Die Rheinpfalz vom 4.11.2016.
Das man sich über Lärm und Dreck der
wohl in allen Städten vorherrscht aufregt kann ich verstehen. Das
man sich allerdings über den Lärm und Dreck von Saatkrähen aufregt
ist für mich unbegreiflich. Was man hier als Lärm bezeichnet ist
doch nur eine Stimme der Natur. Autos machen weitaus mehr Lärm und
stoßen dabei noch ungesunde Abgase aus. Hoffen möchte ich, dass die
EU den Schutzstatus für Krähen nicht aufhebt.
Nebenbei sollte man auch bedenken, dass
es sich bei dieser Tiergattung um besonders hochentwickelte Singvögel
mit großem Lernvermögen handelt. Man muss nicht immer gleich auf
das Schießgewehr hoffen, wenn sich eine Population etwas stärker
entwickelt. Wenn die Bestände der Habichte sich etwas erholen
könnten, würden diese Raubvögel auf „Krähenjagd“ gehen und
das Eingreifen des Menschen überflüssig machen. Doch diese
Raubvogelart haben wir bereits vor Jahrzehnten fast vernichtet, weil
die Population den Brieftaubenzüchtern zu groß wurde.
Wahrscheinlich sind bei den
Krähenbeständen von Landau bereits sogenannte „Herbstkrähen“
dabei. Im Herbst und Winter nämlich ziehen Saatkrähen, zusammen mit
den kleineren Dohlen, zu Zehntausenden aus dem Osten nach
Mitteleuropa und verstreuen sich hier. Diese Vielzahl an Krähen von
denen auch ein Teil in die Städte fliegt und dort in Parks und
Anlagen nach Futter sucht, täuschen dann einen größeren Bestand
vor, der aber nur in den Wintermonaten vorhanden ist.
Ab Frühjahr also wird es dann auch für
die Landauer wieder ruhiger und jene die sich vom Lärm der Krähen
belästigt fühlen können dann wieder ganz konzentriert die
städtische Geräuschkulisse
genießen.
Ich könnte mir vorstellen, dass
Bewohner die im Bereich der Einflugschneisen des Flughafens im
Großraum Frankfurt wohnen, den Fluglärm gerne gegen das Gezeter der
K;rähen eintauschen würden. Zu Demonstrationen wird es wohl wegen
der „Krähenplage“ in Landau nicht kommen. Man benötigt auch
kein Expertenforum wenn man sich mit dem Verhalten dieser Vögel
beschäftigt, denn dies ist ganz natürlich.
Diese Vögel haben das gleiche Recht
auf unsere Mitwelt wie alle andere Wesen auch.
Die wenigsten regen sich darüber auf,
dass jährlich tausende von Rehen, Hasen und Igeln tot gefahren
werden, warum also die Aufregung wegen ein paar lärmender Krähen?
Andere Städte kennen genau denselben Zustand und haben längst ihren
Pakt mit der Ökologie geschlossen. Kinder erfreuen sich sogar an den
vielen Vögeln.
In Landau geht es wohl weniger um ein
Problem als um einen Konflikt mit der störenden Vogelwelt.
Es wäre doch mehr als traurig, wenn
ausgerechnet Menschen, die schließlich als vernunftbegabte Wesen
gelten, dieses letztendlich von ihnen selbst geschaffene Problem
(Ausrottung der natürlichen Feinde der Saatkrähe) nicht lösen
könnten.
hukwa