Gedanken zu Heraklit Dschuang Dsi und Giordano Bruno
„Dschuang Dsi lässt sich wohl äußerlich einreihen unter die Denker des objektiven Idealismus. Er ist ein Glied in der großen Kette, die im westlichen Denken durch die Namen Heraklit, Bruno, Spinoza, Goethe, Schelling, Schopenhauer und Schleiermacher bezeichnet wird. Aber seine eigentliche Bedeutung beruht nicht darauf, dass er eine Weltanschauung vermittelt- im Gegenteil er will gerade die Weltanschauung zur Ruhe bringen- sondern darin, dass er zu dem zentralen Erlebnis führen will, das jenseits des Denkens liegt und von der Wissenschaft nur unvollkommen erfasst wird.“ (Richard Wilhelm).
Obwohl die westliche Welt seit über fünf Jahrzehnten mit dem religionsphilosophischen Schrifttum des Ostens konfrontiert und regelrecht überschwemmt wird, fällt es dem westlichen Menschen schwer das Tao zu begreifen, weil eben der Sinn des Taos im Unbegreiflichen, im jenseits von Denken beheimatet ist. Es sind Heraklit und Giordano Bruno die von den abendlichen Denkern Dschuang Dsi und Lao Tse in ihrem philosophischen Denken am nächsten verwandt sind.
Jochen Kirchhoff schrieb einmal „über die Notwendigkeit Giordano Bruno zu verstehen“, ein Vorschlag den ich selbst nur weitergeben kann. Brunos Philosophie ist eine Philosophie des kosmischen Seins und seine Gedanken sind heute aktueller denn je. Ja, mir scheint als hätte Bruno nicht für das 15. und 16. Jahrhundert geschrieben sondern für das 21.Jahrhundert. Bruno der am 14. Februar 1600 als „Fürst der Ketzer“ von der Kirche verbrannt wurde war der erste kosmologische Philosoph des Abendlandes.
„Schon im Ansatz seines Denkens verknüpft Bruno die Weitung des kosmischen Horizonts ins Unendliche mit der Vision eines neuen Menschentums jenseits der irdischen Begrenztheiten und Projektionen.“ (Kirchhoff).
Was unsere abendländische Kultur entwickelt hat, ist die Welt des Begrenzbaren, die christliche Kultur hatte nie die Begabung für das Unendliche, das Unbegrenzbare, das Eine, das dass Tao der Taoisten repräsentiert, als auch die Monas Giordano Brunos.
„Hier werden wir den wahren Weg zur wahren Sittlichkeit finden, werden lernen, hochherzige Verächter aller Dinge zu sein, welche kindisches Denken hochschätzt und werden größer sein als selbst jene die der blinde Pöbel als Götter verehrt, als wahrhafte Forscher der Geschichte der Natur, die in uns selbst geschrieben steht, und als gehorsame Befolger der göttlichen Gesetze welche dem Zentrum unseres Herzens eingemeißelt sind.“ (G. Bruno).
Die Welt des begrenzten ist die der Stagnation, des Mangels, des Streitens, der christlichen Dogmatik, des Habens und Anhäufens. Die Welt des Dschuang Dsi, des Heraklit und die von Bruno ist die Welt der Unbegrenztheiten, des Fließens, des Tao, es ist die Welt des kosmischen Seins.
„Das ist die Philosophie, welche die Sinne auftut, den Geist befriedigt, den Verstand erweitert und den Menschen zur wahren Glückseligkeit zurückführt,“ schrieb Bruno, der Satz könnte auch von Heraklit und Dschuang Dsi stammen.
„so werden wir doch, wenn wir das Sein und wesen dessen tiefer erwägen, in dem wir unwandelbar sind, finden, dass es nicht nur für uns, sondern überhaupt für keine wahre Substanz einen Tod gibt, das im wahren Sinne nichts vergeht, sondern das jegliches durch den unendlichen Raum dahinwallend nur sein Angesicht ändert“, schreibt Bruno.
Nur in den Tiefen unseres Seins erfahren wir das Eine, die gemeinsame Wurzel aller Erscheinungen, dies zu erfahren ist der Sinn des menschlichen Daseins.
hukwa