Donnerstag, 17. September 2020

Wo sind die Schwalben - Leserbrief

 



Der Schwalbenturm am Messeplatz ist keine „Fehlkonstruktion“ und muss auch kein „Dorn im Auge“ sein, das Problem liegt woanders: Die Insekten fehlen in diesem Stadtbereich. Mehl und Rauchschwalben suchen ihre Nahrung nicht wie Mauersegler hoch in der Luft, sondern dicht über dem Boden. Auch Elstern und Eichelhäher stellen keine Gefahr dar, der Turm ist so konstruiert, dass diese Vögel die Schwalbennester überhaupt nicht erreichen. Zeitgenössischer Artenschutz muss eine viel weitere Sicht pflegen als der traditionelle Vogelschutz, der einem Idealbild der Natur nachhing, das in Wirklichkeit nie existierte. Den Schwalben fehlen auch die Pfützen mit feuchtem Schlamm den sie trotz künstlicher Nester benötigen. Ein kleines „Schlammbiotop“ könnte hier schon Abhilfe schaffen. Die Beachtung solch ökologischer Gegebenheiten stellt keine weltfremde Philosophie dar, sondern eine überlebensnotwendige Strategie im Konflikt zwischen Ökonomie und Ökologie. „Einheitslösungen“ helfen hier nicht. Moderner Naturschutz heißt immer auch in „vernetzten Systemen“ zu denken. Ich kann keinen Vogelschutz betreiben wenn ich nicht gleichzeitig Insekten- und Pflanzenschutz mit einbeziehe. Die Berücksichtigung dieser komplexen Zusammenhänge muss immer ökologisch gekoppelt sein. Der SGD-Süd kann man keine Vorwürfe machen, diese Institution verfügt ja über keinen „Naturschutzaussendienst“. Einige kleine sogenannte „Trittsteinbiotope“ die kaum Geld kosten würden hier schon helfen und im nächsten Jahr den ersten Mehlschwalben eine neue Heimat schenken.

 

hukwa