Freitag, 20. November 2020

Gedanken zwischen ökonomischen Rausch und ökologischen Katzenjammer

"So beweist auch Plotin, der Platoniker, in seiner Abhandlung von der Vorsehung, dass diese sich von dem höchsten Gotte, dessen Schönheit geistig und unaussprechlich ist, bis herab zum Irdischen und Niedersten erstrecke, und bekräftigt es durch die Schönheit der Blüten und Blätter. Diese alle, so wertlos und rasch vergänglich sie sind, könnten versichert er, keine so wohlproportionierten Formen haben, würden sie nicht von daher geformt, wo die geistige und unwandelbare Form, die alles zugleich in sich schließt, ständig zu Hause ist.        Augustinus - Vom Gottesstaat     

 

 Kein anderes Geschöpf auf diesem Planeten, außer der Spezies Mensch, nimmt sich mehr alsesbraucht. Es ist die ökonomische Gier die uns immer tiefer in zerstörerische Aktivitäten führt. Wir nehmen uns immer mehr als wir wirklich benötigen, zerstören gezielt und mutwillig die letzten Ökosysteme und im selben Moment bezichtigen wir, dass was an Restnatur noch übrig ist (wie Wolf oder Luchs) der Grausamkeit. Wir müssen unseren Blickwinkel dahin erweitern, dass wir uns selbst wieder als Teil der Natur sehen, auch wenn wir diese zum Größtenteil schon vernichtet und vergiftet haben. Wir steuern auf den kollektiven Selbstmord zu. In der Geschichte des Menschen gab es immer wieder Brüche mit der Vergangenheit und somit historische Neuanfänge. In der Natur allerdings gibt es so etwas nicht, hier existiert eine evolutionäre Kontinuität und diese Evolution funktioniert immer auf die gleiche Art und Weise; indem sie Ausgewogenheit und Stabilität erzeugt. Nun hat unsere menschliche Gier dazu geführt, dass die alte Erde ziemlich unstabil geworden ist. Was bedeutet, dass die Natur auf unser Tun reagiert. Dies tut sie schon seit längerer Zeit: sie verändert ihr Klima, eine Katastrophe die man einfach mal „Wandel“ nennt, wir spüren diese Veränderungen ja nicht als Wandel sondern eben – als Katastrophe, ein weiteres Beispiel ist das Waldsterben, die Wälder sterben aus – dies ist ja kein Wandel, das ist eine hausgemachte Katastrophe. Jetzt schickt uns die Natur auch noch einen Virus mit dem die ganze Welt zu kämpfen hat. Das ist nun mal so, denken viele, doch was passiert wenn es nicht so ist? Wenn sie uns noch heißere Hitzesommer schickt und noch gefährlichere Viren? Wenn hinter all dem eine Intelligenz der Natur steht? Die Natur erhält sich durch Veränderungen die darauf ausgerichtet sind die ökologische Ordnung zu erhalten, wir können uns darauf verlassen, dass sie dies tun wird- wenn nötig durch katastrophale Veränderungen. Für die Zukunft ist nur eines sicher- die Evolution wird weitergehen- wenn nötig eben ohne uns. Ich persönlich versuche die ganze Katastrophe aus dem Blickwinkel der Naivität zu beobachten, denn das ganze politisch-ökologisch – intellektuelle Geschwafel hat einen Nachteil, es ist nur - „Geschwafel“. Es ist reden, reden, reden doch erreicht wird nichts!

In meiner Naivität bin ich davon überzeugt das wir Kriege, Hungersnöte und Klimakatastrophen einfach beenden können wenn wir es nur wollten. Und warum wollen wir es nicht? Weil jeder sein Leben auf die angenehmste Art und Weise gestalten möchte.

Jetzt will ich noch ein wenig primitiver werden in meinem Denken und stelle mir vor, diese Erde sei ein lebendiges Wesen (eine Art Gaia-Theorie). Ich werfe sämtliche philosophische Abstraktionen eines Kant, Fichte und Hegel aus meinem Kopf und begebe mich in das Weltbild eines Naturmenschen (eines Primitiven). Dann gehe ich noch einen Schritt weiter als die „Gaia-Theorethiker“ und denke pantheistisch. Ich stelle mir vor, dass die Natur beseelt sei. Hinter den Naturphänomenen, die wir ja nur an ihrer Oberfläche wahrnehmen, verbergen sich Kräfte und Wesenheiten, die in bestimmten Situationen und unter bestimmten Voraussetzungen zur Manifestation gelangen können und somit die Bewusstheit der Natur an sich offenbaren. Ich glaube diese Naturwesen sind da, sie brauchen uns Menschen nicht, allerdings kann es zu Begegnungen kommen zwischen ihnen und den Menschen aus denen sich ganz bestimmte Möglichkeiten ergeben können oder – Gefahren: Die mich umgebende Natur existiert nach ihrem eigenen Gesetz, ich selbst bin eine Folge dieses Gesetzes aber ich bin nicht das Gesetz. Dieses Gesetz ist einfach jenseits von Gut und Böse, es ist ein Naturgesetz. Aber in meinem primitiven archaischen Denken sage ich mir, wo es ein Gesetz gibt, muss es auch einen Gesetzgeber oder eine „GesetzgeberIn“ geben. Indem ich solche Gedanken hege, trenne ich mich von der Welt sozialer und zivilisatorischer Relationen, ich verlasse dass Freudsche Realitätsprinzip und begebe mich in die tiefen Abgründe fast magischen Denkens, eine Erblast meines kollektiven Unbewussten, die mich manchmal heimsucht und mich wenn es sein muss zum Zeitreisenden werden lässt. Somit befinde ich mich mitten im „Wilden Denken“ eines Levi – Strauss und werde zum „mythischen Bastler“. Ich denke der Baum da draußen den ich von meinem Schreibtisch aus beobachte ist ein mit Bewusstsein ausgestattes Wesen, dann gehe ich wieder einen Schritt weiter und glaube die elementaren Kräfte die vom Meer ausgehen, die Stürme und Gewitter sind nichts anderes als die alten heidnischen Götter, die durch negative Manipulation zu Manifestationen gelangen. Und die somit durch ihren Ausbruch Veränderungen hervorrufen können. 


 

Dann schaue ich noch mal weit zurück und kehre ein bei einem der frühesten Philosophen, nämlich Anaximander. Dieser sagte: „alles, was eine Form annimmt, eine Schuld verursacht, die durch seine Auflösung bezahlt werden muss, so dass sich daraus wieder neue Dinge bilden können“. Für Anaximander war dies eine Naturgerechtigkeit (Naturgesetz!). Alles in der Natur, jedes Wesen, jede Kreatur, das sich an den Vorräten der Natur bedient, muss diese Einnahmen wieder an die Natur zurückgeben. Alles was in der Natur eine eigene Form annimmt, muss irgendwann einer anderen Form Platz machen. Nachdem der menschliche Geist in der Evolution entstanden war, ging vom Menschen eine neue negative Evolution aus, in der er sich die Erde „untertan machte“. Wir haben die Natur verlassen, wir haben uns gegen sie gestellt, jetzt stellt sie sich gegen uns.

hukwa