Mittwoch, 1. Januar 2020

Vom Sein der Wenigen und vom Schein der Vielen


Vom zeitlosen Denken der Philosophie
Wir sind zwar Menschen des Heute aber von allen Fragen des menschlichen Lebens ist das Heute oftmals am schwersten zu begreifen, wohl auch weil wir die Erfahrung unserer eigenen Geschichtlichkeit nicht wahrnehmen wollen. So sucht der Geist nach Paralellen in der Geschichte. Und man ist oft verblüfft wenn man merkt das es eigentlich nichts völlig Neues gibt. All das was denkbar ist haben die Menschen im Verlauf ihrer Geschichte schon gedacht. Es bedarf des geschichtlichen Denkens und des Denkens über seine eigene Geschichtlichkeit um viele Jahrhunderte überschauen zu können. Verborgen und vom Staub der Zeit überlagert ruhen in unserem Geist die Wurzeln alles Erlebens, Denkens und Glaubens: das Innen und Außen, Sinnenwelt und Erscheinungswelt, Geist und Materie.
Plato nannte es Idee und Erscheinungswelt, Aristoteles sprach von eidos und hyle, für Plotin war es Gott und Materie. Für Fichte umschloss der menschliche Geist beides, das Innen und Außen, das Ich und das Nicht-Ich.
Am tiefsten in diese Zusammenhänge ist Hegel eingedrungen wenn er von dem subjektiven und objektiven Geist spricht: Hegel erklärt, das der Geist aus der Sphäre des Objektiven zum Subjektiven zurückkehren könne, und diese Verbindung nennt er den absoluten Geist. Der absolute Geist erfasst das Wissen der absoluten Idee als das der Wahrheit allen Seins.
Die erste Form des absoluten Geistes ist die Kunst, sie ist das unmittelbare Anschauen der Idee in objektiver Wirklichkeit. Die zweite Form ist die Religion, sie ist die Gewissheit der über alles Einzelne und Endliche übergreifenden Macht des Seins. Die dritte Form ist die Philosophie, das Wissen der Idee als des Absoluten, das sowohl reiner Gedanke wie unmittelbare Wirklichkeit ist.
Kunst ist also der absolute Geist in seiner Anschauung, Religion ist der absolute Geist in der Vorstellung, und Philosophie ist der absolute Geist im Denken.
Der Entwicklungsgedanke, war der Zentralgedanke Hegels und wurde zum Grundgedanken des 19. Jahrhunderts und dieser geistig-elementare Gedanke ist in unserer Zeit verloren gegangen. Hegel sprach von der Aufwärtsbewegung in der Natur und im Geist, doch heute hat der Mensch seinen geistigen Tiefstand erreicht. Er strebt nicht mehr danach sich zu vereinigen mit dem Absoluten, mit dem allumfassenden, alle Gegensätze aufhebende Kraft und Substanz des Daseins.
Diese „Vereinigung“ ist etwas für die Wenigen nicht für die Vielen, es ist die Vereinigung von der Schelling sagt sie sei die (philosophische) unio mystica.
Der Gedanke der Gegensätzlichkeit ist bei Heraklit allbeherrschend. Und die Frage von Sein und Schein, die heute zur Existenzfrage wird, ist genau noch so aktuell wie in den Zeiten des Heraklit.
Wandel und Werden sind Teil des Daseins. Beides trägt zur Reifeform des Menschen bei. Der Wandel ist der Weg der von der Welt ausgeht, das Werden ist der Weg der vom Denken ausgeht. Denken ist Sein und das Sein erfassen wir nur als Werdende. Es ist der Geist des Werdens der hinausweist in jene Regionen die vom Schein zum Sein führen, seit sich der Logos aus dem Mythos herausschälte.
In unserer Zeit steht das Diesseits im Vordergrund ein Diesseits das durch und durch gesättigt ist vom materialistischen Denken. Aber das wahre Sein spiegelt sich in jenem Ewigen das Zeitlos ist – im zeitlosen Denken der Philosophie. Der Mensch ist nur noch Erzeugnis seiner gesellschaftlichen Umgebung und sein Ziel ist es in die rein konsumistischen und materialistischen Bereiche einzudringen und mit seiner von der Technokratie gefärbten Vernunft sein Sein mit Konsum einzumauern.
hukwa