Sonntag, 1. August 2010

Die Köhlerei in Trippstadt und Umgebung

Der Köhler

Ach wer hätte das gedacht,

dass man aus Holz noch Kohle macht.

Schon dreitausend Jahr

und noch viel länger

gibt es die braven Männer,

die aus Eichen und aus Buchen

viele solche Meiler schufen.

Die schwarze Kohl’ aus Labung-

bei Bauchweh und auch Darmversagung.

Auch zum Glockenguss und Pulver machen

benötigt man die schwarzen Sachen.

So ist es schad um diese Zunft

denn „Köhlern“ – dies ist eine Kunst.

Altes Köhlergedicht, Verfasser unbekannt

Das Köhlerleben war in alten Zeiten ein hartes und entbehrungsreiches Dasein. Tief in den Wäldern errichtete der Köhler seinen Meiler. Diese Kohlenmeiler fand man damals in großer Zahl da Holzkohle früher dringend gebraucht wurde: für die Schmelzöfen des Erzes, die Schmiedewerkstätten, zur Färberei, in Chemie und Heilkunde und zur Herstellung von Schießpulver, auch die Großmutter heizte ihr Bügeleisen mit Holzkohle.

Der Köhler begann seine Arbeit damit, dass er eine kreisrunde Stelle ebnete und Erde ring am Rande des Kreises zu einem kleinen Wall aufschüttete. Genau in der Mitte baute er nun aus Buchenstangen den Kamin, also die Feuerstelle auch Quandel genannt, in dem später der Meiler angezündet wurde. Nun setzte er Holz um diesen Quandel. Alle diese Hölzer hatten einen Meter Länge und wurden ganz eng aneinander gesetzt. Zuerst senkrecht und später etwa gegen die Mitte zu geneigt, dann folgte eine zweite Schicht Holz. Der Köhler achtete darauf, dass der Meiler nicht „spitz“ also Kegelförmig wurde, sondern oben oval blieb. Ein altes Köhlersprichwort sagt: „ Auf einem Meiler muss man tanzen können!“

Zwischen 15 und 25 Ster Holz wurden im Meiler gebrannt. Nun musste das Holz mit einer feuerfesten Decke ringsum verschlossen werden. Dabei stach der Köhler mit der Schaufel aus dem Waldboden breite, aber nicht zu dicke Rasenstücke aus und setzte sie unten gegen das Holz des Meilers. Der obere Teil des Meilers wurde mit Erde aus dem alten Meiler geschlossen. Das Erddach war somit fertig, es musste den Zutritt der Luft verhindern.

Erst nach vielen Tagen fleißiger Arbeit konnte der Kohlenmeiler angezündet werden. Natürlich wurde dies nicht mit einer offenen Flamme gemacht. Von oben schüttete der Köhler in den Kamin des Meilers fast bis zur Hälfte kalte Holzkohle. Darauf kam glühende Holzkohle und darauf wiederum bis zum Ende kalte Holzkohle. Der Kamin wurde geschlossen. Langsam fing die Holzkohle an zu schwelen und griff nun auch auf das Holz über, ganz langsam zur Außenseite des Meilers und von oben nach unten.

Damit das Feuer trotz des völligen Luftabschlusses nicht auslöschen konnte, machte man ringsherum kleine Löcher in das Erddach. Durch sie konnte das Feuer langsam schwelen und kam durch die geringe Luftzufuhr nicht zum brennen. Da solch ein Meiler je nach Größe fünf bis acht Tage brannte, musste der Köhler die ganze Zeit über dort am Meiler verbleiben. Eine einfache Laub- und Mooshütte war dann seine Behausung.


In der Broschüre „Natur und Kultur“ schreibt Helmut Seebach über das Köhlerhandwerk: „Ihre weltabgeschiedenen Arbeitsstätten machten sie zu scheuen und verschlossenen Menschen, die jedem misstrauten, nicht selten ledigen Standes blieben und immer darauf gefasst waren, sich gegen wilde Tiere und das umherstreunende Gesindel zu wehren, das aus ihren Hütten stahl während sie Tag und Nacht bei ihren Meilern wachen mussten.“ Die fertige Holzkohle verwahrten sie in trockenen Erdgruben die mit dürrem Reisig ausgelegt und mit Rinde abgedeckt waren. Ihr Geld trugen sie bei sich, oder vergruben es im Wald. Durch den jahrelangen Aufenthalt in den Wäldern verwilderten sie, ließen Haar und Bart wachsen und wuschen nur selten den Ruß von der Haut.

All diese Umstände waren der Boden für viele Geistergeschichten und Goldschatzsagen, die um die Kohlebrenner entstanden.“

Um die Versorgung seiner Hütten und Eisenwerke im Moosalbtal zu sichern, erwarb Freiherr von Gienanth 1833 den Trippstadter Wald. Brauchte er doch 70 Festmeter Holz um eine Tonne Eisen zu erzeugen. Zeitweise arbeiteten für die Hütten im Moosalbtal bis zu 100 Köhler. Im Jahrbuch zur Geschichte von Stadt und Landkreis Kaiserslautern Band 18/19 schrieb W. Frenzel: „ Zur Erhaltung unserer Wälder war es eine glückliche Fügung, dass bald die Verhüttung von Eisenerz mit Steinkohlekoks im Saarland in schnell wachsendem Umfang aufgenommen wurde.....“

Gienanth, der im 18. und 19. Jahrhundert mehrere Eisenwerke in der Pfalz betrieb, kaufte regelmäßig große Mengen Kohlholz im Lauterer Stadt- und Reichswald. Auf den „Hütten“, der ältesten Stadtrandsiedlung von Kaiserslautern, ließ Gienanth nach Erz graben.

1796 wird darüber Klage geführt, dass der Hüttenherr Gienanth von Winnweiler im Kaiserslauterer Stiftswald Kohlenmeiler errichtet habe. Die Stadt Kaiserslautern fühlte sich hierdurch in ihrem Holzbezug beeinträchtigt. Man beschwerte sich deshalb beim Oberamt und sagte dabei, dass nach einer kurpfälzischen Anordnung einem „Ausländer“ der Holzkauf in der Kurpfalz verboten sei. Die Stadtrandsiedlung Erzhütten/Wiesenthalerhof wurde im 18. Jahrhundert auch „Gienanthhausen“ genannt. Neben Erzgräbern beschäftigte Gienanth in dieser Siedlung auch mehrere Köhler. Die gewonnenen Holzkohle wurde mit dem gereinigten Erz im Lautertal auf Ochsenkarren und Eselsrücken verladen und später nach der „Schmelz“ im Karlstal und über die Eselsfürth (bei Kaiserslautern) in die Gienanth’sche Schmelz nach Hochstein transportiert.

Einige Pfälzer Gemeinden erinnern mit jährlichen „Köhlerfesten“ auch heute noch an das alte Köhlerhandwerk. So Fischbach bei Hochspeyer, Erfweiler, Lembach, Petersbächel und der Ortsteil Wiesenthalerhof bei Kaiserslautern.

Das Trippstadter Kohlenbrennerfest, das jeweils zum ersten Wochenende im September stattfindet und weit über die Pfalz hinaus bekannt ist, findet nun zum 31. mal statt. Die Ausrichtung des Kohlenbrennerfestes, das in diesem Jahr am 04. und 05. September gefeiert wird, obliegt im Regelfall den Trippstadter Vereinen und örtlichen Wirten. Schon in der letzten Augustwoche herrscht eine allgemeine „Unruhe“ im Dorf. Am Meilerplatz, jener Stelle wo jedes Jahr der Kohlenmeiler qualmt, sind fleißige Helfer dabei den traditionellen Meiler zu errichten. Die Köhlerhütte wird aufgebaut und in der alten Schmiede am Eisenhüttenmuseum sind die Schmiede dabei ihre Vorbereitungen zu treffen, damit am ersten Septemberwochenende die Hämmer der „schwarzen Männer“ erklingen können. Hier zeigen dann zwei Tage lang Schmiede aus ganz Deutschland, Luxemburg und Holland ihr fachliches Können.

hukwa

Literaturhinweise:

Natur und Kultur

W. Frenzel: „Die Forstwirtschaft in der Franzosenzeit“

Ludwig Müller: „ Chronik von Erzhütten/Wiesenthalerhof“