Das
Gebiet um den heutigen Luftkurort Trippstadt gehörte im frühen
Mittelalter zu den ausgedehnten Forsten der Vogesen, die von der
Mosel bis ins Südelsass reichten. Dazu gehörten der Hunsrück,
Saarland, Westrich und die jetzigen Vogesen. Dieses große Waldgebiet
nannten die Kelten „Wassichin“,
was in etwa Auerochsengebirge bedeutet. Die Römer prägten dafür
den Namen „Vosagus“,
nach einer alten Naturgottheit und im Nibelungenlied finden wir das
Gebirge unter dem Namen „Wasgenwald“.
„Silva
regis“ - Wald des
Königs – nannte Gregor
von Tours, der um 594
gestorbene Geschichtsschreiber, die Vogesen. Es betont das Recht des
fränk-ischen Königs an allem herrenlosen Land und Gut und geht
somit noch auf die Banngewalt des Königs und das römisch –
gallische Provinzialrecht zurück.
Im
fränkischen Siedlungsraum galt zumindest der siedlungsnahe und
begehbare Wald als Gemeinschaftseigentum der Dorfgenossen. Die alten
pfälzischen „Haingeraiden“
haben hier ihre Wurzeln. Als die Franken sich in unserem Gebiet
ansiedelten, haben sie nach altgermanischem Recht und Brauch die
Feld- und Waldmark den Sippen und Familien zur Verteilung zugewiesen.
Was bedeutet, dass Wald und Weide zum Allgemeinbesitz bestimmt war.
Im
Hochmittelalter verhängten dann die Könige den sogenannten
„Forstbann“
d. h. sie entzogen diese Wälder der allgemeinen freien Nutzung,
erklärten sie zu königlichen Besitzungen und gaben der Bevölkerung
nur noch kleinste Nutzungsrechte wie Waldweide, Pottaschherstellung,
Eichelmast, Leseholz ect.
Wie
die „Haingeraiden“
haben auch die traditionellen Waldgrenzumgänge ihre Wurzeln in
mittelalterlichen Zeiten.
Diese
Grenzumgänge wurden in der Regel alle sieben, an manchen Orten alle
zehn Jahre durchgeführt. Durch diese Begehungen sollten die Grenzen
im Gedächtnis der Bewohner, vor allem der Jüngeren haften bleiben.
Daraus entwickelte sich der auch noch heute ausgeübte Volksbrauch
bei dem Bürgermeister, Gemeinde- oder Stadtrat, die Bürgerschaft
und vor allem die Jugend von Grenzstein zu Grenzstein der jeweiligen
Gemarkung zogen um sich den Grenzverlauf einzuprägen. An
herausragenden und wichtigen Grenzsteinen wurde die Jugend
„gepritscht“,
was heißt, dass sie dabei über den Grenzstein gelegt wurden und vom
Pritschenmeister leichte Schläge auf den Hosenboden bekamen. Der
Pritschenmeister lief mit dem Bürgermeister in der ersten Reihe und
hatte die „Pritsche“,
einen in sieben dünne Blätter geschnittenen Buchenzweig umhängen.
Die
Zahl Sieben spielte in sofern eine wichtige Rolle, weil die
Grenzsteine von den sogenannten „Siebengeschworenen“
gesetzt wurden, die sozusagen die „Vorfahren“ der späteren
Feldgeschworenen waren. Ihnen oblag die Verantwortung für die
Grenzsteine.
Das
Wort „Grenzstein“ ist noch gar nicht so alt und leitet sich von
Bann und Mark her. Die Urform des Wortes „verbannen“ bedeutet
nichts anderes, als jemand aus einem bestimmten Machtbereich
auszuweisen. Auch das Wort „markieren“ hat seine Urbedeutung in
den alten Grenzsteinen. Auf jedem Grenzstein befinden sich spezielle
Zeichen – Ortszeichen, Wappen, Jahreszahl, laufende Nummern. Auf
der Kopfseite mancher Grenzsteine befindet sich eine gekerbte Rille,
die den weiteren Grenzverlauf angibt, dies ist die sogenannte
„Weisung“.
Ändert eine Grenze ihre Richtung, dann setzt man die sogenannten
Haupt- oder Ecksteine. Die dazwischen stehenden Steine nennt man
„Läufer“.
Bei den Römern war es Brauch, beim Setzen eines Grenzsteines die
Münze ihres regierenden Kaisers unter den Stein zu legen. Die
„Siebengeschworenen“
übernahmen sozusagen diese „römische Methode“ und legten
seltsame Steine, Eisenteile, Glas ect. unter die Grenzsteine.
Dies
blieb ein Geheimnis unter den Siebengeschworenen, das nur an ihre
Nachfolger weitergegeben wurde. Und so war es nicht verwunderlich,
dass ein Feldgeschworener des 20. Jahrhunderts wusste, was unter
einem Grenzstein lag der im 17. Jahrhundert gesetzt wurde.
Der
Wald in unserer Umgebung ist durch und durch kulturgeschichtlicher
Boden. In der Verbindung mit der Stadt Kaiserslautern hat diese
Landschaft an der Reichsgeschichte als fränkischer Königshof und an
der westöstlichen Magistrale von Lothringen an den Rhein Anteil
genommen, als Rodungsinsel und Verwaltungsmittelpunkt des in der
Merowingerzeit geforsteten Wasgau. Zweifelsohne kann man die Wälder
in der hier besprochenen Landschaft als „Sanssouci“
Barbarossas bezeichnen. Wenn auch der Kaiser seine Burg hier
vielleicht nie gesehen hat, so gibt es genügend urkundliche
Zeugnisse für den Aufenthalt der Mächtigen in Lautern und im
umliegenden Forst. Zwischen Mai 1158 und August 1310 liegen 27
urkundlich einwandfrei bezeugte Aufenthalte römischer Könige und
deutscher Kaiser in Lautern vor.
Wenn
die Staufer von der Kaiserpfalz in Lautern zum Trifels und zur
nächsten Pfalz, die sich in Hagenau befand ritten, war ihr Weg immer
der gleiche und führte zum Teil auch durch die Trippstadter
Gemarkung.
Von
Lautern über den Hirschsprung nach Johanniskreuz zum Eschkopf, dort
bogen sie zum Taubensuhl ab und ritten hinunter nach Eußerthal, wo
sie im Zisterzienser-Hauskloster ihrer Reichsfeste Trifels
einkehrten. Barbarossa dürfte auf dieser Reise gewiss auch eine
kurze Rast in seinem geliebten Jagdhaus, am Jagdhausweiher in der
Nähe des Aschbacherhofes gemacht haben.
Wo
viele Klöster und Burgen standen, musste es auch viele Grenzbäume
und später Grenzsteine, geben. Dort wo die natürlichen
Gegebenheiten fehlten, um einen Grenzverlauf zu markieren, benutzte
man sogenannte „Lochbäume“.
In den alten Grenzbeschreibungen des 15. und 16. Jahrhunderts fallen
immer wieder solche Lochbäume auf. Das alte Weißtumb von der
Frankenweide bei Johanniskreuz, aus dem Jahre 1533 beschreibt solche
Lochbäume: „... von
demselben Stein... bis zum Krodenborn, da steht ein Lochbaum an der
alten Strasse nach bis in alte Gefälle, da steht ein Lochstein“.
Wir
wissen aus der „Beforschung“
von Velmann, dass im Jahre 1600 in Johanniskreuz zwei Steine und
dreizehn Lochbäume standen. Auch am bereits erwähnten
Jagdhausweiher stand ein solcher Lochbaum. Velmann schreibt: „Vom
Jagdhauser Kopf hinab zum 3. Stein in dem Rombacher Thal, ist ein
liegender Fels bei der krummen Buche, oberhalb da des Kaisers
Jagdhaus gelegen, über das Thal hinüber und die Halde hinauf zum
Dansenberg“.
Grenzsteine
gehören zu unseren Kleindenkmälern die in der heutigen Zeit eines
besonderen Schutzes bedürfen. Und es sollte ständig und in jedem
geeigneten Zusammenhang, wie z. B. bei Grenzumgängen, auf ihre
Schutzwürdigkeit hingewiesen werden.
Lit.
Hinweise:
Hans
Wagner: Von Lochbäumen, Bannsteinen und Siebengeschworenen;
Heimatjahrbuch des Landkreises Kl; 2015
Hans
Wagner: Die pfälzischen Haingeraiden.
Walter
Eitelmann: Rittersteine im Pfälzerwald.
Erich
Bauer: Kleine Chronik von Wald und Schloss Trippstadt im Pfälzerwald.
Hans
Wagner: Geschichtliches und Sagenhaftes aus dem Trippstadter Wald.
Wilhelm
Albert: Wald, Forstwirtschaft im Wandel der Zeit.
Ernst
Bilfinger: Johanniskreuz eine Pfälzerwaldgeschichte.
Theodor
Zink: Des Kaisers Jagdhaus beim Jagdhausweiher.
Fotos © Ute Knieriemen-Wagner |