Dienstag, 14. Mai 2019

Der Flug des Kranich

Der Mythos wird für uns über das Symbol fassbar. Das Symbol dient der Sprache als Ausdrucksmittel, es vermag die mythischen Überlieferungen in uns als Vorstellungen und Verkörperungen zu erklären. Es versucht jene unverstandenen Seelenbilder und- zustände in eine mythische Symbolsprache zu übersetzen.
Bei den alten Mysterienbünden und der antiken Religion war es die Aufgabe des Mystagogen dem Initanden die Logik der Symbole mündlich zu erklären.


Der Kranich begegnet uns in der Mythologie des alten Europa immer wieder. Er ist ein Zugvogel der in den Feuchtgebieten und Hochmooren brütet. Sein Zug im Frühjahr und Herbst bleibt für jeden der diese Wanderung einmal beobachtet hat ein unvergessenes Erlebnis. Bevor man den V- förmigen Zug dieser großen Vögel sieht, hört man sie meist schon. Sein deutscher Name Kranich kommt von diesem Ruf, der je nach Wetterlage bis zu 2 km weit zu hören ist.
Im Herbst zwischen September und November brechen die Vögel zur Überwinterung nach Südfrankreich und Spanien auf, um Ende Februar bis Anfang April wieder zurückzukehren. Während dieses fluges überqueren sie den Rhein in einem sehr engen Korridor von noch nicht einmal 100 km.
Noch vor wenigen Jahrhunderten umfassten die Schwärme dieser Vögel weit über zehntausend Tiere. Kein Wunder also, dass der Kranich in der Mythologie der Germanen, Kelten, Griechen und Römern seine symbolische Spuren hinterlassen hat. Diesen Völkern galt die Ankunft der Kraniche als Beginn der Feldarbeit und ihr herbstlicher Rückflug als deren Ende.
So bestehen auch Assoziationen zur „Wilden Jagd“, zu Odins wildem Heer.
Die Griechen hatten den Kranich dem delischen Apollo und vor diesem dem Sonnenheros Theseus geweiht. Er findet sich auch in einem gallischen Basrelief in Paris sowie in einem weiteren in Treves, dort steht er in Bezug zu dem keltischen Gott Esus.
Bei den Römern, symbolisierte der Kranich Beharrlichkeit, Sittlichkeit und kluges Handeln.
Vor allem in China gab es eine große Symbolik um den Kranich. Für die Chinesen war er ein Sinnbild des Langen Lebens, so findet man ihn in der Malerei oft zusammen mit der Kiefer und dem Stein dargestellt als dreifaches Sinnbild der Langlebigkeit. So stellen zwei Kraniche die zum Himmel auffliegen einen geistigen Aufstieg dar. Der Kranich galt als Symbol der Weisheit und die Taoisten nannnten den Tod sich in einen „Gefiederten Kranich verwandeln“.
hukwa