Mittwoch, 8. Juni 2011

Von den Elementarwesen

Sie sind die Sprache der Frühlingsgöttin Aurora, Kinder von Ostara, umgeben von Mythen und Geheimnissen, sind Wohnorte von Feen und Elfen. Wildblumen. Der Dichter weiß das in ihnen ein höheres Leben waltet für ihn sind sie Träger geheimer Kräfte, was auch nicht verwundert, die meisten unserer heimischen Wildblumen sind zugleich auch Heilpflanzen. Es ist als offenbare sich in ihnen jener Zustand der Weltharmonie nach dem auch der Mensch sich sehnt.

Jede Landschaft bringt ihre eigenen Blumenarten hervor und sie sind mit den Mythen und Legenden jener Landschaft in der sie wachsen aufs engste verknüpft.

Bereits der griechische Mythos beschäftigte sich mit den Wildblumen. Im altijonischen Hymnus an Demeter heißt es: „Wir spielten und pflückten die Blumen, miteinander gemischt, Krokus, Iris und Hyazinth, Rosen, Lilien und den Narziss, den die Erde wie einen Krokus hervorsprießen ließ“. Wildblumen sind aufs engste mit dem Mythos verflochten. Auch bei Aphrodite und Artemis sind Wildblumen Offenbarungen göttlichen Seins. Die Begleiterinnen der Artemis, die Nymphen leben in den Blumen, ebenso die Blumenfeen des europäischen Märchens. Diese Nymphen und Elfen leben auf den unberührten einsamen Waldwiesen und trinken in Vollmondnächten vom Tau der wunderschönen Wildblumen. Von einer solch geheimen und romantischen Blumenwiese bringt Hippolythos in der gleichnamigen Tragödie des Euripides Wildblumen, um sie als Huldigung vor dem Altar der Artemis niederzulegen:

Dir, teure Herrin, bringe ich diesen Kranz

Von Blumenflor der nie berührten Wiese.

Wo nie der Hirte seine Schafe weidet

Und nie die Sichel klang, wo nur die Biene

Durch unberührte Fluren schwärmt im Lenz.

Man muss die Sphäre der Wildblumen auf sich einwirken lassen um in ihre Geheimnisse einzudringen. Ihr Nektar ist die Nahrung der Wesen des Zwischenreiches und ihre Blätter, Blüten, Wurzeln und Stengeln sind Arznei für die Menschen.

Die Blumenwiese, vor allem die Frühlingsblumenwiese erscheint dem Menschen der noch einen Bezug zur mütterlichen Natur in sich spürt wie ein großes Sternenmeer. Betrachten wir doch einfach eine Wiese voll gelber Löwenzahnblüten und schon nähern wir uns jener kosmischen Sphäre des „so oben wie unten“.

Wildblumen sind Mittler im platonischen Sinne zwischen irdischen und kosmischen. Sie blühen uns einen Sommer lang, erfreuen uns durch ihre Schönheit, bis ihre Strahlkraft im späten Herbst erlischt um uns im nächsten Sommer wieder zu erfreuen. So wird die Wildblume auch zur Metapher von Leben, tod und Auferstehung. Dies will uns auch der Mythos der Demeter mitteilen. In den Worten Goethes ausgedrückt: „Geprägte Form, die lebend sich verwandelt“.

Dringen wir noch etwas tiefer in das Geheimnis der Wildblumen ein. Dichtung, Sage und Märchen berichten von Blumenelfen, von Glockenfeen die bei den Glockenblumen wohnen und von Zwergen und Wichten die mit ihnen in Verbindung stehen. Die Literatur ist gefüllt mit Berichten über Begegnungen mit Elementarwesen aus dem Zwischenreich. Spuk, Märchen, Dichtung oder Aberglaube? Viele Menschen sind davon überzeugt das Naturgeister wirklich existieren. Der Glaube an eine Welt der Feen ist ja nur etwas positives. Menschen die an „gute Geister“ glauben versuchen ja nur in Harmonie mit ihrer Mitwelt zu leben. Warum greifen wir solche Menschen mit unserer aufgeklärten, materialistischen Weltanschauung immer wieder an? Warum machen wir uns lustig über solche Menschen, die „Geister sehen“?

Sind wir unbewusst neidisch auf sie weil sie etwas besitzen das uns schon lange verloren gegangen ist? Eine innere Harmonie die solche Menschen besitzen und das festhalten an das gute in der Welt? Gewiss, dies fehlt dem Materialisten und weil es ihm fehlt, kann er auch nie das Ganze sehen, sondern nur einen geringen Teil. Er sieht die Blume aber er sieht sie nicht Ganzheitlich, er schaut nur ihren Abglanz, jedoch nicht ihre platonische Ganzheit, es ist ihm unmöglich vorzudringen zu ihrem geheimnisvollen Wesen.

Bestimmt gab es einmal eine Zeit in der Menschen und Elfen gemeinsam miteinander über die gute alte Mutter Erde wandelten. Woher sonst stammen die vielen Aufzeichnungen über Begegnungen mit Naturgeistern? Warum suchen heute noch Menschen nach ihnen? Wohl deshalb weil sie diese vermissen.

Der Mythos, jener geheimnisvolle Zufluss der die „nichtalltägliche Erscheinungen“ in unser Bewusstsein trägt ist mitverantwortlich für den Glauben an das Reich der Naturgeister. Wir können den Mythos nicht bestellen, aber wenn er an uns herantritt dann können wir ihn auch nicht so einfach wieder abstellen. Wie der Astronom mit seinem Fernrohr die Sternenwelt erkundet, so kann der spirituell veranlagte Mensch den Mythos als inneres Fernrohr nutzen und die Welt der Elementarwesen erforschen. Jeder Mensch weiß heute das kleine Teilchen existieren die man nicht sehen kann und doch wissen wir um sie und erkennen sie an.. So ähnlich verhält es sich mit den Naturgeistern, sie sind vorhanden in dieser Welt, die meisten können sie nur nicht schauen. Nichts ist leichter als jene Dinge die wir nicht sehen können „schnell als Aberglauben“ abzutun. Wir können diesen Aberglauben auch anders sehen, nämlich in dem wir sagen „Aber-Ich-Glaube“ dies ist noch keine Gewissheit, aber es ist die Stufe die vor der Selbstgewissheit steht.

„Wenn wir die innere Einheitlichkeit der Natur zu erblicken uns bemühen und uns von diesem leitenden Gesichtspunkt führen lassen, so ist dies also nicht, wie man zuweilen hört, eine unnütze Ablenkung von einem rationalen, die Dinge unvoreingenommen betrachtenden Verfahren, sondern es ist überhaupt der einzige Weg, das stoffhäufende Wissen zu einem lebendigen Bildungsbesitz unseres Geistes zu machen. Alle Wissenschaft, alles gewinnen von Tatsachen gründet sich…auf das Bewusstsein des inneren einheitlichen Zusammenhanges des Vielen und seiner Mannigfaltigkeit bei lebendig schöpferischer Einheit der Natur. Das bedeutendste und überzeugendste Beispiel hierfür ist Kepler, der die Gesetze der Planetenbewegung nicht etwas schlechthin auf rechnerischem Wege fand, sondern dessen Geist geradezu in religiöser Hingabe aus dem inneren Schauen und Glauben an die Harmonie der göttlichen Gesetze im Weltall zu jener Erkenntnis kam und erst danach sie rechnerisch darzustellen verstand“. (Daque- Aus den Tiefen der Natur).

Wir leben in der Zeit des absoluten Intellekts, des absoluten Materialismus und unser Gott ist die High Tech. Schon lang hat der Mensch den Blitz vom Himmel geholt und hat damit begonnen die Biosphäre in Brand zu setzen. Weder Tschernobyl noch Fukoshima bringen die Menschheit zur Vernunft. Anstatt Harmonie und Frieden auf der Welt flackern immer mehr Kriege auf. Und in einer solchen Welt sollen Naturgeister existieren, die ja für Gewöhnlich etwas mit Harmonie und Romantik zu tun haben?

Nun, vielleicht haben die Naturgeister diese Welt gerade aus diesem Grund verlassen, weil sie um das zerstörerische Wesen des Menschen wissen. Aber wir spirituell veranlagten Menschen wollen daran glauben (einige wissen es) das es noch einige versteckte grüne Haine gibt wo sich die Spezies der Blumen-, Baum-, und Waldgeister aufhalten.

James Frazer der die größte anthropologische Odyssee der Welt schrieb und einer der besten Kenner der mythologischen Welt und der Welt der Naturgeister war, notierte im hohen Alter in sein Notizbuch: „Aufgewachsen in einer Philosophie, die die Natur entpersonifiziert und sie nur noch als die unbekannte Ursache einer Reihe von Sinneseindrücken versteht, fällt es uns schwer die Einstellung eines Wilden zu begreifen, dem dieselben Eindrücke als Geister oder als Geisterwerke erscheinen. Im Laufe der Zeiten ist das Heer der Geister, uns einst so nahe, weiter und weiter von uns zurückgewichen, vom magischen Bann der Wissenschaft vertrieben von Herd und Heim, aus verfallenen Klöstern und efeuumrankten Türmen, von durchspukten Waldlichtungen und einsamen Teichen, von treibenden Nebelschwaden, die aus dem Waldboden aufsteigen, und von jenen Wolken, die den silbernen Mond verhüllen und den goldenen Abend mit Streifen brennenden Rots überziehen. Die Geister haben sogar ihre letzte Zufluchtstätten im Himmel verlassen, dessen blaues Gewölbe nur noch für Kinder der Schirm ist, der den Glanz der himmlischen Welt vor den irdischen Augen verbirgt. Nur noch in Träumen von Dichtern oder in leidenschaftlichen Ausbrüchen der Beredsamkeit ist es uns erlaubt, einen Blick zu werfen auf das entschwindende Flattern der sich zurückziehenden Geister, das schlagen ihrer unsichtbaren Flügel zu hören, den Schall ihres hämischen Gelächters oder den Klang von Engelsmusik, der in der Ferne verklinkt“.

Man muss sich wundern wenn ein Wissenschaftler solch romantische Texte schreibt und kommt nicht daran vorbei sich darüber Gedanken zu machen ob Frazer vielleicht an Naturgeister glaubte?

Nach Jacques Brosse begannen die Feen im 18.Jahrhnundert zu verschwinden nach ihm war es „… nicht nur das Umsichgreifen der Ideen der Aufklärung, das sie vertrieb, sondern noch mehr der Ausbau der Straßen, die das Land mit einem immer dichteren Netz überzogen und immer weniger entlegene und wilde Orte zuließen“.

Dennoch- sollten sie nicht auch Heute noch in den Tiefen des Waldes, in abgelegenen versteckten Waldschluchten, bei geheimnisvollen Waldwogen und in der Nähe von quellen und alten schattigen Bäumen ihre Feenreigen tanzen?

Die im Pfälzerwald arbeitende Künstlerin Ute Knieriemen–Wagner malt seit ihrer Kindheit Feen- und Elfenbilder. Ihre Inspirationen empfängt sie bei ihren Wanderungen durch dieses große Waldgebiet. Was sieht sie dort? (Blog mit interessanten Bildern von Naturgeistern)

Nancy Arrowsmith schreibt in ihrem Buch „Die Welt der Naturgeister“: „Kinder, Dichter, Seher, Heilkundige, mit dem zweiten Gesicht Begabte und in Frieden und im Einklang mit der Natur Lebende waren im Laufe der Geschichte am besten imstande, Zugang zu den Elben zu finden.“ Und sie schreibt weiter: „Heute da sich die Naturgeister vor dem Menschen, seinen lauten Städten und verseuchten Gewässern zurückgezogen haben, ist es noch schwieriger geworden, mit ihnen in Verbindung zu treten, obwohl man sie manchmal auf dem Lande finden kann, in verlassenen Häusern, auf Berggipfeln, in Flüssen oder im freien Feld. Die meisten modernen Berichte über Begegnungen mit Naturgeistern sind jedoch derart fragmentarisch, dass sie bald wieder in Vergessenheit geraten und den Menschen, die darüber berichten, wird nicht geglaubt.“

„Die Feen“, schrieb A. Maury im Jahr 1843, „sind wohl die letzte und beständigste aller Spuren, die der Druidismus unserem Geist eingeprägt hat. Sie sind wie ein Bündel geworden, zu dem alle Erinnerung an die Antike Religion der Gallier gehören, wie ein Symbol des Druidismus, der vom Kreuz besiegt wurde, und ihr Name bleibt mit allen Denkmalen dieses Kults verbunden.“

Man kann bedenkenlos davon ausgehen dass der gesamte europäische Feenglaube vor allem in der Religion der Kelten gründet. Und zu Recht schreibt Joseph Campbell in seinen „Mythologischen Streifzügen“:… „die aus dem keltischen Feenreich eine wilde Wunderwelt heraufbeschwor: verzaubert schlafende Prinzessinnen, einsame Schlösser im gefährlichen Wald, rauchende Drachen in reifbedeckten Höhlen, der Merlinzauber, die Fee Morgane und kichernde alte Hexen, die durch einen Kuss in die schönste Jungfrau der Welt verwandelt wurden. Fast alle Einzelheiten seines Märchenlandes entnahm Europa der Phantasiewelt der Kelten“.

E.L. Gardner und Geoffrey Hodson stellen in ihrem Buch „Elfen“ die Hypothese auf es handelt sich bei der Erscheinung von Naturgeistern um Schwingungsvorgänge, um Naturenergien, sogenannte energetische Prozesse der Außenwelt, die mit den energetischen Vorgängen der Innenwelt (den Vorstellungsbildern) kommunizieren. In einem künstlerisch-schöpferischen Akt manifestieren sich Gestalten, die von zarter Konsistenz und kurzer Lebensdauer (oder Erscheinungsdauer? Anm. des Verfassers) sind. Die Wahrnehmung von Elementarwesen hängt also von der Innenwelt des Betrachters ab.“ (Sigrid Lechner-Knecht: Die Hüter der Elemente).

hukwa