Samstag, 5. November 2016

Leserbrief: Landauer klagen über Saatkrähen – Invasion.

Die Rheinpfalz vom 4.11.2016.

Das man sich über Lärm und Dreck der wohl in allen Städten vorherrscht aufregt kann ich verstehen. Das man sich allerdings über den Lärm und Dreck von Saatkrähen aufregt ist für mich unbegreiflich. Was man hier als Lärm bezeichnet ist doch nur eine Stimme der Natur. Autos machen weitaus mehr Lärm und stoßen dabei noch ungesunde Abgase aus. Hoffen möchte ich, dass die EU den Schutzstatus für Krähen nicht aufhebt.
Nebenbei sollte man auch bedenken, dass es sich bei dieser Tiergattung um besonders hochentwickelte Singvögel mit großem Lernvermögen handelt. Man muss nicht immer gleich auf das Schießgewehr hoffen, wenn sich eine Population etwas stärker entwickelt. Wenn die Bestände der Habichte sich etwas erholen könnten, würden diese Raubvögel auf „Krähenjagd“ gehen und das Eingreifen des Menschen überflüssig machen. Doch diese Raubvogelart haben wir bereits vor Jahrzehnten fast vernichtet, weil die Population den Brieftaubenzüchtern zu groß wurde.
Wahrscheinlich sind bei den Krähenbeständen von Landau bereits sogenannte „Herbstkrähen“ dabei. Im Herbst und Winter nämlich ziehen Saatkrähen, zusammen mit den kleineren Dohlen, zu Zehntausenden aus dem Osten nach Mitteleuropa und verstreuen sich hier. Diese Vielzahl an Krähen von denen auch ein Teil in die Städte fliegt und dort in Parks und Anlagen nach Futter sucht, täuschen dann einen größeren Bestand vor, der aber nur in den Wintermonaten vorhanden ist.
Ab Frühjahr also wird es dann auch für die Landauer wieder ruhiger und jene die sich vom Lärm der Krähen belästigt fühlen können dann wieder ganz konzentriert die städtische Geräuschkulisse
genießen.
Ich könnte mir vorstellen, dass Bewohner die im Bereich der Einflugschneisen des Flughafens im Großraum Frankfurt wohnen, den Fluglärm gerne gegen das Gezeter der K;rähen eintauschen würden. Zu Demonstrationen wird es wohl wegen der „Krähenplage“ in Landau nicht kommen. Man benötigt auch kein Expertenforum wenn man sich mit dem Verhalten dieser Vögel beschäftigt, denn dies ist ganz natürlich.
Diese Vögel haben das gleiche Recht auf unsere Mitwelt wie alle andere Wesen auch.
Die wenigsten regen sich darüber auf, dass jährlich tausende von Rehen, Hasen und Igeln tot gefahren werden, warum also die Aufregung wegen ein paar lärmender Krähen? Andere Städte kennen genau denselben Zustand und haben längst ihren Pakt mit der Ökologie geschlossen. Kinder erfreuen sich sogar an den vielen Vögeln.
In Landau geht es wohl weniger um ein Problem als um einen Konflikt mit der störenden Vogelwelt.
Es wäre doch mehr als traurig, wenn ausgerechnet Menschen, die schließlich als vernunftbegabte Wesen gelten, dieses letztendlich von ihnen selbst geschaffene Problem (Ausrottung der natürlichen Feinde der Saatkrähe) nicht lösen könnten. 
hukwa