Samstag, 25. Februar 2012

Aufbruch ins Wunderland

„Ich habe seltsame und geheimnisvolle Dinge erlebt“, sagte sie zu ihrer Schwester.

„Die sind alle nicht wirklich und auch nicht wahr“, antwortete ihre Schwester.

„Nein, wirklich und wahr sind sie vielleicht nicht“, sagte Alice,

„aber erlebt habe ich sie trotzdem“.

Im Verlauf ihrer abenteuerlichen Erforschung der zu Verrücktwerden widersprüchlichen Welt unterhalb des alltäglichen Bewusstseins erlebt Alice ein ums andere Mal, wie die Dinge auf den Kopf gestellt werden. Ihre gewohnte Einstellung zum Leben scheint Stück für Stück in sich zusammenzufallen. Ihre fehlgeschlagene Versuche , die Regeln der Realität im gesetzlosen Wunderland zu erfahren, bilden für den Leser eine metaphorische Parallele, in der er die zwangsläufig vergebliche Suche nach dem Sinn seines eigenen Lebens erfährt. Das Wunderland ist ein Ort, wo sich die alltäglichen Voraussetzungen, auf die wir gewöhnlich bauen, als leere Illusionen erweisen. Hier reden Tiere. Leblose Dinge haben eine Persönlichkeit, Sein und Seiendes gehen eine Hochzeit ein. Gegenstände und Symbole sind austauschbar. Unsere vertraute Vorstellungen erweisen sich als ungültig und lächerlich, und die Logik führt meist zu falschen Schlüssen. Sobald sich Alice nicht mehr darauf verlassen kann, dass ihre Überzeugungen einen Sinn ergeben, merkt sie, das sie mit dem Verlust der Geborgenheit auch ihre Identität verliert. Durch ihre Abenteuer hallt stets die gleiche qualvolle und verwirrende Frage: „Aber wer bin ich denn“?

Und diese Frage ist wohl eine der wichtigsten die man sich im Leben stellen sollte und nach Möglichkeit auch selbst beantworten sollte.

hukwa