Mittwoch, 1. Juli 2020

Mauerbienen und Mauerpflanzen in Trippstadt


Die Ökologie beschreibt eine dynamische und verwobene Welt der Beziehungen. Gewollt oder ungewollt spielen auch wir unsere Rolle in diesem Netzwerk, sind Verursacher oder Betroffene.
Trippstadt verfügt nicht nur über zahlreiche Trockenmauern außerhalb des Ortes sondern auch über eine große Anzahl von Sandsteinmauern innerhalb der Ortschaft. Diese zum Teil sehr alte Mauern beherbergen eine reiche Artenvielfalt, die sich auf diesen besonderen Lebensraum eingestellt haben.

Fotos©UteKW

In vielen Mauerritzen rankt der zierliche Mauerrauten-Farn, Zimbelkraut und Mauerpfeffer finden sich ebenso. Efeu und Wilder Wein klettern an den Wänden hoch. Vor allem im Efeu sammeln sich gerne Vögel zum Schlafen, weil er ein geschützter Schlafplatz ist.
Das gilt vor allem für Mauern an den Wald- und Feldrändern. Die alten Steine sind nicht nur heimatgeschichtlich interessant, sondern zwischen ihnen, in zahllosen Ritzen und Fugen befinden sich die Wohnstätten von Eidechsen und anderen Kleintieren.
An diesen Mauern finden sich auch Wildbienen ein. In Trippstadt findet sich noch recht häufig die „Mauerbiene“ (Osmia rufa). Sie bewohnt vorhandene Hohlräume in Mauerfugen oder besiedelt verlassene Fraß- und Bohrlöcher anderer Insekten in Zaun und Weidepfählen. Nach dem Eintragen von Pollen als Nahrungsvorrat für die später dort aufwachsenden Larven und der Eiablage mauert diese Wildbienenart mit einer Art Mörtel, bestehend aus Lehm und ihrem Speichelsekret, die Brutkammer zu. Anschließend legt sie die nächste Zelle an, dann wird das Nest der einzeln lebenden Biene endgültig vermauert.
Ideal für diese Wildbienen sind Mauern an Wegrändern bei denen Wildblumen wachsen, so dass sie die Nahrung vor der „Haustür“ finden.
Die „Zweifarbmauerbiene“ (Osmia bicolor) baut ihre Wohnung in alte, leere Schneckenhäuser in denen sie ihren Pollenvorrat anlegt. Sie sammelt diese wie alle Mauerbienen nicht mit den Beinen, wie unsere Honigbiene, sondern mit dem Bauch, deshalb nennt man diese Wildbienenart auch „Bauchsammlerbienen“. Beide Arten Osmia rufa und Osmia bicolor finden sich in Trippstadt im Schlosspark sowie an den Felsen der Burgruine Wilenstein.
An verschiedenen Trippstadter Altmauern, wie beim alten Kindergarten, finden sich Brombeerbüsche, hier lebt die Lehm-Pillenwespe (Odynerus laevipes). Sie zeigt eine den Mauerbienen ähnliche Nestbauweise.
Im Gegensatz zu den Wildbienen ist sie ein Raubinsekt und trägt für ihre Brut gelähmte Beutetiere heim. In einer Brutzelle im hohlen Brombeerstengel bringt sie fünf bis sechs Raupen ein, die sie durch einen Stich gelähmt hat. So wird der Nahrungsvorrat für die Larven immer frisch gehalten. Den Brombeerstengel mörtelt sie zu.
An der „Pletschenmauer“ findet man die Kreiselwespe. Sie braucht ein offenes Areal mit Mauern und Verbuschung. Ihre Höhle baut sie am Boden. Im Gegensatz zu anderen Wespenarten betreibt sie aktive Brutpflege. Der Erdbau wird immer wieder aufgegraben und mit frischen Schwebefliegen die sie erbeutet bestückt. Auch diese Art wird immer seltener da es oft an geeigneten Nistmöglichkeiten fehlt.

Ein weiterer Bewohner der Trippstadter Trockenmauern ist die Steinhummel (Bombus lapidarus) sie beginnt im Frühjahr mit dem Nestbau und im Spätsommer ist ein Staat entstanden der bis zu 300 Einwohner haben kann.
Für Wildbienen und seltene Wespenarten wie die hier beschriebenen ist es wichtig, dass man an Wegböschungen, Trockenmauern und Rainen auch über Winter einen Teil der dort wachsenden Pflanzen überwintern lässt, damit ihre Brut im darauffolgenden Frühjahr ausfliegen kann. Wenn diese sensiblen Ökonischen dem grauen Beton und Einheitsgrün weichen müssen, sieht die Zukunft unserer Kleinlebewesen düster aus.
 hukwa