Dienstag, 28. Oktober 2014

Von Feldbäumen, Feldwegen und Feldzäunen - Die Trippstadter Feldmark ein altes Kulturgut mit ökologischer Vielfalt

 
Alter Birnbaum am Weg zu den zwei Steinen - Foto Copyrights Ute Knieriemen-Wagner

Trippstadt verfügt über eine große Anzahl von sehr alten und wunderschönen Flurbäumen. Darunter einige Eichen die weit über 250 Jahre alt sein dürften.
Der Wanderer wird die wenigsten davon zu sehen bekommen, da sie oft mitten im Feld- und Weidegebiet stehen und daher meist von Weidezäunen umgeben sind. Auch führt nicht immer ein Weg zu ihnen. Durch radikale Flurveränderungen in den letzten Jahrzehnten sind vielerorts Feld- und Flurbäume abgeholzt und leider nicht mehr nachgepflanzt worden. Dass wir in Trippstadt noch eine gute Anzahl solch alter Bäume haben, sollte unbedingt hervorgehoben werden.
Flur und Feldbäume prägen ein Landschaftsbild, sie geben der Landschaft eine Struktur und somit ein unverwechselbares Aussehen. Sie haben eine wichtige ökologische Aufgabe sowie eine ästhetische und raumbildende Wirkung für die Erholungslandschaft.
In unserer Kultur sind Bäume von jeher Symbole der Geborgenheit und des Schutzes. Sie erfüllen unser Bedürfnis nach Schönheit im Landschaftsbild und wenn sie irgendwann verschwinden, ist dies ein ästhetischer und kultureller Verlust. Über ihren Zweck als Kulturbaum hinaus ist der Erhalt solcher Bäume auch praxisorientierter Naturschutz.
Im Verbund mit alten Feldgehölzen, Feldwegen, Ackerrainen und Weidezäunen aus Holz, sind Feld- und Flurbäume ein wichtiger Teil ökologischer und tiefen-ökologischer Vernetzung.
Feldgehölze bedeuten für das Wild Deckung und für ungezählte Kleintierarten Lebensraum. Rehe dienen sie als Rückzugsort, Füchse können dort ihren Bau anlegen, für eine große Anzahl von Vögeln sind sie Nist- und Überlebensraum. Sie bilden das ökologische Netzwerk des Artenreichtums der Feldflur.
Zu diesem Netzwerk zählen auch die erwähnten Wege, Ackerraine und Weidezäune, Gräben und Feldgewässer.
Die alten hölzernen Weidepfosten dienen dem Steinkauz in der Abenddämmerung als Ansitz für seine Jagd. Auch der Mäusebussard ist Nutznießer dieser althergebrachten Zaunpfähle. Daneben dienen sie einer Vielzahl von Insekten als Lebensraum. Vor allem, wenn schon der „Zahn der Zeit“ an den Pfosten genagt hat. So nutzen Wildbienen das alte, noch nicht von giftigen chemischen Schutzstoffen gebeizte Holz, um ihre Niströhren hineinzugraben. Andere, wie die kleinen Feldwespen und Hornissen, schaben Holzteilchen heraus, um daraus ihre Waben zu bauen. Rotkehlchen, Bach-stelze und Ammern, benutzen die Zäune als Sitzwarten und schmettern im Frühling ihre jubilierenden Gesänge durch die Feldmark.

Aber auch die wenigen, bisher noch nicht asphaltierten Feldwege müssen als Biotope erwähnt werden, kommt ihnen doch eine ökologische und kulturelle Bedeutung zu, die der Allgemeinheit oftmals nicht bekannt ist.
Vielen Vogelarten dienen diese Wege als „Staubbad“. Schwalben suchen in den Wegpfützen den Schlamm, den sie zum Nestbau benötigen. An den Wegrändern finden sich immer wieder kleine Ameisenhaufen, die für den Grünspecht, unseren „Erdspecht“ sehr wichtig sind.
Auch Sandläufer, Sandbienen und Sandwespen, benötigen die alten Feldwege zum Überleben, daneben auch eine Vielzahl von Eidechsen die diese als Überlebensraum erobert haben.
Eine vom Frühling bis in den Spätherbst hinein blühende Pflanzenvielfalt findet sich bei den alten Flur – und Feldwegen, diese wiederum zieht natürlich seltene Schmetterlings – und Insektenarten an.

Leider wurden landesweit schon viel zu viele dieser alten Wege in geteerte „Fließbänder“ verwandelt ohne zu bedenken, dass sie genau wie die Feldbäume ein altes Stück Kulturgut sind.
Für den Erholungssuchenden bieten die alten Feldwege die Möglichkeit, das Gefühl des Laufens auf Asphalt für einige Zeit zu vergessen, das uns ein natürliches Gehen immer schwieriger macht. So lädt der Feldweg dazu ein, uns in der „Magie des Gehens“ zu üben.
Es gibt viele Gründe die für die Erhaltung unserer alten Flurbäume, Feldraine und romantischen Feldzäune sprechen. Neben den landschaftsästhetischen, den kulturellen und ökologischen Gründen sind es vor allem psychologische und gesundheitliche Gründe, die durch nachhaltigkeitsstrategische Argumente ergänzt werden.
hukwa