Es war während der Zeit des
Oktobervollmondes. Der Wald trug schon sein buntes Herbstkleid. Am
Abend machten wir uns auf den Weg hoch zum Berg. Anfangs benötigten
wir noch Taschenlampen aber nach etwa einer Viertelstunde ging
plötzlich hinter der mächtigen, alten Douglasie der Vollmond auf.
Nun schien der Wald wie verzaubert. Wir spürten sehr deutlich dass
wir in eine andere Bewusstseinsstufe hineinliefen. Aus der Ferne rief
der Waldkauz und bei der alten Schutzhütte angekommen, beobachteten
wir eine Zeitlang die Fledermäuse die hier durch die Nacht
schwirrten. Bis auf wenige Naturgeräusche war es sehr still im Wald.
Gespenstisch still.
Beim Scharderkopf angekommen bestiegen
wir die Felsgruppe und nahmen auf dem Plateau unsere Plätze ein. In
dieser wunderschönen Vollmondnacht war die Aura dieses Platzes noch
mystischer als es schon am Tage hier ist. Überall standen mächtige
buchen und Eichenbäume und durch ihr entlaubtes Geäst wanderte der
unruhige Mond. Es war windstill und man roch überall den Herbst,
sein welkes Laub, das Moos und die feuchte Erde.
Nach einiger Zeit der Meditation
bereitete ich die Seance vor.
Ich streute das Tabakopfer aus, zündete
das Rauchwerk an und stellte vier brennende Fackeln auf.
In einer Kupferschale brannte ich mit
harzigen Kiefernholz ein kleines Lagerfeuer. Dann holte ich die
Trommel hervor, begann sie zu schlagen und nach einiger Zeit die
schamanistischen Anrufungen zu singen.
Anfangs war es sehr still nur meine
Stimme hallte leise durch den Wald. Irgendwann ertönte der Ruf des
Waldkauz der anscheinend immer näher kam. Es dauerte nicht lange
dann hörten wir alle das er direkt auf einem der Bäume neben den
Felsen saß. Sein Ruf schien nun mit dem Gesang mithalten zu wollen.
Nach einiger Zeit brach sein Ruf abrupt ab, ich hörte sofort mit dem
Singen auf. Innerhalb weniger Sekunden kam nun Wind auf. Eine
unbekannte, ja unwirkliche Stimmung hatte mit einem mal die Umgebung
erfasst. Ich spürte die Innere Unruhe meiner Begleiter, mir waren ja
solche Situationen recht gut bekannt, dennoch, einer gewissen
unheimlichen Stimmung die sich nun ausbreitete konnte ich mich auch
nicht ganz erwehren.
Der Wind wurde langsam aber stetig
stärker, wirbelte das Herbstlaub vom Boden auf und plötzlich hörte
man das knacken von Ästen. So schnell wie er aufgestiegen war legte
sich der Wind wieder nur das Geräusch von brechenden Ästen blieb.
Es kam immer näher, bis an den Fuß des großen Felsens auf dem wir
saßen, dort verstummte es. Uns war klar, wir waren nicht mehr
alleine, unter uns war etwas, und zwar etwas Unheimliches,
beängstigendes. Meine Begleiter wurden immer unruhiger und
ängstlicher, mir war klar das es nicht mehr lange dauern könnte und
sie würden in Panik ausbrechen. Ich deutete ihnen im Fackellicht mit
Handzeichen an, dass sie sich vollkommen ruhig verhalten sollten.
Dann stand ich auf holte die Opfergaben hervor und legte sie an den
entsprechenden Platz auf dem Felsen und begann leise zu singen. Jetzt
hörte man wieder das knacken von dürrem Astholz, es hörte sich an
wie Schritte die sich langsam entfernten. Ich hörte auf mit dem
singen, machte den Anderen durch Handzeichen klar dass sie auf keinen
Fall sprechen sollten. Wir reinigten den Platz aufs sorgfältigste,
ich achtete darauf das nichts zurückblieb außer den Opfergaben,
dann traten wir schweigend den Rückweg an.
Als wir weit genug vom Berg entfernt
waren sagte ich das wir nun wieder reden können. Mir schien es das
dies für alle eine große Erleichterung war, so als würde durch das
Reden ein geheimnisvoller Bann gebrochen.
Keiner aber sagte auch nur ein Wort
über das seltsame, unheimliche Erlebnis.
hukwa