Donnerstag, 2. Juli 2020

Biotopvernetzung in Trippstadt


Ein Stück Wegrain so zu sehen als ob es ein Kontinent wäre
einen Tümpel zu sehen als ob es ein Ozean wäre
das ist Ökologie.
H.W.
Foto©UteKW

Während einer ausgiebigen Wanderung durch die Trippstadter Flur fallen bezüglich der biologischen Vielfalt die vielfältigsten und unterschiedlichen Lebensräume in der Region auf. So finden sich:
Felsen und Gesteinshalden
Gewässer und Ufer mit kleinen Sumpfgebieten
Wege, Äcker und Trockenmauern
Wiesen und Weiden
Wälder und Gebüsche (Feldflur mit altem Baumbestand)
Parkanlage (Schlosspark)
Alte Obstbaumbestände in der Feldflur

Diese recht unterschiedlichen Lebensräume und ihr teilweise dichtes Nebeneinander sind für die Umgebung von Trippstadt ein ganz besonderes Beispiel für die biologische Vielfalt der Lebensräume.
Betrachtet man die Tier- und Pflanzenarten die hier existieren etwas näher, so fallen einige Besonderheiten ins Auge, vor allem von seltenen Arten, die ich in Kürze extra auflisten werde.
Bedingt durch die großen Waldgebiete die Trippstadt umschließen sind die einzelnen Lebensräume stark vernetzt und ergeben somit einen gesamtökologischen Verbund.
Man spricht in diesem Fall von einer Vernetzung der Biotope zu Biotopsystemen und versteht darunter ein räumliches Gefüge von Biotopen, das den Ansprüchen der Arten und ihren Vergesellschaftungen gerecht wird. Auch das Arteninventar ist verschiedentlich noch recht stabil.
Sie sind daher unabdingbar zu erhalten und nachhaltig zu pflegen.
Vor allem einige Wiesen, darunter nahezu alle Feucht- und Nasswiesen der Quellen und Bachtäler (Moosalbtal, Neuhöfertal), haben eine sehr wichtige Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz.
Sie beherbergen nicht nur eine Vielzahl seltener Pflanzen- und Pflanzengesellschaften sondern sind für eine große Anzahl von Kleintieren und Säugetieren ein unverzichtbarer Lebensraum.
Je höher die Zahl der Blütenpflanzen steigt (Aussaat-Nachpflanzung), desto stärker nimmt die Artenvielfalt der Insekten zu und dies fördert wiederum die Singvögel.
Welche Pflanzenvielfalt auf einer Wiese im Verbund mit angrenzendem Wegrain existiert
zeigt eine Auflistung vom Juni 2020:
Wiese:
Scharfgarbe, Kuckuckslichtnelke, Wilde Möhre, Aufrechte Trespe, Knäuelgras, Margerite, Wiesenstorchenschnabel, Wiesenkerbel, Spitzwegerich, Wiesensalbei, Raygras, Wiesenschaumkraut, Kamille,Weißklee, Rotklee, Rainfarn, Klatschmohn, Beifuß, Zittergras u.a.

Angrenzender Wegrain:
Taubenkropf-Leimkraut, Johanniskraut, Waldgeißblatt, Hornklee, Weißstrahl, Sauerampfer, Habichtskraut, Frauenmantel, Wilde Karde, einige verwilderte Kulturpflanzen, verschiedene Gräser u.a.

Besuch von Tagfaltern:
Großer Kohlweißling, Zitronenfalter, kleiner Heufalter, verschiedene Bläulinge, Kleiner Fuchs.

Bei dieser Wiese mit Wegrain handelt es sich zwar um Kleinbiotope, doch stellen sie wichtige Bindeglieder für die Biotopvernetzung in Trippstadt dar. Für viele Kleintiere ist diese Wiese mit Wegrain nicht nur Lebensraum sondern auch Wanderpfad: Molche, Kröten, Frösche, Blindschleichen und Eidechsen sowie viele Insekten können hier von einem Biotop zum nächsten gelangen.
Foto©UteKW

Gleich hinter der Wiese steht ein kleines Schlehenwäldchen das wiederum ein eigenes Biotop darstellt. Wissenschaftler haben über 100 verschiedene Insekten an einer einzigen Schlehenhecke gezählt. Allein sieben Tagschmetterlingsarten benötigen den Strauch als Futterpflanze für ihre Raupen. Von den 40 in Hecken lebenden Vogelarten fressen 80 Prozent die Schlehenfrüchte. Damit ist die Vogeldichte mit zehn Arten je 100 Meter zehnmal so groß wie im Waldinnern.
Solche Feldgehölze wie diese Schlehenhecken bilden ein „tragendes Netzwerk“ unseres heimischen Artenreichtums. Sie vernetzen die Biotope miteinander und dienen somit als Ausbreitungsbahnen für viele Tierarten.


hukwa