Dienstag, 23. Juni 2009

Krähengedichte

Unter mir Lemminge - über mir Krähen
von Hans Wagner

Es ist der Morgen
nach der Frühjahrs Tag – und Nachtgleiche
ich beobachte den Tanz der Krähen
die Vögel lassen sich tragen
von dem starken Wind der über das Land fegt
Mir ist es
als Erkenne ich
die wahre Richtung ihres Fluges
immer sind sie Unterwegs
zu neuen Vogelgalaxien
Mein Blick kehrt von den Wolken zur Strasse zurück
sie ist bevölkert mit einer Horde von Lemmingen
AUCH AN DIESEM MORGEN
eilen sie zielstrebig dem ABGRUND zu
sie setzen ihre MECHANISMEN in Bewegung
in Vorfreude auf ihr sinnloses Tun
zertreten sie OBERFLÄCHLICH die Schnecke
die mühevoll versucht den Bürgersteig zu überqueren
GEFANGENER GEIST einer lächerlichen Wohnzimmerethik
SO
Leben sie
im Mysterium einer SCHEINWELT
singen eine Ode auf die ÖKONOMIE deren Sklave sie sind
die Jungen unter ihnen sind wie die Alten
OHNE geistige ELASTIZITÄT
ihre seelischen STRUKTUREN sind verkarstet
wie die alte Plumpe von Dreck und Rost überzogene Schraube
im Schmutz des Bürgersteigs
in solchen Leben gibt es KEINE GEHEIMNISSE
nur materialistische Offenbarungen
sie fahren auf den Strassen
sie wandern auf den Bürgersteigen
eine HORDE von LEMMINGEN
ROBOTISCHE ZWITTER des URBANEN – ZEITGEISTES
ich wende meinen Blick von ihnen ab
kehre zurück in meine EINSAME Höhe
zu den KRÄHEN
die ein Stück Fleisch dieser ERDE sind
in mir spüre ich die ELASTIZITÄT einer SCHLANGE
die sich geschickt dem SYSTEM entzieht.
hukwa







In der Erinnerung
von Hans Wagner

In der ERINNERUNG sind die ERFAHRUNGEN schwarze fruchtbare Felder
die darauf warten BEPFLANZT zu werden
unsere Gedanken könnten die glühende Lava sein die das EIS unserer SEELE einfriert
DENN UNSERE
HIRNRINDE
ist der ANFANG einer UNENDLICHEN GALAXIE
die das gesamte UNIVERSUM in sich trägt
wie es auch in der AMEISE ist die soeben über meine Schuhe krabbelt
Sprengen wir endlich die stählernen TÜREN der REALITÄT
wir können das gelbliche Licht auch im SCHATTEN erkennen
ich trete an diesem Morgen vor die Haustür
der SAURE REGEN streichelt sanft mein Gesicht
es ist die Zeit der MORGENDÄMMERUNG
die kahlen Wipfeln der abgestorbenen Fichten schauen STUMM auf mich herab
die Zeit der ANKLAGEN zieht vorüber
ich BEWEGE mich
durch das Unterholz von Ahorn und Esche
eine EXPLOSION erschüttert meinen gesamten INNEREN RAUM
sofort folgt ein Donnerschlag im ÜBERRAUM
Kristallklar ein Gedanke in mir
in der ERINNERUNG sind die ERFAHRUNGEN schwarze fruchtbare Felder
die darauf warten BEPFLANZT zu werden
vor meinen Füssen begräbt der Mistkäfer die Hinterlassenschaft des Fuchses
der HEUTE NACHT hier vorbeischaute
und wieder einmal BEWUNDERE ich diesen Käfer bei seiner verantwortungsvollen ARBEIT
ist sie den weniger WICHTIG als SCHROTT am Fließband herzustellen
gäbe es diesen MISTKÄFER nicht
die WELT würde in der SCHEISSE VERKOMMEN
gegenüber diesem SCARABÄUS seid ihr NICHTIG und ARMSELIG
JA SO IST ES
ihr seid so versessen darauf aus eurem LEBEN ein NICHTS zu machen
das ihr das EINFACHSTE schon lange aus den AUGEN verloren habt
DENN IN DEN ERINNERUNGEN SIND DIE ERFAHRUNGEN schwarze fruchtbare Felder die darauf warten BEPFLANZT zu werden.
hukwa
















Das INNERN meines Kopfes ist HEUTE ein HIMMEL voller STERNE
und mein HERZ
ist wie der sonnige MORGEN
dieses Sommertages
ich laufe über den Waldboden
ich laufe über den Wiesenboden
ich laufe über den Asphalt
ich laufe auf der ERDE
ich hebe ab
verliere gerade meine SCHWERKRAFT
DURCHBRECHE das MUSEUM meiner vergangenen Jahre
und die Sterne in meinem INNERN
werden zu glühenden Kohlen
und das verstaubte MOBILAR
die Bücher
die ERINNERUNGEN
gehen unter in der GLUT
bis nur die ASCHE bleibt
das Leben ist Schön Einzigartig und Geheimnisvoll
wie der Morgen dieses Sommertages
an dem ich spüre
das ich soeben meine SCHWERKRAFT verliere
ROSEN AUF BAGDAD
ROSEN AUF TEHERAN
ROSEN AUF KABUL ROSEN AUF DIE WELT
werft ROSEN auf die WELT
Aber KEINE BOMBEN
Kein Hunger mehr in Afrika
wirft Lebensmittel ab auf Afrika
ARMUT und AUSBEUTUNG
sollt ihr AUSROTTEN
ich SCHREIE es euch zu
WANN ENDLICH
durchbrechen wir
das MUSEUM
dieser längst schon vergangenen WELT
Wann endlich
öffnen wir uns dem NEUEN
Wann endlich verdammt noch mal
leben WIR ALLE
UNS SELBST.
hukwa