Sonntag, 31. Januar 2016

Im Buchenwald

Die Buche (Fagus sylvatica) wird wegen ihres rötlichen Holzes auch Rotbuche genannt. Wir finden sie in unseren Breitengraten auch in großem Bestand vor. Nur in den östlichen Gebieten und in höheren Lagen des Hochgebirges ist das Klima für den Baum nicht warm genug. Er verlangt außerdem nährstoffreichen, tiefgründigen Boden. In Parkanlagen wird er oft angepflanzt. Am häufigsten findet man dort zwei Arten, die rötliche Blutbuche und die Trauerbuche mit hängenden Zweigen. Vor der kath. Kirche Trippstadt findet sich ein wunderschönes Exemplar einer mächtigen Rotbuche und auch im Trippstadter Schlosspark kann man einige dieser Bäume bewundern.
Vom glatten, silbergrauen Stamm der Buche stehen die stärksten Äste steil nach oben, die von ihnen abgehenden neigen sich und die feinsten Zweige stehen fast waagrecht. Auf diese Weise entsteht eine dichte Krone, die an die Spitzbogengewölbe gotischer Dome erinnert. Die eiförmigen, glanzrandigen Blätter sind anfänglich am Rand zottig bewimpert. Sie liegen meist in einer Ebene und ordnen sich an den Zweigen so, dass keines dem anderen das Licht raubt. Die Staubblüten bilden langgestielte, hängende, fast kugelige Büschel, während die Stempelblüten aufrecht stehen. Je zwei Stempelblüten sind von einer gemeinsamen Hülle umgeben, aus der sich später der stachelige Fruchtbecher entwickelt. Er öffnet sich bei der Reife mit vier Klappen so das die beiden dreikantigen Früchte, die als Bucheckern oder Bucheln bezeichnet werden, herausfallen. Wenn sie im Frühjahr keimen, entstehen junge Buchenpfänzchen, die durch ihre grünen, faltigen und dunklen Keimblätter auffallen. Aus den Bucheckern lässt sich ein gutes Speiseöl gewinnen. Wertvoll ist das Holz des Baumes, das nur mäßig hart aber sehr haltbar ist. Es hat außerdem einen hohen Heizwert. Das Holz dient vor allem zur Herstellung von Möbeln, Treppenstufen, Dielen, Werkzeug und vielem mehr! Auch Holzkohle, Holzessig und Buchenholzteer lässt sich daraus gewinnen.
Auch in der Volks- und Heimatkunde findet sich interessantes über die Buche. In einem alten „Forstlichen Conversationslexikon“ von 1816 kann man lesen: „Die Blätter der Buche sind ein gutes Material zum ausstopfen der Matratzen und Bettsäcke. Sie sind dazu weit vorzüglicher als Stroh. Die mit Buchenblättern gefüllten Matratzen gewähren im Sommer angenehme Kühle. Ihre Lebensdauer beträgt sieben bis acht Jahre.“
Im gleichen Buch steht: „ Aus den Bucheln kann man ein vortreffliches, sehr wohlschmeckendes Öl pressen, das zu allem brauchbar ist. Es hält sich viele Jahre und wird mit jedem Jahr womöglich noch besser.“
Vor allem nach dem zweiten Weltkrieg zogen Frauen, Männer und Kinder in die Buchenwälder, so in das Waldgebiet des südlich von Trippstadt gelegenen Rotenberges und sammelten die begehrten Bucheln. So berichtete Karl Munzinger im Heft Nr. 14 der „Blätter zur Heimatgeschichte von Trippstadt“ über das Buchensammeln im Herbst 1946: „ Jeder, der laufen konnte, eilte in den Wald, um einen möglichst großen Anteil des Segens für sich zu sichern. Das war keine leichte Aufgabe..... Kalter Regen und Schneegestöber ließen rasch die ungeschützten Finger steif und gefühllos werden, dazu kam, dass der Rücken vom ständigen Bücken schmerzte, der Magen knurrte wegen der spärlichen Verpflegung.“
Das erwähnte alte Lexikon berichtet auch über die Buchelmast: „ Die Bucheckern leisten in der Ökonomie mannigfaltigen Nutzen. Sie dienen zur Mästung des Viehs, vorzüglich der Schweine, deren Speck aber davon etwas schwammig und nicht so haltbar wird als der von der Eichelmast.“
Im alten Weistum von Trippstadt können wir dazu folgendes lesen: „ Wenn in den Wäldern Mast vorhanden ist, darf jeder, der im Wilensteiner Gericht wohnt, soviel Schweine in die Mast treiben als er auf seinem Mist gezogen hat. Doch ist dem Herrn der Oberburg (Wilenstein) der Dehem zu entrichten, nämlich von jedem Schwein sechs Pfennig und ein Heller, wovon der Förster den Heller erhält. Wer fremde Schweine eintreiben will, mus die selbe Gebühr bezahlen wie Auswärtige.“ Als Hinweis hierzu: In der alten deutschen Rechtssprechung wurde die Buche zu den „arbores fructi ferae“, den fruchttragenden Waldbäumen gezählt!

Wenn unter dem warmen Hauch des Lenzes die Knospen an Bäumen und Sträuchern springen, trägt auch der Boden des Buchenwaldes sein buntes Frühlingskleid. Wohl raschelt noch an Ästen und Zweigen vereinzelt das dürre Laub vom Vorjahr im leichten Wind, aber Sonnenlicht flutet zwischen den Stämmen hindurch und zaubert einen Blumenflor hervor, den wir hier im Sommer vergeblich suchen. Wilde Veilchen und Schlüsselblumen, Leberblümchen und Windröschen, Waldmeister, Lungenkraut und Sauerklee schmücken nach und nach den braunen Waldboden. So groß ist das Sehnen dieser Frühlingskinder nach Licht, dass einzelne von ihnen die schwarze, modernde Blätterschicht durchwachsen haben, da sie sich nicht beiseite schieben lässt!
Doch bald schwindet der Farbenzauber, die Buchen haben sich unterdessen mit zartem Grün belaubt und die Frühlingsblumen vergehen aus Mangel an Licht. Wie herrlich ruht es sich dafür an heißen Sommertagen imm kühlen Schatten des Buchenwaldes! Lebenden Säulen gleich steigen die glatten, grauen Stamme empor. Ihre dichtbelaubten Kronen verwehren dem grellen Sonnenlicht den Zugang zum Waldgrund. Nur da und dort dringen durch Lücken des Laubwerkes vereinzelt Sonnenstrahlen und rieseln über Stämme und Blätter hernieder wie flüssiges Gold oder tanzen als kleine Sonnen über den Waldboden dahin. Neben den alten Bäumen streben die Stämme junger Buchen in die Höhe. Noch ist es ihnen nicht vergönnt mit ihren Wipfeln den Himmel zu grüßen, dafür strecken sie ihre unteren Äste nach allen Seiten weit aus, um im Halbdunkel soviel Licht wie möglich aufzufangen. Die Blätter sind so angeordnet, dass keines dem anderen das spärliche Licht wegnimmt. Während des Tages verändert sich mit dem Stand der Sonne die Beleuchtung im Wald. Die Buchenblätter aber stellen sich mit Hilfe ihrer Blattstiele immer so ein, dass sie ihre breite Fläche dem einfallenden Licht zuwenden. Nur so ist es den im Schatten lebenden Bäumen möglich, auch unter ungünstigen Lichtverhältnissen zu gedeihen, Blüten zu bilden und die öligen Samen in den Fruchtkapseln reifen zu lassen. Am schönsten freilich entwickelt sich die Buche wenn sie alleine in einer Waldlichtung steht. Dann wölbt sich über dem kerzengeraden Stamm eine mächtige halbkugelige Krone.
Im Vergleich zum Eichenmischwald herrscht im artenarmen Buchenwald eine weniger reiches Tierleben. So fehlen hier z.B. viele Insekten, besonders Schmetterlinge denen nur der vielgestaltige Eichenmischwald die ihnen zusagenden Lebensbedingungen bieten kann. Andererseits finden in der modernden Laubdecke viele Würmer und zahlreiche Larven Nahrung und Aufenthalt. Da bei dem Verwesen der Blätter fortgesetzt Wärme entsteht, herrscht hier auch im Winter meist eine Temperatur über 0°. Deshalb ist die Laubschicht für viele Kleintiere zum Winterschlaf geeignet. Amseln und Drosseln verstehen es aber wohl, sie hier aufzustöbern! Im Frühjahr ist hier und da im trockenen Laub das backofenförmige Nest des Weidenlaubsängers zu finden. Buchfinken und Rotkehlchen lassen sich im Buchenwald oft hören, ohne allerdings auf ihn beschränkt zu sein. Der Jungwuchs gewährt dem Rotwild guten Unterschlupf.
Da die Buche kalkhaltigen Boden liebt und das Waldesinnere ziehmlich feucht ist, sind Schnecken aller Art, hauptsächlich die auf Kalk angewiesenen Gehäuseschnecken, häufig vertreten.
Zu jeder Jahreszeit lässt sich im Buchenwald die Anmut der schlanken Bäume bewundern. Eine besonders schöne Stelle, ein Buchenhain mit vielen Altbäumen, findet sich im Trippstadter Wald am Osterheldbrunnen. Ein steinerner Tisch und eine grobgehauene Holzbank zieren die Quelle, die moosüberwachsenen Waldmöbel laden zum Verweilen ein! Hier kann man dem Geflüster der Baumwipfel lauschen und hören, was das plätschernde Wasser des Brunnens zu erzählen hat. Alt ist die Quelle und viel hat sie zu berichten. Wieviele einsame Wanderer mögen hier schon gesessen haben? Ihr Leid und Glück den Baumriesen mitgeteilt haben? Wieviele Liebespaare habe sich hier im Laufe der Jahreszeiten ewige Liebe geschworen? Ein Herz und zwei Buchstaben, wohl schon vor langer Zeit in den Stamm einer dicken Buche eingeritzt, wo mögen sie sein, die Liebenden von einst?
Die Wintersonne wirft ihre Strahlen durch die blätterlosen Buchenkronen, wie ein Abglanz der Allseele erscheinen die wärmenden Sonnenstrahlen und man kann hier eine tiefe Beziehung zu den Bäumen spüren. Hier ist man unter Freunden. Man spürt, dass die Bäume leben, um das Schönheitsverlangen der menschlichen Seele zu stillen.
Literaturhinweise
Schmeil - Pflanzenkunde
Erich Bauer - Der Stadtwald in Kaiserslautern
Kosmos Naturführer – Der Wald
Karl Munzinger – Blätter zur Heimatgeschichte von Trippstadt, Heft 14
Forstliches Conversationslexikon von 1816
Hans Wagner – Die Buche – Zeitschrift: Der Lebensbaum


Foto © Ute Knieriemen-Wagner


Montag, 18. Januar 2016

Wiesel Haiku

Tiefer Schnee bei Mondschein
das weiße Wiesel im Garten
fast unsichtbar.
hukwa

Sonntag, 17. Januar 2016

Der alte Magier ging vorbei

Heute Nacht fiel Schnee. Früh am Morgen gegen 5. Uhr schaute ich in den Garten und die Landschaft war in einen weißen Zauber getaucht. Der alte Magier ist zurückgekehrt. Schnee, dass ist für mich auch immer eine Erinnerung an die Kindheit.
hukwa

Haiku entsanden in einer hellen Mondnacht mit Schnee

Bei Mond und Schnee
die Eule rief
ich hörte den letzten Schrei der Elster.
hukwa

Schneehaiku

In der Einsamkeit des frühen Morgen
fälllt schwerer der Schnee
der alte Magier ging vorrüber.
hukwa