Felschen am Drehertalt bei Alsenborn. Dann wieder gibt es
Riesenblöcke mit glatten Wänden, die einsam an Bergen stehen wie
der Krämerfels am Kirchberg bei Landstuhl, in Gesellschaft in weitem
Kreis wie die Blöcke am Oberende des Bärenlochs bei Kindsbach
aufragen oder breite Bastionen bilden wie der Falkenstein bei
Queidersbach. Kleinere Blöcke sind die Heidenfelsen zwischen
Kindsbach und Landstuhl, die gallo- römische Skulpturen tragen oder
die zwei aufeinanderliegenden Blöcke der Weltachs auf dem Kleinen
Roßrück bei Waldleiningen.
Plattenförmige Felsen sind oft
unterhöhlt, so dass geräumige Unterstände entstehen, in
Kriegszeiten Zufluchtstätten, bei Unwettern noch heute Schutzorte
für Wanderer, auch das Wild hat hier seinen Einstand, was oft auch
in die Sage mit einfloß. Dazu gehört der Hohfels auf dem
Eichelsberg bei Enkenbach, der 6 m lange Steintaler Keller bei
Fischbach, der Schäferfelsen am Kleinen Roßrück. Seltsame
Bildungen nämlich wannenförmige, meterbreite bis 60 cm tiefe Becken
tragen die „Wassersteine“ in der Abteilung Schnapphahn bei
Waldleiningen. Wo fließende Wasser in unsere Berge Schluchten
gegraben haben sind sie meist an den Steilrändern mit Felsblöcken
übersät, so dass Fleischackerloch bei Landstuhl, das Bärenloch bei
Kindsbach, die Karlstalschlucht bei Trippstadt, die Elendsklamm bei
Bruchmühlbach, die Schlangendell bei Stelzenberg, das quellenreiche
und schön gestaltete Ungertal im Leinbachtal bei Waldleiningen, auch
der Uhrkastengraben, der an den einstigen Aalfang erinnert, und der
Schmelzergraben beide im Eselsbachtal.
Im nördlichen Landkreis von
Kaiserlautern bestehen die Felsen aus Unterem Buntsandstein wie
zwischen Ober- und Niedermohr und Nanzdiezweiler oder aus Melaphyr
wie der Grieserfelsen bei Untersulzbach. Immer tragen sie eine wärme-
und trockenheitliebende Flora. Sind die Felsen erzhaltig, so finden
wir in ihnen häufig noch Anfänge von alten Gängen von
Bergwerksstollen wie auf Erzhütten- Wiesenthalerhof. Die
Quecksilberstollen bei Erzenhausen mit zinnoberfarbenen Wänden und
Tropfsteinen, die gruben am alten Schloss bei Gimsbach, bei
Kottweiler- Schwanden und bei Niederkirchen. Die meisten von ihnen
sind mit Sagen verbunden.
Viele dieser Steine um die sich die
Sage und Legende rankt kann man als sogenannte „Denksteine“
bezeichnen, sie regen an zum „darüber Nachdenken“. Sie sprechen
zu uns, sie wollen uns was erzählen. Im Volksmund tauchen oft Namen
auf wie „Schwedenkreuz“ bei Sühnenkreuzen, in der regel haben
diese Steinkreuze nichts mit Schweden zu tun, die Sage hat sich
einfach ihrer bemächtigt und dem Stein, Fels oder Steinkreuz einen
Namen gegeben, wie bzw. das Torstensonkreuz bei Hochspeyer.
Man sprach von von Kräften heiliger
Orte und Geister- und Teufelserscheinungen, erzählte von Heldentaten
und Unglücksfällen, von Mord und Totschlag, sowie von Kriegs- und
Pest und Hungerzeiten. Ein großer Teil der Sagen bezog sich auf die
unmittelbare Wohn- und Wirtschaftswelt der Bevölkerung. Alles
Augenfällige wurde in das Netz der sagenhaften Steinüberlieferungen
einbezogen, ob es sich um einen besonderen Baum, eine Quelle,
Burgruine, einen Brunnen oder ein altes Gemäuer handelte. Aufgrund
ihrer Allgegenwart waren die Sagen einer der tragenden Säulen der
örtlichen Anschauungs- und Gesprächswelt.
Ein weiterer, höchst geläufiger und
verbreiteter Typus der volkstümlichen Erzählung erfüllt eine
ätiologische Funktion, d. h. Er liefert eine „Erklärung“ für
die Entstehung oder Herkunft eines augenfälligen Wahrzeichens der
örtlichen Umgebung, eines Ortsnamens oder eines überlieferten
Brauchs. In sehr anderen Fällen sind es die hervorstechende und
nicht produktiv nutzbaren Elemente der Landschaft, die allem Anschein
nach einer Erklärung bedürfen- der seltsam geformte Felsbrocken
oder Menhir, das prähistorische Hügelgrab, die natürliche
Erdspalte, das unbewachsene oder mit Steinen bedeckte Fleckchen in
der Landschaft.
Große vereinzelte Felsbrocken,
steinige Geländestreifen, steile Schluchten und ähnliches wurden
also der Betätigung des Teufels oder irgendwelcher Riesen mit
übermenschlichen Kräften zugeschrieben. Wie das schon erwähnte
Steinschleudern des Teufels gegen eine Kirche oder eben
Steineschleudernde Riesen , wie in der Sage von den „Sickingen
Würfel“ in Landstuhl.
Aber auch viele Gespenstersagen ranken
sich um Steine, Felsen und Steinkreuze oder Grenzsteine eine solch
typische Legende ist die vom „Franzosenstein“ in Kaiserslautern.
In der Regel handelt es sich vor allem
bei den Steinsagen um Wandersagen. Ein bestimmter Stein regt die
Sagenbildung an, weil er den in der nächsten Umgebung Lebenden
einzigartig erscheint, doch die daraus entstehende Geschichten sind
alles andere als einzigartig, sie ordnen sich vielmehr fast immer in
bestimmte Muster ein, die der Volkskundler als weit verbreitet
erkennt – es ist in der Tat gerade das Merkmal, an dem man eine
Sage im Gegensatz zu einem auf einem tatsächlichen Geschehen
beruhenden mündlichen Erinnerungsbericht erkennt. Der einzelne
Volkserzähler sieht dies jedoch nicht und würde es entrüstet
zurückweisen. Für ihn ist nicht nur der Platz oder der Gegenstand,
sondern auch die dazugehörige Sage etwas Einzigartiges, das der
Lokalpatriotismus sich nicht nehmen lassen will. Auch heute noch
trifft man in vielen Gemeinden auf eine heftige Neigung, daran
festzuhalten, dass die jeweils eigene Überlieferung auf irgendein
tatsächliches Ereignis zurückgehen muss. Sagen waren und sind es
zum Teil noch immer ein hoch bewertetes Element innerhalb der
Gesamtheit der Traditionen, durch die eine Gemeinschaft das Gefühl
für ihre eigene Identität aufbaut und aufrecht erhält.
Wenn wir die pfälzische Sagenwelt
studieren geschieht es alsbald das die Steine zu uns sprechen.
hukwa