Er ist
ein scheuer Bewohner unserer Wälder und Feldwiesen, doch in der
Dämmerung kann es möglich sein, dass er uns über den Weg läuft.
Gemeint ist Meister Grimbart, der Dachs!
„Der
Dachs geht auf die Weide“ so nennen es Naturkundler, wenn
Meister Grimbart zur Nahrungssuche aufbricht. Beim Verlassen
seines Baues lässt er stets größte Vorsicht walten. Er schiebt
sich aus der Röhre, dem Erdgang, wittert und verschwindet
wieder. Das wiederholt er einige Male und bevor er endgültig
aufbricht „löst“ er sich, d.h. er setzt in einer Grube
abseits des Baues Urin und Kot ab. An diesen „Dachsabtritten“,
spitz nach unten zulaufenden Löchern die nicht immer zugescharrt
werden, erkennt man, dass der Dachs in dem betreffenden Waldgebiet
zuhause ist. In diesen Gruben vergräbt er auch seine Abfälle und
sorgt so in seinem Bau für peinliche Ordnung und Sauberkeit.
Auf
seinen Ausflügen in die Dämmerung und Nacht folgt der Dachs
bestimmten Wechseln, wie man seine Wege nennt. Sein Revier
dehnt sich bis zu zwei Kilometer um den Bau aus. Obwohl er in der
Lage ist, schneller als ein Mensch zu laufen, trottet und watschelt
er in der Regel gemächlich dahin. Dieser gemütliche „Dachsgang“
ermöglicht es ihm, unterwegs alles auf seine Fressbarkeit zu
untersuchen. Wenn er so „auf die Weide geht“, findet er
sehr schnell Nahrung.
Meister
Grimbarts Speisekarte ist außerordentlich vielseitig! Beeren,
Eicheln, Bucheckern, Wurzeln, Fallobst, Pilze, reifendes Getreide,
Rüben und vieles mehr. An Kleintieren frisst er alles was ihm
begegnet, vor allem sind es Regenwürmer, die zu seiner Leibspeise
zählen. Aber auch Schnecken, Frösche, Mistkäfer und andere
Kerbtiere. Man hat sogar schon beobachtet, dass Dachse sich an
Laubbäumen die „Schwarte“ reiben um auf diese Weise
Maikäfer herunter zu schütteln. Gerne ist der Dachs auch auf
Mäusejagd. Diese scharrt er mit seinen kräftigen Pranken in
kürzester Zeit aus ihren Erdgängen.
Generationen
von Tierbeobachtern hielten ihn für einen extremen Einzelgänger,
weil man selten mehrere dieser Tiere zusammen antrifft.
Doch
in der Zeit des ausgehenden Winters und bis zum Vorfrühling leben
die alten Dachse oft zu mehreren in einem Bau. Und über das Jahr
soll es üblich sein, dass sich die Tiere in Ihren Bauen gegenseitig
besuchen bevor sie zur Futtersuche aufbrechen und manchmal
übernachten sie sogar bei ihrem Gastgeber.
Durch
solche Beobachtungen wurde wohl auch Kenneth Grahame, der Autor der
wundervollen Kindergeschichten „Der Wind in den Weiden“
inspiriert. Wer kennt sie nicht, die Geschichten um Dachs, Maulwurf,
Herr Kröte und Ratte, die nicht nur Kinderseelen berühren!
Seine
Streifzüge unternimmt der Dachs aber gerne alleine und wenn man die
Tiere zu zweit antrifft, handelt es sich dabei meist um ein Paar. Der
Rüde, wie der männliche Dachs genannt wird, ist etwas
kräftiger gebaut und sein Kopf breiter. Früher nahm man an, dass
Rüde und Fähe, wie das weibliche Tier genannt wird,
nur in der Paarungszeit zusammentreffen. Ansonsten aber das Jahr über
einzeln leben. Der Engländer Ernest Neal, der Dachse jahrelang
beobachtet hat vertritt die These, dass Dachse sogar eine Dauerehe
führen.
Die
Paarungszeit der Dachse auch Ranzzeit genannt, ist im Juli-August.
Dann lassen sie manchmal einen durchdringenden Schrei hören, der
einem menschlichen Angstschrei ähnelt. Dieser wird von den Tieren
ausgestoßen die noch keinen Partner gefunden haben und so auf sich
aufmerksam machen.
In
lauen Trippstadter Sommernächten kann man diesen ungewöhnlichen
Schrei manchmal hören. Meist kommt er von unten aus dem Tal wo an
den bewaldeten Hängen einige Dachsgenerationen ihre Burgen bewohnen.
Glücklich kann sich schätzen wer einmal in der Dämmerung dort
eine Begegnung mit einem dieser wundervollen Tiere hat.
hukwa