Montag, 28. Oktober 2019

Vom technischen Sein der Menschen - oder Philosophie als Haltung


Das Bekannte überhaupt
ist darum, weil es bekannt ist,
nicht erkannt."
Hegel




Unsere „Seinsvergessenheit“ ist das große Übel dieser zeitlichen Epoche. Die Menschen wollen nicht wahrhaben, dass sie dem Sein ausgeliefert sind, sie wissen es nicht weil sie nicht wissen was Sein ist. Sie klammern sich an Seiendes ohne im Versuch zu leben das Sein zu erkennen.
Was ist nun Sein und Seiendes? Oftmals wird es als identisch betrachtet, dann wiederum sind es zwei verschiedene Dinge.
Aristoteles schreibt: „Das Seiende wird in vielfachen Bedeutungen ausgesagt“.
Und tatsächlich scheint es, dass verschiedene Philosophen das Sein unterschiedlich auslegen.
Doch was könnte es nun sein?
Der Stift mit dem ich meine Gedanken niederschreibe ist das Seiende und das Sein ist das Verborgene das hinter dem Seienden sich befindliche, das Sein ist also noch über dem Denken.
In unserer Zeit der „Seinsvergessenheit“ hat die Menschheit anstatt des natürlichen (wirklichen) Seins ein PseudoSein angenommmen ein – technisches Sein – eine Mentalität die ganz auf dem kausal – mechanischen Denken beruht. Dieses hat sie sich übergestülpt wie einen Panzer der das wahre, natürliche Sein verdeckt. Dadurch kam es zur „Vergessenheit des natürlichen Seins“ eben zur Seinsvergessenheit.
Das „techinsche Sein“ führt die Menschen in ein künstliches Dasein. Ein Dasein das ja längst Realität geworden ist. Die Naturwissenschaften streben einen in jeder Beziehung vollkommenen künstlichen Menschen an. So dass wir sagen können, die negativen Auswirkungen der technischen Entwicklung sind für die Menschheit schlimmer als die Fortschritte die Wissenschaft und Technik uns gebracht haben.
Der amerikanische von Descartes beinflußte Philosoph Daniel Dennett, sagte einmal: „Wir müssen die Ehrfurcht vor dem Leben abbauen, wenn wir Fortschritte in der künstlichen Intelligenz machen wollen“.
Solche unmenschlichen, unhumanistischen Ansichten über das menschliche Leben haben viele Wissenschaftler heute.
Es wäre gewiß von Vorteil wenn man damit beginnen würde das negative „Ego“ (nicht das Ich) aufzugeben und sich mehr mit der Ganzheit beschäftigen würde. Die Instanz des Ego ist ja durch nichts anderes entstanden als durch eine Überidentifikation mit unseren materiellen Bedürfnissen.
Die Politik und Wirtschaft wünscht sich Menschen die in einem technischen Sein leben. Diese sind pflegeleichter und beeinflussbarer. Sie demonstrieren nicht, streiken nicht, kurzum sie denken nicht kritisch sondern konsumistisch. Sie sind zufrieden wenn sie kaufen können.
In der globalen Krisensituation der Gegenwart brauchen wir aber Menschen die das technische Sein überwinden zugunsten der Rückkehr des natürlichen Seins. Denn die Welt ist nicht rationalistisch erklärbar. Ebenso der Mensch der nun mal Mensch ist und kein „abstraktes Menschenwesen“, wie es sich Politik und Wirtschaft wünschen.
Wir sollten versuchen Philosophie als eine Möglichkeit der Bewältigung von negativer Wirklichkeit zu begreifen, mit der es gelingen kann die gegenwärtige Klimakatastrophe und andere wirtschaftliche und politische Übel unserer Zeit zu überwinden oder zumindest Alternativen zum derzeit bestehenden zu finden. Denn „Philosophie ist ihre Zeit in Gedanken erfasst“. (Hegel).
Was ist unser Zeitalter denn anderes, als eine Epoche mittelmäßiger Kompromisse und politischer Übel. In einer Zeit in der sich die Politik vor allem damit beschäftigt was praktikabel und möglichst schnell umsetzbar ist ohne sich um die ökologischen und sozialen Nebenwirkungen zu scheren, wo „praktische“ und rein wirtschaftlich orientierte PolitikerInnen unser Leben bestimmen wollen, kann Philosophie zu Haltungen führen, die menschliche Gemeinschaften in eine machbare Zukunft überleiten. 

hukwa