Samstag, 24. November 2012

Fragen an mich von einem philosophierenden Kind


Die Philosophie ist ein „sich verwundern“


Zur Frage was ist Geomantie und was ist Naturphilosophie? 

Hallo ......,
bevor ich dir obige Fragen beantworte sollten wir vielleicht erst einmal fragen was ist Philosophie?
Ein zeitgenössischer Philosoph, Otto Marquard, hat einmal geschrieben „Philosophie ist, wenn man trotzdem denkt“ und Aristoteles ein griechischer Philosoph sagte: „Am Anfang der Philosophie steht das verwundern“. Also Philosophie hat etwas mit Denken zu tun aber auch mit „sich noch wundern“ zu können. Sich „wundern“ über das Leben und darüber nachzudenken.
Wenn wir uns in die Werke großer Philosophen vertiefen, stoßen wir immer auf das gleiche Bild: der eigentliche Wert liegt nicht in den Gütern, die ja nur eine Zierde des Vergänglichen darstellen, sondern der wirkliche Wert ist jener den sich Seele und Geist im täglichen Leben erkämpfen. 
Wenn der Philosoph denkt nennt er das Philosophieren und das ist eine Tätigkeit. Ein großer deutscher Philosoph war Immanuel Kant, dieser forderte in seinen Schriften dazu auf „von seinem Denken einen freien und keinen bloß nachahmenden, sozusagen mechanischen Gebrauch zu machen“. Darüber schrieb er „Dergleichen Menschen können immer nur Kopien von anderen werden, und wären alle von der Art, so würde die Welt ewig auf einer und derselben Stelle bleiben.“ Und so fordert er- wie heute in unseren Tagen der Philosoph Joostein Gaarder (der das Buch Sophies Welt geschrieben hat) zum Philosophieren auf, weil er nämlich glaubt wenn die Menschen ein bisschen mehr denken würden, so gäbe es weniger Kriege und Gewalt auf der Welt.

So nun haben wir den Begriff Philosophie etwas erläutert. Vor allem aber beschäftigt sich die Philosophie mit der „Suche nach der Wahrheit“, das Wort Philosophie bedeutet eigentlich nichts anderes als „Liebe zur Weisheit“. 
Du hast oben den Satz gelesen „Philosophie ist wenn man trotzdem denkt“ ich füge dem hinzu: „Philosophie ist wenn man selber denkt“!

Nun zu der Frage was ist Naturphilosophie:
Naturphilosophie ist die geistige Beschäftigung mit der Natur. Wir sind immer von der Natur umgeben, weil wir selbst Natur sind. Naturphilosophie hat heute eine andere Bedeutung als zur Zeit der „alten Griechen“, also zu jener Zeit in der Plato, Sokrates, Aristoteles und andere große Philosophen wirkten. Mit diesen drei Philosophen begann eigentlich dass was wir Heute Philosophie nennen. Aber – vor Sokrates, Platon und Aristoteles gab es auch schon Philosophen diese Gruppe nennt man heutzutage „die Naturphilosophen“, wir Philosophen nennen sie „Vorsokratiker“, weil sie vor dem Philosophen Sokrates gelebt haben. Diese ersten griechischen Philosophen werden als „Naturphilosophen“ bezeichnet, weil sie sich vor allem für die Natur und die Naturprozesse interessierten. Der Begriff Naturphilosophie geht also auf diese ersten Philosophen zurück. Ein ganz wichtiger unter ihnen ist Heraklit: Er lebte etwa um 540 bis 480 v. Chr. Heraklit wurde auch der „Dunkle“ genannt, weil die Schriften die uns von ihm erhalten sind etwas „dunkles,“ geheimnisvolles an sich haben.  Er sagte zum Beispiel „alles fließt“ alles ist „ewig in Bewegung“ deshalb können wir nicht „zweimal in den selben Fluss steigen“. Was Heraklit sagte ist eigentlich ganz einfach: Wenn ich zum zweiten Mal in den selben Fluss steige dann habe ich mich ja selbst beim zweitenmal verändert und der Fluss führt bereits anderes Wasser. Heraklit hat auch eine Lehre der Gegensätze aufgestellt. So meinte er wenn wir nie krank sind, können wir auch nicht wissen was Gesundheit bedeutet. Wenn wir nie hungrig wären wüssten wir nicht was Sattsein bedeuten. Er meinte auch es müsse eine Art „Weltvernunft“ geben, die alle Ereignisse in der Natur lenkt, doch die Menschen würden sich, mehr nach ihrer „Privatvernunft“ richten, zwischen beiden gäbe es allerdings einen Unterschied und Heraklit ließ nur die Weltvernunft als Wahrheit“ zu. Er war also davon überzeugt dass allen Veränderungen in der Natur etwas einheitliches zugrunde lag, dies nannte er „Logos“ oder Gott.

Nun zu der Naturphilosophie wie ich sie vertrete.
Du hast jetzt also schon einiges über Naturphilosophie erfahren. Naturphilosophie untersucht also was die Natur ist und hat dabei immer das „Ganze“ im Blickfeld. Der Naturphilosoph sieht die Zusammenhänge in der Natur also immer als etwas „Ganzes“, er strebt nicht nach Ergebnissen sondern nach Erkenntnissen. Stell dir einmal die Natur als ein großes Spinnennetz vor. Dann stell dir vor, dass alle Naturzerstörungen, Schnitte in dieses feinmaschige Netz sind. Wenn also ein Faden im Netz zerstört ist, dann wird es für das „Ganze“ Netz gefährlich. Die Philosophie lehrt uns also immer das Ganze zu sehen und nicht nur einen Teil davon und schon Aristoteles hat gesagt „das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“. Heraklit hat von einem „Fluss gesprochen, in den man nicht zweimal hinein steigen kann ohne das er sich verändert hat“, weil der Fluss eben immer in Veränderung ist. Wasser, Pflanzen, Fische, das ganze Leben des Flusses ist ständig in Veränderung. Jetzt stell dir vor in den Fluss gelangen gefährliche Abwässer, das ist für den Fluss und seine Bewohner gefährlich. Aber der Fluss fließt in andere Flüsse und letztendlich ins Meer, das Wasser verdunstet in die Atmosphäre und setzt dort die Gifte frei. Aus diesem Grund sieht der Philosoph im Gegensatz zu dem Wissenschaftler immer das „Ganze“, weil er eben weiß das es in Wirklichkeit nur ein Ganzes gibt. Weil in der Natur eben alles zusammenhängt und weil letztendlich der Mensch Natur ist.
Nach dieser kleinen Einführung in die Naturphilosophie / Philosophie versuche ich dir zu erklären was Geomantie ist. 

Geomantie.

Geomantie beschäftigt sich mit der Natur, mit der Erde, mit ganz bestimmten Orten die man auf sich einwirken lässt. Es gibt Plätze in der Natur, aber auch in der Stadt (die ja letztendlich auch Natur ist) die – ich möchte einmal sagen eine „besondere Atmosphäre“ haben. Man fühlt sich dort wohl, kann dort Kraft sammeln weil man das Gefühl hat dass einem etwas mit diesem Ort verbindet. So suche ich also immer wieder solche Orte auf um dort Kraft zu schöpfen.  

Was verbindet mich mit der Natur:
Zu dieser Frage hast du ja schon einiges im Abschnitt Naturphilosophie und Geomantie lesen können. Wenn ich nun versuche dir zu erklären was mich mit der Natur verbindet, möchte ich dir einfach mein „Erweckungserlebnis“ schildern. Im Leben von Philosophen gibt es einen Moment den sie ihr „Erweckungserlebnis“ nennen. Das ist jener Moment wo sie sich durch eine Lebenserfahrung die sie gemacht haben dafür entscheiden Philosophen zu werden. Mein „Erweckungserlebnis“, hatte ich als kleiner Junge in meinem Heimatort. Es war eigentlich gar nichts so wichtiges oder Geheimnisvolles was ich damals erlebte, aber es hat mich zeitlebens geprägt. Und es hat natürlich etwas mit Natur zu tun.

Als kleiner Junge saß ich einmal unter einer großen, mächtigen Fichte. Es war die Zeit des Frühherbstes, der moosige Boden war voller Morgentau und tausende silberner Spinnweben durchfunkelten den Wald. Direkt vor mir wuchs ein herrlicher Fliegenpilz, er gefiel mir so gut, das ich ihn ewig lange anstarrte, wie er da wuchs dass sich in mir mit einem mal seltsame Gedanken regten. Ich begriff damals mit einem mal dass ich zu einer großen Gemeinschaft gehöre, nämlich zur Gemeinschaft von Baum, Tier, Wald und allen seinen Bewohnern. Ich glaube damals spürte ich zum ersten mal in meinem Leben das die Natur eben etwas Ganzheitliches ist und das ich zu ihr dazugehöre. Es kam mir vor als würde der ganze Wald zu mir sprechen. Dieses Erlebnis war so prägend für mich, dass ich das Gefühl das mich damals überkam nie wieder verloren habe. Und ich glaube dies hat etwas mit Schamanimus zu tun und somit wären wir bei einer weiteren Frage die dich interessiert:

Was mach ich als Schamane:
Das hängt auch wieder mit meinem Naturbegriff zusammen. Ich habe eine besondere Beziehung zu Bäumen und denke man kann mit ihnen „sprechen“. Natürlich stehe ich nicht vor einem Baum und rede auf ihn ein, es ist mehr eine geistige Beziehung. Wenn ich in den Wäldern unterwegs bin vergesse ich den Alltag und konzentriere mich ganz auf meine Umgebung, also auf die mich umgebende Natur. Während meiner Waldspaziergänge denke ich viel nach und manchmal habe ich das Gefühl das die Bäume um mich herum, meine Gedanken verstehen. Ein berühmter Philosoph hat einmal geschrieben: „gehe in den Wald, die Bäume und Steine können dir mehr erzählen als alle Bücher“, man könnte also sagen, ich „lese im Buche der Natur“, wenn ich in den Wäldern bin.

Hukwa das ist mein Künstlername. Neben dem Philosophieren, male ich und vor allem schreibe ich Essays, Gedichte und Naturschilderungen. Ich habe auch einige Naturkunstwerke erstellt, so eine Weidenbühne, Trockenmauern, Bildhauerarbeiten und ähnliches.  Damit kommen wir zu deiner letzten Frage:
Wie hängt das alles zusammen?
Somit wären wir wieder am Anfang. Ich sehe alles als ein „Ganzes“. Also meine Gemälde, meine Schriften und andere künstlerische Werke die ich gestaltet habe sehe ich als ein großes Gesamtkunstwerk. Weil eben alles vernetzt ist. Ich meine damit, meine Bilder und Texte, widerspiegeln auch mein philosophisches Denken. Und am Anfang von allem steht wohl wieder der Satz des Aristoteles: „Die Philosophie ist ein sich verwundern“.