Donnerstag, 11. Mai 2023

Der Schmied bei Kelten, Germanen und Römern

 

Die keltischen Schmieden waren Meister der Eisenverarbeitung und ihre Erzeugnisse waren bei allen Völkern der Antike sehr geschätzt. Ihre Kultur wurde regelrecht mit der Beherrschung des Eisens identifiziert. So fassten Historiker die Epoche der Hallstatt- und La Tene- Zeit des letzten vorchristlichen Jahrtausends unter dem Begriff Eisenzeit zusammen.

Um 400 vor Chr. soll in Rom ein keltischer Schmied namens Helico gelebt haben, dessen Schmiedekünst sehr berühmt waren. Das lateinische Wort für Schwert „gladius“ stammt aus dem keltischen Sprachschatz es beweist den Ruf der Kelten als hervorragende Eisenschmiede.

Eisenerz fand man fast überall in Europa, von der Gewinnnnung im Tagebau (Raseneisenerz) künden zahlreiche Spuren. Die Verarbeitung des Rohstoffes Erz war recht kompliziert.

Das Erz musste in sogenannten Schachtöfen (Rennöfen) verhüttet werden. Diese aus Lehm gebaute Öfen waren bis zu 150 Zentimeter hoch. Dort trennte man durch den Schmelzprozess die leichtflüssige Eisenschlacke vom teigigen Eisenschwamm, dem eigentlich metallischen Eisen. Viele Verhüttungsschritte waren nötig, um die Schlackenreste herauszupresssen um möglich reines Eisen zu gewinnen. Für die Erzeugung der hohen Schmelztemperaturen benötigte man Holzkohle was zur Kelten und Römerzeit schon zu starken Waldrodungen führte. Das Eisen kam dann in ca. 10kg Barren (keltische Eisenbarren) in den Handel“. (1.)

Aus diesem durch den Rennofen gewonnenen Eisen schmiedeten die keltischen Schmiede Haushaltsgegenstände, Werkzeuge und Waffen.

Die keltischen Schwerter aber auch der keltische Pflug waren härter und besser geschmiedet als die der Römer.

Die wichtigste gallische (keltische) Erfindung war aber der Pflugmesser, das dem einfachen „aratrum“ der Südvölker weit überlegen war, und der Räderpflug, der im Französischen seinen keltischen Namen noch beibehalten hat (charrue = carruaca). Mit diesem Pflug, der meist von mehreren Ochsenpaaren gezogen wurde, konnten steinige und schwere Böden, die als unrentabel angesehen werden, bestellt werden“. (2.)

Wir wissen aus archäologischen Funden das in der La-Tene-Zeit bestimmte Schwerter mit Schlagmarken ausgestattet wurden. Diese Stempel waren wohl die Haussymbole berühmter keltischer Schmiedewerkstätten. Die Sonderstellung des Schmiedes in der keltischen Gesellschaft, wurde in den Sagen und Legenden dadurch zum Ausdruck gebracht dass Schmied und Goldschmied als mythische Helden galten.

Man kann die keltische Eisenentwicklung- und Verarbeitung schon als Großindustrie ansehen. So berichtet Cäsar über die großen Erzbergwerke in Aquitanien und im Gebiet der Biturigen; Strabo erwähnt auch die wichtigen Bergwerke im Perigord. Als Beispiel eines großen Unternehmens auf industrieller Ebene kann der Camp d´Affrique in der Nähe von Nancy gelten. Auf einem Felshügel hattten die Kelten einen doppelten Ringwall errichtet, der neben dem Hochplateau auch ein tiefer liegendes umfasste. Innerhalb des Ringes standen die Wohnhäuser; an den Hängen des Hügels waren Bergwerkstollen angelegt worden, die eine Tiefe von 100 m erreichten. Auf dem unteren Plateau befanden sich die Brennöfen und Werkstätten, die das Roheisen in Pyramidenform oder zu Eisenbarren verarbeiteten, ferner die Schmieden, in denen Schwerter, Dolche, Pferdegeschirre usw. angefertigt wurden. Die Kelten beherrschten die Technik des Ätzens meisterhaft. Die Zeichnungen wurden in säurefestem Wachs aufgetragen und das Eisen dann in eine ätzende Flüssigkeit gelegt, die die freigebliebenen Teile etwas abtrug, so dass ein erhabenes Muster entstand. Auch die Technik der Metalleinlage war schon in der Hallstattzeit üblich. (3.)“.

In fast ganz Europa fand man im keltischen Siedlungsgebiet Anhäufungen von Eisenschlacken, die noch einen hohen Prozentsatz von Metall enthielten. Diese Restschlacken wurden während des Mittelalters bis Anfang des 19. Jahrhunderts von den Hütten noch verarbeitet. Dies deutet auf eine sehr lange keltische und äusserst umfangreiche Eisenverhüttung hin.

Bei der Heidelsburg in Waldfischbach (Pfalz) fanden sich zahlreiche gallo-römische Werkzeuge aus Eisen. Auch in einem Depot in Kreimbach (Pfalz) fanden Archäologen Schmiedewerkzeuge darunter Zangen aus einer Schmiedewerkstatt aus der 1. Hälfte des 4. Jahrhunderts. Ein großer Bockamboß und ein Hornamboß zum Biegen waren in einen großen Holzblock eingelassen. Auch weitere typische Arbeitsgeräte des Schmiedes wie Nageleisen und Hammer kamen zum Vorschein.

Der Großteil dieser Werkzeuge (Zangen und Hammer) waren so hergestellt dass man so gut wie keinen Unterschied zu heutigem Werkzeug bemerken konnte. Auch in der übrigen Pfalz fand man zahlreiche Schmiedewerkzeuge. Vor allem aus dem 2. und 4. Jahrhundert nach Chr. als es im gallo-römischen Grenzgebiet zunehmend unruhiger wurde. Die Germanen überquerten immer öfters den Rhein und drangen in römisches Gebiet vor. Die ansässige Bevölkerung versuchte auf den abgelegenen Höhenzügen des Pfälzerwaldes wie die bereits erwähnten Fliehburgen Waldfischbach und Kreimbach Schutz zu finden. Ihr persönliches Eigentum vergruben die Menschen in diesen gefährlichen Zeiten und so finden sich in der Pfalz Hortfunde in größerer Anzahl.

Über 4. Jahrhunderte besiedelten die Römer die Pfalz und es entstand hier eine römisch – gallische Mischkultur. Wegenetze, Militär- und Handelsstrassen entstanden mit zahlreichen Pferdewechselstationen wo auch Schmiede- und Wagenbauerwerkstätten errichtet wurden.

Im pfälzischen Eisenberg entstand eine römische Industrieanlage zur Gewinnung und V erarbeitung von Eisenerz. „Die Aufdeckung von dicken Schlackenschichten und einer großen Zahl von Schmelzöfen... zeigt deutlich... dass in Eisenberg über das für römische kleinstädtische Siedlungen übliche Maß hinaus Eisengewerbe betrieben wurde. Inmitten dicker Eisenschlackenschichten, die manchmal bis zu 5 m Mächtigkeit erreichen, fanden sich auch zahlreiche Schmelzöfen. Es handelt sich dabei um einfache, zuckerhutförmige Anlagen von 1,40 m festgestellter Höhe, 20 cm dickem Mantel aus feuerfestem Ton und 30cm lichter Weite. In wechselnden Schichten wurde in diese Öfen Eisenerz und Holzkohle gefüllt und mit Hilfe eines handbetriebenen Blasebalgs durch eine Tondüse so lange Sauerstoff zugeführt, bis die zum Schmelzen notwendige Temperatur erreicht war. Auf der Ofensohle lagerte sich ein stark mit Schlacken gemischtes Rohprodukt, die Lupe ab. Erst durch Ausglühen und Schmieden konnte daraus Barreneisen gewonnen werden. In frührömischer Zeit wurde hier noch in eisenzeitlicher Tradition Barren in Form einer Doppelpyramide hergestellt, später einfache Barren in rechteckiger Form“ (4.).

Zahlreiche in Stein gemeißelte Handwerkerreliefs zeugen von der Arbeit gallischer und römischer Schmiede in dieser Region. In Iggelheim fand man ein Relief des Vulcus, des römischen Schmiedegottes er steht neben einem Amboß und hält eine Zange in der Hand.

Mehrere Reliefs aus Frankreich zeigen Schmiede in ihrer Werkstatt und an der Wand im Hintergrund erkennt man deutlich fertig geschmiedete Geräte. Auf einem Relief aus Ostfrankreich erkennt man einen Eisenladen, auf einem Verkaufstisch auf dem mehrere Werkzeuge stehen sind die Geschäftsinhaber, eine Frau und ein Mann abgebildet.

In besonders hohen Ansehen standen im Altertum die Burgunden wegen ihrer hochentwickelten Waffenschmiedekunst. Die burgundische Schmiedetechnik ist so vollendet dass viele eiserne Fundstücke absolut rostfrei sind und eine Patina angenommen haben wie Bronze. Einem burgundischen Waffenschmied dessen Grab man bei Graudenz fand, war sein ganzes Handwerkzeug mitgegeben. Der Schmied muss bei seinem Volk eine besondere Stellung unter den Handwerkern inne gehabt haben.

Eine Sonderform der burgundischen Waffenschmiedekunst, ist das neben dem zweischneidigen Langschwert geführte einschneidige Hiebmesser, das eindeutig auf keltische Urformen zurückgeht.

Über den berühmten keltischen Schmied Goibniu sagte man: „Er stellte in seiner Schmiede Schwerter, Lanzen und Jagdspeere her, und er brauchte für jede Waffe nur drei Hammerschläge: mit dem dritten Schlag war sie fertig...“.

Der Name dieses Schmiedes ist verwandt mit dem französischen Wort „gobelin“. „Gobelins“, sind Zwerge, die in Höhlen leben und sich meisterhaft auf die Schmiedekunst verstehen.

In seinem Buch „Die Druiden“ schreibt Jean Markale über den mythischen Schmied Goibniu:

Natürlich steht dieser göttliche Schmied in der Tradition von Vulcanus/Hephaistos; in der irischen Überlieferung heißt er Govannon, Sohn der Götttin Don. Er ist der Herr über das Feuer und und über die Metalle und somit Herr über die Geheimnisse des Erdinnern. Das Motiv des göttlichen Schmiedes spielt in den germanischen Sagen eine wichtige Rolle... In den keltischen Sagen besitzt er ausserdem noch das Geheimnis der Initation: Er lehrt junge Helden sich richtig zu verhalten, und schmiedet ihnen Waffen, die sie unbesiegbar machen. Das gilt etwa für Chuchulainn (= „der Hund von Culann“), der seinen Namen bei dem Schmidt Culann erhält, oder für Finn mac Cumail, der durch den Schmied Lochan initiert wird. Der zwielichtige und Dämonische Schmied, der fast eine Art Hexenmeister ist, spielt in vielen Volksmärchen eine wichtige Rolle. In den sogenannten primitiven Gesellschaften ist der Schmied nicht nur der Meister der Landarbeit, sondern auch der Meister der Kriegskunst, denn er stellt sowohl Ackergerät als auch Waffen her. Als wahrer „Herr der Schmiede“ hat er eine große gesellschaftliche Machtposition, weshalb man bei ihm ein geheimnisvolles Wissen vermutet, das weit über sein Handwerk hinausgeht.“ (5.).




Lit. Hinweise:

Arnulf Krause: Die Welt der Kelten. Nikol-Verlag.

Jacques Moreau: Die Welt der Kelten. Phaidon Verlag.

Schellack, Schifferer: Geschichte des pfälzischen Handwerks.

Friedrich Behn: Römertum und Völkerwanderung. Phaidon-Verlag.

Heinz Cüppers: Die Römer in Rheinland-Pfalz. Nikol Verlag.

Jean Markale: Die Druiden. Weltbild-Verlag.



Anmerkungen:

  1. Arnulf Krause: Die Welt der Kelten. S.70.

  2. Jacques Moreau: Die Welt der Kelten. Phaidon Verlag.

  3. Jacques Moreau: Die Welt der Kelten.

  4. Heinz Cüppers: Die Römer in Rheinland-Pfalz. Nikol-Verlag.

  5. Jean Markale: Die Druiden.


©hukwa