Montag, 21. Oktober 2019

Vom Ausverkauf der Landschaft und autogerechten Lebensläufen

Foto©UteKW


"Ich beabsichtige nicht, eine Ode an den Trübsinn
zu verfassen, sondern genau so vital und fröhlich
wie Chanticleer am Morgen zu prahlen,
wenn er auf seinem Dach steht,
und sei es nur,
um meine Nachbarn wachzurütteln"
H.D.Thoreau

In der globalen Krisensituation der Gegenwart die für die Kluft verantwortlich ist zwischen der modernen, ausbeuterischen technischen Zivilisation und einer harmonischeren Welt wie wir sie etwa in naturbelassenen Gegenden manchmal noch als Restnatur vorfinden, triumphiert auf beiden Seiten nicht der Mensch sondern das Auto.
Die Gesellschaft braucht eine autogerechte Landschaft: autogerechte Straßen, autogerechte Städte, die Waldwirtschaft braucht im Wald autogerechte Forstwege, Wirtschaft und Politik fordern vom Bürger autogerechte Lebensläufe, schließlich ist das Auto ein wirtschaftlicher Machtfaktor. Wieviel Wälder dabei abgeholzt werden, wieviel Wiesen mit Beton versiegelt werden spielt dabei keine Rolle. Die ökologischen und sozialen Nachteile die solch eine planlose Planwirtschaft mit sich bringt spielen keine Rolle, diese Last wird den zukünftigen Generationen aufgebürdet.
Wir kennen die Bilder: Umweltverbände streiken und gehen vor Gericht weil wieder einmal ein Biotop in eine Autobahnpiste verwandelt werden soll.
Was ist nun höher zu bewerten – aus der Landschaft möglichst einen optimalen, ökonomischen Ertrag zu erwirtschaften eben durch den Strassenbau oder das Recht auf eine allgemeine Teilhabe an der Landschaft um sie ökologisch zu nutzen?
Im größten zusammenhängenden Waldgebiet der Erde, am Amazonas, wird abgeholzt und abgebrannt. Die Ausrottung der letzten freilebenden Indios ist wirtschaftlich gesehen ein Nebenprodukt dieser Entwicklung. Wir wissen um die Folgen dieses Raubbaus, Wirtschaft und Politik wissen es auch! Trotzdem machen sie weiter.
Im Hintergrund solcher Tatsachen ist der Mensch alles andere als die Krone der Schöpfung, er ist ihr schwächstes Glied.
Dass es ein großes Potential des Widerstands gegen den brutalen Zerstörungsprozess gibt, ist zumindest ein Hoffnungsschimmer.
Wir beginnen langsam zu begreifen, dass eine Herrschaft über die Natur ebenso trügerisch ist, wie das der Konsumpioniere, vom Glück durch endlose Steigerung des Wohlstands.
Was wir so dringend bräuchten wäre ein „dritter Weg“ auf dem wir die Versöhnung von Ökonomie und Ökologie finden, um die Natur als erste Lebensbedingung unseres menschlichen Daseins wahrzunehmen und sie nicht mehr nur als verfügbares Objekt einer Nützlichkeitsideologie zu sehen.