Freitag, 25. Oktober 2019

Klimawandel und Geschichtlichkeit

Foto©UteKW


Die Philosophie ist
denkende Betrachtung
der Geschichte.
Hegel

Wenn wir die Geschichte der Menschheit betrachten, kommen wir nicht umhin festzustellen dass die Menschen eine Existenz am kriegerischen und apokalyptischen Abgrund führen.
Schiller, der Verkünder der Geschichte als eine Humanisierungsentwicklung, sprach dies schon 1802 unter dem Eindruck des französischen Terrors und inmitten der napoleonischen Eroberung aus.
Was nun mit der Klimakatastrope auf uns zu rast ist Weltgeschichte.
Die Geschichte der Menschen in der kosmischen Entwicklung ist erdgeschichtlich gesehen nichts als ein Augenblick. Und wenn wir uns nicht ändern werden wir geschichtlich nur eine Episode im großen Spiel des Daseins sein.
Wir haben vor lauter äusserer Entwicklung und technischem Fortschritt unsere eigene innere Entwicklung vergessen. Im Verlangen nach Geld, Karriere und Konsum vergessen die Menschen all zu oft, dass das Leben, wenn es richtig gelebt wird, ein Wachstumsprozess ist, wie Geschichte auch.
Moderne Technik und Forschung sind Gefangene der Wirtschaft. Die Gewißheit das sich dies ändern muss wenn wir uns nicht selbst vernichten wollen, bestimmt heute das Denken vor allem der jüngeren Generation.
In seinen „Erinnerungen und Gedanken eines Physikers“ stellte der Wissenschaftler Max Born fest: „...das Naturwissenschaft und Technik die sittlichen Grundlagen der Zivilisation vielleicht für immer zerstört haben“.
Vor diesem Hintergrund fragt sich wohl so mancher: Gibt es, wie frühere vor allem philosophische, aber auch soziologische Interpretationen es vertreten haben, sogar einen Gesamtsinn ihres Verlaufs?
Gibt es einen „Weltplan“ der Geschichte, der uns sagt, okay so wie es im Moment läuft ist es richtig?
Die Geschichtsauffassung des großen Deutschen Philosophen Kant ist durchdrungen vom Glauben an den Fortschritt der Menschheit als Gattung. Aus dem Urzustande rein tierischer Natur ist der Mensch durch sittliche Arbeit der Vernunft zur Kultur aufgestiegen. Kant meint: „Man kann die Geschichte der Menschengattung im großen als die Vollendung eines verborgenen Planes der Natur ansehen, um eine innerlich und zu diesem Zweck, auch äußerlich vollkommene Staatsverfasssung zustande zu bringen, als den einzigen Zustand, in welchem sie alle ihre Anlagen in der Menschheit vollkommen entwickeln kann“. Fichte sprach von einem „Weltenplan“.
Nach der „Philosophie der Weltgeschichte“ von Hegel, ist die Weltgeschichte zu begreifen als die Entwicklung und Selbstverwirklichung des „Weltgeistes“, der absoluten Vernunft und somit als der „Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit“.
Nietzsche verkündet die heidnische Lehre von der „ewigen Wiederkehr des Gleichen“.
A. Spengler glaubt in seinem Werk „Der Untergang des Abendlandes“, naturgesetzliche Zyklen geschichtlichen Ablaufes von Entstehung, Blüte und Zerfall der Kulturen nachweisen und daraus eine Voraussage über das geschichtliche Schicksal des europäisch – abendländischen Kulturkreises treffen zu können.
Es ist die Ungewissheit über den künftigen Weg, den die gesellschaftlich-politische Entwicklung nehmen muss, der zu gegenwärtigen Verunsicherungen führt. Es ist ein Schweben zwischen Vergangenheit und Zukunft das derzeit vorherrscht, die Klimaaktivisten leben schon in der Zukunft und die Klimaleugner verbarrikadieren sich in der Vergangenheit.
Doch das Schicksal unserer Kultur wird zuletzt von denen abhängen die an die Zukunft glauben. Denn wird es von jenen abhängig sein die in der Vergangenheit weiterleben wollen dann wird die Geschichte wahrscheinlich über uns hinweglaufen und ohne uns weiter gehen.
Doch sehen wir uns als Teil eines zukünftigen humanen und geschichtlichen Weltenplanes, besteht zumindest die Möglichkeit unsere Geschicke selbst in die Hand zu nehmen um eine Wende herbei führen zu können.

hukwa

Lit. Hinweise:
Johannes Thyssen:
Geschichte der Geschichtsphilosophie
Karl Löwith:
Weltgeschichte und Heilsgeschichte.
Martin Heidegger:
Sein und Zeit.
Karl Jaspers:
Die großen Philosophen
Alfred Weber:
Vom Sinn des geschichtlichen Daseins.
F. Schiller:
Gesammelte Werke.