Foto©Hans Wagner |
Der Arzt, Physiker und
Philosoph Theodor Fechner ( 1801-1887) schrieb in Nanna oder die
Seele der Pflanzen einem Werk,
das ihm den Sarkasmus der Universitäten und seiner Kollegen
einbrachte, aber auch eine Popularität, die sich in vielen Auflagen
ausdrückte: Warum sollten wir glauben, dass eine Pflanze
sich ihres Hungers und Durstes weniger bewusst ist als ein Tier?
Dieses sucht Nahrung mit seinem ganzen Körper, die Pflanze nur mit
einem Teil, nicht von Nase, Augen und Ohren geführt, sondern mit
anderen Sinnen. Er verkündete
ebenfalls, dass einer der Hauptzwecke des menschlichen Körpers
letztendlich vielleicht nur der sei, der Entfaltung des pflanzlichen
Lebens zu dienen, indem er Kohlendioxid ausstößt und sich nach dem
Tode als Nahrung anbietet.
Das
war eine Umwertung der Werte, aber wer sagt uns das die Pflanzen für
uns Menschen geschaffen sind und nicht umgekehrt?
Nach
Fechners Ansicht ist der Mensch also nicht die Krone der Schöpfung
sondern einfach nur ein Glied (ihr schwächstes) wie andere Lebewesen
aus dem Pflanzen- und Tierreich. In heutige Zeit übersetzt ist
Fechners Ansicht nichts anderes als eine grundlegende Kurskorrektur,
die für die gesamte Gesellschaft relevant sein kann und eine andere
Einstellung zur Natur erfordert. Nämlich Pflanzen und Tiere als das
anzusehen, was sie wirklich sind: Mitwesen in einer
gemeinschaftlichen Mit – Welt. Ein solches Bewusstsein muss erst
einmal entfaltet werden. Es bedeutet, das ökologische Denken kommt
vor dem ökonomischen.
Die
Klimakatastrophe ist dabei, die natürlichen Grundlagen unserer
Existenz zu vernichten. Das es überhaupt soweit kommen konnte hängt
auch damit zusammen, dass der Großteil der Menschen kein Mitsein
mit der Natur kennt.
In
ihrem Buch „Feuer, Wasser, Erde, Luft: Eine
Kulturgeschichte der Elemente“ schreiben
Gernot und Hartmut Böhme davon, wie die Elemente auch in uns
lebendig sind. Wir sind Tiere, wir sind Pflanzen, wir sind Elemente
in menschlicher Gestalt. Eine philosophische Lehre die der
vorsokratische Philosoph Empedokles schon vertrat. Was also nichts
anderes heißen soll als dass die Menschheit nicht als Eroberungsvolk
über die Erde gekommen ist sondern als Mitwesen in der Gemeinschaft
von allem Lebendigen. Doch solange der Mensch seine Naturgeschichte
nicht in sich spürt arbeitet er gegen die Natur. Wir alle sind
letztendlich Individuationen des Naturganzen und gehören als
Naturwesen zu ihr, da wir ohne sie ja überhaupt nicht existieren
können. „Die Natur kommt im Menschen zur Sprache“
(Klaus Michael Meyer-Abich).
Es
waren die vorsokratischen Naturphilosophen die als erste die Natur
als das bezeichnet haben was sie ist: Physis, um sie schließlich im
Logos zu Wort kommen zu lassen. Und schon sie wussten dass das
menschliche Dasein nur im Zusammenhang mit der Natur ein
ganzheitliches sein kann.
Theodore
Roszak sagte einmal: „Der Aufschrei persönlicher Qual,
der durch diese Generation geht, ist zugleich der Hilferuf der
Erde...“
Würden
sich die Menschen wieder mehr mit der Natur identifizieren wäre auch
ein gegenseitiger Frieden möglich.
hukwa
Lit.
Hinweise:
Meyer-Abich:
Wege zum Frieden mit der Natur.
Michael
Hauskeller: Naturerkenntnis und Natursein.
J.
Brosse: Magie der Pflanzen.
Th.
Fechner: Nanna oder die Seele der Pflanzen.
Th.
Roszak: Mensch und Erde auf dem Weg zur Einheit.