Die
Buche (Fagus sylvatica) wird wegen ihres rötlichen Holzes auch
Rotbuche genannt. Wir finden sie in unseren Breitengraten auch in
großem Bestand vor. Nur in den östlichen Gebieten und in höheren
Lagen des Hochgebirges ist das Klima für den Baum nicht warm genug.
Er verlangt außerdem nährstoffreichen, tiefgründigen Boden. In
Parkanlagen wird er oft angepflanzt. Am häufigsten findet man dort
zwei Arten, die rötliche Blutbuche und die Trauerbuche mit hängenden
Zweigen. Vor der kath. Kirche Trippstadt findet sich ein
wunderschönes Exemplar einer mächtigen Rotbuche und auch im
Trippstadter Schlosspark kann man einige dieser Bäume bewundern.
Vom
glatten, silbergrauen Stamm der Buche stehen die stärksten Äste
steil nach oben, die von ihnen abgehenden neigen sich und die
feinsten Zweige stehen fast waagrecht. Auf diese Weise entsteht eine
dichte Krone, die an die Spitzbogengewölbe gotischer Dome erinnert.
Die eiförmigen, glanzrandigen Blätter sind anfänglich am Rand
zottig bewimpert. Sie liegen meist in einer Ebene und ordnen sich an
den Zweigen so, dass keines dem anderen das Licht raubt. Die
Staubblüten bilden langgestielte, hängende, fast kugelige Büschel,
während die Stempelblüten aufrecht stehen. Je zwei Stempelblüten
sind von einer gemeinsamen Hülle umgeben, aus der sich später der
stachelige Fruchtbecher entwickelt. Er öffnet sich bei der Reife mit
vier Klappen so das die beiden dreikantigen Früchte, die als
Bucheckern oder Bucheln bezeichnet werden, herausfallen. Wenn sie im
Frühjahr keimen, entstehen junge Buchenpfänzchen, die durch ihre
grünen, faltigen und dunklen Keimblätter auffallen. Aus den
Bucheckern lässt sich ein gutes Speiseöl gewinnen. Wertvoll ist
das Holz des Baumes, das nur mäßig hart aber sehr haltbar ist. Es
hat außerdem einen hohen Heizwert. Das Holz dient vor allem zur
Herstellung von Möbeln, Treppenstufen, Dielen, Werkzeug und vielem
mehr! Auch Holzkohle, Holzessig und Buchenholzteer lässt sich daraus
gewinnen.
Auch
in der Volks- und Heimatkunde findet sich interessantes über die
Buche. In einem alten „Forstlichen
Conversationslexikon“ von
1816 kann man lesen: „Die
Blätter der Buche sind ein gutes Material zum ausstopfen der
Matratzen und Bettsäcke. Sie sind dazu weit vorzüglicher als Stroh.
Die mit Buchenblättern gefüllten Matratzen gewähren im Sommer
angenehme Kühle. Ihre Lebensdauer beträgt sieben bis acht Jahre.“
Im
gleichen Buch steht: „
Aus den Bucheln kann man ein vortreffliches, sehr wohlschmeckendes Öl
pressen, das zu allem brauchbar ist. Es hält sich viele Jahre
und wird mit jedem Jahr
womöglich noch besser.“
Vor
allem nach dem zweiten Weltkrieg zogen Frauen, Männer und Kinder in
die Buchenwälder, so in das Waldgebiet des südlich von Trippstadt
gelegenen Rotenberges und sammelten die begehrten Bucheln. So
berichtete Karl Munzinger im Heft Nr. 14 der „Blätter
zur Heimatgeschichte von Trippstadt“
über das Buchensammeln im Herbst 1946: „
Jeder, der laufen konnte, eilte in den Wald, um einen möglichst
großen Anteil des Segens für sich zu sichern. Das war keine leichte
Aufgabe..... Kalter Regen und Schneegestöber ließen rasch die
ungeschützten Finger steif und gefühllos werden, dazu kam, dass der
Rücken vom ständigen Bücken schmerzte, der Magen knurrte wegen der
spärlichen Verpflegung.“
Das
erwähnte alte Lexikon berichtet auch über die Buchelmast: „
Die Bucheckern leisten in der Ökonomie mannigfaltigen Nutzen. Sie
dienen zur Mästung des Viehs, vorzüglich der Schweine, deren Speck
aber davon etwas schwammig und nicht so haltbar wird als der von der
Eichelmast.“
Im
alten Weistum von Trippstadt können wir dazu folgendes lesen: „
Wenn in den Wäldern Mast vorhanden ist, darf jeder, der im
Wilensteiner Gericht wohnt, soviel Schweine in die Mast treiben als
er auf seinem Mist gezogen hat. Doch ist dem Herrn der Oberburg
(Wilenstein) der Dehem zu entrichten, nämlich von jedem Schwein
sechs Pfennig und ein Heller, wovon der Förster den Heller erhält.
Wer fremde Schweine eintreiben will, mus die selbe Gebühr bezahlen
wie Auswärtige.“ Als
Hinweis hierzu: In der alten deutschen Rechtssprechung wurde die
Buche zu den „arbores
fructi ferae“,
den fruchttragenden Waldbäumen gezählt!
Wenn
unter dem warmen Hauch des Lenzes die Knospen an Bäumen und
Sträuchern springen, trägt auch der Boden des Buchenwaldes sein
buntes Frühlingskleid. Wohl raschelt noch an Ästen und Zweigen
vereinzelt das dürre Laub vom Vorjahr im leichten Wind, aber
Sonnenlicht flutet zwischen den Stämmen hindurch und zaubert einen
Blumenflor hervor, den wir hier im Sommer vergeblich suchen. Wilde
Veilchen und Schlüsselblumen, Leberblümchen und Windröschen,
Waldmeister, Lungenkraut und Sauerklee schmücken nach und nach den
braunen Waldboden. So groß ist das Sehnen dieser Frühlingskinder
nach Licht, dass einzelne von ihnen die schwarze, modernde
Blätterschicht durchwachsen haben, da sie sich nicht beiseite
schieben lässt!
Doch
bald schwindet der Farbenzauber, die Buchen haben sich unterdessen
mit zartem Grün belaubt und die Frühlingsblumen vergehen aus Mangel
an Licht. Wie herrlich ruht es sich dafür an heißen Sommertagen imm
kühlen Schatten des Buchenwaldes! Lebenden Säulen gleich steigen
die glatten, grauen Stamme empor. Ihre dichtbelaubten Kronen
verwehren dem grellen Sonnenlicht den Zugang zum Waldgrund. Nur da
und dort dringen durch Lücken des Laubwerkes vereinzelt
Sonnenstrahlen und rieseln über Stämme und Blätter hernieder wie
flüssiges Gold oder tanzen als kleine Sonnen über den Waldboden
dahin. Neben den alten Bäumen streben die Stämme junger Buchen in
die Höhe. Noch ist es ihnen nicht vergönnt mit ihren Wipfeln den
Himmel zu grüßen, dafür strecken sie ihre unteren Äste nach allen
Seiten weit aus, um im Halbdunkel soviel Licht wie möglich
aufzufangen. Die Blätter sind so angeordnet, dass keines dem anderen
das spärliche Licht wegnimmt. Während des Tages verändert sich mit
dem Stand der Sonne die Beleuchtung im Wald. Die Buchenblätter aber
stellen sich mit Hilfe ihrer Blattstiele immer so ein, dass sie ihre
breite Fläche dem einfallenden Licht zuwenden. Nur so ist es den im
Schatten lebenden Bäumen möglich, auch unter ungünstigen
Lichtverhältnissen zu gedeihen, Blüten zu bilden und die öligen
Samen in den Fruchtkapseln reifen zu lassen. Am schönsten freilich
entwickelt sich die Buche wenn sie alleine in einer Waldlichtung
steht. Dann wölbt sich über dem kerzengeraden Stamm eine mächtige
halbkugelige Krone.
Im
Vergleich zum Eichenmischwald herrscht im artenarmen Buchenwald eine
weniger reiches Tierleben. So fehlen hier z.B. viele Insekten,
besonders Schmetterlinge denen nur der vielgestaltige Eichenmischwald
die ihnen zusagenden Lebensbedingungen bieten kann. Andererseits
finden in der modernden Laubdecke viele Würmer und zahlreiche Larven
Nahrung und Aufenthalt. Da bei dem Verwesen der Blätter fortgesetzt
Wärme entsteht, herrscht hier auch im Winter meist eine Temperatur
über 0°. Deshalb ist die Laubschicht für viele Kleintiere zum
Winterschlaf geeignet. Amseln und Drosseln verstehen es aber wohl,
sie hier aufzustöbern! Im Frühjahr ist hier und da im trockenen
Laub das backofenförmige Nest des Weidenlaubsängers zu finden.
Buchfinken und Rotkehlchen lassen sich im Buchenwald oft hören, ohne
allerdings auf ihn beschränkt zu sein. Der Jungwuchs gewährt dem
Rotwild guten Unterschlupf.
Da
die Buche kalkhaltigen Boden liebt und das Waldesinnere ziehmlich
feucht ist, sind Schnecken aller Art, hauptsächlich die auf Kalk
angewiesenen Gehäuseschnecken, häufig vertreten.
Zu
jeder Jahreszeit lässt sich im Buchenwald die Anmut der schlanken
Bäume bewundern. Eine besonders schöne Stelle, ein Buchenhain mit
vielen Altbäumen, findet sich im Trippstadter Wald am
Osterheldbrunnen. Ein steinerner Tisch und eine grobgehauene Holzbank
zieren die Quelle, die moosüberwachsenen Waldmöbel laden zum
Verweilen ein! Hier kann man dem Geflüster der Baumwipfel lauschen
und hören, was das plätschernde Wasser des Brunnens zu erzählen
hat. Alt ist die Quelle und viel hat sie zu berichten. Wieviele
einsame Wanderer mögen hier schon gesessen haben? Ihr Leid und Glück
den Baumriesen mitgeteilt haben? Wieviele Liebespaare habe sich hier
im Laufe der Jahreszeiten ewige Liebe geschworen? Ein Herz und zwei
Buchstaben, wohl schon vor langer Zeit in den Stamm einer dicken
Buche eingeritzt, wo mögen sie sein, die Liebenden von einst?
Die
Wintersonne wirft ihre Strahlen durch die blätterlosen Buchenkronen,
wie ein Abglanz der Allseele erscheinen die wärmenden Sonnenstrahlen
und man kann hier eine tiefe Beziehung zu den Bäumen spüren. Hier
ist man unter Freunden. Man spürt, dass die Bäume leben, um das
Schönheitsverlangen der menschlichen Seele zu stillen.
Literaturhinweise
Schmeil
- Pflanzenkunde
Erich
Bauer - Der Stadtwald in Kaiserslautern
Kosmos
Naturführer – Der Wald
Karl
Munzinger – Blätter zur Heimatgeschichte von Trippstadt, Heft 14
Forstliches
Conversationslexikon von 1816
Hans
Wagner – Die Buche – Zeitschrift: Der Lebensbaum
Foto © Ute Knieriemen-Wagner |