Donnerstag, 11. Juni 2009

Erdlied

Hoooow
und wieder stehe ich hier
an einem frühen graniteren morgen
bereit zu singen die krähenfeder zu ergreifen
meine gesänge niederschreibend
im osten geht die sonne auf
ich bin bereit
meine knochen aus meinem leibe zu brechen
die haut meines körpers in fetzen zu schneiden
aus knochen und haut eine trommel zu spannen
mein pochendes herz hinein zu legen
und mein hirn den jungen amseln in ihr nest zu geben
ich ziehe den erdigen geruch von salbei und baldrian in mich ein
greife nach einem harzigen kiefernspann
der an meinen händen kleben bleibt
setze mich ins feuchte gras
der der körper meiner allmutter ist
dieses gedicht nun niederschreibend:
hoooow
weit über den horizont hinaus
erde und himmel vereinend
hoooooooooow
treibst du hervor
die feinheiten der erde
in dir kann nichts auch gar nichts verderben
ausser dem menschen deinem fehlschlag
du bist die einzige die uralte
warst dabei als gebirge sich staffelten
flüsse und täler entstanden
am morgen der gezeiten
warst du die einzige zeugin
warst
lava glut asche regen
du bist die höchste subtilität der natur
die mutter alles organischen
mutterorganismus
farbenspiel und lichtgefunkel
erd und felsmutter
feld und waldmutter
die nach lichtleben drängt
bist eine perle im ozean
die einzige quelle in der savanne
du bist
ostara freya frigga
du bist
die mutter aller mütter
du bist gaia
die älteste
keine angst keine angst
rufst du jenen wenigen zu
die nicht deine fehlschläge sind
nicht der war es der sprach in der wüste
du warst es die dort sprach
so anders als überliefert
und du siehst das unrecht das unter deiner sonne geschieht
und siehe da waren die tränen jener
die unrecht litten und keine tröstung fanden
und die ihnen und DIR unrecht tun sind noch zu mächtig
so das sie keinen tröster bekommen können
da lobtest du die toten die schon gegangen sind
mehr als die lebendigen die noch das leben haben
und sich wie geschwüre in dich fressen
hoooooow
künderin des neuen lebens
essenz von pflanzensäften
saatgrund des lebens
aus erde wasser feuer luft
bist du
die mutter aller mütter
große schwangere erdmutter
wir entsprangen deinem schoße
gebärerin in schöpfungslust
weist du den meeren die stunden der flut
sphärenmusik die aus den drosseleiern klingt
lausche ich dem lied
das aus dir dringt
es gibt kein verlöschen nur ein neues bewusst werden
ich suche die blüte den schößling die ähre den samen das ameisenei
schmetterling und käfer
gabst du mir als schwestern und brüder
bäume als vettern
ich bin dein kind
ein säugling meiner allmutter
so streich ich durch deine wälder und felder
versunken im glühenden sein
im dasein zur allmutter
in königlicher einsamkeit
dräng mich durch deine unermesslichen räume
verfolgst mich in meinen träumen
bin ich
protoplasma monade mikrobe atom bin ewigkeit
bin pirscher in endloser nacht
erwachter fels am morgen
das geckern des eichhorn im fichtenstamm
im distelfink lied bin ich mit drin
echsenhaut und schwanentraum
saugender der unermeßlichkeit
wanderer war ich in der milchstrasse
raum der in bewegung ist
und sohn der
unbeweglichen bewegerin
verwandelter und ätherlicht
eine träne die in den ozean tropft
o mutter aller mütter
ich schaue dich
keine angst keine angst meine kinder keine angst
rufst du uns zu
ich bin erschaffen um weiter zu schaffen.
hukwa