Freitag, 28. Januar 2011

Jahresring - Gedicht auf die alte Eiche im Trippstadter Schlosspark

So still und streng verzückt
so jugendlich dennoch verknöchert
die prallen Knospen recken nach den
Sternennächten
kurz vor der Dämmerung erscheinen die Krähen
in deinen laublosen Ästen
o alter Heidengott
O Priester unter Baumgenossen
tust du für sie die Heidenmesse sprechen
blank glänzt der Schnee
auf deinen starken Ästen
im Frühlingsregen ergrünen deine ersten Blätter
wenn andere Bäume schon
im vollen Grün dastehen
erwachst du erst
aus deinem grüblerischen Dämmern
O Herr o Priester
von andern Baumgenossen
des Kuckucksruf
erklingt aus deinen Wipfeln
geballte Kraft der festen Blättermassen
stehst du gelassen in der Mittagshitze
einsaugend brütende Sommerglut
ertönt aus deinen Kronen der Tauben Gurren
im Herbst erstarren deine grünen Blätter
des Eichelhähers buntes Gefieder
erblinkt aus deinem Geäste
Fruchthüllen spreneg goldfarben
deine Eicheln auf schwarzem Waldboden
du stiller Wandler iom Jahreslauf
Eiche
ein Jahresring hat sich für dich geschlossen.
hukwa