Sonntag, 21. Juli 2013

Über das Leben der Dachse

Er ist ein scheuer Bewohner unserer Wälder und Feldwiesen, doch in der Dämmerung kann es möglich sein, dass er uns über den Weg läuft. Gemeint ist Meister Grimbart, der Dachs!

Der Dachs geht auf die Weide“ so nennen es Naturkundler, wenn Meister Grimbart zur Nahrungssuche aufbricht. Beim Verlassen seines Baues lässt er stets größte Vorsicht walten. Er schiebt sich aus der Röhre, dem Erdgang, wittert und verschwindet wieder. Das wiederholt er einige Male und bevor er endgültig aufbricht „löst“ er sich, d.h. er setzt in einer Grube abseits des Baues Urin und Kot ab. An diesen „Dachsabtritten“, spitz nach unten zulaufenden Löchern die nicht immer zugescharrt werden, erkennt man, dass der Dachs in dem betreffenden Waldgebiet zuhause ist. In diesen Gruben vergräbt er auch seine Abfälle und sorgt so in seinem Bau für peinliche Ordnung und Sauberkeit.
Auf seinen Ausflügen in die Dämmerung und Nacht folgt der Dachs bestimmten Wechseln, wie man seine Wege nennt. Sein Revier dehnt sich bis zu zwei Kilometer um den Bau aus. Obwohl er in der Lage ist, schneller als ein Mensch zu laufen, trottet und watschelt er in der Regel gemächlich dahin. Dieser gemütliche „Dachsgang“ ermöglicht es ihm, unterwegs alles auf seine Fressbarkeit zu untersuchen. Wenn er so „auf die Weide geht“, findet er sehr schnell Nahrung.
Meister Grimbarts Speisekarte ist außerordentlich vielseitig! Beeren, Eicheln, Bucheckern, Wurzeln, Fallobst, Pilze, reifendes Getreide, Rüben und vieles mehr. An Kleintieren frisst er alles was ihm begegnet, vor allem sind es Regenwürmer, die zu seiner Leibspeise zählen. Aber auch Schnecken, Frösche, Mistkäfer und andere Kerbtiere. Man hat sogar schon beobachtet, dass Dachse sich an Laubbäumen die „Schwarte“ reiben um auf diese Weise Maikäfer herunter zu schütteln. Gerne ist der Dachs auch auf Mäusejagd. Diese scharrt er mit seinen kräftigen Pranken in kürzester Zeit aus ihren Erdgängen.

Generationen von Tierbeobachtern hielten ihn für einen extremen Einzelgänger, weil man selten mehrere dieser Tiere zusammen antrifft.
Doch in der Zeit des ausgehenden Winters und bis zum Vorfrühling leben die alten Dachse oft zu mehreren in einem Bau. Und über das Jahr soll es üblich sein, dass sich die Tiere in Ihren Bauen gegenseitig besuchen bevor sie zur Futtersuche aufbrechen und manchmal übernachten sie sogar bei ihrem Gastgeber.

Durch solche Beobachtungen wurde wohl auch Kenneth Grahame, der Autor der wundervollen Kindergeschichten „Der Wind in den Weiden“ inspiriert. Wer kennt sie nicht, die Geschichten um Dachs, Maulwurf, Herr Kröte und Ratte, die nicht nur Kinderseelen berühren!

Seine Streifzüge unternimmt der Dachs aber gerne alleine und wenn man die Tiere zu zweit antrifft, handelt es sich dabei meist um ein Paar. Der Rüde, wie der männliche Dachs genannt wird, ist etwas kräftiger gebaut und sein Kopf breiter. Früher nahm man an, dass Rüde und Fähe, wie das weibliche Tier genannt wird, nur in der Paarungszeit zusammentreffen. Ansonsten aber das Jahr über einzeln leben. Der Engländer Ernest Neal, der Dachse jahrelang beobachtet hat vertritt die These, dass Dachse sogar eine Dauerehe führen.
Die Paarungszeit der Dachse auch Ranzzeit genannt, ist im Juli-August. Dann lassen sie manchmal einen durchdringenden Schrei hören, der einem menschlichen Angstschrei ähnelt. Dieser wird von den Tieren ausgestoßen die noch keinen Partner gefunden haben und so auf sich aufmerksam machen.

In lauen Trippstadter Sommernächten kann man diesen ungewöhnlichen Schrei manchmal hören. Meist kommt er von unten aus dem Tal wo an den bewaldeten Hängen einige Dachsgenerationen ihre Burgen bewohnen. Glücklich kann sich schätzen wer einmal in der Dämmerung dort eine Begegnung mit einem dieser wundervollen Tiere hat.
hukwa