Die
Ökologie beschreibt eine dynamische und verwobene Welt der
Beziehungen. Gewollt oder ungewollt spielen auch wir unsere Rolle in
diesem Netzwerk, sind Verursacher oder Betroffene.
Trippstadt
verfügt nicht nur über zahlreiche Trockenmauern außerhalb des
Ortes sondern auch über eine große Anzahl von Sandsteinmauern
innerhalb der Ortschaft. Diese zum Teil sehr alte Mauern beherbergen
eine reiche Artenvielfalt, die sich auf diesen besonderen Lebensraum
eingestellt haben.
Fotos©UteKW |
In
vielen Mauerritzen rankt der zierliche Mauerrauten-Farn, Zimbelkraut
und Mauerpfeffer finden sich ebenso. Efeu und Wilder Wein klettern an
den Wänden hoch. Vor allem im Efeu sammeln sich gerne Vögel zum
Schlafen, weil er ein geschützter Schlafplatz ist.
Das
gilt vor allem für Mauern an den Wald- und Feldrändern. Die alten
Steine sind nicht nur heimatgeschichtlich interessant, sondern
zwischen ihnen, in zahllosen Ritzen und Fugen befinden sich die
Wohnstätten von Eidechsen und anderen Kleintieren.
An
diesen Mauern finden sich auch Wildbienen ein. In Trippstadt findet
sich noch recht häufig die „Mauerbiene“ (Osmia rufa). Sie
bewohnt vorhandene Hohlräume in Mauerfugen oder besiedelt verlassene
Fraß- und Bohrlöcher anderer Insekten in Zaun und Weidepfählen.
Nach dem Eintragen von Pollen als Nahrungsvorrat für die später
dort aufwachsenden Larven und der Eiablage mauert diese Wildbienenart
mit einer Art Mörtel, bestehend aus Lehm und ihrem Speichelsekret,
die Brutkammer zu. Anschließend legt sie die nächste Zelle an, dann
wird das Nest der einzeln lebenden Biene endgültig vermauert.
Ideal
für diese Wildbienen sind Mauern an Wegrändern bei denen Wildblumen
wachsen, so dass sie die Nahrung vor der „Haustür“ finden.
Die
„Zweifarbmauerbiene“ (Osmia bicolor) baut ihre Wohnung in alte,
leere Schneckenhäuser in denen sie ihren Pollenvorrat anlegt. Sie
sammelt diese wie alle Mauerbienen nicht mit den Beinen, wie unsere
Honigbiene, sondern mit dem Bauch, deshalb nennt man diese
Wildbienenart auch „Bauchsammlerbienen“. Beide Arten Osmia rufa
und Osmia bicolor finden sich in Trippstadt im Schlosspark sowie an
den Felsen der Burgruine Wilenstein.
An
verschiedenen Trippstadter Altmauern, wie beim alten Kindergarten,
finden sich Brombeerbüsche, hier lebt die Lehm-Pillenwespe (Odynerus
laevipes). Sie zeigt eine den Mauerbienen ähnliche Nestbauweise.
Im
Gegensatz zu den Wildbienen ist sie ein Raubinsekt und trägt für
ihre Brut gelähmte Beutetiere heim. In einer Brutzelle im hohlen
Brombeerstengel bringt sie fünf bis sechs Raupen ein, die sie durch
einen Stich gelähmt hat. So wird der Nahrungsvorrat für die Larven
immer frisch gehalten. Den Brombeerstengel mörtelt sie zu.
An
der „Pletschenmauer“ findet man die Kreiselwespe. Sie braucht ein
offenes Areal mit Mauern und Verbuschung. Ihre Höhle baut sie am
Boden. Im Gegensatz zu anderen Wespenarten betreibt sie aktive
Brutpflege. Der Erdbau wird immer wieder aufgegraben und mit frischen
Schwebefliegen die sie erbeutet bestückt. Auch diese Art wird immer
seltener da es oft an geeigneten Nistmöglichkeiten fehlt.
Ein
weiterer Bewohner der Trippstadter Trockenmauern ist die Steinhummel
(Bombus lapidarus) sie beginnt im Frühjahr mit dem Nestbau und im
Spätsommer ist ein Staat entstanden der bis zu 300 Einwohner haben
kann.
Für
Wildbienen und seltene Wespenarten wie die hier beschriebenen ist es
wichtig, dass man an Wegböschungen, Trockenmauern und Rainen auch
über Winter einen Teil der dort wachsenden Pflanzen überwintern
lässt, damit ihre Brut im darauffolgenden Frühjahr ausfliegen kann.
Wenn diese sensiblen Ökonischen dem grauen Beton und Einheitsgrün
weichen müssen, sieht die Zukunft unserer Kleinlebewesen düster
aus.
hukwa