Samstag, 17. April 2021

Lassen Sie die Kastanie im Pfarrhof, Herr Pfarrer - Leserbrief

Die Kirche hat eine große Tradition im Fällen von Bäumen. Dies beginnt mit dem Apostel Bonifatius, über den heilig gesprochenen Kaiser Karl d.Großen bis in unsere heutige Zeit, als wären Bäume die Feinde des Menschen. Wenn es darum geht „Bäume aus dem Weg zu räumen“ sagt man gerne sie stellen eine „Gefahrenquelle“ dar, dies ist das typische Argument von Leuten denen Bäume ein „Dorn im Auge“ sind. Man fällt die alten Bäume um eine Anlage neu und „ökologisch“ zu gestalten, ein wohlbekannnntes Argument! Doch bleiben wir mal bei der realistischen Ökologie: Wie ökologisch ist die zweihundertjährige Kastanie im Pfarrhof des St. Marienplatz in Kaiserslautern? Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass eine einzige, ausgewachsene Kastanie von etwa 20m Höhe an einem Tag ungefähr 7000 l Sauerstoff freisetzt, dies ergibt genug Atemluft um den Tagesbedarf für über 50 Menschen sicherzustellen. Nun bleibt der Sauerstoff ja nicht im Pfarrhof sondern verteilt sich über die Umgebung. Hier zeigt sich wie wichtig ältere Bäume für Stadt und Dorf sind. Ein Baum ist Teil der christlichen Seinskette und ein Pfarrer sollte der Hüter des Seins sein und nicht der Gegner. Sollte dieser Baum gefällt werden, muss man von Baumfrevel sprechen. Es scheint regelrecht „Scheinheilig“ hier von „ökologischen Gesichtspunkten“ zu sprechen, die durch eine Neugestaltung des Pfarrhofes erreicht würden. In Zeiten einer Klimakatastrophe, des Wald- und Baumsterbens sind solche Aktionen von Baumfrevel ungeheuerlich und barbarisch. Das Abtöten eines solch alten Baumes soll gar nicht wahrgenommen werden, so als sei dieser Tod einfach nichts. Gut, dass unsere Tageszeitung die Rheinpfalz, immer wieder auf solche unökologische Aktionen aufmerksam macht. Wenn alle so denken wie der Pfarrer der Pfarrei Heilig Geist, braucht man sich über das Baumsterben keine weitere Gedanken zu machen, dann wird es eben oberflächlich hingenommen. Doch Gott sei Dank denken nicht alle so, wie der Protest eines Rheinpfalz-Lesers beweist. Was zeigt, dass es so etwas wie eine Naturethik gibt und Menschen die dafür eintreten. Die Einheit von Theologie und Natur ist aus der Natur als Gottes Schöpfung gegründet. Schließlich war es ja ein Baum inmittten des Paradieses, mit dem alles angefangen hat. Hoffen wir, dass diese alte Kastanie für den Pfarrer  nicht zum „Baum der Versuchung“ wird. Auch Martin Luther sagte, der Herr habe den jüngsten Tag auch in die Bäume hineingeschrieben und gleicher Luther meinte ja auch wenn morgen die Welt unterginge würde er am Tag davor noch ein Bäumchen pflanzen. Auch Goethe empfand in seinem Werther Wut und Ohnmacht, als er hörte, dass die Pfarrerin die Nussbäume im Pfarrhof fällen ließ. Das sinnlose Fällen von Bäumen ist ein Rückfall in finstere Cartessianische Zeiten, denn wer in den letzten Wochen die Rheinpfalz intensiv studiert hat könnte meinen es finde ein regelrechter Kriegszug gegen Bäume statt und das in Zeiten wo wir sie dringend benötigen. Also Herr Pfarrer, lassen sie in Gottes Namen die alte Kastanie in Ruhe und bedenken sie welchen Nutzen diese in Zeiten des Artensterbens auch für Insekten und Vögel hat, wird sie doch von Bienen und anderen Kleinlebewesen aufgesucht, die dabei helfen das Gleichgewicht des Naturkreislaufes zu erhalten. Das Fällen eines solch alten Baumes in Zeiten der Klimakatastrophe grenzt schon an Ökozid! Der Erhalt der Schöpfung sollte für jeden Christenmenschen ein Gebot sein.

 hukwa