Samstag, 30. November 2019

Die Grenzen wissenschaftlicher Macht

Foto©UteKnieriemen-Wagner


Die frühesten Verknüpfungen ökologischen Denkens liegen über zweienhalb Jahrtausende zurück. Die vorsokratischen Naturphilosophen waren die Stammväter des ökologischen Bewusstseins. Allerdings hat die Menschheit dies kaum beachtet.
Anaximander sprach damals schon von einem Naturrecht das wir heute so dringend benötigen. Heraklit stellte eine These von der unsichtbaren Harmonie im Kosmos auf. Parmenides sprach von der Einigkeit in der Natur. Empedokles entwickelte die Elementarlehre und den Naturkreislaufgedanken. Wir finden also schon in der Antike ein politisch-ökologisches Denken vor. Auch die naturwissenschaftliche Ökologie wurde von diesen Philosophen begründet. Was im ganzen Altertum noch als Naturganzes angesehen und empfunden wurde ist in der Gegenwart zu Teilstücken erklärt worden.
Die entscheidende Differenz zwischen Natur – Sein (Natur als Ganzes) und dem gesellschaftlichen Naturbegfriff (Natur als Teile) liegt in dem Verhältnis von Technik und Natur.
Durch dieses materielle Naturverständnis kam es zu den anthropogen verursachten negativen Veränderungen der Atmosphäre und somit zur globalen Störung des Naturhaushaltes.
Der erste Philosoph der vor solch verheerenden Eingriffen in den Naturhaushalt warnte war Anaximander. Seit diesem Naturphilosophen gibt es eine Genealogie des ökologischen Denkens die bis in unsere Gegenwart reicht.
So wie es die „Grenzen des Wachstums“ (Robert Jungk) gibt, so muss es auch eine Grenze der Macht der Naturwissenschaften geben.
Als Wissenschaftler es wagten die gigantische Kraft der Atomenergie zu handhaben, begab man sich auf einen Weg von dem es vielleicht kein zurück mehr gibt. Der Höhepunkt der Krise wurde erreicht als man begann die Biosphäre infolge menschlicher Dummheit zu schädigen. Beides – Atomkraft und Klimakatastrophe kann die Annulierung des Lebens auf unserem Planeten nach sich ziehen.
Die Anthropozentrik der Wissenschaft nimmt nur noch Objekte wahr und sieht nicht das Ganze. Dadurch wurde die Natur entwertet und ihre Geschöpfe aus dem Pflanzen- und Tierreich erniedrigt. Weil der Mensch den Bezug zur Natur verloren hat zerstört er sie oftmals ohne das er es bemerkt und verurteilt dadurch letztendlich sich selbst.
Claude Levy-Strauß schrieb einmal: „Von dem Augenblick an, da der Mensch keine Grenzen seiner Macht mehr kennt, neigt er zur Selbstzerstörung.“
Die vorsokratischen Philosophen haben uns eine Weltordnung aufgezeigt, die den Menschen wieder mit der Natur verbinden könnte. Diese Weltordnung (Naturordnung) gilt es wieder herzustellen. Was wir benötigen ist eine Ökologie die nicht nur auf naturwissenschaftlicher Beobachtung beruht, sondern auch auf Gefühl und Intuition aufgebaut ist. Eine Ökologie in die auch Mitschöpflichkeit integriert ist.
Solange es den Menschen nicht gelingt den in seinem Innersten verborgenen Bezug zur Natur wieder zu finden, steht er gespalten der Schöpfung gegenüber. Statt den Schlüssel, der zu einem harmonischen Mit – Sein der Natur führt, zu ergreifen ist sein Geist hoffnungslos unter der Oberflächlichkeit der Dinge verborgen. Erst wenn er sich aus dem Gefängnis der materiellen Sachzwänge befreit, ist es ihm möglich eine ganzheitliche Sicht der „natura naturans“ (schöpferische Natur) zu besitzen.

hukwa