„Das Bekannte überhaupt
ist darum, weil es
bekannt ist,
nicht erkannt."
Hegel
Unsere „Seinsvergessenheit“
ist das große Übel dieser zeitlichen Epoche. Die Menschen wollen
nicht wahrhaben, dass sie dem Sein ausgeliefert sind, sie wissen es
nicht weil sie nicht wissen was Sein ist. Sie klammern sich an
Seiendes ohne im Versuch zu leben das Sein zu erkennen.
Was ist nun Sein und
Seiendes? Oftmals wird es als identisch betrachtet, dann wiederum
sind es zwei verschiedene Dinge.
Aristoteles schreibt: „Das
Seiende wird in vielfachen Bedeutungen ausgesagt“.
Und tatsächlich scheint es,
dass verschiedene Philosophen das Sein unterschiedlich auslegen.
Doch was könnte es nun
sein?
Der Stift mit dem ich meine
Gedanken niederschreibe ist das Seiende und das Sein ist das
Verborgene das hinter dem Seienden sich befindliche, das Sein ist
also noch über dem Denken.
In unserer Zeit der
„Seinsvergessenheit“ hat die Menschheit anstatt des natürlichen
(wirklichen) Seins ein PseudoSein angenommmen ein – technisches
Sein – eine Mentalität die ganz auf dem kausal – mechanischen
Denken beruht. Dieses hat sie sich übergestülpt wie einen Panzer
der das wahre, natürliche Sein verdeckt. Dadurch kam es zur
„Vergessenheit des natürlichen Seins“ eben zur
Seinsvergessenheit.
Das „techinsche Sein“
führt die Menschen in ein künstliches Dasein. Ein Dasein das ja
längst Realität geworden ist. Die Naturwissenschaften streben einen
in jeder Beziehung vollkommenen künstlichen Menschen an. So dass wir
sagen können, die negativen Auswirkungen der technischen Entwicklung
sind für die Menschheit schlimmer als die Fortschritte die
Wissenschaft und Technik uns gebracht haben.
Der amerikanische von
Descartes beinflußte Philosoph Daniel Dennett, sagte einmal: „Wir
müssen die Ehrfurcht vor dem Leben abbauen, wenn wir Fortschritte in
der künstlichen Intelligenz machen wollen“.
Solche
unmenschlichen, unhumanistischen Ansichten über das menschliche
Leben haben viele Wissenschaftler heute.
Es wäre
gewiß von Vorteil wenn man damit beginnen würde das negative „Ego“
(nicht das Ich) aufzugeben und sich mehr mit der Ganzheit
beschäftigen würde. Die Instanz des Ego ist ja durch nichts anderes
entstanden als durch eine Überidentifikation mit unseren materiellen
Bedürfnissen.
Die
Politik und Wirtschaft wünscht sich Menschen die in einem
technischen Sein leben. Diese sind pflegeleichter und
beeinflussbarer. Sie demonstrieren nicht, streiken nicht, kurzum sie
denken nicht kritisch sondern konsumistisch. Sie sind zufrieden wenn
sie kaufen können.
In der
globalen Krisensituation der Gegenwart brauchen wir aber Menschen die
das technische Sein überwinden zugunsten der Rückkehr des
natürlichen Seins. Denn die Welt ist nicht rationalistisch
erklärbar. Ebenso der Mensch der nun mal Mensch ist und kein
„abstraktes Menschenwesen“, wie es sich Politik und Wirtschaft
wünschen.
Wir
sollten versuchen Philosophie als eine Möglichkeit der Bewältigung
von negativer Wirklichkeit zu begreifen, mit der es gelingen kann die
gegenwärtige Klimakatastrophe und andere wirtschaftliche und
politische Übel unserer Zeit zu überwinden oder zumindest
Alternativen zum derzeit bestehenden zu finden. Denn „Philosophie
ist ihre Zeit in Gedanken erfasst“. (Hegel).
Was ist
unser Zeitalter denn anderes, als eine Epoche mittelmäßiger
Kompromisse und politischer Übel. In einer Zeit in der sich die
Politik vor allem damit beschäftigt was praktikabel und möglichst
schnell umsetzbar ist ohne sich um die ökologischen und sozialen
Nebenwirkungen zu scheren, wo „praktische“ und rein
wirtschaftlich orientierte PolitikerInnen unser Leben bestimmen
wollen, kann Philosophie zu Haltungen führen, die menschliche
Gemeinschaften in eine machbare Zukunft überleiten.
hukwa