Dienstag, 21. Mai 2024

Vom Verschwinden des Feldsperlings

Der Rückgang des Feldsperlings führt uns vor Augen wie es um unsere heimischen Feld- und Flurlandschaften bestellt ist. Überdüngung, landwirtschaftliche Monokultur und Hochleistungsgrün der konventionellen Landwirtschaft sorgen dafür, dass sich neben dem Feldsperling auch andere Vogelarten „vom Acker“ machen.
Der traditionelle Naturschutz der einem romantischen Idealbild der Natur nachhing das in Wirklichkeit nie existierte, ist immer noch fest in den Köpfen vieler Naturliebhaber verankert.
Was dem Feldsperling fehlt ist eine naturbelassene Umgebung, die Feld- und Landschaftskultur insgesamt betrifft. So verschwinden die alten Feldwege fast ganz und werden ersetzt durch geteerte Feldstraßen. Durch diesen hochsubventionierten Feldstraßenbau verliert diese Landschaft an Charme und der Feldsperling an Lebensraum. Diesen alten Flurwegen kommt eine viel größere Bedeutung für den Artenschutz zu als gemeinhin bekannt. Die Feldvögel haben durch die geteerten Feldwege keine Möglichkeiten mehr für ihr Staubbad. Es mangelt ihnen an Magensteinchen, die für ihre Verdauung so wichtig sind. Auch Insekten verschwinden durch den Bau solcher „Fließbandstraßen“. Den Schwalben fehlen die Pfützen, die sie benötigen für ihren Nestbau. Neben alten Holzschuppen und Scheunen fehlen auch die Weidezäune aus Rundholz, die von Insekten als Wohnraum genutzt werden und somit eine Nahrungsquelle für Feldvögel darstellen.
Was der Mensch und die Lebewesen der Feldflur zu beklagen haben, ist die bewusste Zerstörung einer ganzen Kulturlandschaft. So wie der Haussperling keine Betonlandschaften bevorzugt und Sandsteinhäuser mag, so meidet der Feldsperling landwirtschaftliche Gebäude aus Metall und Kunstoffmaterialien. All dies führt zu Verlusten in der Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren, doch auch die Ästhetik der Landschaft leidet unter dieser modernen, unökologischen, landwirtschaftlichen Feldkultur. Dieser Niedergang einer einst weitaus schöneren und natürlicheren bäuerlichen Umgebung wurde durch eine jahrzehntelang falsch ausgerichtete Landwirtschaftspolitik heraufbeschworen. Durch ein vernünftiges Gleichgewicht von Ökologie und Ökonomie wären solche Probleme lösbar, denn: Biologische Vielfalt ist viel mehr als traditioneller Naturschutz. Es geht dabei um die Erhaltung der vielfältigen, natürlichen und naturnahen Lebensräume und es geht um den Erhalt der genetischen Vielfalt zwischen den Arten. Jeder Verlust einer Art, wie die des Feldsperlings, bedeutet einen unwiderbringlichen Verlust an ökologischer Funktion und Flexibilität. Der Erhalt einer intakten Kulturlandschaft dient dem Erhalt der natürlichen Vielfalt und somit letztendlich allen Lebewesen.
 ©hukwa