Mittwoch, 27. November 2019

Trotzdem geschieht nichts

Foto©Hans Wagner

Ich glaube es gibt eine Verbindung.
Sie wird sichtbar, sobald wir erkennen,
dass beide,
Person und Planet,
vom gleichen Feind bedroht werden...
Theodore Roszak

Wenn ich mit Bekannten, die fast alle leidenschaftliche Autofahrer sind, über das Klima rede versteinern sich sofort ihre Gesichtszüge und ich bekomme die ewig gleiche Antwort: Das gabs schon immer!
Diese Leute sind außerstande sich einen anderen „Lebensstil“ vorzustellen, als jenen den sie schon immer führen. Das Auto und der dazugehörige Konsum ist ihr ganzer Lebensinhalt. Sie sind auf Gedeih und Verderb an das gesellschaftliche und ökonomische System mitsamt seinen Perversitäten gebunden. Ihnen erscheinen alle alternativen Entwürfe für eine bessere Welt, für mehr Umwelt- und Klimaschutz als Ausgeburten einer realitätsblinden Einbildungskraft.
Wenn ich ihnen dann sage das „Unmögliche“, könnte gerade das sein, was uns vor den katastrophalen Folgen der Klimakrise bewahren könnte, ist das Gespräch schon beendet. Und wenn dann einige doch fragen was dieses „Unmögliche“ ist und ich ihnen sage das Auto öfters stehen lassen und mit der Geschwindigkeit herunter gehen habe ich mich eines Sakrilegs schuldig gemacht, denn das Auto ist ihr heiligster Besitz.
Diese Leute sind Teil einer Konsum- und Profitgesellschaft die sie auf keinen Fall verlassen wollen, auch dann nicht, wenn sie dadurch ihren Kindern und Enkelkindern mehr als einen Gefallen tun würden. Sie haben keine sozioökologische Verantwortungsethik und sind weit davon entfernt die Anliegen einer Schicksalsgemeinschaft zu begreifen die es sich zur Aufgabe gemacht hat einen Beitrag für eben jene „bessere Welt“ zu leisten.
In diesem Sinne muss man Karl Marx als Philosoph recht geben, wenn er schreibt: Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozess überhaupt. Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt.“ (MEW,Bd. 13, S.8/9)
In den 1970ziger Jahren hat der Naturphilosoph Klaus Michael Meyer – Abich einen ökologischen Dreisatz geschrieben der genau auf dieses Konsumklientel passt.
  1. So wie bisher kann es nicht weitergehen.
  2. Was statt dessen geschehen müsste ist längst bekannt.
  3. Trotzdem geschieht nichts.
Diese ganze Konsumgesellschaft verhält sich gegenüber ihren materiellen Lebensgrundlagen so, wie König Midas dem sich auf eigenen Wunsch hin alle Dinge in Gold verwandeln, sobald er sie berührte, so dass er beinahe verhungert wäre. Vielleicht ist die Zeit nicht mehr fern in der diese dem Konsumismus verfallene Gesellschaft merken wird, dass man Geld nicht essen kann.

Literatur Hinweis
Klaus Michael Meyer-Abich: Wege zum Frieden mit der Natur 

hukwa