Sonntag, 3. Juni 2012

Nemeton - der heilige Wald

Bei den Kelten hieß der heilige Wald nemeton; das Wort leitet sich von der gleichen Wurzel ab wie nemus. Nem bezeichnet den Himmel im "religiösen Sinn"; es scheint also, dass das Nemeton eine "ideale Projektion eines Teils des Himmels auf die Erde war, eine Art von Paradies oder eher von "wunderbaren Obstgarten", wie man sie in den keltischen Legenden antrifft." Dieses Wort hat in den Ortsnamen in Frankreich, England und sogar im südpolnischen Galizien zahlreiche Spuren hinterlassen. In der ganzen keltischen Welt und ebenso bei den Griechen und Römern bekannt, hat das Wort nemeton sogar die Sprachgrenze überschritten, denn im Altsächsischen gibt es das Wort nimidas, das offenbar dem Keltischen entlehnt ist. Das nemeton war zunächst ein offener Wiesenfleck in einem Wald, also eine Waldlichtung wie nemus, nemos. Auch das Wort drunemeton leitet sich hier ab, es handelt sich hier um den heiligen Eichenhain, dem Versammlungsort und der Kultstätte der kelto-galatischen Stämmen. Allgemeiner gesagt war dieser Ort der "druidische Tempel inmitten des Waldes", weit abgelegen von der gesellschaftlichen Gruppe, deren unentbehrliche geistige Ergänzung er dennoch war. Hier hielten initiierte Priester die Zeremonien ab, die notwendig waren, um für alle den Segen der Götter, deren privilegierte und spezialisierte Vermittler sie waren, zu sichern. Und hier, in den entlegenen Wäldern verborgen, lehrten die Druiden, die Edlen des Volkes im Lauf von zwanzig Jahren viele Dinge.
Lit. Hinweis: J. Brosse: Mythologie der Bäume.
hukwa