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„Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat“
„Die Lehre von der
Verzweiflung,
der geistigen oder
politischen Tyrannis
und Knechtschaft, haben
nie die verkündet,
die an der Heiterkeit der
Natur teilhaben.
Henry David Thoreau
Er
gilt als der geistige Vater Ghandis und Martin Luther Kings. Der
Übersetzer seines Essays „Über die Pflicht zum
Ungehorsam gegen den Staat“
W.E. Richartz schrieb: Thoreau macht ganz deutlich:
Gewaltloser Widerstand, das heißt nicht einfach Protest gegen
staatliche Willkür; es heißt: Umlenkung der Staatsgewalt gegen den
Staat selbst; es heißt Anwendung des Judo-Prinzips in der Politik“.
Thoreau
wurde am 1817 in Concord/ USA geboren. Berühmt wurde er vor allem
durch sein Aussteigerbuch „Walden oder Leben in den Wäldern“.
Er gilt als Stammvater des nature writing und schrieb vor
allem Tagebücher. In diesen Schriften setzte er sich vorwiegend mit
der Natur auseinander aber auch mit kritischen Gedanken über die
gerade entstehende Industriegesellschaft und die Sklaverei in den
Vereinigten Staaten.
Für
Henry David Thoreau galt immer das Modell des
„Gesellschaftsvertrages“, wonach die Regierung auf der Grundlage
eines Übereinkommens mit der Bevölkerung eingesetzt und von dieser
auch wieder abgesetzt werden kann, wenn sie sich als unfähig oder
tyrannisch erweist. Geistige Unterstützung bekam er hier wohl auch
von Rousseaus Discours (1754). Thoreau war der Meinung, keine
Regierung habe das Recht seine Bürger zu bevormunden und ein Staat
darf keine Gesetze erlassen die der Bürger in seinem Herzen für ein
schweres Unrecht hält.
Im
gleichen Jahr als Thoreaus politischer Essay erschien, entstand auch
das Kommunistische Manifest von Marx und Engels. So schrieb Hugo
Dittberner vor einigen Jahren in der „Franktfurter Rundschau“:
„Mag sein, dass sich auf längere Sicht Thoreaus Freiheitslehre als
die historische Antwort auf den Kapitalismus und seine Industrie –
Zivilisation erweisen wird, wirksammer...als das Kommunistische
Manifest... dessen utopische Momente zwar ähnlich, aber
ungleich...abgehobener sind.“
So
könnten die Schriften Thoreaus eine Alternative aufzeigen zwischen
Kapitalismus und Sozialismus.
Er
schrieb in seinen Tagebüchern: „Der Mensch ist so reich wie die
Anzahl der Dinge, auf die er verzichten kann“. Das bedeutet auf
die Gegenwart bezogen, würden wir aufhören Konsumgüter zu kaufen
und unser Geld nicht mehr den Banken anvertrauen die damit die
Klimakrise unterstützen und die Zerstörung unserer Umwelt, würde
es nicht mehr lange dauern und das kapitalistische System wäre bald
ausgehöhlt. Thoreaus Lebensführung war ein ständiges Streben nach
Selbstverwirklichung und diese fand er nicht im reden darüber,
sondern in einer nach Vollkommenheit strebenden Lebenspraxis. Die
Menschen die ihre Entfremdung durch die Gesellschaft überwinden
wollen sollten ein besseres Leben führen als jene geschäftstüchtigen
Mitbürger die nur Geld verdienen im Kopf haben, riet er seinen
Freunden und Bekannten. Sein berühmter Essay ist nichts anderes als
das Manifest eines kritisch denkenden Menschen der nicht bereit ist
dem Staat sein Gewissen abzutreten. Sein erfolgreichstes Buch ist
„Walden oder Leben in den Wäldern“. Am 4.Juli 1845 bezieht
Thoreau eine Hütte, die er sich selbst gebaut hatte, am Waldensee
bei Concord. Er lebt in aller Abgeschiedenheit zwei Jahre und zwei
Monate an diesem naturromantischen Platz. Als er einmal wieder seine
Heimatstadt Concord aufsucht sperrt man ihn für eine Nacht ins
Gefängnis. Der Grund: Aus Protest gegen den Krieg den die
Vereinigten Staaten mit Mexiko führten weigerte sich Thoreau Steuern
zu zahlen. Dies wurde zu einem Schlüsselerlebnis des Schriftstellers
und trug maßgeblich zur Entstehung seines politischen Esssays über
„die Pflicht zum Widerstand“ bei.
Trotz
seines Strebens nach Selbstverwirklichung des Einzelnen wies er immer
wieder darauf hin dass das Private auch das Politische ist. „Und
so hat er vorgelebt, wo die Umkehr des Zerstörungsprozesses unserer
Umwelt ansetzen muss: beim individuellen Menschen“(Susanne Schaup).
Für Thoreau war der Staat unmenschlich und zwar deshalb, weil er
der Habgier der Konzerne dient. „Eine Regierung sagte er einmal,
ist eine sich selbst perpetuierende Institution, die kein Gewissen
besitzt und die Freiheit des einzelnen systematisch beschneidet“
(Philipp Wolff-Windegg). „Wir sollten aber zuerst Menschen sein
und dann erst Untertanen“ meint Thoreau.
Angesichts
der vielleicht Unumkehrbarkeit mancher Entwicklungen im Bereich
unserer Um- und Mitwelt, vor allem der immer stärker werdenden
Klimakatastophe bleibt zu hoffen, dass immer mehr Menschen sich auf
ihr grundgesetzliches Widerstandsrecht berufen und aufrufen zum
bürgerlichen Ungehorsam.
Lit.
Hinweise:
Susanne
Schaup: H.D.Thoreau- aus den Tagebüchern 1837-1861.
H.D.Thoreau:
Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat.
H.D.
Thoreau: Walden oder Leben in den Wäldern.
Philipp
Wolff-Windegg: Denken mit H.D. Thoreau.
hukwa