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Foto Schmiedefeuer©Hans Wagner |
Der mythische Schmied bei den Griechen
war Hephaistos. Er galt als Gott des Feuers und der Künste
(Schmiedekunst), die zu ihrer Produktion des Feuers bedürfen. Er war
ein Sohn des Zeus und der Hera. Seiner Hässlichkeit und Lahmheit
wegen warf ihn seine Mutter vom Olymp ins Meer,
wo ihn Thetis aufnahm. Bei ihr
errichtete er sich eine Schmiede und belohnte ihre Freundlichkeit
indem er Thetis schöne Gegenstände schmiedete. Er fertigte wegen
seiner Lahmheit zwei goldene, redende und sich bewegende Sklavinnen,
auf die er sich stützte. Seiner Mutter schmiedete er einen goldenen
Stuhl, von dem sie sich aber nicht erheben konnte, da kunstvolle
Fesseln sie festhielten. Nur im Rausch, in den ihn Dionysos versetzt
hatte, ließ er sich dazu bewegen, sie wieder zu befreien. Sich
selbst und auch den anderen Göttern baute er kunstvolle eiserne
Häuser. Dargestellt wurde er bärtig, mit Zange und Hammer, sein
linkes Bein war verkürzt. Im Alter von neun Jahren versöhnte sich
Hephaistos mit seiner Mutter Hera. Sie holte ihn zum Olymp zurück
und errichtete ihm dort eine Schmiede mit mehreren Blasebälgen, die
Tag und Nacht arbeiteten. Hera förderte seinen Wunsch Aphrodite zu
heiraten. Zeus warf ihn ebenfalls aus dem Olymp weil Hephaistos
gewagte hatte den höchsten der Götter zu Tadeln. Er stürzte auf
die Insel Lemnos und brach sich beide Beine. Nun schmiedete er sich
zwei goldene Krüken damit er wieder gehen konnte.
Ranke-Graves schreibt in seiner
Griechischen Mythologie: „Es ist in verschiedenen Gebieten bis nach
Westafrika und Skandinavien überliefert, dass der Schmiedegott
hinkt; es könnte sein, dass in primitiven Zeiten die Schmiede
absichtlich gelähmt wurden, damit sie nicht fortliefen oder sich
feindlichen Stämmen anschlossen“ (3.).
Zu den Mysterien der Schmiedekunst
gehörte auch der geheimnisvolle „Rebhuntanz“, dieser steht mit
der „Lahmheit“ des mythischen Schmiedes in Verbindung.
Ranke-Graves schreibt hierüber:
„...Denn Hephaistos, der
Schmiedegott, heiratete Aphrodite, der das Rebhuhn geweiht war; die
Schwester des Künstlers Daidalos hieß Perdix (Rebhuhn); die Seele
des Talos, der auch ein Schmied war, entflog in der Gestalt eines
Rebhuhns; ein Rebhuhn erschien beim Begräbnis des Ikaros, eines
Sohnes des Daidalos. Hephaistos wurde vom Olymp, Talos von der
Akropolis gestürzt. Hephaistos hinkte beim Gehen; ein Name des Talos
war Tantalos („hinkend oder nachziehend); das Rebhuhnmännchen
hinkt bei seinem Liebestanz und hält seinen Sporn zum Angriff auf
den Rivalen bereit. Außerdem hinkte auch der lateinische Gott Vulkan
(römischer Schmiedegott). Sein Kult wurde aus Kreta eingeführt, wo
man ihn Velchanus nannte und ihm einen Hahn als Wahrzeichen gab“(4).
Das „Hinken“ der Schmiede kann auch
eine ganz einfache Erklärung haben: Rückenschmerzen des Schmiedes,
wer in seinem Arbeitsleben öfters am Amboß gearbeitet hat, weiß
was ich meine. Wir wissen von den Hethitern dass sie das Geheimnis
der Schmiedekunst wie ein Staatsgeheimnis hüteten, es könnnte also
möglich sein, dass man bestimmte Schmiede die ihre Kunst besonders
gut beherrschten bewusst ein Bein lähmte so dass diese das Land
nicht verlassen konnten und ihr Können nicht weitergeben konnten. Es
gibt ja auch den Mythos des „hinkenden Königs“ und dieser steht
oft in Verbindung mit den Mysterien der Schmiedekunst. Der biblische
Jakob der auch hinkte hatte etwas mit dem Kult des kentischen
Schmiedegottes zu tun. Bei den Kenitern handelt es sich um einen
nomadischen Stamm der in der Bibel erwähnt wird. Der Keniter
Tubal-Kain war ein Enkel Kains. Man nennt ihn auch „Tubal den
Schmied“, er gilt als Stammvater der Erzarbeiter und Schmiede.
Auch die Kabiren, die auf der Insel
Lemnos lebten, die als Hephaistos und der Schmiedezunft Heimat galt,
wegen der reichen Erzvorkommen dort, kannten einen mythischen Tanz.
Diese mythischen Waffentänzer vertraten wohl eine Zunft, die die
Techniken der Waffenherstellung und die Geheimnisse der Erzgewinnung
bewahrten. Auch die Göttin Kybele die den Beinamen „erzgeschmiedet“
hatte, wird mit den mythischen Schmieden in Verbindung gebracht.
Man kann davon ausgehen dass die
mythischen Schmiede tief in die alchemistischen Mysterien der
Schmiedekunst eingeweiht waren. Und somit gehören sie in der
Kulturgeschichte zu den „kulturbringenden Heroen“.
Erscheint doch manchem Schmied noch
Heute Hephaistos als Personifikation des Feuers in der Schmiedeesse,
das nach dem griechischen Philosophen Heraklit („alles fließt“)
als Weltbestandteil des Wesens allen organischen Seins und somit
letzten Endes auch der höchsten Vergeistigung ist.
So findet sich im Urtext der
altgriechischen Orpheus Mysterien folgende Anrufung an den
Hephaistos:
Dem Hephaistos
Ein Rauchopfer von Weihrauchmanna
Mutgewaltiger, mächtig an Kraft,
Hephaistos, unversiegliches Feuer,
Leuchtend von lodernden Flammen,
Urwesen, das dem Sterblichen glüht;
Lichtspender, kräftig an Faust,
Ewiger, Beleber der Kunst,
Werksfreudiger, Teil des Weltalls,
Unverwüstliches Element!
Alllverzehrer, Allbezwinger,
Allerhöchster, Allbeleber,
Äther, Helios, Sternenglanz,
Selene, lauteres Urlicht:
Denn des Hephaistos Glieder
Zeigt all dieses den Sterblichen.
Jedes Haus und jegliche Stadt,
Alle Völker besitzest du,
Du bewohnst den sterblichen Leib,
Segensreicher, Gewaltiger!
Seliger, höre mich an!
Dich zu den heiligen Opfern,
Auf das du immer friedlichen Sinns
Zu wohlgefälligen Werken kommst,
Stille die rasende Wut
des unbezwinglichen Brandes-
Dein ist in unseren Leibern
Die Verbrennung natürlicher Art.
(6.)
Es ist
das heraklitische Feuer dass hier besungen wird, dass dem Menschen
die Schranken des Erdendaseins als unwesentlich erscheinen lässt.
Hephaistos
Schmiedekunst ist in der Ilias wie folgend beschrieben:
Traun ja, so ist die erhabne, die
edelste Göttin daheim mir,
Welche vordem mich gerettet im
Schmerz des unendlichen Falles,
Als mich die Mutter verwarf, die
entsetzliche! Welche mich Lahmen
Auszutilgen beschloß. Da duldet`ich
Wehe des Herzens,
Hätt`Eurynome nicht und Thetis im
Schoß mich empfangen,
Jene, des kreisenden Stroms Okeanos
blühende Tochter.
Dort neun Jahre verweilt`ich und
schmiedete mancherlei Kunstwerk,
Spangen und Ring`und Ohrgehenk,
Haarnadeln und Kettlein,
Dort in gewölbeter Grott`; und der
Strom Okeanos ringsher
Schäumte mit brausendem Hall, der
unendliche; keiner der andern
kannte sie, nicht der Götter und
nicht der sterblichen Menschen,
Sondern Thetis allein und Eurynome,
die mich gerettet.
Diese besucht uns jetzo im Haus; und
darum gebürt mir,
Froh der lockigen Thetis den
Rettungsdank zu bezahlen.
Auf, nun reiche du ihr des
Gastrechts schöne Bewirtung,
Während ich selbst die Bälge
hinwegräum und die Gerätschaft.
Sprachs, und erhub sich vom Amboß
das rußige Ungeheuer,
Hinkend, und mühsam strebten daher
die schwächlichen Beine.
Abwärts legt`er vom Feuer die
Bälg`und nahm die Gerätschaft,
Alle Vollender der Kunst, und
verschloß sie im silbernen Kasten;
Wusch sich dann mit dem Schwamme die
Hände beid` und das Antlitz,
Auch den nervichten Hals und den
haarumwachsenen Busen,
Hüllte den Leibrock um und nahm den
stämmigen Zepter,
Hinkte sodann aus der Tür, und
Jungfraun stützten den Herrscher,
Goldene Lebenden gleich, mit
jugendlich reizender Bildung:
Diese haben Verstand in der Brust
und redende Stimme,
Haben Kraft und lernten auch
Kunstarbeit von den Göttern,
Schräge vor ihrem Herrn hineilten
sie; er nachwankend,
Nahte, wo Thetis saß, und ruht`auf
schimmernden Sessel...“ (12.)
Über
Hephaistos schrieb Herbert Read: „Das Urbild des Künstlers ist der
heidnische Hephaistos oder V ulcanus, der schon deformiert geboren
wurde, als Lahmer, als Hinkender- ein vom Olymp, Ausgeschlossener,
ein typischer Outsider. Er ist unter den Bewohnern des Olymps der
Geniale, und es ist bezeichnend, dass die Römer den Tempel der
Concordis in dem Hain errichteten, der ihm heilig war. Aber noch
bezeichnender für uns ist der Schild, den er für Achilles
geschmiedet hat, denn in diesem begegnen wir der vollendeten
Fähigkeit des Künstlers, Bilder der Ganzheit, Symbole der Liebe und
Versöhnung zu schaffen“. (13.).
hukwa