Ich möchte zugunsten der
Natur sprechen,
zugunsten absoluter
Freiheit...
Henry David Thoreau
Ich
bemerke immer wieder in Gesprächen und bei Lektüre, eine Differenz
zwischen Naturschutz, Umweltschutz und Klimawandel, komme aber nicht
umhin diese drei Problematiken als ein Ganzes zu sehen. Die schon
immer bei vielen vorherrschende Ansicht, Natur als reine
Nützlichkeitsideologie zu sehen, also als „natura naturata“,
(die gewirkte Natur) und nicht als „natura naturans“, (die
erzeugende, schöpferische Natur) hat mit zu dieser ontologischen
Differenz beigetragen aber auch der statische Naturbegriff der zum
Teil immer noch vorherrscht.
Die
Erfahrung von ökologischen Katastrophen, die wir ja alle gemacht
haben, vor allem die des Klimawandels, hat uns doch eindeutig und
schockartig gezeigt, dass wir Menschen eingebettet sind in den großen
Kreislauf der Natur und das dieser nich unbegrenzt strapaziert werden
darf. Dies hat sich in unserer Zeit in ein Überlebensinteresse
verwandelt. Die industrielle – urbane Zivilisisierungsprozesse
bedrohen unsere gesamte menschliche Existenz.
Als
Menschen können wir nicht auf die Naturbasis unserer eigenen
Existenz verzichten, sie ist die Grundlage von allem Mensch – Sein.
Die Bewegtheit unseres Lebens ist ja nichts anderes als ein Wachsen
und Vergehen. Steht also somit im Gegensatz zum cartesianischen
Menschenbild – Ich bin Geist und habe einen Körper – nein, es
ist so wie es Nikolaus von Kues ausdrückte: „In jedem Geschöpf
ist das Universum dieses Geschöpf“ (De docta
ignorantia). Wir alle sind
spezifische Individuationen des großen Ganzen der Natur. Mir geht es
nicht um einen schwärmerischen Pantheismus sondern um eine
Standortbestimmung meines Menschseins zur Natur. Es gibt eine
geisteswissenschaftliche Linie in der abendländischen Philosophie,
die von den Vorsokratikern bis heute reicht und die den Mensch als
Teil der Natur sieht und nicht als Abspaltung von ihr. Wären wir
das, dann sind wir der berühmte „Fehlschlag“ der Natur. Aber-
unser Ursprung und Sein ist eben Natur. Im philosophischen System des
Idealismus bedeutet „Ursprung“, die letzte Einheit, das Prinzip,
das rein durch Stoff (Naturstoff) gewordene, das Licht (der Natur).
In
seinem System des transzendentalen Idealismus
schreibt der Philosoph Friedrich Wilhelm Schelling: „Das höchste
Ziel, sich selbst ganz Objekt zu werden, erreicht die Natur erst
durch die höchste und letzte Reflexion, welche nichts anderes ist
als der Mensch, oder allgemeiner, das ist, was wir Vernunft nennen,
durch welche zuerst die Natur, vollständig in sich selbst
zurückkehrt, und wodurch offenbar wird, das die Natur ursprünglich
identisch ist mit dem was in uns selbst als Intelligentes und
Bewusstes erkannt wird“.
Gerade
das heutige ökologische Bewusstein müsste für solche Gedankengänge
aufgeschlossen sein. Wer sich mit Ökologie befasst weiß wir sind in
einer Sackgasse gelandet und müssen umdenken.
Die
Abkehrung des Menschen von der Natur hat diesen zu einem negativen
Seinsstatus geführt dem technischen – konsumistischen Sein. Dies
schließt die „Naturvergessenheit“ mit ein. In der globalen
Krisensituation der Gegenwart wäre es von Vorteil Umweltbewusstsein
mit Naturbewusstsein zu verbinden dies könnte wohl auch eine
gesteigerte Identität zu einem Mitsein der Natur bilden.
hukwa
Literaturhinweise:
Nikolaus
von Kues: De docta ignorantia
Friedrich
Wilhelm Schelling: System des transzendentalen Idealismus