Es ist die Zeit da der Sommer dem Herbst nicht mehr
den Weg versperren will, der Augenblick, wo der Wald jene Farben zaubert, wie
sie selbst auf der Palette eines Landschaftsmalers nicht entstehen können:
Altweibersommer!
Wer jetzt durch die Wälder streift, der wird
wahrlich eine reiche Ernte nach Hause tragen. Es ist die Zeit in der jeder
einzelne Baum sich zu einer eigenen Persönlichkeit zu färben scheint. Stark ist
der Frühherbst und beruhigend der Geruch seiner Früchte.
Jetzt sollte der Wanderer seinen Rucksack schultern
und losziehen denn keine Macht kann einen Wanderer halten wenn der Herbst naht.
Früh am Morgen funkeln Abertausende von silbrig
glänzenden Spinnweben in Gräsern, Büschen und Bäumen. Dick und fruchtig glühen
die Früchte der Eberesche und schwarz blinken die Holunderbeeren am Waldrand.
Die letzten Schwalben lockern ihr Gefieder, prüfen
es emsig, wissend, dass ihnen eine weite Reise bevorsteht. Auch den übrigen
Zugvögeln ist ihre Unruhe anzumerken und an den kühleren Abenden, in der frühen
Dämmerung, hört man nun immer öfters das Schnattern der Wildgänse am Himmel.
Überall herrscht Aufbruchstimmung. An den Waldhängen tauchen vereinzelte Rehe
auf, die Abende sind manchmal noch lau doch die Nächte schon recht kühl. Bald
werden die ersten Brunftschreie der Hirsche durch die Wälder hallen manchmal
auch übertönt vom Ruf des Dachses.
Wer noch nie das Naturschauspiel einer Hirschbrunft
erlebt hat, der hat ein Versäumnis in seinem Leben anzumelden. In den Nächten
blinken nun die Sterne eiskalt, klar und funkelnd wie Diamanten und der
Septembervollmond hat seinen besonderen Reiz. Wer unter ihm wandert den trifft
der Bannstrahl seines mystischen Zaubers. Die Sternenwelt am Nachthimmel dient
als Kompass und der unruhige Mond wird dem Wanderer mit einem Male zum
Wandergesellen. Im Unterholz knackt es geheimnisvoll, Fuchs und Marder streifen
umher… oder sind es die Elfen dieses Waldes, Kobolde und Trolle die uns aus
einiger Entfernung beobachten? Der Phantasie einer vollkommenen Vollmondnacht
im Herbst sind keine Grenzen gesetzt. Der Waldkauz lockt und dazwischen hört
man ein unheimliches mörderisches Geschrei, es ist der Dachs der nervös durchs
Dickicht streift. Es sind die Nachtstimmen des Waldes denen der Wanderer nun
lauschen kann und in der geheimnisvollen Umgebung durch die er sich bewegt
erscheinen sie ihm wie eine große Herbstsinfonie. Wie Gestalten aus fernen
Urzeiten ,wie Zentauren und Riesen erscheinen nun Büsche und Bäume.
Eine Vollmondnacht hat ihre eigene nicht
beschreibbare Magie man kann sie mit Worten nur andeuten will man sie begreifen
muss man sich von ihr verzaubern lassen.
Ob in den Nächten oder am Tag, der Frühherbst ist
die Jahreszeit im Pfälzerwald, in der uns die Landschaft am farbenprächtigsten
erscheint. Besonders das Karlstal zeigt sich dem Wanderer nun von seiner
lieblichsten Seite. Schon früh im September knistert hier die rote Fackel des
Herbstes im Laub. Die Abende sind bereits kühl und feuchter, silberner Nebel
steigt kurz vor der Dämmerung aus der Moosalb auf. Der Altweibersommer hat
seinen Namen nach den vielen Jungspinnen, die jetzt an einem Flugfaden hängend
den Ort ihres Heranwachsens verlassen. In Nordamerika beginnt zur gleichen Zeit
der Indian Summer, er entspricht unserem Altweibersommer, nur sind seine Farben
noch prunkvoller was damit zu tun hat, dass es in Nordamerika mehr Laubbäume
als bei uns gibt. Jetzt lassen sich viele Wildfrüchte sammeln und überall
sprießen nun die „Blumen des Herbstes“, die Waldpilze.
Noch einmal zeigt der vergehende Sommer seine volle
Kraft, das ist die Magie des Altweibersommers. Scheiding hieß der September im
verschwundenen deutschen Kalendarium, weil er den Sommer vom Herbst scheidet.
Scheiden tun auch in diesem Monat die Zugvögel, die sich nun überall sammeln,
man spürt regelrecht eine Aufbruchsstimmung in den umliegenden Wald und
Feldgehölzen und für den Wanderer beginnt nun der farbenprächtigste Monat des
Jahres.
hukwa