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An solchen Orten erkennnnt
man, dass Natur vielmehr ist als das wissenschftlich Messbare oder
wirtschaftlich Verwertbare. Solche Plätze sind ein Sinnbild für
seelische und kosmische Verbindungen. Es sind Landschaftsräume von
Andacht, Demut und Stille. Wenn man sich hier aufhält kommt der
Moment wo der Geist zwischen Tag und Nacht, Wachheit und Phantasie,
zwischen Gegenwart und ältester Vergangenheit weilt.
Einsam auf einem
Bergrücken im Pfälzerwald gelegen steht eine seltsame Formation von
Buntsandsteien. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren als wären
sie einst von Riesen errichtet worden. Es handelt sich natürlich um
ein Steingebilde das in der Eiszeit entstand.
Die Anordnung der Felsen
ist so bizarr das man davon ausgehen muss dass sich hier in der
Frühgeschichte ein heidnischer Kultplatz befand. Verwitterte
Ritzungen in den Steinen und kaum noch deutbare Felszeichnugen
lassen ahnen dass dieser Platz einst für religiöse Handlungen
genutzt wurde.
Etwas entfernt im Gebüsch,
von Farn und Brombeerranken bedeckt, liegt ein spitz zu laufender
Stein von etwa drei Meter Länge bei dem es sich um einen Menhir
handeln dürfte. Eine Vertiefung auf der Buntsandstein Formation hat
die gleichen Umrisse wie der Sockel dieses Steins. Noch etwas weiter
entfernt findet sich eine Steinanlage die mit Sand ausgefüllt ist
und bei der es sich wohl um einen urzeitlichen Grabhügel handeln
muss.
Wenn man die Felsformation
erklettert hat und auf der Plattform steht auf der mindestens zehn
Menschen Platz haben empfängt einem das erhabene Schweigen dieser
mystischen Waldlandschaft. Wie Mahner oder Wächter stehen die
mächtigen Buchen und Eichbäume hier. Die darauf achten dass die
moderne und entmytologisierte Gegenwart hier nicht so einfach
eindringen kann. Der Weg hier herauf führt vorbei an abgelegenen
Felsplateaus, verwunschenen Steinen und dichtem Wald. Die Moose an
den mächtigen Buntsandsteinblöcken erscheinen wie Metaphern für
das zähe Überleben dieses mythischen Raums. Wie schlafende Riesen
mahnen sie uns an ein goldenes mythisches Zeitalter. Auf der
Bergkuppe weilend scheint sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
zu Vereinen. Es ist der Moment wo sich die Gedanken einem Höherem,
einem Anderen zuwenden. Und dieses Andere scheint jetzt in seiner
urgewaltigen, archaischen Sprache zu sprechen. Es ist als würde sich
ein Vorhang Lüften der für einge Sekunden einen Blick in die
Frühgeschichte der Menschheit preisgibt. Und im leisen rauschen der
Bäume, im Rascheln der trockenen Blätter und im Wispern des Windes
scheint plötzlich die Stimme Goethes zu ertönen:
„In diesem
Augenblick, da die inneren anziehenden und bewegenden Kräfte der
Erde gleichsam unmittelbar auf mich wirken, da die Einflüsse des
Himmels mich anher umschweben, werd ich zu höheren Betrachtungen der
Natur hinaufgestimmt, und wie der Menschen Geist alles belebt, so
wird auch ein Gleichnis in mir rege, dessen Erhabenheit ich nicht
widerstehen kann. So einsam sage ich zu mir selber, in dem ich diesen
ganzen nackten Gipfel hinabsehe und kaum in der Ferne ein gering
wachsendes Moos erblicke, so einsam sage ich, wird es dem Menschen zu
Mute, der nur den ältesten, ersten, tiefsten Gefühlen der Wahrheit
seiner Seele öffnen will. Da kann er zu sich sagen: Hier, auf dem
ältesten ewigen Altare, der unmittelbar auf die Tiefe der Schöpfung
gebaut ist, bringe ich dem Wesen aller Wesen ein Opfer dar“.
hukwa